Es war schon spät, als Thea vor Alics Tür stand. Sie strich ihr Kleid glatt und klopfte dann leise an. „Wenn du es bist, Sel, kannst du gleich wieder verschwinden“, hörte sie Alic sagen. Seine Stimme kam gedämpft. Thea klopfte erneut an. Sie sah nach links und rechts. Er sollte mal die Tür öffnen, bevor jemand kam. Kurz darauf ging die Tür auf. „Was…“ Das was Alic sagen wollte, blieb unausgesprochen, als er Thea sah. „Guten Abend. Wenn ich störe, kann ich wieder gehen.“ „Äh…nein…natürlich nicht. Ich bin nur überrascht, dich hier zu sehen.“ „Wenn es nicht wichtig wäre, wäre ich nicht um diese Uhrzeit gekommen.“ Alic zog die Augenbrauen zusammen. Eine typische Geste von ihm. „Darf ich rein, bevor mich jemand hier draußen, vor deiner Tür sieht?“ „Klar.“ Alic trat zur Seite und Thea schlüpfte in sein Zimmer. „Egal was Sel dir gesagt hat, es stimmt nicht“, fing Alic an. Thea lächelte und setzte sich auf sein Bett. „Sel war sehr wütend, nachdem sie mit dir gesprochen hatte.“ „Sie hat es verdient.“ Thea schüttelte ihren Kopf. „Tiara weiß es nicht von ihr und ich weiß es nicht von Tiara.“ Alic starrte Thea an. „Was…“ „Alic, ich bin nicht blöd.“ „Das habe ich nie behauptet“, sagte er schnell. Thea biss sich auf die Unterlippe. „Das ist aber nicht der Grund, weshalb ich hier bin.“ Sie stand auf und trat auf ihn zu. Thea hatte noch niemandem gestanden, dass auch sie etwas für Alic empfand. Deshalb klopfte ihr Herz wie wild. „Ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Es ist mir sehr wichtig.“ „Okay. Um was handelt es sich.“ „Ich möchte mit den Mädels einen Ausflug machen. Und ich möchte, dass du dabei bist. Aber unsere Eltern sollen nicht den wahren Grund für unseren Ausflug kennen.“ „Der Mondstein.“ Thea konnte nicht anders, als Alic anzustarren. „Woher weißt du davon?“ „Sel und ich sind Zwillinge. Aber ich wusste nicht, dass sie auch davon geträumt hat.“ „Sie träumt immer wieder davon.“ „Wirklich? Bei mir war es nur einmal.“ Alic fing an auf und ab zu laufen. „Heißt das, du hilfst uns?“ Er blieb stehen und sah ein paar Sekunden lang Thea an, dann nickte er. Thea fing an zu strahlen und ehe sie wusste was sie da tat, schlang sie die Arme um Alics Nacken. Er stolperte ein paar Schritte nach hinten, da er mit einer Umarmung nicht gerechnet hatte, hielt sie aber mit einem Arm an sich gedrückt. „Du bist ja doch ein guter Bruder, wie Sel immer behauptet.“ Als ihr bewusst wurde, was sie da tat, ließ sie ihn sofort los. „Es tut mir leid. Ich habe mich zu sehr reingesteigert. Wir brechen Morgen um fünf Uhr auf. Gute Nacht.“ Schon war sie aus seinem Zimmer verschwunden. Als sie in ihrem Zimmer war, atmete sie richtig durch. So war das nicht geplant gewesen. Er sollte die Kontrolle verlieren und nicht sie. Ab jetzt musste sie vorsichtiger sein.