Die Sonne ging bereits auf, als Sirius an einem Bach vorbei ritt. Er zügelte das Tempo und stieg dann ab, um seine Beine zu vertreten. Außerdem sollte sich sein Pferd etwas ausruhen. Er trat an den Bach und kniete sich davor. Er spritzte sich Wasser ins Gesicht. In der Nacht war er keinen Dämonen begegnet. Er stand auf und als er von seiner Tasche etwas zu essen holen wollte, hörte er eine Stimme. „Es fiel vom Himmel, teilte sich in vier. Das Eine nahm wärme, das Zweite den Sturm. Das Dritte kam mit Wasser und das Letzte mit Natur…“ Sirius zog sein Schwert und lief auf die Stimme zu.
Siara saß wie immer auf der Wiese und schrieb alles nieder, was ihr einfiel. Sie summte ihr Lieblingslied weiter. Ihre Mutter hatte es ihr als Kind immer vorgesungen. „Na sieh mal einer an, wen wir da haben“, hörte sie eine Stimme sagen. Sie drehte sich um und sah einen breit gebauten Mann, im mittleren Alter. Hinter ihm standen zwei weitere Männer. „Oh, hallo“, sagte Siara lächelnd und stand auf. Sie reichte dem Mann gerade mal bis zur Brust. „Kann ich euch helfen?“, fragte sie freundlich. Die Männer fingen an zu lachen. „Ja, das kannst du“, sagte der vordere mit bedrohlich leiser Stimme. Er sah sie von oben nach unten an. Dann trat er ein Schritt auf sie zu. Siara blieb aber stehen und wich nicht zurück. Sie war nicht blöd, sie wusste was der Mann im Sinn hatte. Also machte sie sich bereit. „Entfernt euch von ihr!“ Siara beugte sich nach rechts um zu schauen, zu wem die Stimme gehörte. Ein gut gebauter, dunkelblonder Mann stand ein paar Meter von ihr entfernt. In seiner rechten Hand hielt er ein Schwert. „Hallo“, rief sie zu ihm. „Ich komme schon klar“, sagte sie mit sanfter Stimme. Anscheinend nahm er ihr das nicht ab, denn er ließ die Männer keine Sekunde aus den Augen. „Männer, schnappt ihn euch, und bringt ihn zum Schweigen.“ Die zwei Männer gingen auf ihn zu. „Das ist so Klasse!“, rief Siara. Sie hob ihr Block und Stift auf. „Ich muss das sofort aufschreiben!“ Sie ignorierte den Mann, der sich ihr näherte und schrieb wie eine Wahnsinnige. „Pass auf!“, schrie der dunkelblonde Mann. Siara hob den Blick und sah den Anführer der Bande ganz nah vor ihr. Er wollte nach ihr packen aber sie sprang zur Seite. „Du darfst mich nicht unterbrechen!“, sagte sie kopfschüttelnd. „Bist du eigentlich noch ganz dicht?“, fragte der Mann sie. „Hm?“ Siara hörte wie Klingen aufeinander geschlagen wurden. Dann ging alles wie in Zeitlupe, selbst für sie. Der Mann vor ihr griff nach ihren Haaren und zerrte daran. Daraufhin stieß sie einen Schrei raus. Der dunkelblonde Mann sah zu ihr, murmelte ein paar Wörter und der Mann sackte vor ihr zusammen. Sie sah an dem Mann runter. Dann wanderte ihr Blick zu ihrem Retter, der total abgelenkt war. Sie ließ Block und Stift fallen, und rief: „Videns.“ Ihr knielanges, schwarzes Kleid, wurde kürzer und der Rock bekam viele unterschiedlich blaue Stiche rein. Das Oberteil wurde Trägerlos, dafür aber bekam sie Ellenbogen lange Handschuhe, ebenfalls in blau-schwarz. Ihre langen schwarzen Haare verflochten sich zu einem Zopf. Ihre Schuhe verwandelten sich in blaue Riemchensandalen. Zum Schluss erschienen an ihrem Rücken Flügel. Sie schimmerten blau. Nachdem das Licht erlosch, streckte sie die Hände aus. „Wirbelwind!“ Ein Windstoß ging von ihren Händen aus, und fegte die zwei Männer, die gerade zum Schlag ausgeholt hatten, von den Füßen. Siara flatterte zu den zwei Männern. „Ewig wachsende Wildblumen.“ Daraufhin wurden sie von Blumen gefesselt. Sie landete auf den Füßen und sah den dunkelblonden Mann an. „Ich sagte doch, dass ich klar komme.“ Sie schloss die Augen und verwandelte sich zurück. „Du…du bist eine Fee.“ Sie lief zurück zu ihrem Block und hob es auf. Ihren Stift konnte sich nicht finden. „Nicht ganz. Ich bin eine Halbfee“, erklärte sie und suchte den Boden ab. „Ich habe noch nie von Halbfeen gehört.“ „Kein Wunder, ich bin auch die Einzige. Eigentlich wollte ich mich nicht verwandeln, aber du warst abgelenkt.“ Sie sah ihn an und deutete auf die Männer. „Aber nur weil ich dich retten wollte.“ „Habe ich um Hilfe gebeten?“, konterte sie. „Es sah danach aus.“ Sie seufzte. „Hör mal, ich lebe hier und bin bisher super klar gekommen. Aber danke, dass du mir helfen wolltest.“ Sie fluchte innerlich. Sie hatte ihm verraten wo sie wohnte! „Du lebst hier im Wald?“ Sie schwieg. „Was suchst du eigentlich?“, fragte er schließlich. „Meinen Stift.“ „Ist doch nicht schlimm.“ Er schnipste mit dem Finger und ein Bleistift erschien vor ihr in der Luft. „Das ist nicht mein Stift.“ „Muss es denn deiner sein?“ „JA!“ Sie fuhr sich mit der freien Hand über ihr Gesicht. „Warum denn?“ „Weil eben. Kannst du mich jetzt bitte wieder allein lassen?“ Er sah sie noch eine weile an und nickte dann. „Warte. Wie heißt du eigentlich?“ „Sirius.“ Er verbeugte sich vor ihr und ging dann. Siara sah ihm kurz nach. Dann sah sie es. Er wollte zu Selena. Er spielte auch eine Rolle in der Geschichte. Da ihre Wege sich jetzt gekreuzt hatten, gehörte sie jetzt auch in dieselbe Geschichte. Sie packte schnell ihr Block ein, fand ihren Stift und rannte ihm nach.
„Sirius!“ Er blieb vor seinem Pferd stehen und drehte sich um. „Ich komme mit“, sagte sie, als sie bei ihm angekommen war. „Wohin kommst du mit?“, fragte er etwas verwirrt. „Ich weiß, dass du auf der Suche nach Selena und ihrer Truppe bist. Ich muss mitkommen.“ Er starrte sie an, dann verstand er allmählich. „Du bist eine Videns.“ Sie nickte. „Und du ein Hexenmeister. Woraufhin sich die Frage stellt, warum du die Männer nicht mit deiner Magie aufgehalten hast“, überlegte sie laut. „Ich missbrauche meine Magie nicht. Warte mal, ich kenne dich nicht einmal.“ „Oh, wie unfreundlich von mir. Ich heiße Siara.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln. „Lässt du mich jetzt mitkommen?“ „Ich habe keine Wahl, du hast etwas in der Zukunft gesehen.“ Sie nickte zögernd. „Keine Sorge, ich weiß, dass du nichts über die Zukunft sagen darfst.“ „Danke. Kannst du mir beim Aufsteigen helfen?“, fragte sie und deutete auf das Pferd. „Natürlich.“ Sirius stellte sich hinter Siara, legte beide Hände um ihre Taille und hob sie hoch. Sie war federleicht. Sie hielt sich sofort an den Zügeln fest. Sirius schwang sich hinter sie und nahm ihr die Zügel aus der Hand. „Hier am Sattel kannst du dich festhalten.“ Sie nickte und klammerte sich daran. Siara hatte noch nie auf einem Pferd gesessen. Angst vom Pferd zu fallen hatte sie aber nicht, denn Sirius Arme hielten sie rechts und links im Sattel. Er schnalzte mit der Zunge und Siara wurde gegen Sirius Brust gedrückt. „Müssen wir so schnell reiten?“, fragte sie, als ihr Bauch anfing zu kribbeln. „Ich muss Selena und die anderen so schnell wie möglich finden. Befehl des Königs“, Sirius Stimme erklang nah an ihrem Ohr. „Lass mich aber nicht fallen.“ „Werde ich nicht.“