Musik is the Bäst!
Abgesehen von solch Sachen, bei denen man als Kind fast freiwillig seine Eltern begleitete, Klassische Musik in der Konzerthalle, Carl Phillipp Emanuel Bach, wurde mir der Zugang zur Musik, welcher Couleur auch immer, nicht grade einfach gemacht.
In der elterlichen Wohnung kam höchstens ab und an Radiogedudel vor. Bei dem Trubel der von vier Kindern verursacht werden kann, von denen einige auch ausgeprägt und teilweise sehr laute Lebensphasen hatten (ich war es natürlich nicht), kann ich es meinen Eltern überhaupt nicht verdenken, dass sie die Minuten in denen es keine akustischen Belastungen gab, nicht noch mit selbstgewählten Klangkompositionen füllten.
Dunkel erinnere ich mich an einige Probestunden mit einem Cello in der örtlichen Musikschule. Auch wenn ursprünglich nur ein mäßiges Interesse für Gitarre oder Schlagzeug bestand. Aber eigentlich waren diese Kurse schon voll und das Augenrollen der Musikerzieherin als sie hörte, dass ich als Siebenjähriger noch keine Noten lesen kann, hab ich bis heute nicht vergessen. Dann in der glaube ich vierten Klasse gab es den Versuch (meinen eigenen) bei einem Spielmannszug mit zu machen. Das war theoretisch so, dass Menschen zusammen während eines Straßenumzuges trommelten, Blasinstrumente benutzten und eine Art Metallzylophon an einem Fahnenmast verwenden. Real war es, so ähnlich wie freiwillige Feuerwehr. Menschen in Uniform verbringen gemeinsam Zeit in irgendwelchen Übungsräumen und die älteren vernichten alkoholische Getränke. Da ich so etwas schon kannte, beendete ich das musikalische Experiment auch recht schnell wieder.
Der nächste untaugliche Versuch eine musikalische Ausbildung zu erhalten wurde in der Schule gestartet. Die meisten Leser werden wissen was jetzt kommt, da sie wahrscheinlich sehr ähnliche Erfahrungen machen mussten. Für alle anderen schildere ich diese Marter. Die Lehrerin spielte an einem Klavier, welches von außen betrachtet, sich auch vom Sperrmüll in den Unterrichtsraum verirrt hätte haben können. Sie spielte irgendetwas, was ich nicht kannte und hörte abrupt auf, dann fragte sie, was nun logischer Weise zu folgen hätte! ?!?! Eine andere Aufgabe bestand darin, dass sie irgendein Musikstück spielte und mich ungefähr nach einer Minute fragte, wo der Fehler war, den sie absichtlich eingebaut hatte. Ab da wusste ich, dass das so mit der Musik nichts werden kann.
Hier war es ungefähr wie im Sportunterricht. Die Kinder die aus unerfindlichen Gründen die Aufgaben die gestellt wurden hinbekamen, also in Musik singen, Takthalten oder Notenschreiben, beim Sport weit werfen, schnell laufen oder hoch springen, bekamen gute Noten! Alle die, die Aufgaben nur mit kläglichem Erfolg meisterten, schlechte. Keinem einzigen Kind wurde erklärt, was sie nicht ganz so gut gemacht hatten oder was sie tun können, um bessere Ergebnisse zu erzielen.
Nach diesen Vorzeichen, war es nur um so verwunderlicher, dass ich nicht vollständig auf der Neue Deutschen Welle surfte, welche Anfang der achziger über uns alle schwappte. Klar hatte auch ich meine Lieblingstücke, aber ich fand auch vieles sehr schrecklich. Das die Texte auf deutsch, also mir verständlich, vorgetragen wurden war auch nicht immer vorteilhaft für das jeweilige Klangkunststück (z. B. Tretboot von Fr. Menke oder Codo von DÖF). Naja wenn´s verkauft wird. Meine musikalische Bildung erhielt ich aus dem Fernsehen. Disco mit Illia Richter oder Musikladen mir Manfred Sexauer. Mit großem Abstand prägend war aber formel eins. Peter Illmann & co. erzählten aus der großen weiten Welt der Popmusik, jede Woche zuverlässig den letzten Heißen Scheiß. In den Musikvideos wurden die Massen an den Mattscheiben in Ost und West gleich noch über die aktuelle Mode, angesagten Frisuren und neuesten Trends beim tanzen unterrichtet. Das waren erfolgreiche Influencer, weit bevor dieser Begriff erfunden wurde. Bei dieser medialen Übermacht ist es erstaunlich für mich, dass ich nicht Hardcorepopper wurde. Irgendwie interessierte ich mich auch für Musik, die vor meiner Wachphase populär war. Und als dann Anfang der neunziger z.B. Dr. Alban, Snap und so Zeug dominierten, verabschiedete ich mich für einige Jahre aus dem Tagesgeschäft. Bluse, Volk, Heavy und Rock, der siebziger und achziger ohne das Beste von heute- hätte meine Radiostation heißen können. Mit Billy Corgan und Kurt Cobain tauchte ich hin und wieder für kurze Momente in die damalige Jetztzeit zurück.
Mein erstes Konzert, wenn man das so nennen kann, fand 1987 in der Freilichtbühne Markendorf statt. Diese Stätte ist wahrscheinlich genauso Geschichte wie die Band, die ich sah. Die Anderen!
Ein paar Jungs, nicht viel älter als ich damals, aber schon mit einer Botschaft, „nicht dazu gehören“!
Musikalisch war das ein wildes Punkgeschrammel unter unwürdigen Soundbedingungen, das Wetter war nebensächlich. Spaß und Freude war sichtlich bei Bandmitgliedern, Veranstaltern und dem Publikum.
Für mich war dieses Erlebnis der Grundstein für viele schöne, aufregende, lehrreiche und auf jeden Fall, unwiederbringliche Erlebnisse in Konzerthallen, Freilichtbühnen oder Clubs. Ich versuche mich sehr breit aufzustellen und habe selbst bei Dieter Thomas Kuhn mit 10tausend anderen Vergnügungswilligen in der Waldbühne Spaß, obwohl in der eigenen Wohnung selbstverständlich Schlagerverbot herrscht.