Manchmal reicht es, sich eine neue Pflanze in seine eigenen vier Wände zu stellen und das genügt an Veränderung.
Manchmal, wie Frau es gerne tut, muss man zu drastischeren Maßnahmen greifen um neuen Wind zu spüren. Man färbt oder schneidet sich gar die Haare und fühlt sich danach, als könne man nun die Welt im Sturm erobern.
Für mich fühlt es sich zumindest immer so an, als wäre ich ein neuer Mensch. All meine Fehler, Sorgen und Gedanken sind einfach durch ein paar flinke Bewegungen der Schere dahin.
Und es Stimmt. Frauen die ihre Haare schneiden, sind dabei ihr Leben zu verändern.
Manchmal gewöhnt man sich jedoch an diese Prozedur und dann?
Manchmal spielt man mit dem Gedanken, ein Kunstwerk auf seiner Haut zu verewigen. Aber nur etwas mit tiefster, leidenschaftlicher und personalisierter Bedeutung. Ich lasse den Aspekt aus, dass man dann trotzdem „Tattoo“, in die Suchleiste von Pinterest tippt und ewig nach Motiven sucht, die genau diese Werte vertreten.
Manchmal braucht man einen kompletten Tapetenwechsel, oder farblich aufeinander abgestimmte Bettwäsche und Kerzen. Vielleicht noch neue, heiße Unterwäsche, die keiner würdigt und einen bordeaux farbenden Bademantel aus Samt.
Manchmal aber auch, ein neues Umfeld, neue Grundsätze, eine neue Orientierung oder auch gleich eine neue Identität.
Es macht mich unheimlich traurig und wahnsinnig zugleich, dass es in dieser Art von Gesellschaft oder in dieser Art von Leben so schwierig ist. Schon mal versucht, die eigenen Freunde an einen neuen Spitznamen zu gewöhnen? – Das scheitert. Aber das ist „Normal.“ Wie ich dieses Schubladenwort verachte.
Wie gesagt, manchmal ist das alles nötig, manchmal notwendig. Doch was wenn man nach Veränderung strebt, die man nicht erreichen kann? Und ich spreche nicht von einem trainierten Körper, auch wenn ich den gerne hätte. Verdammt bin ich ein Opfer der Modeindustrie.
Ich spreche davon, auszusteigen. Mein geliebter, blauer Planet, dreht sich mit 1650 km/h und ich fahre höchstens 130 auf der Autobahn. Es wäre schön, die Welt von oben zu sehen, zu wissen, dass sich zu diesem Zeitpunkt nichts ändert und sich nichts entwickelt, außer man sich selbst.
Manchmal hätte ich gerne die Zeit zur Reflexion, manchmal würde ich gerne durchatmen, mich von allem und jeden entziehen, ohne mich erklären zu müssen.
Stattdessen habe ich jetzt zwei neue Pflanzen hier stehen.