Sigi sitzt gedankenverloren beim Fernseher, seine Zukunft ist heute in Scherben zersprungen, wie soll er es seiner Frau beibringen, dass er in seiner Firma überflüssig geworden ist? Er hat sich schon tausend Erklärungen ausgedacht, doch was bringen sie? Den Arbeitsplatz sicher nicht mehr zurück, er starrt wieder auf die Decke, vielleicht erhält er dort eine Antwort auf seine Fragen, doch die Decke bleibt weiß, nur eine Fliege läuft im Kreis, sie hat vielleicht auch ein Problem, denkt Sigi und schaut ihr fasziniert zu, sie läuft immer nur im Kreis, dann und wann bleibt sie stehen, nur kurz, dann wieder fünfmal im Kreis, Sigi zählt mit und …sie fliegt weg. Immer noch kein Licht am Ende des Tunnels, Sigi sieht nur mehr alles schwarz, schwarz in schwarz, sicher er bekommt jetzt noch drei Monate den Lohn von SEINER Firma, wie das klingt. Irgendwie voller Hohn und dann noch die Abfertigung für zwanzig Jahre, fünfundzwanzig Jahre sind sich leider nicht ausgegangen, es fehlen ihm nur, er rechnet - fünf Monate, dann wäre ein Vierteljahrhundert voll gewesen, naja wäre…..
Sigi zerfließt in Selbstmitleid, er hat immer alle Aufgaben erledigt, er war selten im Krankenstand, ja krank war er öfters mal, doch er ist sogar „krank“ in die Firma gelaufen, Sigi klopft sich auf die Stirn, welch ein Trottel er doch ist, oder war, es ist jetzt sowieso egal.
Sigi steht auf und geht in die Küche, er drückt auf das Knöpfchen, der Kaffee duftet, doch heute kann er keine Freude, eigentlich gar kein Verlangen spüren, trotzdem gibt er zwei Löffel Zucker und etwas Mich hinein. Er nimmt die Tasse und geht wieder ins Wohnzimmer, stellt sie hin und rührt und rührt, genau wie vorhin die Fliege auf der Decke immer im Kreis. Er sieht hoch, die Fliege ist nicht mehr da, ja, ihm geht es genauso wie der Fliege, mit einem Unterschied, sie ist freiwillig weg. Doch er, er wird im Gegensatz zur Fliege …. nicht mehr gebraucht. Plötzlich fühlt er sich Nutzlos und Überflüssig, so wie ein abgetragenes Kleidungsstück, wenn es aus der Mode ist, gibt man es weg, ja so fühlt er sich gerade. Sigi schließt die Augen, lässt den heutigen Morgen Revue passieren: er betritt das Büro und wird sofort zum Chef geschickt, zuerst denkt er an einen heiklen Auftrag, doch die Mine des Chefs sprach Bände und der förmliche Ton, Herr Stoll, das sagt er sonst nie zu ihm, er spricht ihn gewöhnlich mit „Herr Sigi“ an. Ja dann nimmt das Schicksal seinen Lauf und ER, er steht wie ein begossener Pudel da, er hat nur dumm geschaut, doch was hätte er einwenden sollen, hätte er sich wehren können? Eigentlich nicht, stellt er nüchtern fest. Tatsache ist, er hat nun keinen Arbeitsplatz mehr und das mit zweiundfünfzig, Sigi öffnet die Augen, da ist sie wieder, die Fliege an der Decke, sie läuft nun hin und her, wieso läuft sie nicht wieder im Kreis? Sigi überlegt, will ihm die Fliege, dieses kleine Ding vielleicht etwas sagen? Soll er eventuell nicht im Kreis denken, sondern nach vorne, doch was kann er aus der Zukunft machen, kann ER in seinem Alter noch irgendetwas aus der Zukunft machen?
Zum ersten mal heute denkt er über die Zukunft nach, bis jetzt hat er nur über die Gegenwart nachgedacht, warum, wieso, weshalb, eigentlich kommt alles aus heiterem Himmel, ja die Zukunft, was soll er machen, sein Blick geht wieder zur Decke hoch, die Fliege, sie sitzt still, so als muss sie sich auch die nächsten Schritte überlegen oder wartet sie auf ein Zeichen, so wie er? Die Fliege bewegt sich wieder, sie geht langsam, nicht im Kreis, sondern in eine Richtung, sie wird schneller und … sie fliegt beim Fenster hinaus. Sigi ist fassungslos, die Fliege hat den Weg in die Freiheit gefunden und bei Sigi hat sich eine Barriere gelockert, ja das ist die Lösung, ER kann doch auch seine eigene Freiheit finden, das kann doch nicht so schwer sein, die Fliege hat ihm einen Fingerzeig gegeben, wenn er dies jemand erzählt, dann … nicht auszudenken, da würde er sofort für verrückt er klärt werden.
Bei Sigi hat sich wieder Optimismus eingestellt, er steht auf, trinkt seinen Kaffee, der schon kalt geworden ist aus, stellt die Tasse in den Geschirrspüler und ….. in diesem Augenblick kommt Moni, seine Frau zur Tür herein. Er geht auf sie zu, gibt ihr einen Kuss, denn seine Zukunft beginnt heute und jetzt.