Solianas schwebte unruhig in seinen Gemächern auf und ab. Die Sache mit Trojanas hatte ihn sehr ernüchtert. Sein jüngerer Sohn, war ihm immer loyal ergeben gewesen, doch nun…tat er sich mit dem Feind zusammen. Das Schlimmste aber war, dass er sich von dieser harpischen Hure hatte einwickeln lassen. Er hatte sie einfach frei gelassen. Welch ein Frevel! Solianas Zorn darüber, dass es ihm nicht erlaubt gewesen war, diesem Miststück richtig weh zu tun und sich so endlich an diesem Weibervolk zu rächen, dass ihn in seiner Kindheit so gequält hatte, war grenzenlos. Er hätte sich selbst am liebsten geohrfeigt, dass er sie Trojanas überhaupt überlassen hatte. Möglicherweise hatte sie ihm sogar erlaubt, ihre hurische Lust zu befriedigen. Dabei hätte er- Solianas, dieses Vorrecht gehabt! Er dachte an die Harpya, wie sie ganz nackt und völlig hilflos vor ihm gelegen hatte und eine kranke Erregung kam dabei über ihn. Er war so nahe dran gewesen, seinen Phallus in sie zu versenken, sie gleichsam zu demütigen und zugleich die eigene unbändige Lust an ihrem jungen, wunderschönen Körper zu stillen. Noch immer richtete sich sein Männlichkeit auf, wenn er daran dachte, was…hätte sein können, wenn nur sein vermaledeiter Sohn nicht…“ Wütend schlug er auf die Platte des schweren Holztisches in seinem Wohnraum. Die Gläser darauf erzitterten, eines fiel herunter und zerbrach in tausend Stücke. Taumanas der bisher still im Hintergrund geweilt hatte, wollte die Scherben aufheben, aber Solianas gebot ihm Einhalt. „Das ist nicht deine Aufgabe mein Sohn! Du bist jetzt der Thronfolger, erinnerst du dich?“ Ein überaus zufriedenes Lächeln huschte über das Gesicht des jüngeren Mannes. Eine Zofe huschte herbei und hob die Scherben auf. Sie war recht hübsch und Taumanas, schaute ihr lüstern hinterher. „Gefällt sie dir?“ fragte sein Vater. „Ja schon. „Du kannst sie haben. Du kannst alle haben die du willst, ausser jenen die zu meinem Harem gehören.“ „Ja Vater, das ist mir klar. Wie ist das eigentlich mit den Lunarierinnen? Wann werden unsere Männer sich mit ihnen paaren?“ Sobald ich mir jene ausgesucht habe, die mir am besten gefallen. Mit dem Rest kann unser Volk dann verfahren wie es will…“ Sein Gesicht hellte sich auf. „Nun…da bringst du mich auf eine Idee. Ich könnte nach diesen schrecklichen Enttäuschungen etwas Abwechslung gebrauchen. Holt mir mal diese Lunarierinnen her! Ich möchte sie gerne betrachten. Sie sollen sehr schön sein?“ „Ja, das sind sie in der Tat. Sie haben ganz helle Gefieder und eine Haut wie Pfirsich. Ihre Haare sind glänzend und meist lang: in allen Schattierungen von Silber über weiss und manchmal sehen sie auch aus wie gesponnenes Gold. Sie werden dir gefallen. Die Entscheidung wird nicht leicht sein.“ „Gibt es eine die dir besonders gefällt?“ „Ja schon, aber…vermutlich wirst du sie selbst auserwählen.“ „Wir werden sehen…vielleicht schenke ich sie dir auch, als Belohnung für deine Loyalität.“ Taumanas konnte es kaum fassen, seine Augen leuchteten vor Freude. „Das meinst du wirklich ernst Vater?“ „Natürlich.“ „Dann hole ich die Frauen gleich!“ Voller Enthusiasmus verliess Taumanas den Raum.
11. Kapitel
Als Nannios und Aellia wieder zurück ins Lager kamen, war bereits fast alles wieder verpackt. Die leichten Zelte waren abgebrochen und man hatte sie zusammengerollt und auf dem Rücken einiger Reittiere festgebunden. Das junge Paar half noch mit wo es ging, dann brach die Vorhut der lunarischen Armee mit ihren Pegasossen auf.
Ihre Reise führte sie durch das karge Grasland und dann weiter durch die Wüstenlandschaft des Sonnenreiches. Die Silhouetten der rotgoldenen Bergzüge, hoben sich dunkel gegen den Himmel ab. Doch die Lunarier und Harpyas sahen durch ihre wolfsähnlichen Augen noch alles ganz deutlich. Für sie stellte die Dunkelheit keine Behinderung dar, was ihnen gegenüber den Solianern einige Vorteile einbrachte. Sie hätten auch mitten in der Nacht angreifen können, was für ihre Gegner ein Problem hätte werden können. Der Sinn jedoch war, den Krieg möglichst zu verhindern.
Im frühen Morgengrauen schliesslich, waren sie am Ziel. Ein Stück vor ihnen sahen sie die Sonnenstadt, welche auf einem hohen Berg stand und in deren Mauern sich das erste, matte Dämmerlicht spiegelte. Die Lunarier schauten beeindruckt auf den mächtigen Bau, mit der schimmernden Pyramide und den darunter liegenden weissen, mit Purpur und Gold verzierten Wehrmauern. „Eine ziemliche Festung“, sprach Nannios. „Ja,“ erwiderte Aellia. „Der Norden allerdings ist ihre Schwachstelle. Er ist nur durch die beiden nördlichen Wehrtürme einzusehen, welche man direkt in eine mächtige Felswand hinein gebaut hat. Der Palast liegt direkt hinter dieser Wand. Die Solianer haben das so gebaut, um sich vor den kalten Einflüssen der Nordwinde zu schützen. Alle Fenster schauen vorwiegend nach Süden oder Osten, was uns einen entscheidenden Vorteil bringen wird. Trojanas wird die Wehrtürme, wenn möglich, alle mit seinen Leuten einnehmen und uns dann mit Spiegeln ein Signal geben. Wir werden uns gleich auf den Weg machen, solange der Tag noch nicht angebrochen ist, denn die Solianer sehen im Dunkeln sehr schlecht. Im Schutz einiger Felsen, die sich auf der nördlichen Seite befinden, warten wir dann. Es wird noch eine Weile dauern, bis die Türme eingenommen sind. Wenn wir von der nördlichen Seite her das Signal sehen, dann könnt ihr in die Stadt aufbrechen. Ich muss dann ja leider wieder zurück. Varthemos wird den Boten aussenden und um Verhandlungen ersuchen, sobald auch auf seiner Seite die Signale erscheinen, Einige von Trojanas‘ Leuten werden euch dabei helfen, euch in die Stadt zu schleusen. Er gibt einen gering bewachten Weg. Er beginnt im unterste Viertel und führt bis fast ganz hinauf. Die Kerker sind darüber erreichbar und ihr könnt die Frauen befreien. Es gilt nur die Wachen am Nordtor zu überwältigen, danach habt ihr beinahe freie Hand. Ihr verhaltet euch ansonsten ruhig und schreiten nur ein, wenn Solianas keine Einsicht zeigt. Sollte das der Fall sein, dann werde ich ihn hier im Lager zum Zweikampf herausfordern. Darum muss ich, wie gesagt, hier ins Lager zurück, auch wenn es mir sehr schwer fällt, euch allein ziehen zu lassen.“ „Irisa und die andern Harpyas sind ja noch dabei und glaub mir, wir…können auch gut kämpfen, wenn es sein muss.“ „Daran habe ich keine Zweifel“, lächelte Aellia „nur…ich wäre gern bei dir gewesen und wie du weisst, bin ich auch sonst immer gerne am Puls des Geschehens.“ Nannios lächelte und küsste sie. „Du hast schon so viel getan, auch wenn ich dich natürlich auch gern dabei hätte, aber du wirst Solianas ganz sicher besiegen und dann kannst du gleich noch die Rechnung mit ihm begleichen, die du noch bei ihm offen hast.“ „Ja, das stimmt…“Aellia dachte wieder an das schreckliche und demütigende Erlebnis mit dem solianischen König und ihre Augen verfinsterten sich. Eigentlich hoffte sie im Stillen Solianas selbst entgegentreten zu können, auch wenn es sicher besser gewesen wäre, wenn Trojanas ihn besiegt hätte. Das alles würde sich erst noch zeigen.