„Scheiße, was ist hier passiert?“, rief Flanna als sie bei den anderen ankamen. „Großer Gott“, Freyjas Augen weiteten sich, als sie König Mathis sah. Ihr Blick wanderte weiter zu Mila. Sie holte scharf Luft. Mila, mit einem blauen Auge, einer Blutspur an ihrer Augenbraue, ihr tränenverschmiertes Gesicht, völlig dreckige Klamotten und ihre zerrsausten Haare. Ihre Hände waren ebenfalls mit Blut verschmiert. Sie hatte versucht, die Blutung zu stoppen. Mika kam ebenfalls zu ihnen und kniete sich vor König Mathis. Er legte seine flache Hand auf König Mathis‘ Brust und schloss die Augen. Das Blut verschwand von seinen Klamotten. Dann sah Mika Mila an. „Gib mir deine Hände.“ Mila legte ihre zitternden Hände in Mikas. Er murmelte ein paar Wörter und das ganze Blut auf Mila verschwand. Die Wunden blieben aber. „Danke“, sagte Mila mit brüchiger Stimme. „Komm ich helfe dir auf.“ Mila ließ sich von Coilin helfen. Daraufhin wurde sie von Jack in seine Arme gezogen. Er stellte sich so hin, dass sie mit dem Rücken zu ihrem Vater war. Er strich ihr beruhigend über den Rücken. „Wenn wir zuhause sind, wird alles besser.“ Nun fing Mila erneut an zu weinen. Ihre leiblichen Eltern und ihre Adoptiveltern waren tot. Jack sah über Milas Schulter hinweg Coilin an, der ihm Zeichen gab, nichts mehr zu sagen. Jack sah ihn fragend an. Dann formte Coilin mit seinen Lippen gestorben. Jack fiel die Kinnlade herunter und er riss die Augen auf. „Meine Eltern sind tot“, schluchzte Mila an seiner Brust. Jack schloss die Augen und drückte sie näher an seine Brust. „Ich bin bei dir“, flüsterte er an ihrem Haar. Sie nickte und sah ihn dann an. „Du gehst aber nachhause. Ich öffne ein Portal, dann bist du in Sicherheit.“ Jack schüttelte seinen Kopf. „Nein, ich gehe nicht. Ich lasse dich niemals alleine.“ „Jack…“ „Vergiss es Mila. Ich gehe nicht.“ „Was ist mit Senna, müssen wir noch mit ihr rechnen?“, fragte Coilin. „Nein, sie kommt uns nie wieder in die Quere.“ Coilin runzelte die Stirn. „Warum bist du dir da so sicher?“ „Weil sie tot ist.“ „Wie denn das?“, fragte Ayla. „Es war Jack. Ihre Blitze sind an ihm abgeprallt und haben sie getroffen.“ Milas Augen weiteten sich. Coilin sah Jack verblüfft an. „Die Blitze haben dir nicht geschadet?“ „Ich lebe ja noch. Aber wir müssen weiter, wenn wir im Zeitplan bleiben wollen.“ „Jack hat Recht.“ Mila sah Mika an. „Wir können meinen Vater nicht hier so zurück lassen.“ „Ich habe einen Zauber über ihn gelegt. Niemand außer uns kann ihn sehen. Und sobald wir fertig sind, werden wir ihn auf traditionelle Weise beerdigen. Das verspreche ich.“ Mila nickte und sah, wie Mika ihn in Luft auflösen ließ. „Dann mal los.“ Mila hob ihren Bogen auf und lief in der Mitte. Jack links von ihr und Coilin rechts. Neben Jack lief Flanna und neben Coilin Mika. Neben Flanna lief ihre Schwester und neben Mika lief Niall. Neben Niall lief Ayla. Zusammen liefen sie durch das Haupttor. Kaum hatten sie die Unterstadt betreten, kamen Männer auf sie zu gestürmt. Mila nahm einen Pfeil aus ihrem Köcher und legte es an. Sie spannte die Sehne an und ließ anschließend los. Sie traf einen Mann. Schon flog der nächste Pfeil los. Jack zückte sein Schwert und parierte einen Schlag, drehte sich einmal um seine eigene Achse und schlitze die Brust des Mannes auf. Bei dem Nächsten machte er einen Ausfallschritt und traf auch diesen geschickt. Coilin machte ähnlichen Prozess. Beide gaben sich Rückendeckung. Das Mila das auch noch erleben würde, hätte sie nie gedacht. Flanna kauerte hinter einer Mauer und schoss von dort aus ihre Pfeile. Freyja bändigte aus Erde einen Käfig und sperrte gleich fünf Männer auf einmal ein. Niall kämpfte an der Mauer und gab somit Flanna Rückendeckung. Ayla stürmte auf die Männer zu. Sie war wie ein Ninja. Ihr Kampfstil, erinnerte sie an das von White Cannary. Und immer wenn es möglich war, stieß sie einen Dolch in bestimmte Stellen an den Oberkörpern oder den Kniekehlen von den Männern, sodass sie sofort zu Boden gingen. Mila half ihr, indem sie einige mit ihrem Pfeil von Ayla fernhielt. „Mika! Ich brauche neue Pfeile!“, schrie Mila. Mika, der gerade durch einen Zauber, vier Männer auf einmal durch die Luft geschleudert hatte, rannte auf sie zu. Er murmelte etwas und ein Köcher erschien vor Mila. „Das ist ein Zauberköcher. Die Pfeile enden nie.“ „Krass danke.“ Sie tauschte die Köcher aus und legte den Pfeil an. Egal wie viele sie mit ihren Pfeilen traf, wie viele Jack und Coilin ausschalteten, wie viele Freyja einsperrte, wie viele Flanna und Niall trafen, wie viele Ayla ausschaltete, es wurden einfach nicht weniger. „So kommen wir nicht weiter!“, rief Mila und sah sich um. „Wir nehmen eine Abkürzung. Mika, errichte ein Schutzschild, Freyja kessele alle ein. Ich öffne ein Portal, und dieser bringt uns dann direkt ins Königspalast.“ „Bist du dir sicher? Was ist wenn es wieder so endet wie letztes Mal?“, schrie Coilin und zog sein Schwert aus einem der Männer. „Wird es nicht. Los jetzt!“ Mika errichtete ein Schutzschild und Freyja kesselte alle Männer ein. Im selben Moment öffnete Mila ein Portal. „Springt durch.“ Ayla sprang als Erste durch. Flanna und Niall rannten von der Mauer weg und sprangen durch. Jack folgte ihnen. Dann Coilin. Freyja sprang hinter Coilin und Mika folgte ihm. Als sich das Schutzschild auflöste, sprang Mila durch und das Portal schloss sich hinter ihr. Wie schon früher, fing Coilin sie auf. „Wo sind wir hier?“, fragte er sie. Jack leuchtete mit einer Taschenlampe. „Wir sind im Verließ. Kommt, ich kenne den Weg hier raus.“ „Du warst hier eingesperrt, habe ich recht?“ Coilin hielt sie am Handgelenk fest. „Ja. Es war ein Fehler von ihnen mich mit offenen Augen hier runter zu bringen.“ Mila befreite sich aus Coilins Griff und lief voraus. Sie gelangten ohne Probleme nach oben. Im großen Flur warteten aber schon Wachen auf sie. „Die geben wohl nie nach“, murmelte Jack. „Anton ist im großen Saal. Dort müssen wir hin.“ „Woher weißt du das?“, fragte Flanna Mila. „Weil ich ihn dort das erste Mal gesehen habe.“ „Dann mal los.“ „Ich verschaffe uns Zeit.“ Mika sprach eine Formel aus und die Wachen kippten um. „Was war denn das?“, fragte Freyja. „Sind sie tot?“, diesmal war es Ayla, die fragte. „Nein, sie schlafen bloß. Aber das hält nicht lange. Wir müssen uns also beeilen.“ Die anderen nickten und rannten Richtung Saal. Vor den Türen stand niemand. „Da stimmt etwas nicht.“ „Niall hat recht. Hier müssten Wachen stehen“, gab Mila ihm recht. „Macht euch darauf gefasst, dass hinter der Tür, die ganzen Wachen stehen“, sagte Coilin. Mika nickte und stieß mit einem Zauber die Tür auf. Coilin hatte recht behalten. Die Wachen standen im Saal. Es waren um die vier Dutzend Männer. Und ganz hinten, auf dem Thron saß er. Anton. Neben ihm saß die Portalöffnerin Kelly. „Es stimmt also.“ Coilins Blick verdunkelte sich. „Tötet sie. Aber lasst Coilin mir übrig“, sagte Anton mit rauer Stimme. Sie wurden von allen Seiten angegriffen. Mila brauchte irgendeine Möglichkeit, um von weiter oben zu schießen. „Freyja!“ Sie verstand und bändigte einen Felsen aus dem Boden. Direkt unter Milas Füßen. Sie ging in die Höhe und spannte bereits die Sehne von ihrem Bogen an. Flanna bekam ebenfalls einen Felsen auf der anderen Seite des Saals. Die ganzen Männer konnten sie unmöglich besiegen. Sie sah zu spät, wie einer der Männer ein Pfeil auf sie schoss. Keine Chance zu entkommen. Aber auf einmal tauchte jemand vor ihr auf und wehrte den Pfeil mit einem grün schimmernden Schild ab. Dieser Jemand konnte fliegen. Sie wehrte zwei weitere Pfeile ab, streckte die Hand aus und bändigte einen Luftwirbel. „Danke.“ Die Fee nickte bloß und flog runter, entwaffnete fünf Männer und bändigte einen Luftstoß, sodass weitere vier Männer von dem Boden gefegt wurden. Da sah auch Mila die anderen. Amon, Caitlin, Lydia, Emeraude und Aurora. Jetzt hatten sie eine Chance, und das entging auch Anton nicht. Mila sah, wie Kelly dabei war, ein Portal zu öffnen. Sie sprang von dem Felsen runter. „Coilin!“ Er sah zu ihr. Sie formte mit den Lippen Anton und rannte los. Coilin folgte ihr. Das Portal öffnete sich und Anton trat als Erster durch. Keira folgte ihm und bevor Kelly durch gehen konnte, zerrte Caitlin, die wie aus dem Nichts gekommen war, Kelly zurück. Mila sprang durch das Portal und Coilin folgte ihr.