Prolog
Schottland, 2013
Wenn jemand behauptete, dass die Familie MacAdams normal war, der hatte nicht mehr alle Sinne beisammen. Helen MacAdams saß in ihrem gemütlichen Sessel vor dem Kamin und lächelte vor sich hin. Nachdem sie Robin MacAdams geheiratet hatte, hatte sich auch ihr Leben verändert. Sie hatte Sachen erfahren, von denen sie dachte, sie wären nur Märchen. Ihr Mann hatte an ihrem Jahrestag ihr ein Buch geschenkt. Sie hatte erst gedacht, dass das nur ein Märchenbuch war aber als sie dann die ernste Miene von ihrem Mann gesehen hatte, war ihr bewusst geworden, dass das keine Märchen waren. Helen grübelte nach und legte dabei die Stirn in Falten. „In der Familie MacAdams wird es dir nie langweilig werden.“, hatte Robin zu ihr gesagt. „Solange du immer bei mir bist, wird es mir nie langweilig werden.“, hatte sie daraufhin erwidert. „Helen, was tust du noch so spät hier?“ Ihr Mann riss sie aus ihren Gedanken. Sie sah auf. „Hallo, Liebster.“ „Helen wieso bist du noch wach? Es ist nach Mitternacht.“ „Ist es schon so spät geworden?“ Fragte sie verblüfft und zog ihre schmale, geschwungene Augenbraue hoch. „Ja. Komm wir legen uns jetzt schlafen.“ Er stand mit zwei Schritten vor ihr. Seine pechschwarzen Haare, die schon grau geworden waren, fielen ihm in die Stirn. Sie ließ sich aufhelfen. „An was hast du gedacht?“ „Ach nichts.“ Sie strich ihm die langen Haare aus dem Gesicht. „Du musst dir wieder die Haare schneiden lassen. Sie sind ganz lang geworden.“ Sie sah ihm tief in die grünen Augen. „Du bist traurig, weil James mit seiner Familie nach Deutschland geht, habe ich Recht?“ Sie überlegte. Vor einer Woche hatte James ihnen gesagt, dass er wegen Geschäftlichen Gründen nach Deutschland müsste und dass er lange bleiben müsste. Caledonia, ihre Enkelin war gar nicht begeistert gewesen. Sie hatte ihre Mutter angefleht bei ihren Großeltern zu bleiben. Aber es hatte nichts genützt. Ihre Mutter hatte gesagt: „Du gehörst dahin, wo deine Eltern sind.“ Wütend war sie in ihr Zimmer gerannt. Caledonia hatte ein verblüffendes Temperament. Robin meinte, dass sie ganz nach ihrer Großmutter kam aber sie selbst fand das nicht so. Sie war eben eine richtige Schottin obwohl ihre Mutter eine Halbdeutschin Halbamerikanerin war. Helen selbst war auch keine Schottin aber inzwischen fühlte sie sich wie eine. Helens Eltern waren Engländer gewesen. „Helen?“ Robin holte sie erneut aus ihren Gedanken. „Hm?“ „Du warst wieder weg.“ „Ach ich dachte gerade daran wie es war als James uns gesagt hat, dass sie nach Deutschland ziehen.“ „Sie werden uns ja besuchen kommen.“ „Das wird aber nicht mehr dasselbe sein. Wir werden Connor nicht mehr unten trainieren sehen oder Caledonia, wie sie ausreiten geht.“ „Oder Veronica, wie sie uns ausquetscht, damit wir ihr mehr Geschichten über Schottland erzählen.“ Helen lachte auf. Ja ihre Schwiegertochter war einzigartig. „Sie ist eben neugierig.“ Verteidigte sie ihre Schwiegertochter. „Sie verwendet alles in ihren Büchern.“ „Und sie macht das sehr schön. Hast du mal eins gelesen?“ „Nein aber da du einige gelesen hast, kannst du es mir ja erzählen.“ Helen lächelte ihren Mann an. „Nun gut, wenn du mich so bittest.“ Robin reichte seinen Arm und seine Frau legte ihre auf seinen Arm. Gemeinsam stiegen sie die Treppen hoch. „Robin?“ Er sah sie fragend an. „Ich liebe dich.“ Er lächelte sie an. „Ich liebe dich.“ Helen McAdams konnte sich glücklich schätzen. Sie wohnte auf einer Burg, welches sie ihr Heim nennen konnte, einen Ehemann den sie über alles liebte und eine liebevolle Familie. Ja sie führte ein wundervolles Leben. Und wie gesagt, wenn jemand behauptete, dass die Familie MacAdams normal wäre, der hatte nicht mehr alle Sinne beisammen. Warum das so war würde sich später herausstellen.