Trojanas sah dem Zug, welcher von Aellia angeführt wurde, wie alle anderen, beeindruckt entgegen. Das goldene Medaillon des Sonnenkönigs hing, gut sichtbar, um ihren Hals. Sie hatte es geschafft! Einerseits erfasste ihn unbändige Freude, da nun dieser Wahnsinn endlich ein Ende nahm. Andererseits traf es ihn aber auch tief, als er den leblosen Körper seines Vaters, auf der Bahre erblickte. Seine Haut war bleich, in seiner Stirn klaffte eine tiefe Wunde, welche man wenigstens sauber gereinigt hatte. Er hatte es also nicht überlebt. Einen Moment lang, bedauerte Trojanas zutiefst, dass nicht er den Zweikampf mit seinem Vater hatte ausfechten können, vielleicht wäre jener dann eher am Leben geblieben…Aber er schob diese Gedanken von sich. Wichtig war jetzt, in erster Linie, die Zukunft seines Volkes und dass diese Abschlachterei endlich ein Ende fand.
Die Truppe kam näher und näher und die Schatten ihrer mächtigen Reittiere, fielen auf die Rebellen und ihre Gegner. Keiner kämpfte weiter und dann hallte Aellias, durch Magie verstärkte Stimme, über die Menge: „Der grosse König Solianas ist tot. Ich habe ihn in einem Zweikampf besiegt. Ich befehle euch eure Waffen niederzulegen, als eure neue Königin!“ Das letzte Wort widerhallte besonders laut in der Ohren der Anwesenden. Schrecken und Verwirrung zeichnete sich auf den Gesichtern jener ab, die Solianas treu ergeben gewesen waren. Freude und Erleichterung, auf den Gesichtern der Rebellen. Doch alle liessen ihre Waffen gleichermassen fallen. Das dadurch erzeugte Klirren, war weit herum zu hören.
Aellia war sehr aufgeregt und sie hoffte, dass ihre Stimme beim Sprechen nicht gezittert hatte. Sie war es sich nicht gewöhnt eine Königin zu sein. Sie wusste gar nicht, wie man sich als solche genau verhielt. Sie liess ihren Blick über die Menge wandern, suchte nach dem Gesicht, das ihr am liebsten war und dann erblickte sie Nannios! Er lag regungslos auf dem Boden, eine klaffende Wunde in seiner Brust. „Nannios!“ rief sie voller Angst und befahl ihrem Löwen zu landen. Die herumstehenden Leute, liessen sie schweigend passieren. Trojanas und jene, welche Nannios und Aellia gut kannten, scharten sich nun auch um den verletzten Lunarier. Ihre Blicke waren erfüllt von grosser Sorge. Die junge Harpya bückte sich zu Nannios herunter und untersuchte ihn. „Der Göttin sei Dank, er atmet noch!“ rief sie. „Wir brauchen sofort einige Heiler. Er ist schwer verletzt!“ Artemia, einige Priesterinnen und männliche Heiler, eilten herbei. „Er ist dem Tode nahe,“ sprach die Hohepriesterin tief betroffen. „Er ist sehr geschwächt, auch durch die andern Wunden. Die Verletzung in seiner Brust, ist eine, von Magie erzeugte, Wunde.“ „Aellia nickte, denn auch sie erblickte den Nachhall der Magie. Leider hatte sie selbst keine Heilkräfte. Artemia befahl den Heilern, sich in einem Kreis um Nannios aufzustellen. „Wir müssen das zusammen machen, es wird nicht einfach sein.“ Sie konzentrierte sich und richtete ihre Fingerspitzen auf ihren Sohn. Die anderen Heiler, taten dasselbe. Aellia wich etwas zurück, um nicht im Wege zu sein. Sie beobachtete wie die Heiler ihre Augen schlossen und dann sah sie das magische Feld, das sich durch deren vereinten Kräfte, im Zentrum ihres Kreises aufbaute. Die Heiler murmelten fremde Worte und plötzlich strömten hellsilberne Strahlen aus ihren Fingern. Diese liefen zusammen und bündelten sich über Nannios Brust. Auch die anderen Anwesenden, sahen dieses Licht und sie schauten tief beeindruckt dem einzigartigen Schauspiel zu. Der Schein spiegelte sich, wie silberne Fünkchen, n den unterschiedlich gefärbten Augen der Umstehenden.
Und… die Wunde in Nannios Brust, begann sich langsam zu schliessen. Auf einmal stöhnte der junge Lunarier leise. Aellia liess sich auf die Knie nieder und fasste nach der Hand ihres Liebsten. Seine Augenlider zuckten und dann…öffnete er die Augen. „Aellia…“flüsterte er und ein glückliches Lächeln, erschien auf seinem Gesicht. Die Heiler hielten in der Heilung inne. Die magische Wunde sah nun schon viel besser aus. Die junge Harpya umarmte und küsste ihren Gefährten überglücklich. „Oh Nannios, ich bin so froh, dass es dir wieder besser geht. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht!“ „Es ist…vorbei, nicht wahr? Wir haben gesiegt?“ „Ja, ja“, sprach sie mit erstickter Stimme. „Wir haben gesiegt! Solianas ist tot und nun wird alles gut.“ „Ich glaube…ich muss mich erst mal etwas ausruhen“, meinte er. „Ja, ruh dich aus, bald wirst du wieder auf den Beinen sein!“ Er lächelte und fiel sogleich wieder in den Schlaf zurück. „Artemia streichelte über das Gesicht ihres Sohnes. „Das Schlimmste hat er überstanden. Er muss jetzt viel schlafen und seine eigenen Heilkräfte müssen sich aktivieren. Wir werden uns natürlich weiter um ihn kümmern. „Gibt es hier einen Ort, wo er sich erholen kann?“ fragte Aellia an Trojanas gewandt. „Ja, natürlich werde ich ihm eins meiner Gemächer zur Verfügung stellen!“ erwiderter dieser. „Ich danke dir…für alles!“ sprach sie und Zuneigung lag in ihrem Blick. Sie ging zu Trojanas und vergewisserte sich, dass er keine schwereren Verletzungen hatte. „Mir geht es gut. Aber ich muss mich auch ausruhen, wie alle hier, “ meinte er mit einem müden Lächeln. Irisa trat neben ihn. Auch sie schien erschöpft, allerdings etwas weniger als er. Das hatten die Harpyas so an sich. Sie besassen eine ungewöhnliche Ausdauer. Immerhin hatten sie sich in ihrer Welt oft weit schlimmeren Feinden zu stellen, wie z.B. den Gorgonas. Trojanas lächelte Irisa ebenfalls zu. In seinem Blick, lag dabei ein Ausdruck, der nur einen Schluss zuliess. Aellia schmunzelte, schaute erst Trojanas, dann Irisa prüfend an. Letztere wirkte etwas gehemmt, doch dann schob sie ihre Hand in jene des jungen Solianers. „Ihr scheint mir ein gutes Team zu sein!“ meinte Aellia scherzend. „Dann wird es wohl Zeit, meine überaus wichtige Handlung vorzunehmen!“ Sie streifte das Medaillon des Sonnenkönigs von ihrem Hals und trat zu Trojanas. „Hiermit, mache ich dich zum neuen König der Solianer! Mir als Frau des dunklen Mondes, steht das Zeichen des Sonnengottes, sowieso nicht so gut zu Gesicht wie dir!“ Sie legte das Medaillon um Trojanas Hals. Einen Moment blieb alles atemlos still, dann jedoch, erhob sich tosender Jubel!