Maik lief in das Schulgebäude. Er wusste seine Aufgabe war es Aurora dazu zu bringen, mit ihm einen gemeinsamen Weg zu gehen. Dies schien ein weites Ziel zu sein, doch es war von Wichtigkeit, es zu erreichen, komme was Wolle.
Er nahm nicht den direkten Weg in den Klassenraum, sondern bog zuerst in die Schultoilette ab. Maik ging zu den Waschbecken und erfrischte sich mit Wasser. Er schaute in einen der Spiegel, welcher über dem Becken hing und erinnerte sich, dass er so etwas schon einmal getan hatte. Seitdem ist viel Zeit vergangen und Maik hatte sich sehr verändert in seinem äußeren. Sein Blick war schärfer geworden und seine Haltung offener. Seine Kleidung war neuwertiger und stilvoller, wobei er sich selbst besser gefiel. Maik schaute sein Gesicht genauer an. Es schien dasselbe Gesicht zu sein, wie es vorher war, jedoch passte irgendetwas nicht zu seinem Vorgänger. Sein Gesicht war kantiger und ernsthafter, wenn nicht gar erwachsener geworden.
Auch wenn er sich nicht müde fühlte, sah sein Gesicht doch fertig aus. Maik seufzte. Aurora macht ihm des Öfteren das Kompliment, schön zu sein, doch Maik fand dies gar nicht. Dies ist ein Dilemma, da er sich auf der einen Seite darüber freute, wenn Aurora dies sagte, auf der anderen Seite jedoch, fühlte sich diesem nicht würdig.
Maik seufzte nochmal. Er war ein Scherbenhaufen und Aurora war das Band, was ihn davon abhielt auseinanderzufallen. Was würde er nur ohne sie tun?
Er wusch sich noch einmal mit Wasser über das Gesicht, richtete sein Haar etwas und ging aus dem Raum.
Maik lief durch das Treppenhaus und bemerkte, wie oft er hier schon vorbei lief. Es gab Zeiten, da fürchtete er sich vor diesem Orte. Seine Angst war so groß, dass er krank wurde, gleich einem Placebo, um nicht in die Schule gehen zu müssen. Die Zeit der Furcht war jedoch vorbei. Mittlerweile fand er den Schulalltag nicht mehr schlimm.
Er lief auch an der Treppe vorbei, welche in das Kellergeschoss führte. Seit Aurora in seinem Leben vorhanden ist, war er nie mehr dort in Einsamkeit. Eines Tages war Maik aus Interesse wie nach dort unten gegangen, jedoch konnte er den Keller nicht mehr betreten, da die Öffnung zugemauert und mit einer soliden Tür versehen wurde. Er konnte es nicht fasse, wie er Stunden dort unten verbringen konnte, und das nur aufgrund seiner damaligen Klassenkameraden.
Erstaunlicherweise hat Maik Atieno und die anderen kaum noch gesehen, seit sie die Klasse verlassen haben und er zu Aurora ging. Nur ab und zu liefen sie ihn über den Weg. Aber sie beachteten ihn nicht und verhielten sich, als ob er nur ein normaler Passant ohne einen besonderen Bezug zu ihnen wäre. Ob sie das gleiche dachten, wie Maik, wenn dies geschieht. Die meiste Zeit sah Maik sie auch getrennt. Wahrscheinlich ist die Vergangenheit ihnen nicht wichtig.
Als Maik den Klassenraum betrat, setzte er sich an seinen Platz und packte aus. Er war einer der ersten, die anwesend waren. Doch der Raum füllte sich in kürzester Zeit.
Luna betrat den Raum und die beiden grüßten sich. Maik überlegte, als er sie sah. Luna hatte sich auch verändert. Sie verhält sich nicht mehr so undifferenziert, als hätte sie diesen Fehler erkannt und behoben. Auch ihre Abneigung gegenüber Aurora schien nicht mehr so stark zu sein. Ob sie dies ihm zu Liebe tat? Maik wusste es nicht, aber er war froh, dass sie sich so entwickelte.
Der Klassenraum füllte sich weiter.
Endlich kam Aurora in die Klasse. Maiks Gesicht erwärmte sich sogleich und sein Körper wurde durchflutet von einer gewissen Leichtigkeit. Er liebte dieses Mädchen. Maik hatte auch keine Angst mehr diesen Begriff anzuwenden, da es sich gar nicht mehr schrecklich anfühlte. Dennoch war es ihm immer noch unklar, was sie für ihn fühlte. Sie waren mehr als nur Freunde, aber irgendwie auch weniger als ein Paar, aber Maik hatte Hoffnung, dass dies sich verbessern könnte. Er durfte definitiv nicht von ihrer Seite weichen, dazu bedeutete sie ihm zu viel. Könnte sie nur für immer bleiben.
Aurora setzte sich auf ihren Platz neben Maik.
Der Schultag lief ab wie immer, doch Maik grübelte erneut, was er Aurora sagen könne. Er beschloss dieses Mal keine Ausrede zu benutzten, sondern einfach zu sagen, was er möchte.
Schließlich war die letzte Stunde des Tages vorbei und die Schüler suchten den Weg aus dem Schulhaus.
Maik und Aurora liefen nebeneinander. Ihr Gespräch drehte sich momentan um ihr späteres Studium:
„Ich werde wahrscheinlich nicht, in dieser Stadt studieren gehen“, sagte Aurora. „Es ist alles etwas zu klein hier“.
„Mag sein, aber wo würdest du denn studieren wollen?“, entgegnete Maik neugierig.
„Ich weiß es noch nicht“, antwortete sie, wobei sie sachte mit dem Kopf schüttelte. „Kommt darauf an, wo ich angenommen werde“.
„Das ist klar“, sprach Maik, wonach ein kurzes Schweigen ausbrach.
„Aurora...“, begann er danach. „...ich weiß auch noch nicht, wo ich studieren soll, aber ich habe Angst, dass wir den Kontakt nach der Schule abbrechen. Also, könnten wir vielleicht versuchen gemeinsam zu studieren“.
Aurora begann zu lächeln.
„Na klar, können wir das“, sagte sie und umarmte Maik, dieses Mal jedoch verweilten ein bisschen länger. Als sie sich lösten gingen nach Hause. Auf dem Weg dachte Maik nach. Er hatte einfach heraus gesagt, was ihn beschäftigt und es hatte einen positiven Eindruck.
Maik hoffte wirklich, dass er es schaffte bei Aurora zu bleiben, obgleich er nicht wusste, ob dies realistisch ist. Er hatte zwar überlegt in das Land seiner Schwester zu ziehen, aber er würde diesen Plan aufgeben, wenn er nur die Möglichkeit bekommt, mit Aurora zu leben. Er seufzte.
Wer weiß, was die Zukunft einem bringen mag.