Shay geht das Geld holen und Raik und ich gehen zu Talamh. "Du hast gewonnen", sage ich lächelnd. "Wer ist das?", fragt er und sieht dabei Raik an. "Ihr Beschützer", sagt er. Mein was? "Ihr was?", fragt Talamh. "Er spürt, wenn du lügst", flüstere ich Raik zu. "Das stimmt, aber er lügt nicht. Er ist an deiner Seite, weil er dich beschützen will", sagt Talamh und nimmt ein Handtuch um sich das Scheiß abzutrocknen. "Im ernst jetzt?", frage ich und sehe Raik fragend an. Er geht nicht auf meine Frage ein. "Und, hältst du dich an die Abmachung?", fragt mich Talamh. "Eine Abmachung ist eine Abmachung." Er sieht mich eine Weile lang an. "Warum hast du eigentlich mich angesprochen? Warum hast du auf mich gesetzt?" "Ganz einfach, weil du sehr talentiert bist und ich dich bitten möchte, uns zu begleiten." "Wohin begleiten?", fragt er und runzelt die Stirn. "Nach Düstersteig", sage ich ohne umschweife. Warum auch um den heißen Brei reden? "Du spinnst doch!" "Nein das ist mein voller Ernst. Würdest du mitkommen?" "Ich kenne dich überhaupt nicht, warum sollte ich dir also folgen?", will er wissen. "Es mag egoistisch klingen, aber meine Familie, mein ganzes Dorf wurde von schwarzen Kriegern überrannt und verschleppt. Viele sind umgekommen und das durch einen Allesverschlinger." "Stammt dein Beschützer auch aus deinem Dorf?", fragt Talamh. "Nein. Ich habe ihn erst kürzlich kennengelernt." "Dann stammst du nicht von der Feuernation", stellt er fest und nimmt seine Wasserflasche. "Woher weißt du das?", frage ich überrascht. "Dein Beschützer ist Inaki. Ich kämpfe nicht nur in diesem Dorf." "Du hast also von mir gehört." "Kaum zu glauben, dass du Inaki als deinen Beschützer hast und wer ist dann der Kerl?", fragt Talamh und deutet auf Shay der gerade zu uns tritt. "Lana wir müssen hier weg", sagt Shay mit gepresster Stimme. Ich runzele die Stirn. "Warum denn?" "Die Veranstalter denken, dass er betrogen hat und wir mit ihm unter einer Decke stecken." "Ausnahmsweise gebe ich ihm recht", sagt Raik und sieht die Männer an, die bedrohlich näher kommen. Na super. "Wir sind eingekesselt!", sagt Shay und zieht sein Schwert. Ich sehe noch, wie Talamh die Augen verdreht und dann: "Gut festhalten", sagt. Anschließend öffnet sich der Boden unter uns und wie fallen in ein Loch. Festhalten, von wegen. Ich schließe die Augen und bete, dass wir nicht ersticken. "Du kannst die Augen öffnen", höre ich Talamhs Stimme sagen. Als ich die Augen aufschlagen sind wir in einem Tunnel. Nur Raiks Flamme erhellt den Weg. "Diesen Trick kann nur ich, also wird uns niemand verfolgen." Talamh nimmt eine Fackel von der Wand und hält sie in Raiks Flamme. "Hier entlang", sagt er und geht voraus. Uns bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. "Weißt du überhaupt wo wir hingehen?", fragt Shay nach einer Weile. "Ja." Nach kurzer Zeit treten wir in einen großen Raum. Es ist mit wenigen Möbeln ausgestattet. Ein Bett, ein Tisch, zwei Stühle. "Wo sind wir hier?", frage ich und sehen mich um. "Hier her komme ich, wenn irgend eine Elfe hinter mir her ist." Er läuft zu seinem Bett und wirft sich darauf. "Sag nicht, dass du auch gesucht wirst", stöhnt Shay. "Bisher hat man mich immer angeheuert um zu verlieren. Bei einer Elfe habe ich es nicht durchgezogen und jetzt schulde ich ihm eine Menge an Geld. Deswegen ist er auch hinter mir her." "Dann ist das doch ein guter Grund, um dich uns anzuschließen, oder nicht?", frage ich und setzte mich auf einen Stuhl. Raik lehnt sich an die Wand und Shay setzt sich auf den anderen Stuhl. "Du willst also, das ich mein Leben riskiere, nur um deine Familie zu retten?", fragt er und richtet sich auf. "Findest du das nicht egoistisch?" Er hat recht. Es ist egoistisch. "Ja, ist es aber..." Ich werde mitten im Satz unterbrochen, als es richtig hell im Raum wird. "Was zum Teufel ist das?", fragt Raik und schützt seine Augen mit seinem Arm. Auch ich halte meinen Arm vor meine Augen. "Ihr habt den ernst der Lage nicht verstanden", hören wir eine weibliche Stimme sagen. Ich nehme vorsichtig meinen Arm hinunter und sehe eine schimmernde Elfe vor mir. Aber etwas an ihr ist besonders, denn sie hat Flügel?! "Wer bist du?", frage ich vorsichtig. "Wenn ihr nicht gemeinsam die Generalin und ihre schwarzen Krieger aufhaltet, wird eure Welt untergehen! Ich habe bereits Lana und dem Feuerbändiger eine Gesandtin von mir geschickt." "Die alte Dame in der Sonnenstadt", stelle ich fest und sehe dabei Raik an. Auch er sieht mich an. "Genau, es geht lange nicht mehr nur um deine Familie, Lana. Du hast diesen Weg eingeschlagen, es war dein Schicksal. Also erfülle diesen auch." Gerade spricht sie ihren letzten Wort aus und im nächsten Augenblick ist sie verschwunden. "Wer war denn das?", fragt Shay. "Ich habe keine Ahnung", antworte ich ehrlich. "Wer ist diese Generalin?", will nun Talamh wissen. "Ich weiß es nicht", stöhne ich und mir wird bewusst, dass ich überhaupt nichts weiß. "Also gut. Ich schließe mich dir an." Talamh steht auf und tritt zu mir. "Davor sollte ich mich aber vorstellen." Er macht eine kurze Pause und sieht mich dann an. "Ich heiße Kai." Ich lächele. "Freut mich dich kennen zulernen, Kai." Kai hat braune Locken, die ihm über die Stirn fallen und durchdringende, grüne Augen. "Wie alt bist du eigentlich?", fragt Raik und mustert ihn. "Achtzehn, also alt genug um eigene Entscheidungen zu treffen." Ich sehe ihn überrascht an. "Dann bin ich ja ein Jahr älter als du", sage ich. "Du bist neunzehn?", fragt Raik plötzlich. "Ja, wieso?" "Nur so." "Er lügt", wirft Kai trocken ein. Ich sehe zwischen beiden hin und her. "Wie alt bist du eigentlich?", frage ich schließlich. "Zweiundzwanzig." "Oh, dann bist du ja so alt wie Shay." Raik hat schwarze Haare, die seitlich kürzer geschnitten sind. Außerdem ist er groß, viel größer als ich. "Hast du eigentlich auch einen echten Namen?", fragt Kai an Raik gewandt. Auch Shay sieht Raik an. Stimmt ja, bis jetzt weiß nur ich seinen richtigen Namen. "Warum willst du das wissen?" "Sag jetzt nicht, dass keiner deinen richtigen Namen kennt", sagt Kai erstaunt. "Sie weiß es", sagt Raik trocken und sieht dabei mich an. "Meinst du nicht, dass du ihnen deinen Namen sagen solltest? Immerhin sitzen wir im selben Boot", sage ich. "Es ist nicht wichtig, ob sie meinen Namen kennen oder nicht. Ich bin stehts als Inaki bekannt." "Warum hast du mir dann deinen Namen verraten?", frage ich verwirrt. "Du bist nicht so wie die zwei." Er stößt sich von der Wand ab. Ich hingegen bin nun noch verwirrter. "Wir sollten jetzt los", sagt Raik und sieht Kai an. "Wie kommen wir hier wieder raus?" Kai tritt an die Wand, legt seine flache Hand darauf und kurz darauf öffnet sich eine Geheimtür.