3. Rachegebell
Die Bäume im Burgpark verloren von Tag zu Tag immer mehr ihrer rotgoldenen Blätterpracht, während der Herbst sich den Ende zuneigte. Tome sprang ganz in Froschmanier in großen Sätzen von Blätterhaufen zu Blätterhaufen und wirbelte dabei das gefallene farbenfrohe Laub auf. Rixte und Gaska schlenderten in einigen Abstand hinter ihm her. Die Krustenechse beobachtete Tomes wildes Treiben.
„Da geht er hin." murmelte sie mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht, der ihre scharfen Zähne entblößte: „Der große starke Mann der uns wehrlose Damen nicht alleine in die Nacht hinaus gehen lassen wollte."
Gaska bekam es nur halb mit.
Sie hatte Probleme sich zu konzentrieren.
Ihr Kopf fühlte sich noch etwas leer an und ihre Augen schmerzten.
Sie fuhr sich mit der Hand über ihr Gesicht.
„Was genau ist diese Medizin, die Jens für Yonna besorgen wollte, eigentlich?"
„Irgendwas von der Tierapotheke aus dem Menschenort." antwortete Rixte. „Übers Handy hat es sich so angehört ,als wenn es etwas zur Stärkung wäre, damit Yonna sich vielleicht nicht mehr ganz so kraftlos fühlt.,,
Gerade als Rixte diese Worte ausgesprochen hatte, gab es einen Luftzug und Tome landete mit einen lauten dumpfen Geräusch direkt vor ihnen in einem weiteren Blätterhaufen.
Gaska kniff die Augen zusammen als totes Laub und Dreck vom Waldboden ihnen ins Gesicht flogen.
„Wir haben ein Handy?" hörte sie Tome aufgeregt fragen: „Warum weiß ich nichts davon?"
Gaska öffnete ihre Augen, als sie Rixte irgendetwas Grummeln hörte und erst dann legte sie eine Hand an ihre Hüfte und antwortete : „Erstens : Ja. Aber es ist laut Jens ein Uralt-Handy, dass nur für Notfälle gedacht ist. Und Zweitens: Vermutlich weil Yonna nicht wollte, dass du irgendeinen Unsinn damit anstellst."
Tome deutete mit einen Finger auf sich selber. Seine Augen wurden groß. „Ich?"
Rixte sah ihn einige lange Sekunden mit ausdrucksloser Mine an, eher sie sich an ihm vorbei drückte und sich entfernte.
„Das ist also das Image, dass ich bei euch habe, ja?" rief Tome ihr hinterher.
Gaska seufzte einmal tief und rieb sich nochmal über die schmerzenden Augen.
„Hast du etwa geweint?"
Diese Frage riss Gaska aus ihrem Konzept und ihr Kopf wandte sich in Tomes Richtung.
Sie verfluchte sich innerlich dafür, doch es war bereits zu spät.
Tome hatte ihr bereits direkt ins Gesicht gesehen.
Seine großen Augen nahmen einen erkennenden Ausdruck an und sein sonst so freche Grinsen verschwand augenblicklich.
„Ja, hast du." erkannte er mit ungewohnt sanfter Stimme: „Deine Augen sind ganz rot. Alles in Ordnung?"
Ertappt wandte die Glattechse den Blick ab und ging an dem Froschmutanten vorbei: „Ich.. Mir ist nur heute morgen etwas ins Auge geflogen. Tat echt weh.."
Gaska erwartete ,dass jetzt wieder eine blöde Bemerkung folgen würde, weswegen sie so schnell wie möglich Rixte einholen wollte.
Sie fühlte Tomes Blick auf ihren Rücken.
Es dauerte einen Moment, dann hörte sie hinter sich Schritte im Laub, die ihr folgten.
„Du warst heute Morgen ganz schön lange bei Yonna."
Gaska fühlte einen weiteren heißen Stich in ihrer Brust, antwortete jedoch nichts darauf.
„Was hast du denn so lange da drinnen gemacht?"
„Ach,.. nichts Wichtiges."
„Wenn's nichts Wichtiges oder Geheimes zwischen euch beiden ist, dann gibt's auch keinen Grund , warum du es mir nicht sagen kannst."
Gaskas Herz schlug schneller als vorher, doch sie drehte sich nicht zu Tome um und behielt ihren forschen Schritt bei, während ihre Augen auf Rixte fixiert waren, die nur noch ein paar Meter vor ihr durch den Wald stapfte.
,Warum willst du das wissen...?,
Sie schluckte den nicht existierenden Kloß in ihrem Hals herunter.
„Es war eben..."
Sie schwieg einen Moment, eher sie sich zu einem Lächeln zwang und über ihre Schulter sah: „Ich meine...wir haben eben über alles und nichts geredet und haben dabei die Zeit vergessen. Es war wirklich
Sie sah jetzt den skeptischen Ausdruck in Tomes Gesicht und er öffnete gerade den Mund um etwas zu sagen, als Gaska ihren Kopf wieder nach vorne drehte.
Keinen Moment später krachte sie mit ihrer Schnauze in Rixtes Rücken.
„Au!" stieß sie auf und hielt sich das Gesicht: „Hey, was sollte denn das?"
Rixte antwortete nicht, sondern stand nur starr mit den Rücken zu ihr.
„Erde an Rixte?" fragte Tome nicht minder verwirrt und er legte den Kopf etwas zur Seite: „Hallo?"
Gaska folgte den starren Blick ihrer Freundin zur alten Mühlenruine, die jetzt hinter einigen Gebüschen aufgetaucht war.
Sie konnte nichts Außergewöhnliches erkennen.
Das schöne rote Gestein, aus dem sie erbaut worden war, stach wie schon immer aus dem Rest der wäldlichen Umgebung hervor.
Und selbst das alte dreckig silberne Auto stand dort etwas entfernt daneben.
Rixte zog langsam die Luft durch ihre Schnauze ein und ihre Augen wurden zu Schlitzen.
„Riecht ihr das?"
„Ich war's nicht." witzelte Tome.
„Nein, nicht das!" stöhnte Rixte genervt: „Es riecht irgendwie...nach Hund."
Bei diesen Worten wurde Gaska kalt.
Sie zog nun ebenfalls die Luft durch ihre Nase ein und auch wenn es sehr schwach war, erkannte sie was Rixte meinte.
Da hing ein Hauch des typischen Hundegeruchs in der Luft...
Um die Mühlenruine herum..
Um den Ort herum an dem Jens sich mit ihnen treffen wollte...
Eine böse Vorahnung drang in Gaskas Kopf und als sie einen Blick zu Tome und Rixte hinüberwarf, bemerkte sie an ihren Gesichtsausdrücken, dass sie genau den selben Gedanken hatten.
„Ich schwöre.." knurrte Rixte und ihre Schuppen stellten sich auf, als ihr Körper bebte.
„Wenn sie das getan haben....!"
Fast wie aufs Stichwort raschelte es in einem der Gebüsche.
Die Dreiergruppe wich überrascht zurück, als plötzlich ein dunkelbrauner Schatten aus dem Geäst gesprungen kam.
Es war einer der Hundemutanten, der sich jetzt direkt vor ihnen aufbaute.
Sein kurzes dunkel braunes Fell schmiegte sich eng an seinen langen Körper und über seine sehr spitzzulaufende Schnauze.
Seine dunklen Augen fixierten die Gruppe vor ihm.
Rixte stieß ein warnendes Zischen in seine Richtung aus, woraufhin er mit einem Knurren antwortete und seine Zähne fletschte, während sein Fell sich aufstellte.
Für einen Moment sah es fast so aus, als würde er sich gleich auf Rixte stürzen, doch dann plötzlich verzog sich der zähnefletschende Gesichtsausdruck zu einen Grinsen : „Vermisst ihr zufällig, irgendwas?"
Rixtes Blick verfinsterte sich: „Was geht dich das an, Köter? Bist du nicht ziemlich weit weg von deinem warmen Körbchen?"
„Du solltest dir diesen Ton, wirklich abgewöhnen, Echse!" knurrte der Hundemutant, doch das Grinsen wich nicht aus seinem Gesicht, etwas das Gaska gar nicht gefiel.
Sie sah zu Rixte hinüber.
Die Muskeln ihrer Freundin waren bereits jetzt zum Zerreißen gespannt und ihre Schuppen bebten.
Gaska lief es eiskalt den Rücken runter, als der Windhund weitersprach.
„Immerhin könnte das Leben eures Menschenfreundes davon abhängen."
Ritsch!
Rixtes Krallen durchschnitten die Luft, verfehlten jedoch das Ziel, das noch rechtzeitig nach hinten wegsprang.
Ihr Gegenüber warf der wütenden Krustenesche noch ein provozierendes Kichern entgegen, eher der Hundemutant in Richtung der Mühle davonpreschte.
„Jetzt , reicht's!" fauchte Rixte, bevor sie ohne noch einmal zurückzublicken die Verfolgung aufnahm und Gaska sowie Tome stehen lies.
„Rixte! Warte!" rief Gaska ihr erschrocken hinterher und streckte eine Hand aus, doch die Krustenechse schien sie schon nicht mehr zu hören.
Tome stand wie gelähmt und mit weit aufgerissenen Augen neben ihr :„Oh, mein Gott. Sie rennt einfach rein. Das ist doch garantiert sowas von eine Falle."
,Ach, ja? Hätte ich gar nicht bemerkt!, tönte eine frustrierte Stimme in Gaskas Kopf und sie lief los.
Sie rannte so schnell sie konnte hinter Rixte her und sah gerade noch wie der Hundemutant im Eingang der Ruine verschwand.
Panik stieg in Gaska auf als sie ihre Freundin jetzt ebenfalls den Eingang erreichen sah.
„Stopp!,,
Doch Rixte stürmte einfach unbeirrt dem Windhund hinterher in die Dunkelheit der Ruine.
Das konnte doch nicht wahr sein!
Alles in ihr riet ihr von ihren nächsten Schritt ab.
Sogar Tome, den sie jetzt hinter sich hören konnte, rief ihr nach sie solle stehenbleiben.
Dass, das alles eine Falle war.
Doch aus irgendeinen Grund war etwas anderes in ihr sehr viel stärker, vor allem wenn sie an Rixte dachte.
Mit einem letzten Satz rannte sie durch den Eingang der Ruine in die Schatten.
Im ersten Moment, verlor Gaska in der Dunkelheit die Orientierung und sie blieb stehen.
Im Inneren der Ruine war es kälter als draußen und man hörte Wasser, dass sich vom regnerischen Herbstwetter angesammelt hatte, durch das morsche Dach der Ruine tropfen.
„Jens! Hey!"
Die Glattechse hörte eine Stimme.
Rixte!
Und dann war da ein schmerzerfülltes Stöhnen, von jemand anderen.
Sie ertastete eine Wand zu ihrer rechten und folgte ihr blind in die Richtung aus der sie die Stimme ihrer Freundin gehört hatte.
Als ihre Augen sich endlich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, machte sie endlich die Umrisse des rundlichen Mühleninnenraums aus.
Und jetzt sah sie auch Rixte am Boden kniend.
Sie half gerade einer kleineren Gestalt dabei sich aufzusetzen.
Es war ein Mensch.
Ein Mensch mit fast mittellangen lockigen braunen Haaren und blasser Haut.
Seine schwarze Herbstjacke war an einigen Stellen aufgerissen und das Innenleben quoll hervor.
Es war Jens.
Der einzige Mensch, von dem sie wussten, dass sie ihm vertrauen konnten.
„Oh.. Gott. Ich brauche erst mal`ne Kippe wenn das hier vorbei ist." stöhne er und hielt sich den Kopf.
Dann wandt er sich an Rixte und klopfte ihr noch etwas benommen und mit einem schwachen Lächeln auf den Arm. „Übrigens Schön dich zu sehen, Große....und dich auch Gaska."
Als er das sagte hob Rixte den Blick und schien erst jetzt zu bemerken, dass ihre Freundin ihr gefolgt war.
„Die haben ihn irgendwie ausgeknockt und gefesselt!" Sie deutete mit einer Kopfbewegung neben sich, wo ein zerschnittenes Seil lag.
Gaska verzog das Gesicht und musterte ihn von oben bis unten.
„Hat das Rudel dich verletzt?"
„Nicht wircklich." seufzte Jens erschöpft und hielt sich den Nacken: ,,Oder wenigstens erinnere ich mich nicht mehr so genau. Die haben wie wild an meiner Jacke gezerrt, ich wollte mich befreien , die haben losgelassen und ich bin wohl etwas zu hart auf den Kopf gefallen.."
Er kniff die Augen zusammen und zog scharf die Luft ein:
„Deswegen habe ich wohl jetzt auch diese Kopfschmerzen."
,Das er so ruhig bleiben kann...Er hat sich wirklich bereits an uns Mutanten gewöhnt.'
Gaska hob jetzt den Blick und sah sich im Dunkeln um: „Wo ist der Hundemutant den du verfolgt hast?"
Rixte zuckte grimmig mit den Schultern.
,,Ist mir wohl in der Dunkelheit entkommen und um ehrlich zu sein war mir Jens wichtiger, als ich ihn am Boden habe liegen sehen.,,
Plötzlich hörte Gaska hinter sich ein Geräusch und sah gerade noch wie Tome in die Mühle gestürzt kam.
Seine Augen waren weit aufgerissen und er stolperte beinahe über seine eigenen Froschfüße.
Der Ausdruck in seinem Gesicht war genug um Gaska zu alarmieren, vor allem als Tome einen weiten Sprung hinlegte und sich dann keuchend mit den Rücken an die hintere Wand der Mühle drückte.
„Leute, wir haben ein Problem! Ein ganz , ganz großes Problem!"
Er deutete mit einem Finger auf den Ruineneingang, der jetzt von einer großen vierbeinigen Gestalt versperrt wurde.
Das fahle Herbstlicht von draußen umschien ihr kurzes weißes Fell.
Gaskas hielt die Luft an.
Dieser Hundemutant war bisher der größte den sie je gesehen hatte.
Und sie wusste genau wer es war.
Sie wich einige Schritt zurück und Rixte stand auf um sich vor Jens zu positionieren.
„Einen wehrlosen Menschen angreifen? Wirklich Sievert?!"
Die Krustenechse schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust.
„So viel zum besten Freund des Menschen."
Ein tiefes drohendes Knurren drang daraufhin durch die Ruine und der angesprochene Hundemutant machte einige Schritte auf die Gruppe zu.
Der Dalmatiner hatte einige gräuliche Narben im Gesicht und an seinen Beinen und zog sein Hinterbein etwas nach, als er auf Rixte zuging, doch seine Augen funkelten trotzdem noch voller Energie und Zorn.
„Halts Maul, Echse." grollte seine tiefe Stimme an den Wänden wieder: „Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, dass wir eure Aktion von gestern Nacht einfach so vergessen würden, oder?"
Gaska keuchte, als sie sah wie hinter ihm jetzt noch weitere der Hundemutanten langsam in die Ruine traten.
Rixstes Hand legte sich auf ihrer Schulter und sie wurde nach hinten geschoben, während die Krustenechse das Rudel vor sich nicht aus den Augen lies.
Sie zuckte unbeeindruckt mit den Schultern.
Das Beben in Rixtes Körper und ihre geballten Fäuste entgingen Gaska jedoch nicht.
„Deswegen das Ganze?"
„Glaubt ihr etwa wir lassen so etwas auf uns sitzen?"
„Wir haben euch nur einen kleinen Schrecken eingejagt!" erwiderte Rixte und breitete die Arme aus: „Ihr hingegen hättet uns gut und gerne dem Tod ausgeliefert, als ihr an unsere Wintervorräte gegangen seid!„
Sievert starrte Rixte direkt in die Augen, als er die Zähne fletschte.
„Gewöhn dich dran, Eidechse! Falls du es noch nicht bemerkt hast, hier draußen überleben nur die Stärkeren! Wir nehmen uns was wir wollen!"
Rixte stieß ein verächtliches Geräusch aus.
Ein wütendes Zucken durchstieß Sieverts Körper.
Gaska konnte den Zorn die aus seiner Richtung zu ihnen hinüber strömte fast schon auf ihren Schuppen fühlen.
Sie wich einen Schritt zurück und stand neben Jens, als sie bemerkte, wie einer der Hundemutanten in ihre Richtung sah.
Er war gerade von irgendwo aus der Dunkelheit der Mühle aufgetaucht.
Sie versuchte, den Blick zu ignorieren, doch er brannte sich beinahe schon in sie hinein.
Dieses dunkelbraune Fell...
Die spitze Schnauze...
Gaska unterdrückte ein Schaudern, als Sieverts Blick auf sie und dann auf Jens traf.
Er verzog angeekelt das Gesicht: „Schämt ihr euch nicht, Hilfe von Menschen anzunehmen?"
„Das könnten wir euch auch fragen." erwiderte Rixte: „Euch hat es ja anscheinend auch nicht gestört die von einen Menschen gemachten Kekse, aus unserem Lager mitgehen zu lassen."
Sie deutete auf mit einer Kopfbewegung auf Jens, der etwas hilflos der Situation gegenüber kurz die Hand hob und ein nervöses Lächeln aufsetzte.
„Äh.. Hi, ich wollte euch mit meiner Anwesenheit wirklich nicht verär-,,
Sieverts Augen wurden zu Schlitzen und er knurrte, woraufhin der Mensch die Hand sinken lies und langsam zu Tome an die Wand zurückwich.
„Ich hätte dem Katzenweib, nie versprechen sollen, einen Bogen um euch zu machen. Ich hätte euch gar nicht erst aufwachsen lassen sollen."
Gaska horchte auf.
Sie hatte gewusst, dass Yonna und das Rudel eine Vorgeschichte hatten.
Keine besonders Gute.
Weswegen es sie noch mehr überraschte jetzt von einem angeblichen Versprechen zu hören, dass Sievert ihrer Mutter gegeben haben sollte.
„Nichts Gutes kam jemals von dieser alten Katze." fuhr er fort : „Schon damals hat sie nichts als Ärger gemacht. Sie hat euch drei Monster großgezogen, obwohl ihr nicht mal ihre eigenen Jungen ward, und hat dann auch noch einen Menschen in unser Zuhause gebracht."
Die Stimme des alten Dalmatiners wurde kalt: „Wäre besser gewesen ich hätte der Alten die Kehle durchgebissen, als ich die Chance dazu hatte. Vielleicht wird's Zeit das nachzuholen."
Die offensichtliche Drohung lies Gaskas Blut gefrieren.
Sie hörte wie Tome hinter ihr eine Art Fiepen ausstieß.
Rixte hingegen schwieg für einen Moment, als ein hasserfülltes Flackern in ihren Augen erschien.
Gaska wunderte sich, als sich plötzlich ein Lächeln auf dem Gesicht der Krustenechse ausbreitete.
„Weißt du Sievert.." begann sie: „Ich glaube ich verstehe jetzt warum du so schlecht drauf bist."
,Rixte.,
Gaska warf ihrer Freundin einen scharfen Blick zu.
Doch Rixte hatte Sievert bereits fest mit ihren Blick fixiert und sah von oben auf ihn herab.
„Du hättest doch etwas sagen können. Jens hätte dir sicherlich auch einige Hundeleckerlis mitgebracht."
Gaska konnte nur kurz einen leisen Schrei ausstoßen, als Sievert sich auf Rixte stürzte und an ihre Kehle zu sprang.
Sie hob jedoch gerade noch rechtzeitig ihren Arm, in dem sich Sievert versuchte festzubeißen.
Doch wie so oft war Rixtes Schuppenkleid zu dick, selbst für die Zähne eines Raubtieres.
Lautes Bellen und Grollen erhob sich, als das restliche Rudel angriff.
Rixte zischte und schleuderte Sievert von sich weg.
Der Dalmatiner prallte mit einen anderen Hundemutant zusammen, der nicht mehr rechtzeitig aus dem Weg springen konnte und stieß einen hohen Winselton aus, eher beide hart auf den Boden knallten.
Rixte baute sich vor Gaska und den Anderen auf und schleuderte zwei der Angreifer zurück, die sich auf sie stürzten.
Zwei andere Hundemutanten nutzen den Moment um Rixte zu umrunden und direkt auf Gaska und die anderen loszugehen.
Diese war für einen Moment wie gelähmt, als sie den dunkelbraunen Windhund genau auf sich zurennen sah.
Sie bekam einen Schups und stolperte zur Seite, gerade noch rechtzeitig um den Zähnen ihres Angreifers zu entkommen.
Sie keuchte und sprang auf.
Ihr Blick fiel auf einen hölzernen Pfosten, die die alte Mühle stützen.
Sie vergrub ihre Krallen im feuchten Holz und kletterte so schnell sie konnte daran hinauf, gerade noch rechtzeitig bevor der Hundemutant sie erreichen konnte.
Gaska atmete schwer und warf einen Blick nach unten.
Der Hundemutant fletschte die Zähne und versuchte zu ihr hinauf zu springen und nach ihren Schweif zu schnappen.
Seine stumpfen Krallen fanden jedoch am Holz keinen Halt und er rutschte wieder zu Boden.
Die Glattechse fühlte wie ihr Herz gegen ihre Rippen hämmerte und war wie erstarrt bis sie einen dumpfen Knall hörte.
Von ihrer erhöhten Position, sah sie über das Chaos hinweg, wie Rixte einen der Hundemutanten mit ihren Schweif gegen die Wand gedonnert hatte.
Zwei weitere Hundemutanten ließen daraufhin von ihr ab und rannten winselnd davon.
Ein Schäferhund versuchte Tome zu erwischen, der jedoch immer wieder aus dem Weg sprang und einfach viel zu schnell zu sein schien.
Sein Angreifer schnaufte und knurrte frustriert , als er ein weiteres Mal zum Sprung auf den Froschmutanten ansetzte.
Tome stieß sich vom Boden ab und katapultierte sich hoch in die Luft.
Er landete auf dem Rücken des Hundemutanten und schlang von hinten die Arme um seinen Hals, während sein Angreifer sich wie ein scheuendes Pferd hin und her warf um den Froschmutanten von sich runter zu bekommen.
Jens hatte sich hinter einer fast zerfallenden Steinmauer in Sicherheit gebracht und hielt den Kopf gesenkt, scheinbar kümmerten sich die Hundemutanten nicht weiter um ihn.
Ein Grollen unter ihr erweckte Gaskas Aufmerksamkeit und sie sah nach unten, wo ihr Angreifer scheinbar ihren Blick gefolgt war und Jens gesehen hatte.
Der Hundemutant sah kurz ihn an, wand den Blick , dann wieder zu ihr hoch und verzog des Gesicht zu einem Lächeln, wobei seine scharfen Fangzähne zum Vorschein kamen.
Seine Augen glänzten.
Plötzliche Kälte machte sich in der Glattechse breit.
,Nein.. Das wagt der nicht..'
Der Hundemutant lies von dem Holzbalken ab, wobei er den Augenkontakt mit Gaska nicht einmal brach und ging ,dann in Jens Richtung.
Der Mensch schien im Moment zu sehr damit beschäftigt zu sein, Rixte und Tome und ihren Kampf gegen die Hundemutanten zu beobachten.
Er bemerkte nicht einmal, wie der Windhund ihm mit gefletschten Zähnen entgegen kam.
„Tome! Hey!" rief Gaska, doch der Froschmutant hörte sie nicht.
Das Gebelle und die Kampfgeräusche hallten viel zu laut in der Ruine wieder.
Sie warf den Blick in Richtung von Rixte, doch diese schien das Hauptangriffsziel des Rudels zu sein und schien viel zu sehr damit beschäftigt die Angriffe der restlichen Rudelmitglieder abzuwehren.
,Oh, nein, nein, nein...'
Gaskas Körper war einfach erstarrt, als sie sah wie der Windhund jetzt langsam die Mauer umrundete.
Ein heißer Stich bohrte sich in ihre Brust und sie sprang von ihrer Position hinunter wieder auf den Boden und rannte in die Richtung ihres Angreifers.
„Jens! Weg da!" rief sie so laut sie konnte und jetzt schien der Mensch sie endlich zu hören und riss den Blick vom Kampfgeschehen weg.
„Was?"
Er erblickte den Windhund, sprang auf und über die Mauer, als dieser sich auf ihn stürzen wollte.
Das Maul des Hundemutanten bekam die Jacke des Mannes zu fassen und zog ihn daran zurück.
Er stieß einen Schrei aus und versuchte sich zu befreien, doch der Windhund, schien es nicht mal zu bemerken und zog ihn wieder hinter die Mauer und aus Gaskas Sichtfeld.
Die Glattechse hielt die Luft an.
Sie umrundete die Mauer und sah nur kurz, wie der Hundemutant, Jens zu Boden drückte, eher sie ohne weiter nachzudenken ihren Körper in dessen Seite rammte.
Der Windhund taumelte einige Schritte zur Seite.
Jens konnte sich befreien zog sich über den Boden von ihm weg.
Gaska fühlte jedoch nur kurz Erleichterung, denn im nächsten Moment sah sie dunkelbraunes Fell in ihrem Augenwinkel aufblitzen.
Sie konnte nur noch die Arme schützend vor ihr Gesicht halten, eher sie von dem Hundemutanten umgeworfen wurde und mit ihm über den Boden rollte.
Der Windhund war jetzt über ihr und drückte sie mit seinen Pfoten auf den Boden, während er nach ihren Hals schnappte.
Gaska zog die Schultern hoch und versuchte ihn von sich wegzuschieben, doch er war einfach zu schwer für sie.
Die Pfoten auf ihrer Brust pressten die Luft aus ihr heraus und sie rang nach Luft.
Sie fühlte einen Luftzug und im nächsten Moment bekam der Windhund ein Holzbrett über den Kopf gezogen.
Jens hatte es anscheinend irgendwo gefunden und kam Gaska zu Hilfe.
Der Hundemutant taumelte kurz etwas benommen und seine Kraft lies nach, was Gaska ausnutzte um ihn von sich wegzuschubsen.
Sie rollte sich auf alle Viere und rappelte sich schwer atmend auf.
Schnapp!
Gaskas Kopf schnellte nach oben.
Der Windhund hatte das Holzbrett, dass Jens gefunden hatte, mit seinen Kiefer gepackt und zerrte es aus den Händen des Menschen, der durch den starken Ruck, vorne über fiel und jetzt genau vor dem Hundemutanten lag.
Das Holzbrett warf er achtlos in die Dunkelheit eher er seine Kiefer öffnete und seine scharfen Raubtierzähne entblößte.
Gaskas Herz machte einen Sprung und ohne zu überlegen stürzte sie sich von hinten noch einmal auf den viel größeren Windhund.
Sie schlang die Arme fest um seinen Hals und vergrub dabei ihre Krallen in seinem Fell.
Der Windhund fiepte kurz eher er zurück taumelte und versuchte sie abzuschütteln.
Gaska spürte wie ihre Krallen den Halt verloren und sie wurde gegen eine Wand geworfen.
Ihr Rücken durchzog Schmerz und sie war kurz benommen.
Es war ein Wunder, dass sie noch rechtzeitig den Arm vor ihr Gesicht halten konnte, als ihr Angreifer wieder nach ihr schnappte.
Schmerz.
Schmerz in ihrem Arm.
Rote Linien flossen über ihre dunklen Schuppen.
Es dauerte einige Sekunden eher sie die volle Wucht des Schmerzes traf.
Sie schrie und hörte sich selber von den Wänden widerhallen.
Von irgendwoher hörte sie Jens Stimme, doch unter den Knurren, des Hundemutanten und dem Rauschen in ihren Ohren bekam sie nicht mehr viel mit.
Ihr Angreifer begann seinen Kopf hin und her zu werfen, so als wenn er ihren Arm zerfleischen wollte.
Der Schmerz überschrieb alle anderen Sinneswahrnehmungen.
Ihre freie Hand griff an das Gesicht ihres Angreifers.
Sie bohrte ihre Krallen so tief es ging in seine Haut.
Der Windhund jaulte und rote Linien erschienen über seine Schnauze, und über sein Gesicht.
Sie schlug mit ihren Beinen aus und fühlte wie die Krallen an ihren Füßen sich in den Magen des Windhundes gruben.
Ihr Schweif schlug wild und blind mit peitschenartigen Bewegungen aus.
Gaska erhob noch einmal ihre Krallen und zog sie über die empfindliche Schnauze, des Hundemutanten.
Immer und Immer wieder.
Die Farbe Rote dominierte ihr Sichtfeld.
Sie konnte nicht mehr auseinanderhalten, ob sie zu ihr oder zu ihrem Angreifer gehörte.
Dann war da ein lautes Brüllen.
Das Gewicht ihres Angreifers verschwand von ihrem Körper und ihr Arm wurde losgelassen.
Ein Schatten legte sich über sie.
Es war Rixte.
Rixte stand auf einmal neben ihr.
Sie hatten dem Hundemutanten am Hals gepackt und in die Luft gehoben.
Rixtes Krallen bohrten sich in seinen Hals und der Windhund rang nach Luft.
Ein tiefes Grollen drang aus der Kehle der Krustenechse.
Ihr gesamter Körper bebte.
„Du.. du..." presste Rixte mit zusammen gepressten Zähnen heraus.
Sie drückte dem Hundemutanten die Luftröhre zu.
Er sah sie mit weit aufgerissenen Augen an und wand sich hilflos wie ein Fisch an einer Angelleine.
Seine Hinterläufe zappelten in der Luft.
„Feige dreckige Misttöle!" brüllte Rixte in sein Gesicht, während der Windhund röchelte: ,,Fühlt euch immer nur stark, wenn ihr auf Schwächere losgehen könnt, was?!"
Gaska hielt den Atem an, als sie den Ausdruck in Rixtes Gesicht sah.
Ihre Augen blitzten, sie zeigte ihre scharfen Zähne , als sie von oben herab auf den kleineren Windhund sah.
Ihre Stimme bebte so wie Gaska es noch nie zuvor gehört hatte.
Die Glattechse öffnete den Mund.
„Rix-"
Bevor sie zu Ende sprechen konnten schleuderte Rixte den Windhund auf den Boden, wo er mit den Rücken aufschlug und ein schmerzerfülltes Fiepen ausstieß.
Ein lautes Knacken hallte durch die Ruine.
Gaska wimmerte.
Das Geräusch ging ihr durch Mark und Bein.
Sie starrte den am Boden liegenden Hundemutanten an.
Er krümmte sich , die Arme um seinen Brustkorb schlang und sich zu einem Ball zusammenrollte.
Der Schweif klemmte sich zwischen seine Beine, während das Blut von seinem Gesicht zu Boden tropfte.
Ein hohes Winseln hallte von den Ruinenwänden wieder.
„Was ist denn los?!" brüllte Rixte und versetzte dem am Boden liegenden einen Tritt, so dass er einige Meter über den Boden schlitterte: „Auf einmal nicht mehr so stark, was?!"
Gaska zitterte, als sie all das mit ansah, ihre Hände wurden kalt.
Der pochende Schmerz in ihrem Arm paralysierte sie.
Ihre Gedanken schienen wie festgefroren und wollten nicht weiterlaufen.
Sie konnte nur mit ansehen, wie ihr Angreifer von Rixte gegen die Mauer getreten wurde und bei jedem Tritt jämmerlich aufjaulte.
Eine Hand auf ihrer Schulter lies Gaska schließlich zusammenfahren.
Dunkle braune Augen sahen sie an.
,...Jens...?'
„Scheiße! Du blutest!"
Erst jetzt sah sie selber, wie viel dunkelrotes Blut aus der Wunde hervor quoll und ihrem Arm herunter lief.
Ihr wurde übel.
„Rixte!?" schrie Tomes Stimme erschrocken jetzt von irgendwo hinter Gaska und dann stand er auch schon aufeinmal neben ihr.
„Hör auf! Es reicht! Sievert und der Rest sind abgehauen! Lass gut sein!"
Rixte war drauf und dran dem Windhund noch einmal einen Tritt zu verpassen, als sie Tomes Stimme wahrnahm.
Sie warf einen gefährlichen Blick über ihre Schulter in die Richtung des Froschmutanten.
Tome wich zurück.
Einige Momente starrte Rixte ihn nur stumm an, eher sie ihre Schultern sinken lies.
Sie sah noch einmal auf die zusammengekauerte Gestalt hinab, die leise vor sich hin winselte, eher sie zischte und sich von ihr entfernte.
Rixte stieß beinahe Tome zur Seite, als sie zu Gaska hinüber ging und sich neben ihr hinkniete.
Diese zuckte vor ihrer Freundin zurück.
Rixte hielt in ihrer Bewegung inne und blinzelte.
„Tut es sehr weh?"
Gaska presste die Zähne aufeinander und schüttelte den Kopf.
„I-ich...Ich muss es nur desinfizieren und verbinden.."
Sie bemerkte wie Tome ihren blutenden Arm anstarrte und langsam fast alle Farbe aus seinem grünen Gesicht wich.
Er hielt sich den Mund und drehte der Gruppe den Rücken zu.
Gaskas Körper bebte noch immer und sie konnte den Blick nicht von ihrem plötzlich so gebrochenen Angreifer abwenden.
„Wir müssen uns um ihre Wunde kümmern." hallte Rixtes Stimme von irgendwo weit weg.
„Ich habe einen Verbandskasten in meinen Auto." hörte sie Jens in der Ferne.
„Gut, dann los."
Gaska erschrak als ihr plötzlich zwei Hände auf beide Schultern gelegt wurden.
Sie sah in Rixtes dunkle Augen.
„Gaska, kannst du aufstehen?"
Ihr Verstand brauchte länger als sonst um diese einfache Frage zu beantworten.
Nach einigen Sekunden nickte sie stumm und rappelte sich mit Rixtes Hilfe auf.
Sie fühlte wie Rixtes Hände vibrierten.
Jens deutete auf den am Boden liegenden Mutanten.„Was ist mit-"
„Seine sogenannten Freunde, werden merken das er fehlt und zurückkommen um nach ihm zu suchen." unterbrach Rixte ihn kalt.
Als sie den zögerlichen Ausdruck in dem Gesicht des Menschen sah, fügte sie hinzu: ,,Das Rudel ist ein Haufen von Feiglingen, aber am Ende halten sie doch irgendwie zusammen.,,
Es war jetzt unheimlich still in der Ruine und außer dem am Windhundemutanten war kein einziger Angehöriger des Rudels mehr vor Ort.
Sie mussten weggelaufen sein als Rixte...
Gaska warf einen Blick über ihre Schulter und sah, wie Jens den Hundemutanten zögerlich musterten.
Tome neben ihm würgte.
Jens legte ihm eine Hand auf den Rücken, während die Gruppe in Richtung des Ausgangs hastete.
Das hallende Winseln hing Gaska noch lange nachdem sie die Mühlenruine verlassen hatten in den Ohren.