Er strich mit der Hand über seine Haare und richtete seine Krawatte, welche Teil eines karierten Anzuges waren. Er war Immobilienmakler und gerade dabei ein neues Haus zu vermitteln. Dieses Haus war ein Schmuckstück. Ja, ein Schmuckstück.
Es lag mitten zwischen riesigen Bergen und hatte die Fassade eines Fachwerkhauses. In drei Etagen ist es unterteilt und zudem noch komplett möbliert.
Die Nachfahren des verstorbenen Besitzers konnten nichts damit anfangen und wollten es loswerden und nun hatte er Interessenten für dieses Schmuckstück.
Er beschloss noch einmal durch das Gebäude zu gehen und sich dieses anzuschauen. Im inneren hatte es gar nicht den Aufbau eines Fachwerkhauses.
Der erste Raum des Hauses war ein Flur. Der Flur war gefliest, wobei die Füße des Maklers auf dem Bode knackten. Er war erstaunt, waren dies etwa Marmorfliesen? Mit einer Berührung stellte er fest, dass sie warm waren.
„Verdammt!“, dachte er. „Aber es sieht schön aus“.
An den Wänden des Flures hingen verschiedenste surrealistische Gemälde von Ernst, Dali und Chirac. Der Makler hatte schon nachgeschaut, aber es waren keine Originale. Dies war bei vielen Dekogegenständen so, weswegen das Haus wahrscheinlich auf den zweiten Blick nur halb so viel wert ist, als auf den ersten.
Auf der linken Seite des Flures waren zwei Türen, welche in Bad und Küche führten und auf der rechten Seite eine Tür, welche das Wohnzimmer begrenzte.
Die linken Türen waren uninteressant, ein Badezimmer im Hundertwasserstil und eine amerikanische Küche. Das Wohnzimmer hingegen verbirgt auch einige Schätze. Es war der größte Raum im Haus. In seinem Zentrum befand sich ein kleiner Tisch. Vor diesem stand ein marokkanisches Sofa und zu dessen Seiten waren zwei schräggestellte Ottomane. Der eine in rot, der andere in weiß. Vor ihnen war ein Fernseher, mit einigen technischen Geräten, welche vor ihm ausgebreitet waren. Desweiteren standen in diesem Zimmer einige Statuen in antiker Bauweise und Altäre mit irgendwelchen germanischen Götzenbildern.
„Ein Schmuckstück, dieses Haus“, dachte der Makler. „Der Erbauer scheint Stil gehabt zu haben, wer auch immer er war“.
Der Makler vergaß oft die Informationen der ehemaligen Hausbesitzer, geschweige denn, dass er sich die Namen merken konnte.
„Er war Informatiker, glaube ich“, redete er sich ein.
Er schloss die Tür zum Wohnzimmer und ging den Flur weiter, bis er an eine Treppe kam, welche in den zweiten Stock führte.
Er ging hinauf. Oben angekommen stand er in einem weiteren Flur. Dieses Mal hingen drei Porträts an der Wand. Es handelte sich um Porträts von Rousseau, Smith und Kant. Der Makler verstand nicht, warum der Besitzer diese Porträts aufgehängt hatte. Kant und Rousseau schienen ihn grimmig zu beäugen, nur Smith in der Mitte lächelte.
Der nächste Raum, den er sich ansah, war das Schlafzimmer. Auffällig in diesem Raume, war die rote Farbe der Wand mit den goldenen Verzierungen und dem Himmelbett. Es standen einige Instrumente herum, darunter ein Klavier und zwei Gitarren, sowohl akustisch, als auch elektrisch. Eine dicke Staubschicht lag auf ihnen, als ob sie nie benutzt worden sind. Auf dem Bett lag noch eine Parlamentsschärpe.
„Nein, er war Politiker“, dachte der Makler und schloss die Tür.
„Ein Schmuckstück“, murmelte er vor sich hin, als er zur nächsten ging.
Der letzte Raum, welchen er betreten wollte ist das Arbeitszimmer. Dieser Raum war voller Bücherregale, welche randvoll bestellt mit Büchern waren. Dabei handelte es sich um vieles, phantastischen und historischen Romanen, über die Belletristik, bis hin zu Abhandlungen verschiedenster Philosophen. An den Wänden hingen Bilder von verschiedenen Szenerien, in denen Elfen, Zwerge, Drachen und andere Wesen abgebildet sind.
„Schmuckstück“, säuselte er vor sich hin.
Der Makler konnte sich erinnern, dass auf dem Schreibtisch im Raume, verschiedenste Manuskripte, sowie Tagebücher gelegen hatten.
„Er war also Schriftsteller“, sagte der Makler vor sich her, wobei er eine kleine Pinnwand entdeckte, an denen Zettel hing auf den Schemas gezeichnet waren. Es handelte sich um verschiedenste Sachen, darunter Schemas zu Verfassungen und zur Erkenntnistheorie.
„Oder war er doch Philosoph“, der Makler zuckte mit den Schultern. Es war bald Zeit, die Interessenten in Empfang zu nehmen. Er schloss die Tür und wollte gerade den oberen Flur entlang gehen, als er schwören könnte Schritte zu hören. Sie kamen vom Dachboden!
Schnell kletterte er zu diesem hinauf, doch als er dort nachsah, konnte er niemanden erkennen.
„Merkwürdig“, murmelte der Makler vor sich hin, als er das Auto der Interessenten hörte. In Panik kletterte er vom Dachboden und rannte den Flur und die Treppe herunter. Er meinte einen stickigen Geruch wahrzunehmen, doch dafür hatte er jetzt keine Zeit. Er musste dieses Schmuckstück verkaufen!
Der Makler rannte aus dem Haus heraus und begrüßte keuchend die Interessenten. Diesen versuchte er das Haus schmackhaft zu machen.
„Dieses Haus ist komplett möbliert, hat einen einzigartigen Baustil und ist ein echtes Schmuckstück“, erklärte er den Interessenten. „Kommen Sie mit ich zeige...“
Mit einem Male explodierte das Haus. Die Druckwelle warf den Makler und seine potentiellen Kunden um. Gigantische Flammen schossen in die Luft und umfassten das komplette Haus. Fast schon panikartig flüchteten die Interessenten.
Der Makler konnte seinen Augen nicht trauen. Wie konnte das passieren? Später, als die Feuerwehr den Brand gelöscht hatte, suchten sie, in den Trümmern, nach Gründen. Auch der Makler suchte mit, doch nichts ließ sich auffinden.
Das einzige, was der Makler fand, war eine Krone, welche komplett unbeschädigt war. Er war fasziniert von ihrem Anblick.
„Sie ist wunderschön“, dachte er. „Ein Schmuckstück!“.