"Du musst die Arme weiter oben halten", sagt Amon und hebt meine Arme etwas höher. Wir stehen bereits seit zwei Stunden draußen vor der Hütte und er versucht mir zu zeigen, wie ich mich selbst verteidigen kann. Es wäre einfacher zu trainieren, wenn es nicht in Strömen regnen würde! "Ich kann nichts sehen!", sage ich gereizt. "So zu trainieren macht dich stärker und jetzt meckere nicht." "Wenn ich krank werde, bringt mir die Selbstverteidigung auch nichts!" "Großmutter hat dafür gesorgt, dass wir uns keine Erkältung holen. Jetzt versuch mich anzugreifen." "Du bist drei Köpfe größer als ich, wie soll ich das machen?" Er verdreht die Augen. "Das kannst du als Vorteil nutzen." "Wie meinst du das?" "Du bist kleiner als ich, also auch flinker. Nutz das als dein Vorteil." Ich nicke. "Okay." Und so vergeht eine weitere Stunde, bis Amons Großmutter uns in die Hütte ruft. Da ich jetzt klatschnass bin, leiht eines der Dorfmädchen mir ein Kleid. Es ist ein einfaches, schlichtes, grünen Kleid. Jeder hier im Dorf trägt entweder etwas grünes oder braunes. Farben die die Erdnation symbolisieren. "Lana?" "Ja?" Ich sehe das Mädchen vor mir an. Sie ist etwa zwei Jahre jünger als ich und heißt Juna. "Ich habe deine Klamotten etwas verändert. Damit du einfacher reisen kannst." "Oh, das war aber nicht nötig." Ich stehe auf und folge ihr. "Das weiß ich, aber ich habe es gerne getan." Wir bleiben vor meinem Bett stehen. Darauf liegt eine schwarze Leggings, ein Khakifarbenes Kleid dessen Ende an der Seite etwas länger ist, ein breiterer brauner Gürtel und ein schwarzes Kapuzenmantel. "Das sollen meine Sachen gewesen sein?", frage ich überrascht und streiche vorsichtig über das Kleid. Ja, das Kleid sieht meinem sehr ähnlich, da es vorne dieselben Schnürungen hat, aber der Rest... "Ja, ich habe eben getan was ich konnte. Ach und deinen Umhang habe ich ganz entsorgt, denn mit der Farbe schwarz, kommst du besser zurecht. Die Stadt in die du als nächstes gehen möchtest gehört der Feuernation und in den Farben der Erdnation, wird man dich nicht besonders ernst nehmen." "Vielen Dank Juna. Soviel Freundlichkeit habe ich über haupt nicht verdient." "Gern geschehen." Gemeinsam kehren wir wieder zum Tisch und essen zu Abend. Ich habe im Haushalt geholfen so gut ich konnte, um mich irgendwie nützlich zu machen. Diese Elfen sind so nett, ich verstehe nicht, wieso man uns in meinem Dorf verboten hat, mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Der Abend vergeht friedlich und beinahe vergesse ich, warum ich überhaupt hier bin. Aber als ein Donner ertönt, werde ich wieder zurückversetzt und ich kehre in die harte Realität zurück. Ich spüre die mitleidigen Blicke meiner Gastgeber auf mir, versuche sie aber zu ignorieren. Schon sehr früh entschuldige ich mich und gehe schlafen. Zumindest versuche ich es.