Maik kam aus seinem Zimmer gestürmt und hatte sich in komplett neue Kleidung gehüllt, welche er extra für dieses Treffen zusammenstellte. Diese bestand aus einem schwarzem Shirt, auf welchem das Logo einer der alten Bands, welche Maik so liebte, gedruckt war; dazu eine neue, dunkelblaue Hose, welche an einigen Stellen vorgefertigte Risse aufwies und schwarze Lederturnschuhe, welche er vorher bis zum Glanze poliert hatte. Über dem Shirt legte er eine schwarze Lederjacke, welche an den Schultern leicht gedehnt war. Maik betrachtete sich im Spiegel und fand, dass ihm diese Kombination passte. Zusammen mit seinen mittlerweile halblangen Haaren hatte er einen altmodischen Stil angenommen, doch dies war sein Stil und er glaubte, dass ihn Aurora schätzte, da sie sich noch nicht negativ über ihn geäußert hatte.
Er trug etwas, wenn nicht etwas zu viel von dem Deodorant auf, welches er zum Geburtstag bekam und schaute auf die Uhr: Es war eine halbe Stunde zu früh. Die Vorfreude und die Angst ließen ihn nicht ruhen. Vorfreude auf das Treffen mit seiner wundervollen Kameradin und Angst vor dem, was er auf diesem Treffen vorhatte. Dieses Mal wollte er endlich offenbaren, was er für sie empfand. Dabei hatte er sich verschiedene Möglichkeiten ausgemalt, was sie darauf antworten könnte; einige davon sind positiv, ebenso viele sind negativ.
Maik lief unruhig in seiner Wohnung herum, seine Angst begründete sich zum großen Teil darin, dass er sich absolut nicht ausmalen konnte, was Aurora für ihn fühlte. Manch eines Tages hatte er das Gefühl, dass sie bereits ein Paar sind und an anderen jedoch waren sie sich fast schon fremd.
Maik schaute bedrückt zu seiner Uhr; nur noch eine viertel Stunde.
In seinem Kopf legte er sich Sätze zurecht, mit welchen er Aurora sagen konnte, was er empfand. Eines war er sich im Klaren, er wolle in keinem Falle das Wort „Liebe“ verwenden; denn Maik wusste, dass dies ein extremes Wort war, welches stark abschreckend wirken kann. Er schüttelte den Kopf. Es schreckte ihn gar selbst an diesen Begriff und daran, wie er ausgesprochen würde zu denken. Er warf einem kurzen Blick auf die Uhr, welche nun endlich das erwartete Bild aufzeigte.
Maik machte sich auf den Weg. Er und Aurora haben beschlossen einen Film im Kino zusehen, aber davor aber gehen sie in ein Restaurant.
Als er am vereinbarten Zeitpunkt und am vereinbarten Orte erschien, war Aurora bereits angekommen.
Sie erblickten sich.
Sie lächelten sich an.
Sie umarmten sich. Sofort erfasste Maik ihren Geruch und spürte die Wärme ihres Körpers.
„Wie geht es dir?“, fragte Aurora, als sie die Umarmung auflöste
„Gut“, gab Maik standardmäßig zu kennen, wobei er ebenfalls standardmäßig ein „und dir?“ hinzufügte.
Aurora bekräftigte ebenfalls ihr Wohlbefinden und schaute ihn lächelnd in die Augen.
„Gehen wir?“, fragte sie nach einer Zeitspanne, welche sich für Maik wie Stunden anfühlten, aber doch nur den Bruchteil eines Momentes einnahm.
Maik bejahte und sie gingen zu dem Restaurant, welches fernöstliche Speisen anbot. Als sie bestellten, blickte Aurora auf Maik.
„Die Jacke ist toll“, sagte sie.
Maik lächelte, obgleich er nicht wusste, ob er dies nur im inneren tat oder sein Gesicht dies auch widerspiegelte.
„Ja, ich habe sie gerade erst bekommen“, entgegnete er. Maik wusste nicht, ob es jetzt angebracht wäre ihr ein Kompliment zu machen oder, ob dies zu voraussehend sei. Dennoch empfand er, dass dies bitter nötig war. „Mir gefällt dein Outfit aber auch, besonders dein Armband“.
Ein weniger wichtigeres Detail, aber er wollte Aurora nicht vor ihr selbst anhimmeln. Sie trug komplett schwarze Kleidung, wobei ihr Oberteil einige freie Stellen aufwies, die durch kunstvolle Verschnörklungen geziert waren; ihre Hose bestand aus Leder, welche ihre Körperform gut abbildete. Das angesprochene Armband war ebenfalls in Gänze schwarz und mit einigen, kleinen Rosen bestückt.
Maik wusste nicht was, aber irgendetwas an dieser Ästhetik empfand er als anziehend. Sie schien den Zauber, welchen Auroras Aura auf ihn versprühte zu verstärken.
Maik und Aurora aßen in dem Restaurant. Erneut gab Maik sich gar ihrer Zweisamkeit hin, er lauschte nur Auroras Stimme und seine Worte waren auch nur an sie gerichtet. Die Geräusche, die Reize, die Daten der Umgebung schwanden und der Umfang seiner Sicht beschränkte sich.
Maik war sich jedoch nun nicht mehr sicher, ob er tun konnte, was er vorgehabt hatte. Jetzt wo er bei Aurora war, wusste er nicht, in welcher Situation es angemessen wäre.
Nachdem sie zu Ende aßen gingen sie ins nahegelegene Kino. Sie teilten die Bezahlung auf; Aurora das Essen und Maik das Kino.
Den Film empfand Maik als Dröge. Er dachte nach, wann und wie er es sagen könnte, weswegen er die Leinwand kaum beachtete. Maik ertappte sich sogar, wie er anfing Aurora anzusehen, anstatt des Filmes.
Nachdem dieser zu Ende war, und Maik und Aurora das Kino verließen war die Sonne bereits dabei unterzugehen. Aurora ist mit dem Fahrrad zum Treffpunkt gekommen und Maik bestand darauf, sie zu eben diesen zu begleiten.
Sie unterhielten sich zu erst über den Film. Bewunderten seine Stärken und machten sich über seine Schwächen lustig. Nach einer Weile stoppte das Gespräch, als ob die Beteiligten sich schon alles gesagt hätten. Maik sah, wie Auroras Fahrrad näher kam.
Jetzt oder nie, dachte sich Maik und legte sich schon zuvor konstruierte Sätze in seinem Geiste zusammen. Er holte, unauffällig, tief Luft.
„Aurora...“, begann er, wobei sich ihre Blicke für kurze Zeit trafen. „D...Darf ich dir eine persönliche Frage stellen“.
Ihr Gesicht nahm einen für Maik unbeschreiblichen Ausdruck an.
„Welche denn?“, fragte sie.
„Wie sehr magst du mich?“, stellte Maik als Gegenfrage, wobei sein Herz seine Schläge zu verdoppeln schien.
Eine Perplexität streifte über Auroras Gesicht: „Woher kommt diese plötzliche Ernsthaftigkeit?“
Maik wurde nervöser, diese Situation nahm eine unangenehme Aura an.
„Nun ja...“, Maik überlegte, das Wort ‚Liebe‘ durfte er jetzt nicht benutzen. „Ich...Ich mag dich wirklich sehr, verstehst du?“
Aurora blieb stehen. Alles schien stehenzubleiben. Jedes Bewegung, jedes Geräusch, jeder Reflex in dieser Welt schien zu stoppen. Aurora suchte nach Worten
„Oh Maik, weißt du, ich freue mich, du bist mein bester Freund...“, sagte sie schließlich, auch wenn Maik diese Worte aus irgendeinem Grund zu schmerzen schienen. „...aber, es tut mir Leid, mein Herz hat sich noch nicht entschieden“.
Die Aussage konnte Maik nicht wirklich erfassen. Ein Gefühl machte sich in seinem Magen und in seiner Brust breit. Er kannte dieses Gefühl nicht; es war schrecklich unangenehm, als ob er von innen heraus verbrannte.
„Aber...aber...“, er schluckte. „...versteh mich, es kostet mich wirklich solch einen Schritt zu gehen.“
Aurora wurde ernster.
„Maik bitte...“, sagte sie. „Mädchen reden nicht gerne über die ernsthaften Dinge“.
„Ernsthaft?“, Maik stotterte. „Soll das heißen du lässt mich hängen?“
Aurora schaute Maik in die Augen, um kurz danach in sich gekehrt auf den Boden zu blicken.
„Ja“, kam simpel und in einem unbestimmten Ton aus ihrem Mund, wobei sie anfing schnellen Schrittes zu ihren Fahrrad zu gehen.
Maik war geschockt, er blickte ihr starr nach, als sie wegfuhr. Nun war er allein. Tränen standen ihm in den Augen.
„War es das?“, flüsterte er zu und mit sich selbst. „Du lässt mich hängen?“
Maik machte kehrt. Er war nun auf den Heimweg, wobei er sich von der, nun gänzlich hinterm Horizont verschwindenden Sonne entfernte.