„Wie sieht es aus?“ fragte Nannios nun den Königssohn, als sie sich in dem leerstehenden, noch mit einigen Tischen uns Stühlen ausgestattetem Wirtshaus eingefunden hatten, wo bereits die meisten Solianer auf sie warteten. Ein Schatten legte sich über Trojanas Gesicht: „Leider gibt es keine guten Neuigkeiten, mein…Vater hat die Lunarierinnen auf die Mauer gestellt und lässt ein jede von ihnen durch einen Mann bewachen. Er will…deinem Volke androhen, sie umzubringen, wenn eure Armee nicht abrückt.“ Ein entsetztes Raunen ging durch die Menge. Nun war Nannios daran einen Fluch auszustossen, was bei ihm eher sehr selten vorkam. „Verdammt! Wir sind einfach zu spät dran! Trotz der Pegasosse, trotz dem schnellen Einnehmen der Türme!“ Trojanas der zwar das mit den Pegasossen nicht verstand meinte: „Ich glaube nicht, das mein Vater die Lunarierinnen hinrichten wird, immerhin sollten sie ja die Rettung für unser Volk sein. Den Vorschlag mit den Harpyas, hat er nicht einen Moment in Erwägung gezogen. Er hasst diese zu sehr.“ Irisa und ihre Begleiterinnen, welche nun auch neben Nannios und Dyandra standen, schauten sehr ernst drein. Trojanas nickte entschuldigend in ihre Richtung, dann fuhr er fort „Ich glaube deshalb, dass er nur blufft.“ „Aber das wird mein Volk nicht riskieren!“ rief Nannios aus und die andern Lunarier murmelten zustimmend.“ „Ja, ich verstehe das. Ich habe von Aellia einiges über dein Volk erfahren und ich weiss, dass man lieber abziehen würde, als die Leben der Frauen zu gefährden, deshalb müssen wir hier drin handeln. Aellia wird Solianas nun auf jeden Fall zum Zweikampf herausfordern, da mein Vater mich ja sogleich einsperren liess, als ich es selbst tun wollte, aber bis sie ihn erledigt hat, könnten die Lunarierinnen vielleicht doch schon tot sein.“ „Ja, handeln müssen wir auf jeden Fall. Je schneller desto besser. Wir müssen versuchen sie zu befreien, aber das wird Aufruhr geben, viel Aufruhr. Ich werde noch die Pegasoss-Reiter zur Verstärkung rufen, sie müssen dann die Frauen sofort von hier wegschaffen, wenn wir sie den Händen der Männer die sie bewachen entrissen haben.“ Was sind eigentlich Pegasosse?“ fragte Trojanas. „Das sind weisse, geflügelte Pferde, gesandt von der Mondgöttin, um uns beizustehen.“ „Die Göttin hat euch…Flugreittiere gesandt? Das ist ja unfassbar!“ „Aber es ist so. Die Pferde sprechen sogar mit uns auf telepathischem Wege.“ Wirklich unglaublich! Nun, bestimmt werden sie uns eine grosse Hilfe sein. Mein Glaube an die Göttin wird immer stärker, gepriesen sei sie!“ Dann meinte er: „Wir haben auch noch ein paar Löwenreiter in unseren Reihen, sie werden uns ebenfalls unterstützen. Er gab einigen Männern ein Befehl und diese verliessen sofort den Raum. Vermutlich wollten sie ihre Löwen rufen. „Wir müssen sehr vorsichtig vorgehen“, sprach Trojanas nun ernst. „Es ist unser Ziel, die Männer, welche die Lunarierinnen festhalten zu überwältigen, wir werden sie dann durch einen unserer Männer ersetzen, das der äussere Schein meinen Vater in Sicherheit wiegt.
Bei diesem Unterfangen, wird es wie gesagt, einiges an Unruhen geben und wir werden auch gegen einige andere kämpfen müssen. Halte euch also bereit! Wir gehen nun hinaus in die Stadt! Die Mauer wo die Lunarierinnen sich aufhalten, ist sehr nahe von hier. Vor allem ihr mit den auffälligen Gefiedern, achtet gut darauf, dass ihr euch möglichst unverdächtig verhaltet. Wir teilen uns am besten in Gruppen auf. Jede Gruppe, nimmt sich einer der Frauen an. Wir versuchen die meisten mit Bogen zu erledigen, aber wenn das nicht klappen sollte, dann müssen wir eben in den Nahkampf gehen.“
Sie schwebten hinaus auf eine viel breitere Strasse, welche einerseits von der weissen Wehrmauer, andererseits von der Felswand, auf dem auch die goldene Pyramide stand flankiert wurde. Hier herrschte reges Treiben. Händler, Bauern, teilweise auch Krieger und Priester gingen hier entlang. Alle waren sehr geschäftig. Nannios war zusammen mit Mellila, einer andern solianischen Bogenschützen, einem Lunarier genannt Silvanios, der ein sehr guter Krieger war und noch einem der besten Kämpfer der Solianer. Er und Silvanios trugen dunkle Mäntel, so wie einige Händler auch. So fielen sie eigentlich nicht sofort auf. Sie zogen die Kapuzen der Mäntel tief ins Gesicht, damit man auch ihre helle Haut nicht sah. Die Hände hatte man mit roter Farbe etwas angemalt. Sie gingen möglichst gelassenen Schrittes Richtung Wehrmauer. Viele Blicke folgten ihnen, als sie diese bestiegen, denn die meisten waren sehr interessiert daran, was da oben vor sich ging. Das waren keine guten Voraussetzungen, aber sie mussten es riskieren. Schliesslich kam die erste Lunarierin und ihr Wächter in Sicht. Sie verbargen sich hinter einer Zinne der Mauer und Mellila und der andere Bogenschütze, legten an. wieder zischten die Pfeile, mit den metallenen Kriegsspitzen, durch die Luft und trafen den Mann wieder direkt in die Kehle. Auch er brachte nur noch ein Gurgeln heraus, während das Blut seiner Halsschlagader, ihm Mund und Rachen füllte und am Boden zu einer Lache zusammenfloss. Entsetzensschreie waren hinter ihnen zu hören. Sie waren beobachtet worden. Bald würden weitere Soldaten herkommen. Sie mussten schnell handeln. Der Lunarierin welche nach dem Tod ihres Peinigers weinend zusammengebrochen war, nahm sich jetzt vor allem Mellila an. sie hielt sie fest und redete ihr beruhigend zu. Wieder berührte Nannios ihre liebenswerte Art. Er hob nun das silberne Horn und stiess einmal heftig hinein. Ein wohlklingender Ton erhob sich wie ein Silberband in die Luft und widerhallte von den Bergen ringsum. Nannios bückte sich nun auch zu der Lunarierin herab und fragte: „Ist mit dir sonst alles in Ordnung? Bist du unverletzt?“ Die Angesprochene nickte und wischte ihre Tränen weg. „Ich danke euch für eure Rettung!“ „Das ist doch selbstverständlich! Der junge Lunarier wandte nun wieder seinen Blick Richtung Berge. Weissleuchtend Silhouetten näherten sich ihnen nun. Es waren die Pegasosse. „Du wirst jetzt abgeholt!“ sprach er zu der verschüchterten Frau. „ Flieg ihnen entgegen und sag ihnen, dass sie alles Frauen die wir befreien, schnellstmöglich von hier wegbringen sollen, alles wird gut!“ Die Lunarierin nickte erleichtert, erhob sich in die Lüfte und flog davon.