NEIN! Vor Mila stand ihr niedergebranntes Zuhause! Es war nur noch eine Ruine. Mila hielt eine Passantin auf. „Entschuldigung, was ist in dem Haus passiert?“ Mila deutete auf ihr Haus. „Tragisch nicht wahr. Ich kannte das Ehepaar nur einige Wochen. Ich bin neu hier her gezogen. Sie waren sehr nette Menschen“, sagte die Frau mit trauriger Stimme. „Waren?“, piepste Mila. „Ja. Sie sind beide in dem Feuer um ihr Leben gekommen.“ Tränen liefen Mila die Wangen runter. Sie sank auf die Knie. „Nein“, brachte sie raus. Die Frau beugte sich runter. „Mein liebes Kind, kanntest du sie?“ Mila nickte. „Mein aufrichtiges Beileid.“ „Und…und ihre Tochter?“ Die Frau seufzte tief. „Von ihr fehlt jede Spur. Die Polizei ist ratlos. Woher kennst du das Mädchen?“ „Sie ist wie eine Schwester“, murmelte Mila über sich selbst. „Wie?“, fragte sie die Frau. „Die Polizei geht von Brandstiftung aus aber sie haben keine Beweise.“ Ein mulmiges Gefühl breitete sich in Milas Bauch aus. Sie rappelte sich auf und rannte auf ihr Haus zu. Zumindest was noch davon übrig geblieben war. Sie betrat es und lief den Flur entlang. Sie schluchzte immer wieder. Sie ging in das ehemalige Wohnzimmer. Sie fand ein verkohltes Bild von sich und ihren Eltern. Sie hob es auf. Tränen tropften darauf. Sie hatte ihre Eltern allein gelassen und jetzt waren sie tot. Sie war eine schreckliche Tochter. Die nicht einmal bei ihrer Beerdigung da gewesen war. Erneut sank sie auf die Knie und drückte das Foto an ihre Brust. Dann weinte sie ohne Hemmungen. Der ganze Frust, Ärger, Angst, sie flossen mit ihren Tränen von ihr. Stattdessen stieg Wut in ihr auf. Mila sah auf die magische Armbanduhr, die Mika ihr gegeben hatte. In einer Stunde, musste sie wieder in Chandrick sein. Also rappelte sie sich auf, wischte sich die Tränen fort und machte sich auf den Weg zum Friedhof. Das Foto immer noch fest in der Hand. Sie hielt einen Taxi an. „Zum westlichen Friedhof“, sagte sie, als sie eingestiegen war. Der Taxifahrer sah sie mitfühlend an. Dann fuhr er los. Mila sah auf den Display von ihrem Handy. Ihre Mascara war völlig verlaufen, man konnte noch die Tränenspuren sehen und ihre Nasenspitze war rot. Bis zum Friedhof dauerte es fünfzehn Minuten. Sie sah auf den Taxameter und bemerkte, dass sie gar nicht gelaufen war. „Wieviel schulde ich Ihnen?“, fragte sie den Taxifahrer. „Es ist meine Schuld, dass es nicht gelaufen ist. Also ist die Fahr umsonst. Soll ich hier warten?“ „Nein aber danke.“ Mila stieg mit einem gezwungen Lächeln aus und betrat das Friedhof. Sie lief eine Weile an vielen Gräbern vorbei. Als sie dann die Namen ihrer Eltern auf den Grabsteinen sah, brach sie erneut in Tränen aus und legte sich zwischen beide Gräber. „Mummy, Daddy. Bitte verlasst mich nicht. Kommt zu mir zurück. Ich kann nicht ohne euch leben.“ Sie strich über die Erde und las das Todesdatum. Vierzehnter September 2017. „Mummy, ich liebe dich. Daddy nenn mich doch wieder Prinzessin und Mummy du mich Spatz. Bitte. Ich will euch nicht verlieren.“ Aber die bittere Wahrheit war, das hatte sie. In dem Moment, als sie beschlossen hatte, nach Chandrick zu gehen. Dann fing die Armbanduhr an zu piepsen. „Ich muss jetzt gehen Mummy. Daddy du bist bestimmt stolz auf mich, ich rette eine Welt, weißt du.“ Sie stand auf. „Habt eine schützende Hand über mich.“ Mila sah sich um und als niemand zu sehen war, öffnete sie einen Portal nach Chandrick.