Blinzelnd kommen die Gefährten zu sich. Aslan, Lila, Marvin und auch Tjen befinden sich in einem Land, das von außergewöhnlich viel schwarzem Geröll bedeckt ist. In der Ferne sehen sie einen Mischwald, hier und dort auch einige grüne Wiesen, doch der seltsame Stein bedeckt fast allen Boden.
„Wir sind richtig“, stellt Aslan erleichtert fest. „Willkommen im Land Stonegen, das Land des schwarzen Steins. Schaut euch ruhig um. Diese Welt ist nicht mehr in ihrem ursprünglichen Zustand, sondern wurde durch eine geheimnisvolle Magie verändert. Dies wäre vielleicht auch mal eine Idee für ein Abenteuer, den Ursprung zu finden, aber das soll heute nicht unser Ziel sein. Apropos Ziele – wir hätten hier nun zwei Möglichkeiten …“ Mit einem Mal schwankt Aslan. „Möglichkeiten … also …“
Vor den entsetzten Augen seiner Begleiter kippt der Reiseführer um.
„Aslan!“, schreien die drei Belletristicans und laufen zu ihm. Erleichtert erkennen sie, dass Aslan lediglich ohnmächtig ist. Sie sehen sich um.
„Was sollen wir denn jetzt machen?“, fragt Tjen.
Marvin bekämpft die aufsteigende Panik. „Wir brauchen Wasser – zur Not einen Heiltrank!“
„Oder eine kräftige Backpfeife“, schlägt Lila vor.
„Da drüben ist ein Fluss“, sagt Tjen. „Wir brauchen nur einen Eimer.“
Allerdings hat niemand, auch nicht der bewusstlose Aslan, einen Eimer im Gepäck.
„Was ist mit der Flasche, die wir durch das Portal geworfen haben?“, fällt es Tjen ein.
Tjen braucht nicht lange, um den Faden nah beim Portal zu finden. Die Flasche hat sich allerdings gelöst.
„Wir binden das Seil einfach an Aslans Fuß und ziehen ihn zum Fluss!“, meint Lila.
„Das wird aber anstrengend …“ Tjen zögert.
„Weit kann sie ja nicht sein“, brummt Marvin und schnuppert zwischen einigen Sträuchern, um wenig später stolz die Flasche herbeizuschleppen.
„Sehr gut!“ Tjen eilt mit dem Fläschchen zum Fluss, füllt es auf und kippt das Wasser wenig später vorsichtig über Aslans Gesicht.
Prustend kommt der Reiseführer zu sich und sieht sich um: „Was ist passiert?“
„Du bist einfach umgekippt!“, erzählen ihm die Abenteurer halb besorgt, halb vorwurfsvoll.
„Das ist mir wirklich unangenehm, dass mir als eurem Reiseführer als einziger die Portalreise nicht gut bekommen ist. Entschuldigt, meine Freunde.“ Aslan steht vorsichtig auf. „Wo waren wir?“
„Du meintest etwas von zwei Möglichkeiten“, ruft Lila ihm ins Gedächtnis.
Aslan erinnert sich: „Also – hier in der Nähe gibt es eine Gaststätte, ähnlich der Taverne in Belle. Wir können einen Abstecher dorthin machen, müssen aber nicht. Die andere Möglichkeit ist, dem Weg hier zu folgen, in der Hoffnung, die schwarze Festung zu finden, in der sich das Amulett befinden soll. Ich kenne mich leider auch nicht wirklich hier aus.“
„Dann gehen wir zu der Taverne und fragen nach dem Weg!“, sagt Tjen.
Marvin schüttelt den Kopf. „Und … wenn da böse Schläger in der Taverne sind?“
Lila tätschelt ihren Flammenwerfer. „Wozu haben wir denn Waffen?“
Keine fünf Minuten später stehen die vier vor der Tür der Taverne und einem Schild, auf dem „Geschlossen“ steht.
„Schön“, meint Marvin erleichtert. „Dann verirren wir uns mal in einer fremden Welt auf der Suche nach einem düsteren Schloss!“
„Hier gibt es nur eine Straße, irgendwohin wird sie schon führen“, entscheidet der Reiseführer. Und tatsächlich führt die Straße irgendwohin: In den düsteren Wald, den die Gruppe bereits aus der Ferne gesehen hat. Es ist dunkel, die Atmosphäre bedrückend … fast schon bedrohlich.
„Meine Füße tun weh“, jammert Tjen.
„Soll ich dich tragen?“, bietet Lila an.
„Danke, ich laufe lieber hinten bei den Hühnern.“
„Sei nur vorsichtig“, warnt Marvin. „Charlie ist ein bisschen kurzsichtig und pickt manchmal nach Zehen, weil sie die für große Getreidekörner hält!“
Plötzlich ertönt ein Knacken im Wald vor ihnen und sie sechs Kampfhühner stürmen unerwartet nach vorne.
„He, wartet!“ Marvin und die drei anderen folgen dem Gackern durch das Gebüsch.
Ein Waldgeist mit wilder Mähne und großen, nach hinten geschwungenen Hörnern springt ihnen brüllend entgegen. Im nächsten Moment sind die drei Kämpfer und die sechs Hühner mitten im Kampfgeschehen. Die Hühner picken auf die Füße des Waldgeists. Lila will ihren Raketenwerfer zünden, verbrennt sich allerdings die Hand und Marvin wird von einem fiesen Schwinger des Waldgeists getroffen. Tjen dagegen trifft mit ihrem Dolch und gemeinsam schaffen es die drei samt Hühnern, den Waldgeist zu besiegen.
Überrascht blickt die Gruppe auf die Überreste dieses garstigen Wesens. Sie sehen seltsam aus und haben eine frappierende Ähnlichkeit mit grünem Wackelpudding.
„Seht ihr das?“
Diese seltsame Masse versinkt langsam im Erdboden. Und
mit ihrem Verschwinden wird ein Gegenstand sichtbar, der wohl im Körper dieses
Wesens eingeschlossen war. Eine seltsame schwarze Kugel, vielleicht faustgroß.
Sie wirkt wie aus schwarzem Glas und das schwache Licht des Waldes spiegelt
sich eigentümlich darin.
Tjen beugt sich neugierig darüber und untersucht sie. „Sie ist magisch. Es ist eine sehr mächtige Magie und … ich kann nicht ganz erkennen, ob sie gut oder böse ist – Neutral! Es ist neutrale Magie.“ Tjen reicht Aslan die Kugel, der sie einsteckt.
Die Gruppe geht noch ein Stück weiter und stellt erstaunt fest, dass der Wald deutlich weniger unheimlich wirkt, seitdem der Waldgeist tot ist. Zerschlagen vom Kampf machen sie dann eine kleine Pause. Marvin reicht jedem seiner Freunde einen Heiltrank und Aslan wird dazu überredet, ein wenig zu erzählen.
Verge und Aslan kennen sich schon länger. Woher Verge stammt, weiß Aslan nicht. Sie sind wie Brüder, Verbündete und kämpfen gemeinsam. Da Verge eher schweigsam ist, entwickelten die beiden eine Zeichensprache, die sie auch gut in Kampfsituationen einsetzen können. Da Verge bisher für Aslan namenlos war und er darum bittet, ihm einen Namen zu geben, verlieh ihm, so erinnert sich Aslan, Felix den Namen Verge. Vorher auch genannt "die verhüllte Gestalt". Da Verge nicht aus Belletristica kommt und sein Amulett noch in der anderen Welt ist, schwächt ihn der Aufenthalt dort. Aslan vermutet, dass dies der Grund für sein Schweigen ist. Deshalb müssen die Gefährten (noch sind es drei) das Amulett in der anderen Welt suchen.
Auf Tjens Frage zum Amulett hin zweifelt Marv plötzlich daran, dass man Fremden einfach so bis in eine unbekannte Welt folgen sollte. Tjen versichert ihm jedoch, Aslan und Verge umgebe eine gute Aura und man könne ihnen vertrauen, auch wenn sie fremd seien.
Lila und Marv haben die Sorge, mit dem Amulett könnten Verge und Aslan die Weltherrschaft an sich reißen, Tjen beschwichtigt sie und sagt, dass die Winterdämonen Belletristicas auch eigentlich nur auf den kostbaren Feenstaub aus seien, was beweisen soll, dass nicht jeder Bösewicht auf Weltherrschaft aus ist.
Die drei schöpfen Hoffnung und machen sich mit Aslan wieder auf den Weg.