Sie schreckte auf und wusste zuerst gar nicht, wo genau sie sich befand. Sogleich kehrten wieder alle Erinnerungen, an das was in den letzten Stunden passiert war, wie finstere Schatten zurück. Sie hatte diesen Unfall gehabt und nun lag sie mit einem Schleudertrauma und neu erwachenden Ängsten hier.
Ihre Gedanken schweiften zu dem Kampf mit dieser schrecklichen Medusa zurück und sie merkte, dass sie sich kein Stück besser, sondern eher noch elender fühlte. Ein Gefühl von Schwäche und Schwermut bemächtige sich ihrer. Sie fühlte sich wie nach einem Boxkampf und ihr Nacken schmerzte erneut ziemlich stark.
Sie klingelte, um die Schwester um eine Medikament gegen die Schmerzen zu bitten.
Zwar vergingen dann die Schmerzen, aber schlafen konnte sie trotzdem nicht. Sie begann wieder darüber nachzudenken, was sie alles noch erwarten würde und ihr Gedanken Karussell begann sich wieder wild zu drehen.
Schliesslich ging sie zum Fenster und schaute hinaus. Sie sah die vielen Lichter der Stadt unter sich und spürte, dass diese ihr doch keinerlei Trost brachten. Sonst hatten ihr das Herabschauen auf diese Lichter, stets das Gefühl gegebe, beschützt zu sein. All diese Lichter, sie wurden von der göttlichen Allmacht gesehen und jedes dieser Lichter, war in den Augen dieser Allmacht, gleichermassen wertvoll.
Sie hatte sich das immer gerne vor Augen geführt und das Gefühl, auch eins dieser Lichter zu sein, die vom Himmel herab gesehen wurden, hatte ihr stets sehr geholfen. Doch waren diese Lichter schlussendlich wirklich alle gleich wertvoll? In den Augen des Göttlichen vielleicht, doch in der Welt der Vergänglichkeit, gab es immer noch dieses Wertedenken. Es gab immer Lichter, die weniger Wert waren. Sie war wohl eins dieser Lichter. Zumindest hatten viele Menschen ihr in ihrem Leben dieses Gefühl vermittelt. Sie war einst in der Schule gemobbt worden und auch in der Familie, hatte sie sich doch nie so wirklich daheim gefühlt. Manchmal glaubte sie gar nicht dazu zu gehören. Diese Leute… sie waren ihr alle irgendwie fremd. Sie hätten es niemals verstanden, wenn sie ihnen von ihren eindrücklichen Reisen in die Zwischenwelt erzählt hätte. Sie hätten sie höchstens für verrückt erklärt, oder ihr einreden wollen, dass all das hier Blödsinn war. Ihre Mutter hatte ihr oft gesagt, dass sie mit beiden Füssen fest auf dem Boden stehen müsse, da war kein Raum gewesen, für solch abgehobene Reisen, in andere Sphären. Der einzige der sie verstand, war Nathaniel und seine Eltern waren auch offener für solche Dinge, weil sie selbst sehr spirituelle Leute waren.
Eigentlich war es doch ein Hohn, dass Lea einen engeren Bezug zu ihren Schwiegereltern hatte, als zu ihren eigenen Eltern. Nun, ihr Vater war ja jetzt sowieso tot, es spielte keine Rolle mehr und ihre Mutter sah sie nur noch selten. Zwar hatte sie gehofft, nach ihrer Rückkehr aus ihrem Koma, die Beziehung zu ihrer Mutter wieder mehr aufnehmen zu können, doch der Kontakt verringerte sich wieder auf das Minimum, nachdem es Lea wieder besser ging. Das lag sicher nicht nur an ihrer Mutter, sondern auch an Lea selbst. Sie hatte einfach zu wenig Lust, mit ihrer Adoptivmutter den Kontakt aufzunehmen, besonders nachdem sie erfahren hatte, dass diese wenig Verständnis für ihren damaligen Zustand, vor einigen Jahren, aufgebracht hatte und ihr immer mal wieder versteckte Vorwürfe machte. Aber wie sollte es auch anders sein, denn auch Lea machte sich immer noch Vorwürfe, dass sie sich so weit hatte bringen lassen, von jener Brücke zu springen. Sie konnte es heute, da es ihr so viel besser ging, nicht mehr begreifen. Und doch… eine gewisse Schwermütigkeit, suchte sie immer mal wieder heim und dann erfasste sie erneut die Angst zu schwach zu sein, all die Erwartungen, die das Leben nun wieder an sie stellte, wahrlich erfüllen zu können. Es gab immer noch so viele Ängste in ihrem Leben und sie konnte immer noch viel zu wenig auf die göttliche Führung vertrauen, welche sie doch immer so wunderbar geleitet hatte. Okay… gerade fühlte sie sich mal wieder ziemlich im Stich gelassen, von dieser göttlichen Führung. Denn warum lud diese ihr wieder so viel Lasten auf? Aber durfte sie ihr die Schuld daran geben? Eigentlich war sie allein schuld, an diesen Entwicklungen. Und dafür hasste sie sich einmal mehr abgrundtief. Sie glaubte auf einmal wieder die Stimme der Löwenfrau zu hören, welche sagte: «Die Probleme, die du hast, sind doch eigentlich gar nicht so schlimm.» Doch was wusste diese Frau schon? Bei ihr war ja alles in bester Ordnung, sie führte das Leben, dass sie wollte, ohne Existenzängste haben zu müssen, weil sie einer unvergänglichen Welt angehörte, anders als es bei Lea der Fall war. Hier war alles viel schwieriger.
Das war manchmal so frustrierend.
«Dein Herz ist wieder völlig verschlossen, von deinem Zorn!» hörte Lea auf einmal eine Stimme in ihrem Inneren. Es war erneut der Greif aus ihrem Herzen, der zu ihr sprach. «Warum nur, lässt du mich so leiden, das ist für mich auch sehr anstrengend.»
Lea hielt stille Zwiesprache mit dem strahlenden Greif, welcher nun vor ihrem inneren Auge auftauchte. «Es tut mir leid, ich weiss ja, dass ich nicht so sein sollte. Aber… was soll ich machen? Ich fühle mich gerade echt verloren und es wird mir einmal mehr bewusst, dass man schlussendlich alle Probleme selbst lösen muss. Niemand kann sie für einem lösen.»
«Das muss auch nicht sein Lea. Es kommt einfach darauf an, wie du gewisse Probleme anschaust. Ob du deswegen gleich in Panik gerätst oder nicht. Du hast noch immer sehr schnell Panik, darum leidet dein Herz und damit auch ich.»
«Aber was soll ich machen?»
«Hab weiter Vertrauen, das alles sich zum Guten wenden wird.»
«Aber ich fühle mich so schrecklich allein! Ich muss immer wieder an meine Eltern denken und fühle mich so von ihnen im Stich gelassen. Meine Mutter meldet sich auch nie bei mir.»
«Willst du denn, dass sie sich meldet, oder vielleicht doch nicht?»
«Ja… nein… ach ich weiss nicht!»
«Die Löwenfrau hat schon recht, du machst die Probleme, die dir begegnen oft zu einem grösseren Problem, als sie es tatsächlich sind. Es gibt dafür doch eine Lösung. Vielleicht würde dir deine Mutter ja etwas unter die Arme greifen?»
«Darum bitte ich sie sicher nicht. Erstens, weil sie mir sowieso immer wieder Vorwürfe macht und zweitens, bin ich einfach zu stolz dazu. Vorher würde ich noch meine Tante fragen.»
«Das musst du schlussendlich selbst entscheiden. Jedenfalls, ich bin für dich da!»
«Das weiss ich, danke lieber Greif!»
Lea fühlte sich nun wieder ein wenig besser und legte sich nochmals hin. Schliesslich fand sie endlich wieder zu einem, wenn auch unruhigen Schlaf, zurück. Sie träumte von der strahlenden Löwenfrau und der schrecklichen Medusa, welche sich nun jedoch auf einmal verändert hatte. Sie sah nun etwas menschlicher aus, auch wenn sie noch immer diese vielen, schrecklichen Augen besass, die Lea auf Schritt und Tritt verfolgten…
6. Kapitel
Ein unerwarteter Besuch
Eine traurige Wahrheit
Am nächsten Tag ging es Lea zum Glück gesundheitlich schon etwas besser und sie hatte nicht mehr solche Schmerzen. Allerdings hiess es, sie müsse sicher noch bis Montag, unter Beobachtung bleiben. Am Morgen kamen Nathaniel und David auf Besuch. Es war ein Samstag. Sie blieben bis zum Mittag und versprachen dann am Abend nochmals vorbeizuschauen.
Als sie wieder gingen, fühle die Frau, einmal mehr, tiefe Leere in sich. Ihr war ausserdem langweilig hier im Spital. Sie kleidete sich an und wollte kurz hinunter in die Cafeteria, als es an die Tür klopfte. Erstaunt rief sie: «Herein!» Die Tür ging auf und vor ihr stand tatsächlich ihre Adoptivmutter Beatrix! Sie war bereits Mitte siebzig, hatte goldblond gefärbtes, kurzes Haar, graue Augen und war eher klein und kurvig gebaut.
«Mami?» rief Lea und spürte auf einmal grosse Freude in sich aufsteigen. «Du besuchst mich, was für eine schöne Überraschung!»
«Ich musste doch mal nach dir schauen Lea. Ich hörte durch Nathaniel von deinem Unfall.»
«Ja, das ist wirklich ziemlich blöd gelaufen.»
«Wie geht es dir?» fragte ihre Adoptivmutter, besorgter als erwartet. «Eigentlich schon wesentlich besser. Ich wollte gerade runter in die Cafeteria. Kommst du auch mit?»
«Ja, das wollte ich auch gerade vorschlagen. Geht es dir denn gut genug?» «Ja, es geht schon. Ich musst ausserdem mal aus diesem Zimmer raus. Es ist mir schrecklich langweilig.»
«Das verstehe ich!» Leas Mutter lächelte verständnisvoll und dann gingen die beiden Frauen hinunter in die Cafeteria.
«Du hattest einen Auffahrunfall?»
«Ja, ich war einen Moment lang unaufmerksam, weil ich die Brille aus der Tasche nehmen musste. Die Sicht war so schlecht und dann… ist es passiert.»
«Das tut mir sehr leid! Und du hast ein Schleudertrauma?» «Ja, ein ziemlich starkes. Sie haben einige Tests gemacht und ich muss sicher noch bis Montag hierbleiben.»
Leas Mutter nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und liess ihren Blick herumschweifen.
«Jedenfalls bist du hier sicher gut aufgehoben. Ich bin sehr froh, das nichts Schlimmeres passiert ist. Du hattest Glück im Unglück.»
Lea nickte. Ja eigentlich hatte sie wirklich Glück gehabt. Sie erwiderte: «Das stimmt. Zum Glück ist auch niemand anderer, ernsthaft zu Schaden gekommen, das hat mir Nathanael heute mitgeteilt. Doch das Auto ist hin und es wird sicher eine saftige Busse geben, wenn nicht sogar einen Ausweisentzug. Leider war ich die Verursacherin des Unfalls.»
Lea wartete darauf, dass ihre Mutter ihr wieder versteckte Vorwürfe machen würde, doch nichts dergleichen geschah. Ihre Mutter nickte ernst und sprach: «Das ist wirklich ziemlicher Mist. Ihr braucht doch wieder ein Auto.»
«Es wird schon auch mal ohne gehen,» wiegelte die jüngere Frau ab. «Aber das ist sicher sehr mühsam,» meinte Beatrix «zumal Nathaniel wegen der Arbeit darauf angewiesen ist. Auch zum Einkaufen für dich und wenn ihr mal irgendwo weiter entfernt, auf Besuch gehen wollt.»
«Wir schaffen das schon. Ich hoffe vor allem, dass die Busse nicht zu hoch ausfällt und dass die Versicherung auch für den Wagen vor mir aufkommt.» «Das wird sie bestimmt. Du bist ja bei derselben Autoversicherung, wie ich. Diese hat sich eigentlich immer grosszügig gezeigt und macht nicht so einen Wind um alles. Du hast ausserdem ja deine Privathaftpflicht. Mach dir darüber keine Sorgen.»
Lea war dankbar, dass ihre Mutter sie so ermutigte und sie spürte, dass sie sie wohl doch mehr liebte, als sie teilweise gedacht hatte.
«Vermutlich hast du recht. Und wegen den anderen Dingen, werden wir noch sehen.»
«Du bist ja nicht allein. Du hast ja noch mich und auch einen sehr guten Mann. Einen so grossartigen Mann zu haben, ist nicht selbstverständlich. Das hast du gut gemacht!»
Ein Lob von ihrer Mutter!? Lea konnte es kaum glauben.
«Ja, ich habe da wirklich besonders Glück.»
«Nicht alle Männer sind so lieb wie Nathanael. Mein jetziger Mann ist ein ziemlicher Pascha, trotzdem bin ich irgendwie noch immer in ihn verliebt. Auch wenn er manchmal ziemlich rüpelhaft sein kann, das weisst du ja selbst. Deinen Vater habe ich nie wirklich geliebt. Er hat es sicher gut gemeint, aber da war nie wirklich dieses Kribbeln. Er besass manchmal auch eine Art, die mir missfiel. Ich hätte ihn jedenfalls nicht heiraten sollen. Aber man wird erst mit den Jahren klüger. Auch in der zweiten Ehe, habe ich nicht dasselbe Glück wie du. Ich fand immer du hast dein Leben gut eingerichtet. Ich hätte es auch so machen sollen. Einen lieben Mann aussuchen und einfach nur ein Kind haben. Ich hätte ausserdem auf mein Innerstes hören und meine damalige grosse Liebe, heiraten sollen. Doch ich war irgendwie noch so jung und irgendwie war ich mir meines Wertes und der Werte meiner Gefühle, noch nicht im Klaren.
Das hat wohl auch mit einigen Erlebnissen zu tun, die ich einst vor meiner ersten Heirat hatte.» Lea schaute ihre Mutter erstaunt an. Konnte es wirklich sein, dass ihre Mutter ihr Leben als Vorbild nahm. Das hatte sie nicht gewusst. Und was meinte sie wohl mit diesen Erlebnissen?
«Komm wir gehen noch etwas an die frische Luft,» sprach Beatrix. Sie wirkte auf einmal blass und bekümmert. Lea nickte. Sie zahlten und gingen dann noch etwas im Spitalpark spazieren. Es war ein schöner Park mit grossen mächtigen Bäumen, einigen Bänken und bunten Blumenrabatten. Als die frische Luft ihre Lungen ausfüllte und sie eine Weile schweigend auf das Gezwitscher der Vögel gelauscht hatten, nahm Lea die Unterhaltung wieder auf. «Du hast von Erlebnissen, vor der Ehe mit Papi erzählt. Willst du weiter darüber sprechen?»
Beatrix seufzte dann sprach sie mit leicht gesenkter Stimme: «Aber es muss unbedingt unter uns bleiben, du darfst niemandem, wirklich niemandem, davon erzählen!»
«Klar, wenn du das so willst, dann halte ich mich natürlich daran.» «Nun gut. Setzen wir uns doch dort auf die Bank unter den beiden grossen Eschen dort.» Sie gingen zu der rot gestrichenen Bank und Lea schaute ihre Mutter erwartungsvoll an.
«Es war damals, als ich 18 Jahre alt war. Damals hatte mein Vater, welcher ja eine eigene, gut laufenden Firma besass, einen Geschäftspartner, welcher dachte, er bräuchte noch eine weibliche Begleitung, für eine Reise ins Ausland. Mein Vater meinte dann, dieser Geschäftspartner sei ein Ehrenmann und machte den Vorschlag, dass ich jenen ja begleiten könnte, um etwas von der Welt zu sehen und zugleich etwas die englische Sprache zu lernen. Zuerst hatte ich etwas Zweifel. Doch mein Vater meinte, dass dies doch eine gute Sache sei und der besagte Geschäftspartner auch sehr wichtig für ihn sei. So gehorchte ich einfach, denn ich stellte damals meinen Vater nie wirklich in Frage. Ich wollte auch keinen Streit mit ihm und darum willigte ich ein und ging mit diesem Typen mit.
Es stellte sich aber ziemlich bald heraus, dass dieser gar nicht so nett war, wie er immer getan hatte. Er entpuppte sich mehr und mehr zum absoluten Kotzbrocken. Eines Abends kam er in mein Zimmer. Er begann sich an mich ranzumachen und wollte mit mir schlafen. Ich war noch so jung, völlig unerfahren und total unter Schock. Der Kerl machte sich über mich her, obwohl ich es nicht wollte und es tat mir weh. Ich wollte, dass er aufhört, schrie auch verzweifelt, doch ich konnte nichts dagegen tun. Er sagte: «Halt still du blöde Kuh, dann tut es auch nicht weh!» Er vergewaltigte mich an jenem Abend und ich… wusste nicht was ich machen sollte. Schliesslich holte mir Aspirin in der Apotheke und wollte mir damit das Leben nehmen. Doch es gelang nicht, da mich der Kerl früh genug fand und mich rechtzeitig ins Spital brachte. Danach wollte ich sogleich wieder nach Hause.
Ich wagte jedoch auch dort lange nicht zu erzählen, was geschehen war. Mein Bruder fand es schliesslich, durch mein seltsames Verhalten, heraus und fragte was los sei und darauf erzählte ich es ihm. Er ging sofort zu unserer Mutter und berichtete ihr alles. Mutter war völlig schockiert und mein Vater dann auch und brach die Geschäftsbeziehungen mit dem Mistkerl auch sogleich ab.» «Zeigten sie ihn wenigstens an?» «Das weiss ich nicht. Doch das nützte mir auch nicht viel, denn ich hatte meine Unschuld auf schrecklicher Weise verloren und das war nicht mehr rückgängig zu machen.»
«Aber… das ist ja… furchtbar…» hauchte Lea. «Wenn ich das gewusst hätte dann…» Auf einmal fühlte sich die jüngere Frau schrecklich schuldig, dass sie mit ihrer Mutter oft so hart ins Gericht gegangen war. Nun war klar, warum vieles so gewesen war, wie es war.
«Dieses schreckliche Erlebnis hat dein ganzes Leben geprägt, habe ich recht?»
«Ja. Das kann man wohl sagen.»
«Meinst du, du hast darum vieles so gemacht, wie du es gemacht hast. Z.B. Papi geheiratet, obwohl du ihn nicht geliebt hast etc.?»
«Ja, dies war ein wichtiger Grund. Mir war nach diesem schrecklichen Erlebnissen irgendwie alles egal. Ich habe mich schlicht aufgegeben. Doch irgendwann erwachte in mir wieder die Sehnsucht, endlich glücklich zu sein. Schliesslich ging es aus verschiedenen Gründen wieder auseinander mit deinem Vater. Ich hätte schon viel früher mehr auf meine Gefühle hören sollen, so wie du es immer getan hast. Das ist eine grosse Stärke von dir. Das habe ich dir eigentlich viel zu selten gesagt. Ich war nicht immer die beste Mutter, ich weiss.» Lea wusste nicht genau was sagen. Doch wie konnte sie jetzt ihre Mutter noch für ihr manchmal kühles, kritisches Verhalten, ihre Fehler in der Erziehung verurteilen, nachdem diese ihr diese schreckliche Wahrheit offenbart hatte. Und in diesem Moment kam es Lea vor, als wäre irgendein Bann zwischen ihr und ihrer Mutter, aber auch tief in ihrem Inneren gebrochen und sie begriff auf einmal, dass auch sie wohl mehr von dieser schlimmen Geschichte geprägt worden war, als sie erwartet hätte.