Ich bin der Anführer einer Rebellengruppe, welche sich gegen das Regime der Frauen in unserem Reiche, auflehnen will. Die Zeit ist gekommen, dass sich hier einiges ändert. Mein Ziel ist es, das Leben für alle, vor allem mal für die Männer, lebenswerter zu gestalten. Ich will die Harpyas dazu bringen, uns endlich mehr Rechte, ja gar gleiche Rechte, wie sich selbst, zuzugestehen. Ihr wisst gut genug, dass wir für die Frauen nichts Besseres als Sklaven sind und uns Gesetzen unterwerfen müssen, welche eigentlich völlig widernatürlich sind. Seit Jahrhunderten leben wir so und unser Geschlecht hat lange genug, alles mit sich machen lassen. Natürlich gab es schon ab und zu rebellische Bewegungen, doch alle wurden entweder von den Frauen im Keim erstickt oder zerstreuten sich von selbst wieder, als Podargia an die Macht kam. Alle haben ihre Hoffnung daraufgesetzt, dass unter ihrer Herrschaft alles besser wird, als unter der grausamen Herrschaft ihrer Schwester Nyxia. Es hat schon ein paar Verbesserungen gegeben, aber das reicht noch längst nicht aus. Wir sind nach wie vor zweitklassige Geschöpfe, mit denen man verfahren kann, wie es einem gerade beliebt.“ Hydrochias dachte nach. Er lebte hier eher abgeschieden, setzte sich eigentlich wenig mit solchen Dingen auseinander. Man behandelte ihn soweit gut und achtete ihn seiner verantwortungsvollen Arbeit wegen. „Ich kümmere mich eigentlich nicht sehr um solche Belange, “ sprach er „ich habe hier meinstens meine Ruhe.“ „Ja, “ erwiderte der Fremde etwas bitter „du hast hier auch alles was du brauchst, in der Stadt sieht das etwas anders aus und auch auf den meisten anderen Planetenscherben ebenfalls. Es gibt so viel Armut und die Männer leben unter schlimmsten Bedingungen. Zwar wird man jetzt nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit hingerichtet, wie damals bei Nyxia, aber man bekommt immer noch sehr zu spüren, dass man nur ein Masculina ist. Wenn man dann keine besonderen Attribute oder Fähigkeiten hat, welche die Frauen ansprechen, dann wird man auch schnell zum Ausgestossenen oder Unwürdigen.“ Hydrochias glaubte, das Tantalius aus Erfahrung sprach. Er hatte sowas ja schon vermutet. Er musterte den Fremden eingehend, etwas an ihm berührte ihn. Sein Ausdruck war aufrichtig und von echter Besorgnis und echtem Mitgefühl, für die Lage der Männer, im Reiche des dunklen Mondes geprägt. „Ich verstehe was ihr meint,“ sprach er, „wenn ich so darüber nachdenke, müssen wir uns wirklich sehr oft widernatürlichen Gesetzen unterwerfen und die Frauen könnten uns schon etwas mehr Respekt entgegenbringen und nicht stets jene abweisen, welche ihnen echte Gefühle der Liebe entgegenbringen wollen…“ Er hielt in dem was er sagte inne, als er merkte, dass er gerade drauf und dran war, etwas sehr Persönliches von sich preiszugeben. „Ich weiss…wovon ihr redet“, sprach der Fremde mit ernster, mitfühlender Mine. „Ihr sprecht von jener Frau, die ihr schon seit Jahren innig liebt, welche euch jedoch immer wieder abweist, weil sie der dunklen Mondgöttin treu ergeben ist und diese Treue, keine wirkliche Liebe zu einem männlichen Geschöpf erlaubt.“ Hydrochias fühlte einen tiefen Schmerz in seinem Herzen, als Tantalius diese Sache zur Sprache brachte. „Woher wisst ihr über sie Bescheid?“ fragte er. „Ach, ich habe so meine Quellen. Ihr wisst, die Leute hören und sehen viel. War sie nicht gerade wieder hier? Sie gehört doch zu den Jägerinnen, nicht wahr?“ Ein Gesicht tauchte vor Hydrochias innerem Auge auf. Es war ein schönes, eher etwas rundlicheres Gesicht, mit weichen, vollen Lippen und kaffeebraunen Augen, die mit langen Wimpern überschattet wurden. Ihre Haare waren halblang, sanft gewellt und von der Farbe frischen Ebenholzes. Ihre Figur bestand aus sehr weiblichen Formen. Ihre Taille war schmal, die Hüften etwas breiter, im Verhältnis dazu. Doch das störte ihn nicht, er fand sie wunderschön. Vor allem ihre grossen, vollen Brüste, trieben Hydrochias immer wieder in den Wahnsinn. Ihr Gefieder bestand aus verschiedenen Rotschattierungen, die Haut schien sich immer wieder einer andern Facette des Gefieders anzupassen. Das war sehr eindrücklich. Die Frau hiess Alwiana und war eine der vielen Jägerinnen, die immer wieder hierherkamen. Schon als er sie das erste Mal gesehen hatte, in ihrer roten Lederrüstung, die ihre Figur so schön betonte und bewaffnet mit einem langen eindrücklichen Bogen, konnte er sie sich nicht mehr aus dem Kopf schlagen. Sie schien ihn auch zu mögen, denn sie teilte mit ihm mehrmals die sexuellen Wonnen. Noch nie zuvor hatte Hydrochias so etwas erlebt. Es hatte sich nie ergeben, dass jemand ihn ihm den Liebhaber sah, er war immer nur der altbekannte Leuchtturmwächter gewesen, den man gar nicht so wirklich als sexuelles Wesen wahrnahm, auch wenn er gar nicht schlecht aussah. Er hatte kurze, dunkelbraune Haare, mit einem etwas rötlichen Schimmer und dieselbe Augenfarbe wie Alwiana. Sein Gesicht war ebenfalls eher rundlich und er strahlte eine angenehme Ruhe, Wärme und auch Väterlichkeit aus. Er war etwas korpulenter gebaut, wenn auch nicht dick und mochte die Gemütlichkeit. Sein Gefieder war schwarz mit wenig rot. Er lebte gerne hier, doch manchmal war er auch sehr einsam, denn er sehnte sich auch nach Liebe.
Bevor Alwiana Interesse an ihm gezeigt hatte, war er manchmal an der Einsamkeit und Enthaltsamkeit fast umgekommen und hatte sogar überlegt es evtl. mal mit einem Mann zu versuchen, da einige Männer hier noch öfters einfach so vorbeikamen, um etwas mit ihm zu plaudern. Doch, nachdem Alwiana gekommen war und er sich Hals über Kopf in sie verliebt hatte, sehnte er sich jeden Tag nach ihrer Nähe. Sie war eine temperamentvolle, selbständige Frau, mit einer unglaublichen Kraft, doch leider sehr geprägt, durch ihr Geschlechterbild und ihre Religion. Letztere verbot es, sich in einen Mann zu verlieben, wohl aus Angst an Macht zu verlieren. Doch obwohl sie ihn immer wieder abwies und ihm zeitweise die kalte Schulter zeigte, konnte sie doch nie mehr richtig von ihm lassen. Sie kam, so oft sie konnte, hierher und dann teilten sie die Wonnen. Es war immer unbeschreiblich schön. Doch…es gab keine wirkliche Zukunft für sie.
Ein Schatten huschte über Hydrochias Gesicht, als er daran dachte. „Ich merke, dass du darunter sehr leidest“, sprach Tantalius „und glaube mir, du bist nicht der einzige, dem es so geht. Er gibt noch viele neben dir, welche ihre Liebe und auch viele andern Dinge einfach nicht ausleben dürfen, weil es die Regeln der dunklen Mondgöttin verbieten. Lilithia…“ meinte er mit verbitterte Stimme „ist eine grausame Göttin!“ Hydrochias dachte über diese Worte nach. „Ich weiss nicht, ob wirklich die Göttin selbst grausam ist und nicht das, was jene aus ihr machen, die ihr so gut zu dienen glauben.“ „Das kann gut sein“, gab Tantalius zur Antwort „aber ich will ja auch nicht mit dir über die Götter diskutieren.“ Er hatte Götter gesagt, das fiel dem Leuchtturmwärter auf, aber warum hatte er das wohl getan? Glaubte er noch an andere Götter? Doch er fragte nicht weiter, denn es interessierte ihn brennend, was dieser Fremde genau von ihm wollte. Dieser fuhr fort: „Mein Ziel und das Ziel meiner Bewegung ist es, wie ich bereits sagte, die Lebensumstände für die Männer zu verbessern. Zu diesem Ziel gehört auch, dass die Liebe zwischen Mann und Frau erlaubt sein sollte und die Frauen uns als gleichwertig sehen lernen. Es müssen ganz neue Gesetze her!“ Er reichte Hydrochias ein Blatt Pergament. „Lies das gut durch, das wird unser Schreiben an die Königin Podargia sein. Wir wollen sie dazu bringen, es zu unterzeichnen.“ Hydrochias nahm das Pergament und begann zu lesen.