Runa:
Sie setzte sich auf die Bettkante. Das alles kannte sie bereits. Und das von sich. Tiara musste sich nur beruhigen. Sie nahm Tiaras Hände in ihre. „Hey, du musst tief durchatmen“, sagte sie mit sanfter Stimme. „Du bist aufgebracht, glaub mir, ich verstehe dich. Aber du musst damit aufhören“, fuhr Runa fort. Schließlich umarmte sie sie. Langsam entspannte sich Tiara wieder und das Licht erlosch. Als sich dann Runa zurück lehnte, merkte sie, dass etwas anders war. Sie nahm Tiara vorsichtig das Pflaster ab. Die Verletzung war verheilt. Runa blinzelte ein paar Mal. „Wie fühlst du dich?“, fragte sie Tiara. „Gut.“ „Kannst du aufstehen?“ „Was? Sie ist verletzt! Tiara bleib lie…“, Killian hielt mitten im Satz inne, als Tiara ohne Mühe aufstehen konnte. „Du hast dich selbst geheilt“, sagte Runa überrascht. „Das habe ich bisher noch nie gesehen“, fügte sie hinzu. „Dann hätten wir ja das Problem geklärt. Ich kann mitkommen.“ „Wohin mitkommen?“, fragte Runa. „Wir wissen wo sie sein könnten“, antwortete Alic. „Und ihr wollt dennoch dorthin?“, rief Runa überrascht. „Wow, ihr seid alle Lebensmüde.“ Sie stand auf. „Was sollen wir deiner Meinung nach tun? Untätig da sitzen und uns verstecken, so wie du?“, fragte Sirius. Wenn sich Runa nicht so gut unter Kontrolle hätte, wäre sie sicher zusammengezuckt. Denn das war verletzend. Anscheinend fand das auch Selena, denn sie stieß ihm den Ellenbogen in die Seite. „Ich verstecke mich nicht.“ „Ach wirklich?“, Sirius deutete auf ihr Geheimnis. Ein Muskel zuckte an ihrem Kiefer. „Sirius, was ist los?“ „Nichts, ich unterhalte mich gerade nur über Versteckspiele.“ „Du versteckst etwas?“, fragte Jack an Runa gewandt. Doch Runa ließ Sirius nicht aus den Augen. „Wirst du diese Nummer immer durchziehen, wenn wir nicht einer Meinung sind?“, fragte sie. Er antwortete nicht gleich. „Das heißt wohl ja. Aber ich nehme dir mal die Luft aus den Segeln.“ Sirius Augen weiteten sich, aber Runa fing bereits an zu reden. Niemals würde sie zulassen, dass jemand sie erpressen würde. „Ich bin keine gewöhnliche Frau“, fing sie an. „Hey, es tut…“ „Halt die Klappe!“, unterbrach sie Sirius und fuhr fort. „Vor einigen Jahren wurde ich sehr schwer verletzt. Eigentlich hätte ich es gar nicht überlebt. Aber ein Druidenmädchen hat mir das Leben gerettet. Aber es gab Konsequenzen. Meine Haare haben sich silbern gefärbt“, sie nahm eine Haarsträhne zwischen die Finger. „Meine Augen wurden von grün zu Bernstein. Und…“ Sie holte tief Luft und sah Damian an. „Nimm dein Dolch und wirf es auf mich.“ „Was?“, rief er entsetzt. „Mach es einfach, und nimm eins, was schon etwas abgenutzt ist.“ „Du spinnst doch!“ Sie stellte sich aber vor eine Wand, außer Reichweite der anderen. „Los jetzt. Denn mein Leben hat sich nach diesem Druidenmädchen drastisch verändert und ich habe keine Lust, dass dieser hochnäsiger Hexenmeister mich damit erpresst.“ „Sirius!“, rief Mika entsetzt. Damian stand langsam auf. „Damian du wirfst ganz sicher kein Dolch nach ihr!“ rief Selena. „Lass ihn machen. Mir wird nichts passieren.“ Damian nahm ein Dolch und brachte es in Position. „Bist du dir sicher?“ „Ja.“ Damian warf den Dolch auf sie. In Runas Augen flammte ein Feuer und der Dolch wurde langsamer und blieb vor ihr, in der Luft stehen. Danach fing es an zu zittern. Es wurde immer stärker, bis es zersplitterte wie Glas. Die Reste fielen auf den Boden. Runa schloss die Augen und als sie sie wieder öffnete war das Feuer erloschen. Jeder starrte sie an. „Was auch immer das Druidenmädchen mit mir gemacht hat, sie hat mir diese Kraft hinterlassen. Also ich nehme an, ihr habt Angst vor mir. Kann ich euch nicht verübeln. Daher werde ich einfach meinen Weg gehen und ihr erledigt euren Heldenkram. Immerhin habt ihr Chandrick schon ein paarmal gerettet.“ Runa lief zur Treppe und nahm einen Rucksack. „Passt auf euch auf.“ Sie öffnete die Tür und ging raus.