„Eine Valentinstags-Singleparty? Im Ernst?“
Ich glaubte, meinen Augen nicht trauen zu können. Da hatte mich meine Freundin tatsächlich auf SOWAS mitgeschleppt?
„Süße, du bist 24 und hast immer noch keinen Mann an deiner Seite. Und bevor du mir hier am Valentinstag in Einsamkeit versinkst dachte ich mir…“ Sie spitzte ihre knallrot bepinselten Lippen und sah sich in der Räumlichkeit um.
An sich hatte ich Camillia ja gern, aber wenn sie so etwas brachte, würde ich ihr das berechnen. „Cami. Ich bin weder einsam, noch habe ich einen Mann nötig, noch habe ich Lust hier irgendwelche Furcht einflößende Leute zu treffen, noch will ich hier überhaupt sein!“, protestierte ich und fuhr mir durch meine glatten, dunkelbraunen Haare.
Eine Singleparty war wirklich der letzte Ort, an dem ich mich aufhalten wollte. Eher verbrachte ich meine Zeit mit Ego-Shootern, sonstigen Videospielen oder meiner Studienarbeit. Ja, ich arbeitete lieber für mein Studium, anstatt in Bars nach meinem Mann fürs Leben zu suchen.
„Jetzt stell dich nicht so an. Du bist schön, hast eine tolle Figur, bist witzig, was will man mehr? Du wirst schon jemanden finden, Darling“, redete Cami wohlwollend auf mich ein.
„Hörst du mir überhaupt zu? Ich will hier gar keinen Kerl finden!“
Plötzlich tönte Musik durch die Boxen. Sie ließ den Boden vibrieren, die Menge verteilte sich nach und nach auf der Tanzfläche.
„Tanzen!“, rief Camillia mir aufgeregt ins Ohr und zog mich in die Menge. Sie war eine tolle Frau, von ihrem Körper konnten Kerle nur träumen: schlank, lange Beine, hübsches Gesicht, schöne Oberweite, schöner Hintern, helle Haare, die ihr bis zur Hüfte gingen und sich an den Spitzen ein wenig lockten.
Warum sie aber noch Single war, und mich deswegen auf derartige Partys schleppte, lag an ihrer naiven, kindischen, hibbeligen Art. Sie ging jedem Kerl nach mindestens einer halben Stunde deutlich auf die Nerven; das war auch der Grund, warum sie nie One-Night-Stands hatte.
Ich dagegen holte mir eher etwas für eine Nacht anstatt mich für eine Ewigkeit von einem Kerl belagern zu lassen. Für eine Beziehung war ich vielleicht auch nicht feminin genug: ich zockte Videospiele, hielt mich nicht an Mode oder Trends, ging verdammt ungern Shoppen und stand generell nicht auf Dinge, die man als Frau eben so tat. Doch für einen Abend konnte ich mich schon mal aus meinen weiten Shirts und schwarzen Röhrenjeans schälen, um mir ein Etuikleid anzuziehen und Männer aufzureißen. Vor Beziehungen würde ich mich da sogar gruseln.
Ich ließ mich von Cami auf die Tanzfläche ziehen, in der Hoffnung im nächsten Augenblick unbemerkt abhauen zu können. Auf dem Weg würde ich mir dann vielleicht noch einen Drink holen, wenn man schon mal hier war.
Heute hatte ich auch ein Kleid angezogen, ein dunkelrotes, das meine Figur betonte. Im Gegensatz zu Camillia hatte ich eine kurvigere Figur, sollte heißen: mehr Hüfte, Arsch und Titten. Aber hey, Kerle standen drauf. War ja schließlich besser als eins dieser anorexischen Models zu sein.
Sichtlich erfreut begann Cami einen Mann anzutanzen, etwa unser Alter, groß, etwas staksig und blond. Möglicherweise war das der hübscheste Kerl auf dieser Fete, auch, wenn er nicht ganz mein Beuteschema war. Und von hübsch konnte man da leider auch nicht mehr reden.
Da meine weibliche Begleitung ziemlich abgelenkt schien, versuchte ich mir einen Weg durch die tanzende Menschenmenge zu bahnen. Überall roch es nach Schweiß und den verschiedensten Parfüms. Es war nicht leicht, durch die sich windenden Körper zu kommen, vor allem bei meiner Körpergröße. Mit 1,64 war ich für mein Alter doch klein, und diese Größe brachte mir in Menschenansammlungen, sei es auf Konzerten oder Singlepartys, ein paar Probleme.
Nach langem Kämpfen aus der Meute befreit, stolperte ich von der Tanzfläche und entschied mich, wie vorgenommen, noch für einen Drink.
Ich schweifte mit dem Blick durch die Gegend, bis ich den Tresen mit gesuchtem Alkohol gefunden hatte. Ohne lang zu zögern bewegte ich mich in dessen Richtung.
„Ein Vodka Tonic“, verlangte ich und setzte mich auf einen der Barhocker.
Aus der Dunkelheit trat ein Mann, vermutlich der Barkeeper, und dieser sollte wohl der Grund für mein Kommen sein. Der große, muskulöse Kerl kam auf mich zu, mit einem Lächeln das Grübchen in seine Wangen brachte.
Fuck, sah der gut aus.
„Tut mir ja leid, dass ich frage, aber was sucht eine hübsche Frau wie du, hier auf dieser Party?“, erkundete er sich spitzbübisch. „Meine Freundin hat mir gesagt, wir gehen einfach nur in eine Bar. Sie hat mir allerdings nicht gesagt, dass darin eine Singleparty stattfindet“, erklärte ich und zupfte am Ausschnitt meines engen Kleids herum. „Kriege ich jetzt meinen Alk?“, forderte ich.
Der Barkeeper lachte, stieß sich vom Tresen und schnappte sich eines der bereitstehenden Gläser. Seine Augen waren hellblau, ähnlich wie die Camillias. Nur dass seine betörender waren, mich praktisch in seinen Bann zogen, je länger ich daran festhielt. Die von schwarzen Wimpern umzogenen Augen passten perfekt zu seinen hellbraunen Haaren, die ihm strähnenweise ins Gesicht hingen, seine markanten Züge umspielten. Ein wahres Prachtstück von Mann, ohne Zweifel!
Mit einem sexy Lächeln stellte er mir mein Glas vor die Nase. „Cheerio!“, rief ich, hob es hoch und kippte den Inhalt auf Ex hinunter. Nachdem ich geschluckt hatte und sich das Wärmegefühl des Alkohols in mir breit machte, wandte ich mich wieder dem Barkeeper zu. „Wie viel?“, fragte ich und griff in meinen BH, wo ich mein Geld versteckt hatte.
Noch ein unfemininer Aspekt: ich trug ungern diese kleinen Handtäschchen mit mir herum, weshalb ich meine Scheinchen lieber in den BH stopfte. Bloß musste ich das Geld vor einem Fick erstmal ausgeben, denn wenn ein Typ einem den BH auszog und auf einmal Geld hinaus plumpste, käme das eine Spur komisch herüber.
„Geht aufs Haus“, antwortete er, und überraschte mich damit. Ich zog eine Augenbraue hoch und nahm die Finger wieder aus meinem Dekollete. Bemerkt, dass mir der Barkeeper die ganze Zeit darauf gestarrt hatte.
„Ehrlich? Einfach so?“ Meine Verwunderung war nicht zu übersehen, womöglich auch ein bisschen gespielt. Der Mann kam hinter dem Tresen auf mich zu, so nah wie es ging – auch wenn wir immer noch eine halbe Armlänge voneinander entfernt waren. „Ich will dafür deinen Namen, deine Nummer und deine Zeit, wenn ich Schluss habe.“
Oh, davon würde ich ihm mehr als genug geben.
Ich lächelte anzüglich. „Skye. Ich heiße Skye.“