Fünf Tage
Cal und Jem konnten es nicht lassen und nutzten die Zeit für nicht seeeehr langgezogenen, aber am Morgen doch höchst intensiven Sex. Cal nackt und bloß im Bett wäre sowieso unwiderstehlich, auch wenn er es nicht zusätzlich noch so darauf anlegen würde Sex zu haben, wie er es eben nach der letzten Nacht darauf anlegte. Jem und der Lockenkopf stiegen ohne Umschweife voll ein. Es begann mit einer Folge von Küssen, die wohl am ehesten als fordernd, fordernder und schließlich gar wild zu bezeichnen wären. Jem drängte sich so sehr an und auf Cal und ließ seine Hände über dessen Körper wandern, dass Cal schon in kürzester Zeit über die Maße erregt war. Jem hielt ihn im Nacken und griff ihm gleichzeitig zwischen die Beine, um ihn dort zu stimulieren. Gleichzeitig schob sich seine Erektion hart über Cals Leibesmitte. Der hatte die Hände irgendwo, er bekam es gar nicht so recht mit, wahrscheinlich meist am Hinterteil des Blonden. Dann musste ihm irgendwie in den Sinn kommen, dass er Jems Erektion ebenfalls fassen und damit sein Spiel treiben wollte, aber Jem sah etwas anderes vor. „Finger weg!“, raunte er Cal ins Ohr und Cal gehorchte, ohne zu fragen. Jem stützte sich jetzt mit einem Arm neben Cal auf, lehnte über ihn und mit der Hand, die eben noch nur Cal hielt, nahm er ihre beiden Erektionen sicher in die Hand. Cal stöhnte vor Begeisterung auf und überließ sich ganz der von Jem initiierten „Handarbeit“ und seinen Küssen. Er wand sich unter ihm vor Lust, weil es ihm unmöglich war, still zu halten. Jem erfreute sich am Anblick von Cals blassem, muskulösen Körper, der sich erstaunlich schnell von den Strapazen der Sucht und dem Angriff zu erholen schien. Unglaublich, wie stark und fest er war. Nicht mehr lange und er wäre so gut wie neu. Kribbeln und Schauern jagten unaufhaltsam durch seinen und Cals Körper und sie steigerten sich zunehmend, sodass Cal versuchte, mit beiden Händen in Jems Haar, ihre Küsse zu koordinieren, während Jem die andere Sache wortwörtlich fest im Griff behielt. Ihr Atem ging stoßweise und heiß und bald darauf überließen sie sich, einer kurz nach dem anderen, ihrem Höhepunkt. Erst danach ließ Jem los und drängte sich abermals auf und an Cal unter ihm und immer wieder küssten sie sich und ließen ihre Hände wandern, erst noch kräftig, dann mehr und mehr zärtlich. Irgendwann drehte Jem sie beide herum, sodass Cal schließlich oben lag. Der lächelte erschöpft und vollkommen zufrieden und suchte Augenkontakt mit Jem. „Du“, flüsterte er dann einfach nur. Jem überlegte gar nicht erst, was das eigentlich heißen sollte. „Du auch“, gab er schlicht zurück, was beide zum Lachen brachte. Jem konnte auch nicht anders und wuschelte etwas gedankenverloren in Callums Locken herum. Dann fiel ihm auf, dass der sich gar nicht beschwerte. Also heilte die Kopfwunde. Wieder einen Moment später fiel ihm auf, dass Cal völlig relaxed liegen blieb. Er schien seine alten Gewohnheiten zu vergessen, was Jem regelrecht glücklich machte. Noch glücklicher. Wenn jetzt nur alles so weitergehen würde wie bis hierher, das wäre zu schön.
„Was denkst du, wenn du so lächelst?“, fragte Cal jetzt leise.
„Ich denke, du bist über den Berg, Cupid.“
„Über welchen Berg?“
„Das sagt man so. Bildlich. Ich denke, du hast das Schwierigste geschafft und ich liebe dich.“
Cal runzelte die Stirn. „Da kommt immer noch dieser verdammte Proz…“
„Der kann sich schon mal warm anziehen, dieser Typ. Mein Vater wird den auseinander nehmen.“
„Du meinst, ich habe ihn von meinem Schwiegertochterpotential überzeugt?“
Jem grinste. „Mehr als das. Von echtem Schwiegersohnpotential.“
„Gefällt mir besser.“
„Mir auch.“
Wie sie so dalagen, hörte man nun Geräusche im Haus, die ganz klar deuteten, dass Rory auf war und sich wohl um Buster kümmerte. Man hörte Geschirr-Geklapper in der Küche und Hundepfoten im Flur.
„Wird Zeit, aufzustehen“, bemerkte Jem.
Callum nickte. „Duschen und dann runter?“
„So machen wir’s.“
Als die beiden dann frisch rasiert und geduscht unten in der Küche auftauchten, hatte Rory sich schon mächtig ins Zeug gelegt. Offenbar hatten sie nicht gehört -wie konnte das nur passieren? – dass er bereits mit Buster draußen war und reichlich eingekauft hatte. Der Frühstückstisch gab jedenfalls alles her, was man sich nur wünschen konnte. Callum wirkte einen kurzen Moment von Rorys Schwiegersohnpotential irritiert, dann brachte er ein überraschtes „Guten Morgen“ heraus.
„Guten Morgen, ihr Langschläfer“, kam es zurück und dabei ließ Rory sich nicht nehmen, vor allem seinen kleinen Bruder ausgiebig zu umarmen. Jem kam als Zweiter dran.
„Rechnest du mit noch mehr Besuch?“, scherzte Jem und zeigte auf den Tisch.
„Schlaumeier. Nein, eher hoffe ich, dass ihr nicht auf die Idee kommt abzuhauen, bevor das alles aufgegessen ist. Und das kann Tage dauern. Hast du was von deinem Dad gehört?“
Jem schüttelte den Kopf. „Ich werde ihn nach dem Frühstück anrufen.“
„Gut. Ich habe mir übrigens die ganze Woche frei genommen.“
„Meinetwegen?“, fragte Callum erstaunt.
„Ja sicher. Es gibt reichlich nachzuholen.“
Reichlich nachzuholen bedeutete zunächst einmal, dass Rory nicht nur im Theater angerufen hatte, sondern auch, dass er für den Abend Plätze in der Vorstellung besorgt hatte, was er beim Frühstück gespielt beiläufig erwähnte. Callum war darüber tatsächlich richtig aus dem Häuschen. Er war noch nie im Theater gewesen und jetzt kam er sich schon fast gebildet vor, mit 'nem Autoren-Freund und 'nem Bühnentechniker-Bruder. Während Rory dann erklärte, worum es in Shakespeares "Macbeth" ging, nutzte Jem die Gelegenheit, im Vorgarten seinen Vater anzurufen. Alexander war darüber mehr als erfreut, denn er hatte tatsächlich alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Callums Fall möglichst schnell verhandeln zu lassen. Er wollte sowieso anrufen, um Jem mitzuteilen, dass es in fünf Tagen so weit wäre.
Fünf Tage.
Das war schnell.
„Dad, wie hast du das hingekriegt?“
„Du weißt doch wie das ist. Da war mir noch jemand einen Gefallen schuldig und der hat Callums Namen an die erste Stelle einer Liste gesetzt.“
„Du bist genial.“
„Danke, ich weiß. Wie geht`s euch?“
„Auch genial. Die zwei werden unzertrennlich.“
„Schön. Dann bring den anderen mit nach London zur Verhandlung. Rückendeckung ist sicher gut und wir können uns alle kennenlernen.“
„Rory hat schon gesagt, dass er dabei ist. Wir kommen gleich morgen nach London. Wann kommst du?“
„Wenn ihr morgen kommt, dann komme ich morgen Abend und wir treffen uns übermorgen. Ich bin in der City, wie immer.“
„Ist gut. Ich melde mich. Du bist der Beste, Dad.“
„Sag das nicht ständig, wir Anwälte sind sowieso schon so eingebildet.“
„Ich meinte, als Vater.“
„Oh. Ich tu', was ich kann. Hab' dich lieb, Junge.“
„Ich dich auch. Bye.“
„Bye.“
Jem drückte die Taste mit dem roten Hörer und realisierte, dass er Dinge gesagt hatte, die er seinem Vater so noch nie gesagt hatte. Aber er meinte es wirklich so. Es waren die Erlebnisse der Robinson-Brüder, die ihm plötzlich die Augen dafür geöffnet hatten, wie viel die Liebe und Unterstützung seiner Eltern ihm bedeuten und dass beides im Leben nicht selbstverständlich war.
Dann machte er sich daran, Callum und Rory über die neusten Entwicklungen zu informieren. Die warteten in der Küche auf Neuigkeiten und schauten ihn an.
„In fünf Tagen“, sagte Jem nur.
Es war klar, was er damit meinte.