Tiara:
Sie war alleine in der Dunkelheit. Ihre Freunde hatten sie aufgegeben. Keine Möglichkeit zu entkommen. Sie hörte Schritte und sah auf. Das Feenmädchen kam auf sie zu und setzte sich ihr gegenüber. „Megaira und Tisiphone sind fort. Sie haben mir erlaubt mit dir zu sprechen.“ „Willst du mir jetzt deinen Namen verraten?“ „Anisa.“ Tiara versuchte zu lächeln. „Das ist ein schöner Name. Seit wann bist du hier?“ „Seit einigen Wochen. Du siehst traurig aus.“ Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel. „Meine Freunde glauben, dass ich tot bin.“ „Das war von Anfang an ihr Plan.“ Tiara runzelte die Stirn. „Moment mal. Du bist nirgends gefesselt. Warum fliehst du nicht?“ „Weil ich keinen Ort habe, wo ich hingehen kann. Eine Fee ist keine Fee mehr, wenn sie ihre Flügel verloren hat.“ „Dann geh nach Thalia und sag meiner Familie, wo sie mich finden.“ „Nein! Du bleibst wie ich hier.“ Anisa stand auf und ging weg. Sie hatten Anisa gebrochen. Das arme Mädchen. Tiara zerrte an den Ketten, aber sie waren zu fest und schnitten ihr nur in den Fleisch. Dann geschah etwas Seltsames. Vor ihr erschien eine grüne Silhouette. Nach und nach wurde sie immer deutlicher. „Jetzt werde ich auch noch verrückt“, murmelte sie, als sie Killian erkannte. „Kann ich jetzt?“, fragte die Silhouette. Tiara richtete sich auf. Killians Blick fiel ganz genau auf sie. „Tiara, wir wissen, dass du lebst und wir haben nicht aufgehört nach dir zu suchen. Um dich zu finden, bin ich sogar nach Chandrick zurückgekehrt.“ Ihr stiegen Tränen in die Augen. Aber es könnte auch nur eine Täuschung sein. „Du glaubst jetzt wahrscheinlich, dass jemand dich täuschen will, aber es gibt etwas, was niemand weiß. Weißt du noch, was ich zu dir gesagt habe, als wir uns vorgestellt wurden? Genau das habe ich jetzt auch vor und mich wird nichts und niemand aufhalten.“ „Ihr wisst doch gar nicht wo ich bin“, schluchzte sie. „Dann sag es mir.“ Killian hatte ihr geantwortet. „Du hörst was ich sage?“, fragte Tiara. „Komischerweise, ja. Tiara wo bist du?“ „In einer Höhle. Es ist sehr feucht und es kommt nur sehr wenig Licht durch. Killian, holt mich hier raus. Kannst du mich sehen?“ Hoffnung flammte in ihr auf. Er war hier. In Chandrick. Er war wegen ihr gekommen. „Nein, aber ich höre deine Stimme. Das reicht mir vorerst. Kannst du mehr beschreiben?“ „Ähm, hier ist noch ein kleines Mädchen. Sie heißt Anisa und ist eine Fee. Megaira und Tisiphone haben ihr die Flügel rausgerissen. Sie will nicht fliehen, obwohl Megaira und Tisiphone nicht hier sind. Sie haben gesagt, dass sie ein paar Sachen erledigen müssen. Wie lang bin ich schon weg?“ „Der zweite Tag.“ „Dann bin ich vermutlich noch irgendwo in Thalia.“ „Alic und Damian haben alles abgesucht.“ Tiara dachte nach. „Ich bin noch im Anwesen!“, rief sie. „Was?“ „Unter dem Anwesen gab es Katakomben. Wahrscheinlich halten sie mich dort fest. Sag es meinem Vater, er wird wissen, wovon ich spreche.“ Tiara hörte Schritte. Das waren keine Kinderschritte. „Da kommt jemand. Killian verschwinde.“ „Du bist nicht alleine.“ Danach verschwamm die Silhouette und Tisiphone trat vor sie. „Planänderung. Du hilfst uns jetzt!“ „Ich habe keine Ahnung, wie ich helfen könnte.“ Tisiphone lachte und trat vor Tiara. Sie schloss die Ketten auf und zerrte sie auf die Füße. Sie hatte gar kein Gefühl mehr in den Beinen. „Komm.“ Sie zerrte Tiara hinter sich mit. Sie hatte recht gehabt. Sie waren in den Katakomben. Im Stillen dankte sie, ihrem Vater, dass er sie damit vollgeredet hatte. Sie gingen auf eine Art Altar zu. Nur war es aus Marmor. Tisiphone schubste sie darauf. Dann tauchten auch schon zwei Männer auf und fesselten sie. „Was habt ihr vor?“, kreischte sie. „Du wirst uns nur ein Teil von deiner Seele geben“, antwortete Megaira. Sie trug wie auch Tisiphone ein blutrotes Kleid. „Eine kleine Opfergabe.“ „Holt den Priester.“ Tiara versuchte sich zu befreien. Aber die Seile waren zu fest. Ein glatzköpfiger Mann trat vor sie. Ihr Herz klopfte wie wild. Sie hatte schreckliche Angst. Bitte, beeilt euch, dachte sie. Er hatte sein Gesicht teilweise mit roter Farbe angemalt. Er hielt eine Schüssel über ihrer Brust und fing mit einem seltsamen Spruch an.