Alic und sie warteten am Haupteingang. Selena strahlte bis zu beiden Ohren. „Sel, schau mal ein wenig ernster“, flüsterte er ihr zu. „Warum denn? Unsere Eltern sind wieder da und meine beste Freundin.“ Selena sah auch das Amon dabei war aber seine Frau sah sie nicht. Stattdessen ritt neben Amon seine achtzehnjährige Tochter Thea. Selena stupste ihren Bruder mit ihrem Ellenbogen an. „Du hast Glück, Thea ist auch dabei.“ „Sei still.“ Durch die Zwillingstelepathie, die sie besaßen, wusste Selena, dass Alic sehr viel für Thea empfand. Natürlich vermasselte er es jedes Mal, wenn er mit ihr reden wollte. Thea war auch sehr hübsch. Man konnte schon sagen, dass sie makellos war. Sie hatte lange, platinblonde Haare und eisblaue Augen. Sie war zierlich und bewegte sich anmutig. Statt wie Selena kämpfen zu wollen, tanzte sie lieber und tat eben Prinzessinnenzeug. Durch ihre stille Art, erschien sie sehr kalt aber wenn man sie richtig kannte, wusste man, dass sie eine sehr nette Person war. Die Pferde blieben stehen und ihre Eltern kamen auf sie zu. Die anderen folgten ihnen. Selena verbeugte sich vor allen, sowie auch Alic, dann umarmte sie ihren Vater. „Hallo Daddy.“ „Hallo Prinzessin.“ Er gab ihr einen Kuss auf den Scheitel. Danach umarmte Selena ihre Mutter. „Mom.“ „Was für ein toller Empfang, Spätzchen.“ Selena war ein Stück größer als ihre Mutter und damit zog sie ihre Mutter immer wieder auf aber nun war kein passender Moment dafür. Ihr Vater sah Alic an. „Bekommt dein Vater keine Umarmung?“ Bevor Alic etwas erwidern konnte zog Coilin ihn in seine Arme. Danach umarmte ihre Mutter, Mila ihn. Selena sah in die Runde und entdeckte Jack. „Onkel Jack!“ Auch ihn umarmte sie. „Hallo, Selena. Du bist aber hübsch geworden.“ „Danke schön.“ „Sel!“ „Tiara!“ Die beiden Freundinnen umarmten sich. Nachdem Selena alle noch einmal begrüßt hatte, zog sie Tiara mit sich mit. Tiara war die Tochter von Jack und Flanna. Sie hatte die rote Lockenmähne von ihrer Mutter geerbt. Sie hatte braun-grüne Augen, eine kleine Nase und runde Gesichtszüge. „Wo sind die Nervensägen?“ „Die sind zuhause. Mom wollte sie nicht mit auf die lange Reise nehmen.“ „Kann ich verstehen. Wer passt auf sie auf?“ „Susi. Ich hoffe, sie wird noch psychisch stabil sein, wenn wir wieder zurück sind“, sagte sie und seufzte. Levi und Lunis waren Zwillinge und acht Jahre alt. Die kleinen Nervensägen. Selena hatte sie in den hinteren Garten geführt. „Wow. Willst du uns mal eure Gärtnerin ausleihen?“, fragte Tiara, als sie den Garten sah. Verschiedene Wildblumen waren eingepflanzt. Eine Schaukel hing an einem Ast, des großen Kirschbaums und eine Hollywoodschaukel stand ebenfalls im Garten. Ein Gartentisch aus Glas und Gartenstühle in weiß waren auch vorhanden. Ein kleiner Wasserfall war der krönende Abschluss. „Naja, die Gärtnerin bin ich.“ Tiara starrte sie an. „Das ist dein Werk?“ Selena nickte. „Du könntest locker im Thalia Bereich leben. Ich schätze sogar besser als ich“, murmelte Tiara und strich mit ihrer Hand über die Blumen. „Danke.“ Selena bemerkte, dass jemand hinter ihnen stand, sie schnappte sich blitzschnell den Dolch aus dem Gurt an ihrem Oberschenkel, welches unter ihrem Kleid befestigt war und hielt es wurfbereit. „Komm noch ein Schritt näher und der Dolch ragt aus deiner Stirn“, rief sie. Tiara stellte sich ihr in den Weg. „Stopp! Sel, nimm den Dolch runter.“ Selena sah ihre Freundin stirnrunzelnd an. „Kennst du ihn?“ Der junge Mann trat hinter einem Baum hervor. „Ja, das ist Killian. Mein Leibwächter.“ „Was?“ „Mylady.“ Er verbeugte sich vor Selena. „Ja, mein Dad ist ein wenig über fürsorglich. Deshalb verfolgt Killian mich auf Schritt und Tritt.“ Selena nahm den Dolch runter und steckte es zurück in den Gurt. „Na wenn das so ist.“ Sie lief auf ihn zu und reichte ihm die Hand. „Hi, ich bin Selena. Für meine Freunde aber Sel.“ Er starrte sie an, als würde sie eine andere Sprache sprechen. Hinter ihr hörte sie Tiara hinter vorgehaltener Hand kichern. Selena drehte sich zu Tiara um. „Versteht er mich nicht?“ „Doch, aber es schockt ihn, wenn eine Prinzessin mit ihm so redet. Anfangs war es bei mir ähnlich.“ Tiara zuckte mit den Schultern. „Okay. Naja, trotzdem ist es mir lieber, wenn man mich duzt.“ Selena sah wieder Killian an. Dann wieder zu Tiara. „Wird er jetzt dort stehen bleiben? Die ganze Zeit?“, fragte sie ihre beste Freundin. Sie seufzte und nickte. „Na dann.“ Sie sah wieder Killian an. „Falls du doch sitzen willst, kannst du ruhig zu uns rüber kommen.“ Tiara und sie setzten sich auf die Hollywoodschaukel. „Tiara?“ Selena sprach mit leiser Stimme. Tiara sah sie fragend an. „Wie kommt es, dass Onkel Jack dir einen so heißen Leibwächter zuteilt?“ Tiara lief rot an. „Sel!“ „Was denn? Willst du abstreiten, dass er gut aussieht?“ Denn das tat er wirklich. Killian hatte Nussbraune Haare, die an den Seiten etwas kürzer waren, moosgrüne Augen, kantige Gesichtszüge, Bartschatten, was darauf wies, dass er sich erst vor ein paar Tagen rasiert hatte und ein Grübchen im Kinn. Er war groß, vielleicht so um die 1,85cm und muskulös war er auch. Er trug eine schwarze Hose und ein dunkelgrünes T-Shirt. An seinem Gürtel hing ein Schwert. „Ja er sieht gut aus, aber er hält so viel Abstand, als hätte ich eine ansteckende Krankheit“, flüsterte Tiara. Selena grinste daraufhin. „Naja, du bist ja auch seine Prinzessin.“ „Musst du zweideutig sprechen?“, fragte Tiara. „Ja.“ „Prinzessin Selena, Prinzessin Tiara. Möchtet ihr etwas zu trinken haben?“ „Ja gerne. Killian, magst du auch was haben?“, schrie Selena. Tiara hielt sich die Hand vor ihr Mund, um nicht laut los zu lachen. „Äh, nein danke.“ „Ruby, bring uns einfach drei Gläser und ein Krug mit Limonade.“ „Natürlich, Prinzessin.“ „Danke.“ Ruby verschwand durch eine Tür. „Das war nicht nötig, Prinzessin“, sagte Killian. „Es ist brutal heiß, ich bin kein Unmensch.“ „Das wollte ich damit nicht sagen“, beeilte sich Killian zu erklären. Nun lachte Tiara laut auf. „Oh man, ist das witzig. Killian, tu mir den Gefallen und stellt dich unter diesen Baum, bevor du einen Sonnenstich bekommst.“ Er nickte und stellte sich unter den Baum. „Tut er immer alles was du sagst?“, fragte Selena. „Ja.“ „Ich sag meinem Dad, dass ich auch einen Killian möchte“, scherzte Selena. „Glaub mir, wenn dich jemand dauernd mit Mylady anspricht und verfolgt, ist das nicht besonders witzig.“ „Er spricht dich mit Mylady an?“ „Nein, inzwischen nicht mehr. Nach einem halben Jahr, konnte ich ihn überreden Prinzessin Tiara zu sagen.“ „Noch ein halbes Jahr und dann spricht er dich mit Tiara an.“ „Mal schauen.“ In dem Moment tauchte Ruby wieder auf. Sie stellte das Tablett mit der Limonade und den drei Gläsern auf den Tisch. Sie wollte schon einschenken aber Selena sprang auf. „Ruby, einschenken können wir selbst. Danke, dass du uns etwas gebracht hast. Wo steckt eigentlich Gwen?“ „Gern geschehen, Prinzessin. Gwen kümmert sich um die Gemächer unserer Gäste.“ „Das heißt wohl, sie scheucht die arme Meg und Cosima durch die Gegend.“ Ruby nickte lächelnd. „Möchtet Ihr noch etwas haben, bevor ich zurück an die Arbeit gehe?“ „Nein danke Ruby. Lass dich nicht von Gwen erwischen.“ Ruby nickte und verschwand wieder. „Gwen war dein Kindermädchen, oder?“ „Ja. Sie ist bezaubernd.“ Selena schenkte Tiara und sich etwas ein. Dann schenkte sie noch das dritte Glas voll. „Bring du es ihm.“ Selena sah Tiara auffordernd an. „Er wird es nicht annehmen.“ „Dann knebeln wir ihn.“ Lachend stand Tiara auf. Sie nahm beide Gläser in die Hand und lief auf Killian zu. „Bitte sehr.“ „Das ist nicht nötig, Prinzessin Tiara.“ „Zinnsoldat, wenn du es nicht nimmst, kippe ich es dir über den Kopf“, rief Selena und trank von ihrem. Killian nahm das Glas entgegen, bedankte sich gefühlt hundert Mal und trank dann etwas. Kopfschüttelnd ging Tiara wieder auf Selena zu. Sie setzte sich neben sie. „Zinnsoldat?“, fragte sie ihre Freundin. „Ja, wieso nicht?“ Erneut schüttelte Tiara ihren Kopf. Sie trug wie Selena ein Diadem. Ihres war aber golden. „Dieses Teil zerquetscht mir den Kopf“, sagte Selena nach einer Weile und nahm ihr Diadem ab. „Gott, ich dachte, es ginge nur mir so.“ Auch Tiara nahm ihres ab. „Wir geben echt keine gute Prinzessinnen ab.“ „Da hast du recht, Sel.“ „Sel.“ Selena sah auf, als sie ihren Bruder hörte. „Was gibt’s Alic?“ „Ihr sollt nicht ohne Schutz irgendwohin gehen.“ „Das sind wir doch gar nicht.“ Selena sah Killian an. Alic folgte ihrem Blick. „Wer ist das?“ „Das ist der Zinnsoldat Killian. Tiaras Leibwächter“, erklärte Selena. „Diesen Spitznamen hast du ihm verpasst“, stellte er fest. „Du kennst mich zu gut.“ „Und wieso steht der Kerl?“ Alic sah Killian fragend an. „Habt ihr ihm befohlen, zu stehen?“ „Denkst du wirklich, dass wir so herzlos sind? Er wollte nicht. Killian nimmt sein Job sehr ernst.“ Selena sah sehr ernst aus. „Hey Mann mach dich locker und setz dich. Ist ja kaum mit anzusehen.“ Alic schüttelte den Kopf und sah zu seiner Schwester und Tiara. Entgeistert setzte sich Killian auf ein Gartenstuhl. „Wie geht es dir, Tiara?“ „Gut. Dir?“ „Ich war Wochenlang mit meiner Schwester hier, was glaubst du?“ „Hey!“ Selena warf ein Kissen nach ihm. Alic fing es in der Luft auf und schleuderte es zurück. Das Kissen traf Selena Mitten im Gesicht. „Verdammt Alic!“ „Du hast angefangen“, sagte er und zuckte mit den Schultern. „Was machst du überhaupt hier?“ „Wir wollen alle gemeinsam essen. Ihr solltet euch langsam fertig machen.“ „Und du spielst freiwillig den Boten?“, fragte Selena und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Vater hat mich darum gebeten.“ „Natürlich, sonst würdest du deinen Allerwertesten niemals bis hier her bewegen.“ „Halt die Klappe.“ Völlig verblüfft verfolgte Killian das Gespräch. Diese Personen benahmen sich überhaupt nicht wie Adelige. Genauso wie Tiara. „Also gut dann gehen wir mal.“ Selena stand auf und setzte sich wieder ihr Diadem auf. Tiara tat es ihr nach. Gemeinsam liefen sie wieder ins Schloss. Killian folgte ihnen mit einem Abstand, während die Sonne unterging.