Schnellen Schrittes eilte Maik nach Hause. Diese Begegnung ließ ihm keine Ruhe. „Ich werde dich das Fliegen lehren“ hallte ein unstimmiger Chor im inneren seines Verstandes. Immer wieder schaute er sich um, ob diese verrückte Person ihn vielleicht verfolgte. Das war es, dieser Mann musste verrückt gewesen sein! Wer trug sonst so eine unpassende und unkonventionelle Tracht und wer sprach die Menschen sonst ohne Grund einfach auf der Straße an und befragte sie zu ihrem Leben? Doch, jedes mal, wenn er sich umsah, stellte er fest, dass die Straßen immer noch gefüllt waren, noch nie war er so froh derart viele Menschen um sich herum vorzufinden. Dennoch, hatte er dauerhaft das Gefühl, jemand sei hinter ihm her, jede Person schien ihm nachzuschauen.
Endlich erblickte Maik seinen Wohnblock, auch war er nie so froh, dessen kahle, weiße Fassade zu sehen. Als er bei diesem angekommen war und den Schlüssel in das Schloss seiner Haustür geführt hatte drehte er sich noch einmal um, doch es war keine Spur von einem jungen Mann in der Kleidung des barocken Adels und einem Gehstock in seiner Hand. Maik schüttelte sein Kopf, vielleicht war er es ja, der langsam verrückt wurde.
Er betrat nun das Gebäude, zu seinem Überraschen, roch es an diesem Tage nicht nach dem Gebrauch von Tabak. Schnell versuchte er die Etage seiner Wohnung zu erreichen, er wollte nun endlich die wohlige Wärme seines Zimmers spüren. An der Tür angekommen und diese öffnend spürte er jedoch nicht die erhoffte und gewohnte Wärme, die er immer spürte, sobald er sein Heim betrat. Es war als blieb die starre Kälte der Außenwelt innerhalb der vier Wände bestehen.
Seine Mutter kam ihm entgegen.
„Hallo, mein Schatz, wie war es in der Schule“, fragte sie in alltäglicher Routine.
„Was?...Ja...war alles gut, wie immer.“, antwortete er leicht stotternd. Doch, warum nur? Als ob er diese Frage nicht erwartet hätte.
Hastig warf er seine Tasche in die nahegelegene Ecke und ging in das Wohnzimmer. Keines der Fenster war offen. Wo kam diese unangenehme Kühle nur her? Er stand vor dem Fenster und schaute nun nach unten auf die Straße, zu seinem Glück liefen dort immer noch Menschen entlang. Maik gab ein erleichtertes seufzten von sich.
„Ich weiß, dass frage ich oft“, hörte er die Stimme seiner Mutter hinter sich sprechen, wobei er sich zu ihr umdrehte. „Und ich weiß, dass du diese Frage nicht magst, aber ist mit dir alles gut?“.
Maik schaute sie schweigend an, wobei in seinem Gesicht nur schwer eine Emotion zu lesen war. Tatsächlich schien er überfordert mit dieser unterfordernden Frage, die er schon unzählige Male zu beantworten wusste, doch dieses Mal stimmte etwas mit ihr nicht.
„Heute ist irgendetwas anders mit dir.“, fuhr seine Mutter fort, nachdem sie sein Gesicht erblickte. „Normalerweise kommst du nach Hause und bist irgendwie geschafft, doch jetzt bist du wie angestochen“.
„Was sollte mit mir sein, nichts ist anders als sonst“, Maik biss sich nach dem Gesagten auf die Lippen, er war ein schlechter Lügner.
Seine Mutter schaute ihn ungläubig an.
„Maik, ich merke doch, wenn es dir nicht gut geht.“, sagte sie mitleidig
„Wenn etwas ist, würde ich es dir doch sagen, wie besprochen“, entgegnete Maik, wobei er sich zu einem Lächeln zwang.
„Nun gut“, seufzte sie. „Du musst wissen, was du willst“.
Sie wandte sich von ihm ab. Maik schaute noch eine ganze Weile aus dem Fenster, doch nach einer Weile zwang in die Kälte sich eine Decke zunehmen und sich irgendwo niederzulassen. Er legte sich auf das Sofa und deckte sich zu, am ganzen Körper zitternd. Wohin hatte sich die wohlige Wärme seines Heimes nur verflüchtigt.
„Na, du wirst doch nicht etwa krank?“, fragte seine Mutter.
Maik erst dachte nicht daran, aber sie könnte recht haben. Vielleicht wurde er nur wieder krank.
„Das kann sein, aber ich glaube, ich sollte nicht schon wieder zuhause bleiben“, sagte Maik mit bibbernder Stimme. „Ich darf nicht zu viel verpassen“.
Eigentlich würde Maik jede Möglichkeit nutzen am nächsten Tage nicht in die Schule zu müssen, aber er hatte Angst sich wieder Spott seiner Kameraden einzufangen.
Auch wenn dieser Tag sich von den anderen Unterschied, fand er in gewohnter Schnelle sein Ende und heute war Maik froh darüber, er wollte ihn rasch beenden und sogleich zu Bett gehen.
Seufzend ließ sich Maik in diesen fallen. Morgen, würde hoffentlich die heutigen Geschehnisse vergessen sein und morgen würde sich der alltägliche Lebensrhythmus wieder finden. Müdigkeit kroch ihm in den Kopf, seine Augenlider wurden schwerer bis sie in eigenem Erschöpfen zufielen.
…
Laut, unangenehm und unbeherrscht schrie Maiks Wecker nach dessen Aufmerksamkeit. Maik selber schaute verwirrt auf das Ziffernblatt, tatsächlich zeigte es die gewohnte Zeit, die es jeden Morgen zeigte. Dies konnte nicht sein, dachte sich Maik, er habe seine Augen doch nur für wenige Sekunden geschlossen. Doch kein Traum trat zwischen den Moment des Einschlafens und dem Moment des Aufwachens und kein unangenehmer Tod ereignete sich diese Nacht.
Tatsächlich schien Maik sich darüber zu enttäuschen, er fühlte sich so als fehle irgendetwas. Er dachte nach. War es für ihn etwa selbstverständlich jede Nacht einen Albtraum zu haben. Denn, dass ist es wonach er sich nun sehnte, dass was eine Lücke in seinem Tagesablauf hinterließ und es entsetzte ihn.
„Ist es wirklich gut, dass ich Nacht für Nacht vom Tod träume?“, fragte Maik sich im Flüsterton selbst.
Er stand auf. Vielleicht ist dies ein gutes Zeichen, ein Zeichen der Besserung. Vielleicht.
Als er sich auf den Weg machen wollte und seine Wohnung verließ, bemerkte er den gewohnten Rauchgeruch im Treppenhaus. Er lief zur Eingangstür. Außerhalb des Hauses verdeckten dichte Nebelschwaden die Sicht und Totenstille ließ das Leben, welches sich darin zu bewegen vermag, nur erahnen. Maik hielt inne und an der geöffneten Eingangstür stehen. Warum herrschte Totenstille? Was ist, wenn sich niemand im Nebel bewegte? Er dachte an das gestrige Ereignis, auch dort waren die Straßen leer. Maik bekam Angst, würde es erneut geschehen? Im Nebel hörte er Schritte, welche von einem dauerhaften klacken begleitet wurde. Wenn Maik genau hinschaute sah er den Schatten einer Gestalt, welche durch den Nebel auf sein Haus zulief. Er machte sich bereit, dem Kronenträger erneut gegenüberzustehen. Immer näher kam die Gestalt. Immer angespannter wurde Maik. Sogleich werde aus er dem Nebel treten und ihn in seiner klaren Stimme und mit seinem arroganten Lächeln die nervigen Fragen stellen. Nun war es soweit, die Gestalt stieg mit dem ersten Fuß auf den Bürgersteig. Die Gestalt manifestierte sich und trat hervor.
„Guten Morgen.“, sagte der alte Mann, welcher aus dem Nebel hervorkam und an Maik durch die offene Tür vorbeilief.
Maiks Anspannung verflüchtigte sich, es handelte sich nur um einen weiteren Bewohner des Wohnblockes. Mit beiden Händen hielt er sein Gesicht; er war fertig.
Auf dem Schulweg, den er wohlgemerkt in erhöhter Geschwindigkeit bestritt, da ihn die Situation an seiner Haustür sehr viel Zeit kostete, schien alles normal. Der Nebel, die Kälte, die Allee aus Wohnblöcken, der Blick auf den Boden. Ja, alles war normal.
Im Schulgebäude und in seinem Klassenzimmer war auch alles wie gewohnt. Maik setzte sich auf seinen Platz, noch etwas in seinen Gedanken verloren, packte er seine Sachen aus. Mehr und mehr traten die anderen Mitglieder der Klasse in das Zimmer ein. Immer noch gedanklich in meilenweiter Entfernung, grüßte er Atieno und die anderen, sowie Luna, welche sich jedoch wieder gleich von ihm entfernte.
Doch dann richteten sich Maiks Gedanken auf ein Ziel; Aurora kam in das Zimmer. Maik dachte an die Fahrt am Ende des Jahres, oh wie sehr wolle ihre Nähe. Doch, er wusste nicht wann und wie, vor den Anderen der Klasse wollte er es nicht wagen, nur wusste er nicht, wo sie sich während der Pause aufhielt und verfolgen konnte er nicht. Über die gesamte Unterrichtsstunde hinweg, überlegte er und kam auf den Entschluss, unschlüssig zu sein. Maik legte den Kopf auf seine Schulbank, seine Gedanken drehen sich im Kreis.
Nach dem Unterricht, auf dem Weg zum Hof trennte er sich von Atieno und den anderen und verschwand auf der Schultoilette. Mit Wasser der Waschbecken wusch er sich sein Gesicht aus, er musste nun gut überlegen.
„In der nächsten Pause werde ich fragen“, sagte er zu sich selbst. „Das kann doch nicht so schwer sein“.
Zweifel überkamen ihn. Er erblickte sein Bild in einem, der über den Waschbecken angebrachten Spiegeln, tiefe Augenringe und eine nicht zu übersehende Müdigkeit lag ihm im Gesicht. Und wenn er sie nun ansprach, würde sie auf ihn eingehen? Maik fand sich langweilig und uninteressant, er war nicht klug, nicht talentiert und in keinster Weise attraktiv, was sollte sie an ihm finden.
Er schüttelte den Kopf; erst mal ginge es darum, dass sie ihn zum Schulausflug begleitet, weiter nichts.
Maik verließ die Schultoilette, er brauchte etwas Ruhe und hatte nun keine Lust auf seine Schulkameraden. Als er auf der Treppe vom ersten Stock zum Erdgeschoss nach unten schritt, sah er keine Aufsicht. Gut, dachte sich Maik. Er konnte nun in sein Ruheversteck.
Als er jedoch vor der Treppe stand, die in den Schulkeller führte und nach unten in die Dunkelheit schaute, hielte er plötzlich inne. Er dachte nach.
„Ist es wirklich gut, dass ich mich jeden Tag in Einsamkeit in ein dunkles Kellergewölbe verkrieche?“, fragte Maik sich im Flüsterton selbst.
„Hey, was genau willst du da machen?“, fragte eine laute Stimme hinterrücks.
Maik drehte sich um; es war ein Lehrer, welcher ihn anstarrte.
„Nichts weiter.“, antwortete er und huschte an diesem vorbei, wobei er das Schulgebäude verließ und auf den Hof ging.
Atieno und die anderen standen am gewohnten Orte. Maik wollte erst zu ihnen hingehen, stockte jedoch kurz, als sie ihn erblickten.
„Bist doch diese Hofpause doch nicht verschwunden“, fragte Atieno gehässig.
„Nein, offensichtlich bin ich hier“, antwortete Maik im gleichen Ton.
„Ganz ehrlich, wo gehst du die ganze Zeit hin?“, fragte der eine der anderen.
„Schließt du dich im Schulklo ein? Du schließt dich doch nicht etwa im Klo ein, oder? “, fügte Atieno hinzu.
„Was?“, Maik konnte es nicht fassen, wie töricht diese Frage ist. „Warum sollte ich?“.
Beide zuckten mit den Schultern.
„Ich würd‘s dir zutrauen“, sagte der eine der anderen.
In Maiks Inneren entstieg ein das unangenehme Gefühl der Wut. Für wen hielten sie sich? Ihr Verstand war klein, ihre Seele verkümmert und ihr Auftreten war asozial, und sie wagten es nun über ihn herzuziehen. Er dachte nach.
„Ist es wirklich gut, wie die Personen, denen ich den Status ‚Freunde‘ zu geben pflege, mich behandeln?“, fragte Maik sich im Flüsterton selbst.
„Was hast du gesagt?“, fragte Atieno.
„Nichts“, antwortete Maik scharf.
„Redest du jetzt mir dir selber, oder was?“, fragte er immer noch im selben gehässigen Ton.
„Gott, Atieno denk‘ doch mal nach bevor du was sagst!“, schrie Maik ihn an.
„Bleib doch mal ruhig!“, sagte der eine der anderen mit einem dümmlichen Grinsen, welches er des Öfteren zu machen pflegt.
„Ja, hau doch ab, wenn es dir nicht gefällt!“, schrie Atieno zurück
„Gut, aber nervt mich nicht weiter!“, Maik ging ab, auch wenn er es hasste laut zu werden, gefiel ihm die Situation im gewissen Maße. Er wollte erst mal Ruhe von ihnen.
...
Den Rest des Tages sprach Maik nicht mehr mit seinen Schulkameraden. Atieno setzte sich zu dem zwei Bänke nach hinten, womit er zumindest für heute die, von ihm erwünschte Ruhe hatte. Dieser Schultag zog sich jedoch in die gewohnte Länge. Maik, welcher es sich zwar vorgenommen hatte, sprach Aurora auch nicht in der zweiten Hofpause an, geschweige denn in der dritten und zum Ende des Schultages. Er lief gerade aus dem Klassenzimmer durch die Korridore des Schulgebäudes, als ihn Luna ansprach: „Hey, hattest du Streit mit den Jungs heute?“.
„Ja, ein wenig“, antwortete er knapp. „Aber darüber sollte man sich keine Gedanken machen.“
„Oh, was war den genau los?“, sagte Luna, wobei Maik nicht wusste, ob das Interesse nur geheuchelt war.
„Ach, du weißt doch“, fing Maik und an schluckte. „Manchmal sind sie etwas komisch“.
„Ja, Maik, du darfst dich nicht zurückhalten“, entgegnete Luna. „Sei keine Mauerblume“.
„Genau“, sagte Maik knapp, in Angedacht an Lunas Dasein als Mauerblume.
Sie gingen eine Weile miteinander, da sie sich ein Stück ihres Heimweges teilten. Maik zog beim Laufen seine Jacke zu, da sein Atem Gestalt annahm. Immer wieder schaute Maik um sich und erblickte nichts merkwürdiges, außer einen Mann im schwarzen Mantel, welcher ihnen zu folgen schien.
„Ich freue mich auf die Fahrt am Ende des Jahres“, begann Luna plötzlich.
„Oh, ich auch, sehr“, entgegnete Maik und versuchte seine Nervosität hinsichtlich dieses Tages zu unterdrücken. „Besonders, wenn es so wird, wie letztes Jahr“.
„Ja, nur, dass es dieses Jahr größer ist“, Luna lockerte ihre Jacke, ihr wurde warm.
„Letztes Jahr war ich mit Aurora dort“, sagte er und bedachte seine nächsten Worte. „Vielleicht machen wir es dieses Jahr wieder.“.
„Wenn du meinst...“, Luna beendete ihren Satz nicht.
„Wie meinst du das?“.
„Ich mag Aurora nicht mehr“, führte Luna aus. „Sie ist genau so arrogant und falsch, wie alle anderen in der Klasse“
„Findest du?“, fragte Maik ungläubig und überlegte, ob dieser Vergleich schon als blasphemisch galt.
„Ja, weißt du, ich hab‘ sie im Unterricht mal gefragt, ob wir zusammen arbeiten“, erklärte sie. „Erst hat sie gesagt, dass sie alleine arbeiten will und dann geht sie in eine andere Arbeitsgruppe, nur weil sie nicht mit mir arbeiten will“.
„Ach so“, entgegnete Maik knapp. Welch unsinniger Gedankengang.
„Dabei hab‘ ich mich um sie gekümmert, wo sie neu in die Schule gekommen ist“, Luna plusterte sich auf und sackte wieder zusammen, als wenn sie sämtlichen Ärger schluckte.
„Wie gesagt, ich habe darüber nachgedacht...“, Maik zweifelte trotz dessen an Lunas Worten.
Ab einen bestimmten Punkt auf dem Wege, entlang einer Kreuzung, welche die Symmetrie der Häuserallee störte, verabschiedeten sie sich. Ihre Verabschiedung fiel gewohnt kurz aus, als sich ihre Wege trennten.
Als Maik seinen Weg fortsetzte, bemerkte er, dass dieser Mann im schwarzen Mantel ihn immer noch verfolgte. Er wurde nervös. Seine Geschwindigkeit erhöhte sich. Plötzlich fing der Mann an zu rennen. Maik rannte ebenfalls los. Was wollte er? War er von ihm?
Er hatte eine Idee, im Laufe des Weges gab es Treppen, welche den Eingang zu einem Untergrundbahnhof darstellten. Dort könnte er sich verstecken, er musste nur durchhalten.
Der Mann näherte sich, es schien als könnte Maik seinen Atem im Nacken spüren.
Der Eingang war in Sichtweite, jetzt hieß es Endspurt.
Mit einem Satz raste Maik die Treppen hinunter. Auf dem unterirdischen Bahnhof stand gerade ein Zug und ein Fluss aus Menschen floss durch seine Türen. Maik mischte sich zur Tarnung unter die Leute. Der Mann im Mantel betrat ebenfalls den Bahnhof. Er wurde langsamer und ging durch die Menschenmenge. Maik versuchte sich so weit wie möglich von ihm entfernt zu halten. Doch sah er, dass dieser in den Zug einstieg.
Nachdem sich die Menschenmenge auflöste, schlossen sich die Türen und dieser fuhr ab.
Maik stand nun alleine auf dem Bahnsteig. Leicht torkelnd ging er zu einer der angebrachten Sitzmöglichkeiten und setzte sich. Er schloss seine Augen und rieb sich mit dem Daumen und dem Zeigefinger seiner rechten Hand die Schläfe. Wurde er jetzt paranoid?
Stille erfüllte den Bahnhof, nur das Ticken der Bahnhofsuhr, störte die Akustik, wobei diese die falsche Zeit anzeigte; es war kurz vor vier Uhr und diese schlug bald zur Mittagsstunde.
Maik lehnte sich zurück, er würde sich nicht wundern, wenn er jetzt noch an Paranoia leiden würde. Er wusste zwar nicht wer oder wo sein Schöpfer ist, aber er wusste, dass dieser ihn verspottete und dann käme eine solche Geisteskrankheit doch gelegen. Als er weiter nachdachte, beschloss er dem Kronenträger recht zugeben: Er hasste sein Leben. Er hasste es jeden Tag aufstehen und diese Widerlichkeiten von Personen sehen zu müssen. Er hasste meisten seine Unsicherheit. Warum konnte er Aurora nicht anspreche? Warum hatte er überhaupt aufgehört mit ihr zu sprechen?
Das Ticken der Uhr unterbrach seine Gedanken, er hallte im kompletten Bahnhof, da sich kein anderer Ton ihm in den Weg zu stellen vermochte. Maik schaute ihren Sekundenzeiger an, welcher gerade eine halbe Minute zurückgelegt hatte. Wurde er etwa langsamer? Fast schon beschwerlich schritt er weiter seines Weges. Maik machte die lahmende Bewegung des Zeigers zu schaffen, er zählte die Sekunden in der sich der Zeiger befand;
56, 57...58……,59……….Stopp.
Der Zeiger blieb stehen. Er zeigte die neunundfünfzigsten Sekunde in der neunundfünfzigsten Minute der elften Stunde. Maik starrte auf die Uhr. Nichts regte sich. Das lauteste des Raumes war der Staub, welcher zu Boden rieselte. Dann, so könnte er schwören, spürte er eine kleine Vibration des Bodens. Lampen an der Wand und abgestellte Glasflaschen auf dem Boden klapperten.
Die Vibration erhöhte sich.
Selbst die Steine unter den Gleisen gaben nun Geräusche von sich. Die Schienen fingen an zu glühen und ein Pfeifen, gleich eines brühenden Teekessels, erfüllte den Raum.
Maik hielt sich die Ohren zu, er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. In dem Tunnel, aus dem normalerweise die Züge einfuhren, erkannte er ein Licht und dieses Licht näherte sich. Rauchgeruch erfüllte die Luft.
Nur kurz konnte Maik das Monstrum sehen, welches den Tunnel verließ, bevor sich der Raum mit Rauch fühlte.
Das Atmen wurde schwer und Maik erwischte ein Hustenanfall. Um ihn herum fand sich eine Geräuschkulisse, welche weder Harmonie noch Melodie besaß.