Du hast die Diagnose Hashimoto gerade bekommen?
Herzlichen Glückwunsch!
Dies ist nicht ironisch gemeint. Denn nicht wenig laufen jahrelang mit der falschen Diagnose von Arzt zu Arzt, ohne wirklich Hilfe zu bekommen.
Bei Depressionen aufgrund fehlender Schilddrüsenhormone hilft nur die Zugabe einer solchen. Klingt banal, ist es aber nicht. Mit den Hormonen kann es dann wieder bergauf gehen.
Dies geht aber langsam und die positiven Effekte eben dazwischen wieder ab. Da heißt es dann nicht aufgeben, sondern die Dosis erhöhen. Dazu aber später mehr.
Aber da man jetzt die Ursache deiner Beschwerden kennt, kann man nun die richtige Therapie anfangen.
Vermutlich geht es dir aber im Moment nicht gut, schließlich hat man dich ja wohl nicht ohne Grund untersucht. Dann kann so eine Diagnose zusätzlich schon schockieren. Das ist auch bei guter Gesundheit schwer zu verdauen – die Gewissheit, unheilbar krank zu sein, nicht aufgrund eines Virus oder sonst was, sondern weil den Immunsystem spinnt und dadurch deinen ganzen Stoffwechsel durcheinanderbringt. Der Gedanke, dass dein Körper nicht mehr richtig funktioniert. Nie mehr sagen können, ich bin gesund.
Die Belastung, nun immer wachsam auf die Symptome deines Körpers zu achten, weil sie ja ein Zeichen für schlechte Hormonwerte sein können, andererseits sich nicht verrückt zu machen, und jedes Zipperlein darauf zu beziehen. Täglich Medikamente nehmen zu müssen, und auch dabei einige Dinge zu beachten. Immer wieder die Auswirkungen zu spüren.
Und es ist auch ein Unterschied, ob ein Organ nicht richtig funktioniert, weil es eben so ist oder ob ein an sich gesundes Organ von dem eigenen Körper angegriffen und zerstört wird. Das ist eine Systemerkrankung, die ungleich schwerer wiegt. Viel bekannter ist ja zum Beispiel Diabetes, aber wir, die Hashis, sind da zahlenmäßig mit unseren 10% + weit überlegen.
Weiter hast du jetzt statistisch eine 25% Chance eine weitere, vielleicht weit schlimmere Autoimmunerkrankung zu bekommen. Ein Gedanke, der Angst machen kann und dies zuerst auch tut. Trotzdem hilft es nichts, das zu verschweigen. Denn es ist notwendig zu wissen, um auf körperliche Veränderungen zu reagieren.
Ich selbst habe zusätzlich Probleme mit meinen Augen bekommen, die von meinem Immunsystem angegriffen werden. Bisher glücklicherweise nur das rechte Auge und meist nur im Sommer bei großer Hitze. Inzwischen bin ich da sogar recht cool – aha, geht es mal wieder los denke ich und nehme dann von den Augentropfen.
Erfahrungsgemäß muss ich gleich reagieren, sonst ist die Gefahr groß, dass es eine gefährliche Entzündung gibt. Denn diese hatte ich schon und mit viel Glück habe ich keine Sehschäden zurückbehalten.
Es belastet mich mittlerweile nicht mehr. Allerdings habe ich nun immer einen Vorrat an Voltaren und Cortisontropfen im Hause und achte auch darauf, mir rechtzeitig Ersatz zu besorgen. Insofern keine Belastung mehr, aber immer präsent und kein Sommerurlaub im Ausland ohne meine Tropfen.
Mich hat die Krankheit allgemein dünnhäutiger gemacht, auch in guten Phasen und guter Einstellung. Dies habe ich von vielen Betroffenen schon lesen können, scheint also häufiger so zu sein und lässt sich wohl auch nicht einfach so durch Hormone abstellen. Denn eine Autoimmunerkrankung ist mehr als dieses eine Symptom.
Ich möchte das aber nicht nur als negativ sehen. Damit einher kann nämlich auch ein größeres Empathieempfinden anderen gegenüber einhergehen. Und das tut gerade in unserer Zeit sehr gut, bei dem oft rauen Ton.
Gebe dir Zeit, das zu verdauen und akzeptieren. Das braucht eine Weile. Ich selbst war während der Diagnose recht stark, weiß aber noch, dass ich zu Hause dann auch erst mal geweint habe. Auch aus Angst, was jetzt alles auf mich zukommt. Ich sage das offen, denn so etwas belastet auch und muss in diesem Moment raus, um dann aktiv werden zu können.
Letztendlich ging es bei mir etwas ein ganzes Jahr bis ich es in aller Breite angenommen habe. Insbesondere den Punkt, dass es nie wieder gut werden wird, ich mein Leben lang krank sein werde und es nun darum geht, damit gut umzugehen.