Ich fand ihn als Welpe während einer meiner Aufträge. Er war ganz alleine, halb verhungert und verwundet. Ich nahm ihn mit, versorgte ihn und zog ihn auf. Seitdem ist er zahm und ein treuer Freund. Er ist schon so lange an meiner Seite, das es nahe liegend ist, dass diese treue Seele das gleiche Schicksal teilt wie ich. Ich sehe zwar aus wie ein junger Mann doch tatsächlich bin ich weit davon entfernt. Mein Körper scheint eine sehr starke Resistenz und Regeneration zu haben. Sowohl bei Verletzungen als auch gegen den Tod durch das Alter selbst. Und so ist es auch bei Silver. Seit fast 30 Jahren folgt er mir nun schon und er sieht aus wie ein starkes Jungtier. Ich denke dieser Tag damals war Schicksal damit ich dieses traurige, nicht endende Dasein nicht alleine durchstehen muss und nicht vergesse wie es ist zu leben.
Wieder bewegte sich etwas im Gebüsch. Silver blickte auf und knurrte doch blieb liegen. Es war klar das irgendetwas nicht stimmen konnte. Ich blieb sitzen und stocherte weiter mit einem Stock im Feuer herum, hörte jedoch aufmerksam hin. 'Fünf oder sechs müssten es sein', dachte ich mir während ich unbeschwert weiter mit dem Feuer spielte. Aus jedem Winkel traten nun vermummte Gestalten an mich heran. Einer von ihnen erhob das Wort und kam näher.
„So jung und ganz allein in einer gefährlichen Gegend wie dieser. Ich denke das jemand wie du nur Dreck am stecken haben kann wenn er sich mit seinem Köter im Wald versteckt.“
„Verdammt mein Junge ich scheine mich verschätzt zu haben.“, sagte ich zu Silver und tätschelte wieder seinen Kopf woraufhin er aufhörte zu knurren und sich über meine Worte freute. „Stell dich ihnen vor mein Freund.“ sagte ich zu meinem Wolf während mein vermummtes Gegenüber sich beschwerte ich sollt ihn nicht ignorieren. Silver erhob sich langsam auf alle Viere ohne seine, nun blutroten, Augen von dem aufmüpfigen Anführer abzuwenden. Nun stand vor ihm ein mächtiges Exemplar eines Wolfes, wie er es wohl noch nie zuvor zu Gesicht bekam. Silver ging einem erwachsenen Mann mit den Schultern bis zur Hüfte sodass er mit seinem Kopf bis zum Brustkorb reichte.
Dem unhöflichen Gast mit der losen Zunge hatte es die Sprache verschlagen. Stürmisch zog er sein Schwert und hielt es zitternd in Richtung Wolf. Silver knurrte.
„Wisst ihr, unhöfliche Störenfriede mag mein Partner überhaupt nicht“, ich gab Silver einen kleinen stoß mit dem Ellbogen. Er hörte auf zu knurren, setzte sich und leckte sich seelenruhig über die Nase. “Und ich bin auch kein Freund von zwielichtigen Gestalten die mich mitten in der Nacht anpöbeln und dazu auch noch bewaffnet sind.“ Nun erhob auch ich mich und warf meinen Umhang, welcher auch schon bessere Tage gesehen hatte, über die Schulter um der Truppe mein Schwert zu präsentieren.
„N...Nun wisst i...ihr m...mein Herr, ich machte mir lediglich nur Sorgen d...da diese U...Umgebung sehr gefährlich sein kann. Vor allem des nachts.“ stotterte mein Gegenüber. Das schwere Breitschwert welches ich Quer an meiner Rückseite trug hatte die doppelte breite eines normalen Schwertes. Am Griff und um die Scheide war ein rotes Band befestigt welches mit einem Siegel verschlossen war.
„Nun, Gesindel das mich belügt kann ich noch weniger leiden.“ Ich warf ihm eine Papierrolle entgegen die er auffing. Als er sie öffnete und sich ansah wurden seine Augen immer größer, er warf die Schriftrolle weg und wurde wütend.
“Was glaubst du Bursche eigentlich wer du bist“, Schweiß lief ihm von der Stirn,“du räudiger Kopfgeldjäger und dein stinkender Köter werden mich und meine Männer in hundert Jahren nicht töten können. Du hättest dich ergeben sollen Junge!“ Der Wind fegte durch die Baumkronen und man hörte einige Äste knacken.
Ich zog mein Jagdmesser und sagte ruhig „Jetzt.“ Silver preschte an dem Anführer vorbei und sprang dem Banditen zu seiner linken an die Kehle. Ein anderer eilte zu seinem Kameraden, die restlichen 3 stürmten auf mich zu während der Anführer wie gefesselt stehen blieb und den Wolf anstarrte der gerade die Unterstützung mit einem Hieb seiner Pranke tötete. Als er sich wieder zu mir wandte sah er seine Männer tot am Boden liegen.
„So viel zu meiner Schätzung. Silver die Bäume.“
Silver heulte auf und verschwand mit einem gewaltigen Satz in dem Geäst der Bäume, kurz darauf ertönten mehrere Schreie. Der Anführer fiel flehend auf die Knie.
„Okay, Okay ich ergebe mich nur bitte tut mir nichts liefert mich aus und steckt mich in den Kerker nur bitte lasst mich am leben!“
„Leider nehme ich meinen Beruf sehr ernst und ich bin nun mal ein Kopfgeldjäger und das heißt für mich das ich auch genau das tue.“
Nach einem entsetzten blick wollte er die Flucht ergreifen doch ich packte ihn und mit einem Schnitt war meine Arbeit auch schon erledigt.
Als ich gerade den Kopf des Anführers in einen Sack steckte hörte ich lautes Gemecker. Als ich mich umdrehte sah ich Silver, der ein junges Mädchen an ihrer Tunika, wie ein Junges in der Schnauze trug. Sie war gekleidet wie ein Mann, trug einen Köcher auf dem rücken und hielt einen zerbrochenen Bogen in der Hand. Offensichtlich ein Mitglied der Banditen
„Nein nicht schon wieder“ sagte ich und sah ihn an.
Er lies das Mädchen los, setzte sich hin, legte seinen Kopf zur Seite und sah mich an. Seine Augen waren nun wieder in ihrem normalen, eisblauen Zustand und nachdem ich auf seinen Blick nicht reagierte schubste er das Mädchen mit seiner Schnauze in meine Richtung.
„Bitte tötet mich nicht, habt Gnade.“
„Weißt du Mädchen selbst wenn ich wollte könnte ich nicht denn sonst hätte ich ein Problem mit deinem Retter hier.“ ich deutete auf Silver. „Es scheint so als könne er meist gut von böse unterscheiden und dazu ist er auch noch sehr stur. Und ich bezweifle, das sich beide von uns an einem Tag irren, also Mädchen,“ ich zog sie an ihrer Tunika hoch und stellte sie auf ihre Füße. “Mach das du weg kommst und wähle den richtigen weg bevor ich wieder kommen muss um für dich irgendwann das Kopfgeld zu kassieren.“
Silver knurrte mich an .
“Ja ist ja gut das sollte nur ein Scherz sein.“ Ich hob das Schwert des Anführers auf nahm ihm seinen Gürtel samt scheide ab und gab es ihr. „Das hier ist für deine Sicherheit unterwegs. Am Rest der Toten kannst du dich bedienen, nimm alles was du findest und dich weiter bringt. Hier hast du noch etwas Proviant. In der nächsten Siedlung in dieser Richtung wirst du sicher Arbeit finden, erwähne einfach einen Kopfgeldjäger mit einem pelzigen Begleiter, der dich schickt, das sollte dir einige Türen öffnen.“ Ich drehte mich um und ging los.
„Wisst Ihr ich wollte nie so leben führen, ich wurde gezwungen. Wie kann ich dir nur dafür danken.“
„Bedanke dich nicht bei mir Mädchen, bedanke dich bei deinem Retter da, denn nur wegen ihm bist du am leben.“
Sie bedankte sich bei Silver, kraulte ihn hinter dem Ohr und küsste ihm auf die Stirn. Danach kam er fröhlich zu mir getrabt und wir zogen weiter.
“Bitte nennt mir euren Namen.“, rief das Mädchen uns nach.
Ich ging ohne etwas zu sagen weiter doch dann schubste mich Silver mit seiner Schnauze an.“Ich hasse dich weißt du das?“, sagte ich zu ihm, drehte mich zu dem Mädchen um und rief: “Mein Name ist Dusk. Leb wohl.“ Die Sonne ging langsam auf.