Ich schlage die Augen auf, dass Schrille, metallische Scheppern des Weckers im Ohr.
Das Aufstehen heute fällt mir leicht, ich bin voller Hoffnung das es der Tag ist, wo alles gut wird, wieder ein Leben möglich ist in dem wir glücklich sein können, das unbeschwerte Gefühl zu spüren, lachen zu können.
Einfach wieder Kind sein können.
Meine ältere Schwester ist auch wach und sieht mich an.
Ihr Blick ist kämpferisch, voller Hoffnung.
Es ist Zeit etwas zu ändern.
Wir gehen nach unten in die Küche und bereiten das Frühstück vor.
So wie die ganzen Wochen zuvor.
So wie die ganzen Wochen zuvor decken wir den Tisch und warten bis die Stufen unter ihr ächzen, fast nachgeben , aber eben nur fast.
Der Stuhl knarrt und quitscht als sich unsere Grossmutter setzt.
Ich warte bereits mit dem Kaffee und als sie sitzt schenke ich ihn ihr ein.
Ich ziehe mich zurück in die Küche.
Sie isst.
Zeit für Phase eins.
Ich gehe nach oben in das Arbeitzimmer und ziehe den Ordner aus dem Regal.
Unsere Chance von hier wegzukommen.
Ich gehe wieder runter, meine Schwester sieht mich trotzig an, bereit den Plan durchzuziehen.
Für Sissy.
Mit erhobenem Haupt marschiere ich ins Esszimmer wo unsere Grossmutter gerade ihren Kaffee trinkt.
Böse Blicke sprühen mir entgegen, wie wir es wagen können sie beim Essen, sie überhaupt zu stören.
Aber heute ist mir alles egal.
" Wir haben etwas gefunden." sage ich und werfe den Ordner auf ihren Teller, mitten auf das Marmeladenbrot.
Sie erhbet die Hand, möchte mir eine Ohrfeige verpassen aber ich weiche aus.
" Wo hast du das den her? Warst du Schnüffeln?" knurrt sie .
" Du hast unsere Eltern getötet!" die Worte platzen aus mir heraus, bevor ich sie kontrollieren kann.
Die Grossmutter steht auf und stellt sich bedrohlich vor mich hin, in ihren Augen glitzert der Zorn.
Noch vor ein paar Wochen hätte ich mich ganz klein gemacht, hätte die Schläge versucht abzuwehren so gut es ging.
Aber diese Zeiten sind vorbei!
" Wie sprichtst du mit mir. Wann hab ich dir erlaubt mich zu duzen? Und das mit deinen Eltern kannst du das beweisen." sie lächelt triumphierend.
" Ich habe sehr wohl beweise, man muss bloss weit genug blättern." ich halte ihrem Blick stand, sehe ihr in die boshaften Augen, ich sehe einen kleinen Augenblick Angst in ihnen, aber sie fängt sich schnell wieder.
" Meine Mutter hat dir das Leben versaut, wegen ihr konntest du deine Karriere nicht fortführen, wer will schon eine Mutter, die hat sich um ihr Kind zu kümmern, nicht um ihre Karriere!" ich werde immer lauter, all meine Wut, all die erniedrungen die ich und meine Schwestern in den letzen Wochen ertragen mussten sprudeln aus mir heraus.
" Du hast ihre Kindheit zur hölle gemacht, ihr immer die Schuld für dein Scheitern gegeben und dir geschworen dich irgendwann an ihr zu rächen.
Das hast du getan, indem du sie getötet hast."
Meine Grossmutter lacht kalt und freudlos auf.
" Meine Tochter." sie spuckt das Wort aus, als ob es etwas ekliges, schlechtes wäre " ist schuld daran das ich den Job bei der Bank verlor, zum gespött des ganzen Dorfes wurde, dass meine Eltern mich verstiessen und ich allein gelassen wurde als ich am dringensten hilfe gebraucht hätte. Ohne sie wäre ich erfolgreich doch sie hat alles zerstört. Und dafür musste sie büssen und dafür büsst ihr jetzt." sie kommt immer näher auf mich zu, ich rieche ihr ekelhaft süsses Parfüm.
" Wenn ich dich wäre, würde ich zurück in die Küche gehen und ganz schnell vergessen was du gesehen hast, ausser du möchtest im Keller verrotten." bedrohlich hebt sie die Hand.
Ich schliesse die Augen, warte auf das klatschende Geräusch ihrer Hand auf meiner Haut, auf das brennen und den Schmerz der darauf folgt.
Doch in dem Moment klingelt es an der Tür.
" Wer stört mich?" knurrt die Grossmutter und schlurft zur Tür.
Ich und meine Schwester folgen ihr.
Die Kette bleibt an dran als unsere Grossmutter die Tür öffnet.
Es sind zwei Polizisten, die sie mit ernsten Gesichtern ansehen.
" Frau Humbot?" sagt der jünger aussehende Polizist.
" Ja das bin ich. Was wollen sie von mir?" schnauzt sie.
" Wir haben den Hinweis erhalten das hier Kinder festgehalten und auch misshandelt werden und das auch ein Kind tot ist." der ältere Polizist spricht mit einer kratzigen Stimme.
" Das ist Humbug. Den Kindern geht es super und tot ist keins. Schöner Tag noch." sie möchte die Tür zuschlagen, doch der junge Polizist schiebt seinen Fuss dazwischen.
" Dann dürfen wir sicher kurz reinkommen." es ist mehr eine Aufforderung als eine Frage.
" Ich habe keine Zeit für solch einen Mist und jetzt hauen sie ab!" schreit sie, vor wut ist ihr teigiges Gesicht rot angelaufen, ihre Augen funkeln wie ich es bei ihr noch nie gesehen habe.
Wenn das schief geht sind wir dran.
Und dann kann uns nichts mehr helfen, sie wird uns zu todeprügeln.
" Sie lassen uns sofort ins Haus oder wir brechen die Tür auf." ältere der beiden Polizisten erhebt seine Stimme, ohne Wirkung.
Die Grossmutter drückt die Tür so fest, das der junge Polizist jaulend seinen Fuss aus der Tür nimmt.
Sie fällt zu.
Und wir sind alleine mit ihr.
Der Schlund der Hölle hat sich geöffnet, ohne eine Chance ihm zu entkommen.
Er wird uns gnadenlos verschlingen.