Keine Lügen mehr
An diesem Morgen war es Jem, der wach wurde, weil irgendwo sein Handy lautlos vibrierte und das erste was ihm einfiel war natürlich der andere Mann in seinem Bett. Er öffnete die Augen langsam, denn er war nicht wirklich sicher, ob Col… Callum noch da wäre, aber diesmal war es so. Es war längst hell, doch wie es aussah, schlief er noch tief und fest. Sein Rabenhaar lag praktisch direkt vor Jems Nase, sodass der nur ein wenig die Hand ausstrecken müsste. Er stellte sich gerade vor, wie er diese Locken so richtig zerzausen könnte, als er sah, dass sich Spuren von Gras und trockenen Blättern darin verfangen hatten. Er musste irgendwo im Gras, am Boden gelegen haben. Warum nur tat er sich selbst so etwas an? Es musste eine Ursache, irgendeinen Grund geben, warum ein so junger Mensch in so einen Abgrund fiel. Was hatte er gesagt? Wenn er eine fürsorgliche Familie hätte, wäre er nicht auf der Straße. War es das, er hatte keine Familie? Der Blonde dachte kurz an seine eigene Familie. Okay, er hatte es vermieden, ihnen offen von seinen sexuellen Neigungen zu erzählen, aber mal ganz ehrlich, wer redet darüber schon im Detail mit seinen Eltern? Würden sie ihn deswegen auf die Straße werfen? Wohl sicher nicht. Sie wären alles andere als begeistert, aber nicht so krass. Jem lehnte sich jetzt über Callum, halb aus Neugier, halb mit der Absicht, ihn sanft zu wecken. So nah war er ihm bisher noch nicht gekommen. Er schob vorsichtig ein paar Strähnen zur Seite, sodass er sein Profil sehen konnte. Dreck am Ohr, aber sonst makellos, wie bei den klassischen griechischen Statuen im British Museum. Lange, dichte Wimpern und der Hauch eines Bartschattens. Jem konnte nicht widerstehen und küsste ihn auf die Wange. Er roch verdammt gut, trotz allem. Der Blonde küsste nochmal. Leider rührte sich Callum überhaupt nicht. Aber der junge Autor mit der lebendigen Fantasie war noch nicht bereit aufzugeben und schob einen Arm unter die Bettdecke und um die schlanke Mitte des anderen. Er zog sich an ihn heran und küsste nochmal, diesmal den tiefdunklen Haaransatz im Nacken. Das schien der Schläfer zu bemerken. Er ließ ein tiefes, verschlafenes Stöhnen hören und seine Schultern bewegten sich sacht. Er wachte auf. Als nächstes tastete er mit einer Hand nach Jems Arm auf seiner Hüfte und drehte sich in dessen Richtung. Er blinzelte ihn an. „Du?... Wie…?“
„Hi, ja ich", gestand der Blonde und lächelte. "Ich denke, Buster hat dich gefunden und du hast ihn hierher gebracht.“
„Oh. Das ist… keine Ahnung, … gut, nehme ich an?“
„Das ist sogar sehr gut, würde ich sagen“, antwortete Jem in sanftem Ton und noch bevor Callum irgendetwas zurückgeben konnte, legte er sein Gesicht in seine Hände und küsste ihn auf die Lippen. Der Lockenkopf erwiderte den Kuss nicht, er ließ ihn starr geschehen und schaute Jem fragend an. „Was soll das werden?“, fragte er schlicht.
„Keine Ahnung. Ich denke nur, es könnte was werden. Ich mag dich und ich steh auf dich.“
„Du magst mich?! Warum? Ich hab dich beklaut. Ich bin nicht gut für dich…“
Der andere junge Mann überlegte, wie er es sagen sollte. „Die paar Kröten sind mir egal, du nicht. Und irgendwie bist du sogar richtig gut für mich.“
„Irgendwie…“ wiederholte der Schwarzhaarige nachdenklich.
„…richtig gut“, wiederholte Jem. Dann küsste er ihn nochmal. Diesmal schloss Callum die Augen und seine Lippen blieben relaxed, was viel besser war und sogar noch besser wurde. Als Jem ein wenig an seiner Oberlippe knabberte, begann er zu reagieren, mitzumachen. Er öffnete die Lippen und Jem spürte, wie sich ihr Atem mischte und es fühlte sich so wahnsinnig gut und richtig an. Er küsste weiter und spielte mit seiner Zunge an Callums Lippen, er würde nicht wagen weiter zu gehen, bevor er nicht eindeutige Signale empfing. Seine Hand fuhr jetzt durch das Rabenhaar, was dem Bengel zu gefallen schien, denn er stöhnte wohlig und der Klang seiner Stimme, tief und rauh, wie die einer großen Raubkatze, erregte Jem dermaßen, dass er über sich selbst erstaunt war. Fuck, das Stöhnen seiner Ex- Freundinnen hatte das nie in ihm hervorgerufen, nicht in der Intensität. Seine zweite Hand wanderte jetzt zu Callums Po, der sich genau so fest und muskulös anfühlte, wie Jem es sich vorgestellt hatte. Wieder reagierte der Jüngere und schob sich dichter an den blonden Mann, sodass er mit Sicherheit dessen Erektion spüren konnte. Es musste so sein, denn während sie ununterbrochen küssten, entwich Callum etwas, das wie „Uuuhhps“ klang. Da war eindeutig zu viel Stoff zwischen ihnen und er begann, an Jems T-Shirt zu zerren, sodass der kurz von ihm ablassen musste und sich aufsetzte, damit sie es über den Kopf bekamen. Bei der Gelegenheit entledigte sich Callum auch des lästigen Oxford- Sweaters. Bevor er mit der Hose weitermachen konnte, war Jem schon bei ihm, schlang seine Arme um ihn und begann, ihn am Hals zu küssen und sich weiter über die Schulter und Brust vorzuarbeiten. Der Lockenkopf lehnte sich immer weiter zurück, um dem anderen freie Bahn zu lassen, dann griff er mit beiden Händen in Jems blonde Strähnen und begann merklich schneller zu atmen und lustvoll zu stöhnen. Jem ließ seiner Fantasie jetzt freien Lauf und küsste und leckte Callum von der Brust abwärts, wo er offenbar kitzlig war. Zumindest ließen das seine Muskelzuckungen und sein tief glucksendes Kichern vermuten. Des Blonden Enthusiasmus wurde dadurch nur verstärkt und er wollte jetzt noch weitergehen. Er nahm beide Hände zu Hilfe und zog Callum die Hose über die schlanken Schenkel nach unten, sodass er ihn nun beinahe völlig bloß vor sich hatte. Dann sah er zu, wie der Junge, ganz ohne Scheu noch den Rest hinunterstreifte. „Du weißt, wie hei… schön du bist, nicht wahr?“
Callum wirkte kurz irritiert. Er musste es wissen, sonst wäre er nicht so selbstverständlich mit seiner Nacktheit. Sagte ihm das nie jemand, war es das?
„Küss mich“, forderte er nur und Jem beugte sich über ihn, um genau das zu tun. Dieses Mal war es gieriger als zuvor und ihre Zungen kamen voll zum Einsatz. Es war auch unkoordinierter, aber das machte gar nichts und eh sich Jem versah, hatte Callum jetzt die Hand in seinen Boxers und fasste nach seinem Schwanz. Dass dies das erste Mal ein junger Mann bei ihm tat, war so ziemlich das Letzte, woran sich Jem hinterher noch klar erinnern konnte, denn jetzt gab es kein Halten mehr. Er griff selbst nach Callums Schaft und tat das Gleiche wie er, streichen, massieren, rauf und runter, erst langsam, dann immer schneller und bloß nicht zaghaft. Und es war heiß, verdammt heiß, weil beide wussten, was sie da in der Hand hatten. Der Schwarzhaarige stöhnte und atmete am auffälligsten und so war er dann auch der, der als erster kam. Er warf den Kopf nach hinten, bäumte sich in Jems Griff auf und ergoss sich heiß darüber. Der Blonde hatte auch das noch nie erlebt und es reichte völlig, um ihn auch auf den Höhepunkt zu treiben. Er stöhnte lautstark und konnte sich nicht länger halten, brach regelrecht über dem Jüngeren zusammen. „Woah“, stieß der aus und machte wieder dieses sexy glucksende Kichern. „Ssssorrryy“, stammelte Jem, dann musste er lachen, weil das total lächerlich klang. „Alles gut“, versicherte Callum. Jem hob sich halb von ihm herunter, den Kopf legte er ihm auf die Brust. Er spürte, wie dessen Herz und Puls noch rasten und Callum strich ihm das Haar zurück. Jem streichelte ihm über die Arme und legte einen Arm über ihn. Er war… völlig erschöpft, aber auch völlig relaxed und zufrieden. „Bleib hier“, schlug er dann vor.
„Hier bei dir?“
„Ja sicher.“
Callum schien zu überlegen oder noch immer nicht zu verstehen. „Du weißt was ich bin und was ich tue. Wie soll das funktionieren?“
Jem zögerte nicht. „Ganz einfach: Keine Lügen mehr.“