Kapitel 1
Caledonia MacAdams saß auf ihrem Bett und starrte die Wand an. Dort standen ihre leeren Koffer und warteten darauf eingepackt zu werden. Doch sie wollte nicht packen. Sie wollte ihr geliebtes Schottland nicht verlassen. Sie liebte die Landschaft, die Hügel ja sie liebte sogar die Luft hier in Schottland aber wer hörte schon auf sie? Ihre Eltern? Nein auf keinen fall. Caledonia hatte ihre Eltern angefleht damit sie hier bleiben kann, doch sie hatten es ihr nicht erlaubt. Sie hatten gesagt: „Callie, du bleibst auf keinen fall hier alleine!“ Daraufhin hatte sie erwidert: „Ich bin doch nicht alleine! Oma und Opa sind doch hier!“ Auch das hatte ihre Eltern nicht überzeugt. Ihre Mutter hatte gesagt: „Callie Liebes, du kannst doch nicht erwarten, dass deine Großeltern immer auf dich aufpassen. Außerdem gehörst du dahin wo deine Eltern sind.“ Daraufhin hatte sie nichts erwidert. Wieso sollte sie auch? Es hatte keinen Zweck. Sie würde höchstens erreichen ihre Eltern wütend zu machen. Sie wohnte seit sie 14 Jahre alt war mit ihren Eltern und ihrem älteren Bruder Connor in Schottland auf dem Anwesen von ihren Großeltern. Callie hatte einen wirren Stammbaum. Ihr Urgroßvater war ein Schotte gewesen. Anscheinend auch ein Laird aber ob das stimmte wusste sie nicht. Somit war auch ihr Großvater ein Schotte aber er hatte seinerzeit mit einer Engländerin geheiratet. Sie hatten vier Kinder bekommen. Callie liebte ihre Onkel. Sie sah sie aber nur in den Feiertagen. Was ihre Tante anging, nun Callie mochte sie nicht besonders. Vor allem ihren Sohn Matthew! Er war ein Jahr älter als Callie also neunzehn aber er benahm sich als wäre…wäre er der Laird von was weiß ich. Das Gute war, dass auch sie ihn selten sah. Nur ihr Vater hatte keine Schottin geheiratet. Ihre Mutter war eine halb Amerikanerin, halb Deutschin. Aber sie hatte in Seattle gelebt. Bis zu Callie’s fünften Lebensjahr hatten sie alle dort gelebt. Danach waren sie nach Deutschland gezogen. Ihr Vater war damals geschäftlich in Seattle und ihre Mutter war, wieso war, ist eine Autorin, die Romane über die Highlands schrieb. Ihre Mutter liebte Schottland und als ihr die Möglichkeit ergab einen Schotten zu interviewen, der auch dort lebte, hatte sie ihre Chance ergriffen und ihren Vater interviewt. So hatten sie sich kennengelernt. Nun war sie Caledonia (Callie) eine halb Schottin, halb Engländerin, halb Amerikanerin und halb Deutsche. Ein ziemlicher Wirrwarr. Aber sie hatte sich schon daran gewöhnt. Es hatte auch Vorteile, zum Beispiel konnte sie Englisch, Deutsch sie konnte sogar Gälisch! Callie pustete eine Strähne aus dem Gesicht. Als sie Lärm von draußen hörte stand sie auf und ging zum Fenster. Unten war der Hof und dort stand ihr Bruder und trainierte mit seinem Schwert. Wer konnte ihm das übel nehmen? In Deutschland, würde er nicht so schnell ein Schwert in die Hand nehmen. Ihr Bruder war zwanzig. Er war stabil gebaut, wie ein Highlander, auch wenn er ein bisschen klein war. Mit seinen 1,80cm war er nicht so groß wie ihre Onkel und wie sein Vater. Connor hatte dunkelblondes Haar und blaue Augen, die von dichten Wimpern umrahmt waren. Seine Gesichtszüge waren streng aber so war er nicht. Er kam eben ganz nach ihrer Mutter. Veronica Johnson MacAdams, die berühmte Autorin, hatte ebenfalls blonde Haare, die bis zu ihren Schultern kam. Ihre Augen waren auch blau. Ihre Mutter war 1,67cm und sah neben ihrem Vater, der 1,85cm war ziemlich klein aus. Und ihre Muter leitete auch eine Hilfsorganisation für Kinder in Not. Ein paar Stars waren sogar Mitglied. Caledonia kam eher nach ihrem Vater. Sie hatte rabenschwarzes, langes Haar, die bis zu ihrem Kreuz reichte und ihr kleines Gesicht umrahmte. Ihre Augenfarbe war grün mit goldenen Tüpfelchen, sowie die ihres Vaters. Aber mit ihren 1,62cm war sie die kleinste in ihrer Familie. Sie hatte einen weißen Teint und ihr Großvater behauptete, dass sie aussehe wie eine Porzellanpuppe. Und ihre Großmutter behauptete, dass sie aussehe wie eine Fee. In Schottland glaubte man an so was, wieso das so war hatte mal ihre Großmutter ihr erzählt. Sie hatte gesagt, dass Schottland magisch war. Früher im dreizehnten Jahrhundert hatte man auch an Feen geglaubt und einige Menschen hatten sogar welche gesehen. Aber ganz überzeugt war sie trotzdem nicht. Ihre Mutter hatte das aber in einem ihrer Liebesromane verwendet und das Buch dann ihrer Oma gewidmet. Als ihre Oma die Geschichte erzählt hatte, hatte Callie gefragt was ihr Name bedeutete, denn Caledonia war nun kein häufiger Name. Caledonia war das alte lateinische Wort für Schottland. Am Anfang, fand sie das seltsam wie ein Land zu heißen aber nach einer Weile fand sie den Namen schön. Ihre Tür ging auf und eine gestresste Mutter kam rein. „Callie! Hast du immer noch nicht gepackt?“ „Ich wollte gerade packen.“ Ihre Mutter kam auf sie zu. „Ach Callie. Ich weiß ja dass du nicht gehen willst aber dein Vater muss dort geschäftlich sein. Ich würde auch gerne hier bleiben.“ Callie sah in die blauen Augen ihrer Mutter. „Wann ist noch mal unser Flug?“ „Um 22 Uhr 2.“ „Dann hab ich ja noch Zeit für einen Spaziergang, stimmt’s?“ „Wenn du schnell packst und nichts vergisst, von mir aus.“ Callie lächelte. „Danke Mom!“ Sie umarmte ihre Mutter und ging zu ihrem Schrank. Ihre Mutter seufzte und ging aus dem Zimmer. Callie legte ihre Klamotten auf ihr Bett und holte den ersten Koffer.
Eine Stunde war vergangen und sie war endlich fertig mit packen. Callie sah auf die Uhr. 17 Uhr 41. Sie hatte noch Zeit. Sie rannte die Treppen runter und knallte gegen jemanden, der sie aber auffing. „’Tschuldigung.“ Murmelte sie und wollte schon weiter. „Begrüßt man so seinen Lieblingsonkel?“ Callie sah auf. „Onkel Stephan!“ Sie umarmte ihn. „Was machst du denn hier?“ Sie runzelte die Stirn. „Na was wohl? Ich bin gekommen um mich zu verabschieden.“ „Oh.“ „Du willst nicht gehen hab ich Recht?“ „Ja! Aber meine Eltern zwingen mich. Sie sagen ich gehöre dahin wo meine Eltern sind.“ Sagte sie und verdrehte dabei die Augen. „Ach Callie. Du wirst das jetzt nicht gerne hören aber deine Eltern haben recht.“ „Nicht du auch noch!“ Seufzte sie. Er zuckte mit den Schultern. „Da wo ich jetzt auch Vater werde kann ich…“ „Du wirst Vater?!“ Schrie Callie und umarmte ihren Onkel. „Ja, deine Tante ist schwanger.“ „Oh man! Herzlichen Glückwunsch!“ „Danke.“ „Und wie geht es ihr?“ „Sehr gut, bis jetzt zumindest.“ „Richte ihr auch meinen Glückwunsch.“ „Mach ich.“ Callie konnte es nicht glauben. Ihr Onkel, ihr Lieblingsonkel Stephan wurde Vater! Sie wusste jetzt schon, dass sie ihren Cousin lieben würde. „Wieso hast du es eigentlich so eilig?“ „Ich wollte noch einmal spazieren gehen bevor wir gehen.“ „Soll ich dich begleiten?“ „Versteh das jetzt bitte nicht falsch aber ich würde gerne alleine gehen.“ „Wieso soll ich das falsch verstehen? Geh ruhig.“ „Danke.“ Sie gab ihrem Onkel einen Kuss auf die Wange und rannte wieder los. Als sie im Saal ankam ging sie langsam vorbei. „Caledonia?“ Sie seufzte. „Ja Opa?“ „Wohin gehst du?“ „Ich wollte ein bisschen raus.“ „Sei pünktlich wieder da. Wir essen gemeinsam.“ „Okay Opa.“ Huch, sie dachte schon, dass er es ihr verbieten würde. Sie lief aus dem Tor und den schmalen Weg entlang. Sie ließ ihren Blick über die Landschaft gleiten. Sie würde das alles hier schrecklich vermissen! Sie seufzte. Seit einer Woche hatte sie wieder an ihrem Deutsch gefeilt. Seit sie mit vierzehn Jahren hier her gezogen waren hatte sie nur noch Englisch oder Gälisch gesprochen. Was würde sie wohl in Deutschland erwarten? Als sie das letzte Mal dort war, war sie auf einem Internat. Ihre Lieblingsbeschäftigung war damals Skaten gewesen. Ihr Vater fand das zwar nicht toll aber er hatte trotzdem nichts gesagt. Ihre Mutter war damals zu sehr mit ihrem Buch beschäftigt gewesen. Das soll aber nicht heißen, das sie ihr egal waren aber ihre Mutter wollte nie ihre Leser und Leserinnen enttäuschen. Als Callie das Erste Mal ein Buch von ihrer Mutter gelesen hatte, war sie so begeistert gewesen, dass sie es innerhalb drei Tagen zu ende gelesen hatte. Ihre Mutter hatte eine Woche lang gestrahlt, weil es ihr soviel bedeutet hatte, das von ihrer Tochter zu hören. Callie lief immer noch den schmalen Weg entlang, weil ihre Oma sie dazu überredet hatte. Sie hatte gesagt dass es *Sachen* gäbe, das über den Menschen Verstand hinaus ginge. Callie’s Blick fiel auf einen Kreis aus Blumen. Merkwürdig, dachte sie. Blumen wuchsen doch nicht in so einer Form, oder? Da fiel ihr ein was ihre Oma noch gesagt hatte. „Caledonia, wenn du Blumen siehst die in einem Kreis wachsen, betrete sie NICHT.“ Hatte sie mit ernster Stimme gesagt. „Warum? Es sind doch nur Blumen.“ Hatte sie erwidert. „Tu einfach was ich dir sage, Liebes.“ Sie hatte damals die Stirn gerunzelt. „Liebes, es heißt dass das Feenringe sind.“ „Feen was?“ Hatte sie verblüfft gefragt. „Feenringe. Sie transportieren einen in eine andere Zeit. Ehe du dich versiehst bist du in London zu Shakespeares Zeit.“ Hatte ihre Oma ihr erklärt. „Eine Zeitmaschine?“ „Ja Liebes.“ Callie wollte damals los lachen aber als sie die ernste Miene ihrer Oma gesehen hatte, hatte sie geschwiegen. Callie wollte nun darauf zu gehen aber sie schauderte am ganzen Körper. „Hallöchen Cousinchen.“ Callie zuckte zusammen und wirbelte herum. „Mathew?“ „Willst du in eine andere Zeit reisen?“ „Was machst du hier?“ „Meine Mutter hat mich gezwungen mit zukommen. Um dir Lebewohl zu sagen.“ „Ich werde sicherlich wieder kommen.“ „Wenn du meinst. Du hast mir aber immer noch nicht geantwortet.“ „Auf was?“ Fragte sie ihn verblüfft. „Ob du in eine andere Zeit reisen willst.“ Sagte er ruhig und grinste dabei. „Du glaubst an so was?“ „Du nicht?“ Fragte er mit einer Gegenfrage. Na toll, Callie’s Spaziergang war versaut. „Mathew geh einfach.“ „Ich will dir aber zusehen wie du verschwindest.“ Callie verdrehte die Augen und lief auf ihn zu. „Hör mir jetzt gut zu Mathew!“ Zischte sie. „Du wirst mir meinen letzten Tag hier nicht versauen!“ Dabei tippte sie auf seine Brust aber er spürte es anscheinend nicht. Sie musste ihren Kopf in den Nacken legen um ihm in das Gesicht zu sehen. „Vielleicht bekomme ich ja dein Zimmer wenn du weg bist.“ Sagte er grinsend. „Weißt du was Mathew? Leck mich doch am Arsch!“ Callie stampfte davon. Er hatte ihren letzten Tag versaut! Sie hasste ihn. Wie konnte ein Mensch nur so widerlich sein? Sie schüttelte ihren Kopf und ging auf das Anwesen ihrer Großeltern zu. Als sie ankam war der Esstisch schon gedeckt. Niemand bemerkte wie wütend sie war. Das dachte sie zumindest. „Callie?“ Sie sah ihren Bruder an. „Hm?“ „Was ist passiert?“ „Was wohl?“ „Mathew?“ „Wir haben einen Gewinner! Wie kann ein Mensch nur so widerlich sein?“ fragte sie Zähneknirschend. „Liegt wohl im Blut.“ Er nickte in eine Richtung. Callie drehte sich um, um zu sehen was da war. Mathews Mutter stand mit ihrer Mutter vor dem Kamin und redete auf sie ohne Punkt und Komma ein. „Sollen wir sie retten?“ „Mach du.“ Antwortete ihr Bruder. „Na gut.“ Callie ließ ihren Bruder stehen und ging auf ihre Mutter zu. „Mom?“ „Ja Callie?“ „Ah, Caledonia! Wie schön dich zu sehen. Wie geht es dir Liebes?“ „Vor einer Stunde ging’s mir noch gut.“ Sagte sie leise. „Wie bitte?“ „Ich sagte, dass es mir den Umständen nach gut geht.“ „Du willst wohl nicht gehen.“ „Ja aber was soll’s?“ Veronica sah ihre Tochter an. „Was wolltest du sagen Schatz?“ „Ehm ob du mir helfen kannst mein Ladegerät zu suchen. Ich finde es nicht.“ „Na sicher. Es macht dir doch nichts aus Magdalena?“ „Oh nein gewiss nicht. Geh du ruhig.“ Ihre Mutter nickte und ging mit ihrer Tochter. „Danke.“ Flüsterte sie. „Bitte Mom.“ Sie liefen die Treppen hoch. „Mom?“ „Ja?“ „Als ich vorhin spazieren war, da hab ich einen Feenring gesehen.“ „Du bist doch nicht hineingetreten?“ Fragte ihre Mutter ängstlich. „Nein, sonst wäre ich ja nicht hier. Laut Großmutter.“ „Schatz, wenn das auch so lächerlich klingt, tu das was deine Großeltern dir sagen. Wir sind immerhin in Schottland.“ „Mom…“ „In meinen Büchern steckt immer ein Fünkchen Wahrheit.“ „Ja aber doch nicht…“ „Komm mal mit.“ Sie nickte und folgte ihrer Mutter. „Mom, seit wann dürfen wir auf den Wehrgang?“ „Na ja ich darf schon hier her. Ich habe es nur dir verboten.“ „Mom!“ „Jetzt hör doch einfach zu. Okay?“ Callie nickte. „Jetzt stell dir vor dass du im dreizehnten Jahrhundert bist.“ Callie schloss die Augen und nickte. „So und nun öffne die Augen und sieh dir die Landschaft an als wäre es im dreizehnten Jahrhundert.“ Sie öffnete die Augen. „So was siehst du?“ „Nur Landschaft.“ „Nur Landschaft?“ „Ja was denn sonst?“ „Sieh dir alles genauer an. Ich zum Beispiel sehe, wie die Dienstmädchen auf dem Hof hin und herlaufen. Wie die Männer auf dem Hof trainieren. Wie die Adligen spazieren gehen, so wie du vorhin. Wie der damalige Laird einen Feenring sieht und es genauer betrachtet.“ Ihre Mutter klang so überzeugend, dass auch Callie dachte das alles zu sehen. „Und dann tritt der Laird da rein und puff er ist weg.“ „Mom…“ „Psst! Caledonia, es gibt da eine Geschichte von einem Laird, der zufälligerweise dein Vorfahre ist. Er hat damals hier gelebt und er war der Herr über dieser Burg. Er war verheiratet und hatte drei Söhne und zwei Töchter. Eines Tages kam eine Nachricht, dass sein ältester Sohn, Ian MacAdams gefallen war. Der Laird hätte sich davon nie erholen können. Sein zweitältestes Kind war ein Mädchen, Maggie MacAdams. Nach der Reihenfolge würde sie Laird ihres Clans werden. Aber sie starb an Fieber. Weißt du damals hatte man nicht Aspirin und Spritzen. Sein drittältestes Kind war wieder ein Junge, Leonard MacAdams. Nun würde er Laird werden aber auf einer Reise starb auch er. Das nächste Kind war ein Junge und gerade mal zwanzig Jahre alt. Aber bevor er zum Laird erklärt werden konnte, starb auch er. Ich weiß aber nicht an was. Der Laird sperrte sich in sein Zimmer und kam da nicht mehr raus. Nun hatte er nur noch ein Kind, Caledonia MacAdams.“ „Die Geschichte erfindest du.“ „Nein und jetzt lass mich zu ende erzählen! Also sie war damals sechzehn und musste viel lernen. Sie konnte kein Kind mehr sein. Sie lernte alles über die Politik und wie man einen Clan führte. Der Laird traute sich nicht mehr aus seinem Zimmer. Als er dann starb wurde Caledonia mit achtzehn Jahren Laird ihres Clans. Falls es dich beruhigt, sie starb nicht. Sie heiratete später einen MacLeord aber sie behielt den Namen ihres Clans. Sie brachte drei Söhne auf die Welt. Sie gab ihnen die Namen ihrer Brüder die gestorben waren. Als sie dann einunddreißig war ging sie nichts ahnend spazieren. Ihr Mann war gestorben. Es hieß das ein Fluch über die MacAdams liegen würde.“ „Das glaube ich inzwischen auch.“ „Psst! Also wie gesagt sie ging spazieren. Und dann puff auf einmal steht vor ihr ein Mann Mitte dreißig. In komischen Beinkleidern. So hat man mir die Geschichte erzählt. Also wie auch immer. Caledonia dachte inzwischen, dass sie wahnsinnig geworden war. Der Mann sprach eine andere Sprache aber als er hörte das sie Gälisch sprach, stellte sich heraus dass auch er gälisch konnte. So, er sah wie ein Mann sich von hinten an sie heran schlich und rettete Caledonia ihr Leben. Der Mann war ein Schotte. Und als sie merkte, das sie doch nicht wahnsinnig wurde, lud sie ihn ein zum Dank.“ „Und dann?“ „Es heißt, dass der Mann dort geblieben ist.“ „Und der Fluch?“ „Seitdem ist niemand in dem Clan gestorben.“ „Mom, das kannst du in einem deiner Bücher verwenden.“ „Schatz.“ Ihre Mutter nahm einen… Pergament raus. „Hier.“ Callie nahm es zögernd in die Hand und las es. Es war auf Gälisch aber das war kein Problem für sie. Ihre Augen weiteten sich. Und als sie fertig war stand ihr Mund offen. „Mom?“ „Die Geschichte ist nicht erfunden.“ „Ich glaub’s nicht!“ „Ich hatte ja keine Ahnung in welche Familie ich geheiratet habe. Aber ich bin so froh, dass ich es getan habe. Deswegen haben wir dir auch den Namen Caledonia gegeben. Wir dachten, dass es niemanden in der Familie mehr gibt, die Caledonia heißt.“ „Wieso hast du das nicht in einer deiner Bücher verwendet?“ „Das ist immerhin ein Familiengeheimnis und das wollte ich nicht Preisgeben.“ „Wow.“ Callie’s Mund wurde ganz trocken. Sie rollte wieder das Pergament zusammen und gab es ihrer Mutter. „Wer weiß noch darüber etwas?“ „Dein Vater, deine Onkels und wenn ich mich nicht irre Magdalena.“ „Was ist mit Mathew?“ „Ich glaube nicht dass er das weiß.“ „Gut!“ „Was willst du jetzt mit dem Wissen machen?“ „Mich von Feenringen fernhalten… Du denkst doch nicht, dass ich das Mathew sage?“ „Ich wollte sicher gehen.“ „MOM!“ sagte Callie entrüstet. Wie konnte ihre Mutter nur so über sie denken? Als ob Callie das Mathew sagen würde! Und wer weiß vielleicht tritt er ja in einen Feenring und verschwindet im Mittelalter. Sie musste bei diesem Gedanken grinsen. „Komm wir sollten runter gehen. Bevor dein Opa wütend wird. Er legt viel auf ein gemeinsames Essen.“ Callie nickte und folgte ihrer Mutter. Sie musste wieder an die Geschichte denken. Ein Fluch über den MacAdams, der aufgehoben wurde weil ein Mann aus der *Zukunft* gekommen war und Caledonia McAdams’ Leben gerettet hatte? Was für ein Unsinn! Sie schüttelte ihren Kopf. Konnte dieser Tag noch seltsamer werden? Als sie im Esszimmer ankamen, war der Tisch schon gedeckt. Kurz nach ihnen betraten auch ihr Vater, ihr Bruder, Onkel, Tante, Großeltern und Mathew das Esszimmer. Jeder setzte sich an seinen Platz. Ihr Großvater saß an der Spitze des Tisches und ihre Großmutter an der anderen Spitze. „Ich bin ja so froh, dass ihr gekommen seid.“ Sagte ihre Großmutter. Auch wenn sie Engländerin war, war sie trotzdem mehr Schottin. Bei diesem Gedanken musste sie lächeln. „Wir sind auch froh, dass wir gekommen sind.“ Callie sah ihren Cousin an. Er sah ihre Großmutter an und lächelte dabei. Callie musste sich anstrengen nicht zu würgen. Wie konnte jemand zwei Gesichter haben? Wieso war er nicht in den Feenring getreten? „Also stoßen wir an auf James und seine Familie. Mögen sie in Deutschland glücklich werden!“ Ihr Großvater holte sie aus ihren Gedanken. Sie sah ihren Opa und dann ihren Vater an. Alle erhoben ihre Gläser. Sie tat es ebenfalls. Wann das Essen gekommen war, hatte sie gar nicht mitbekommen. Sie sah rüber zu Mathew. Er grinste sie an. Callie verdrehte die Augen und ließ einen Seufzer durch. Ihre Oma sah sie lächelnd an und tätschelte ihre Hand. Sie wusste ja nicht wieso sie geseufzt hatte. Trotzdem lächelte sie ihre Oma an und als sie wieder zu Mathew sah, war sein Grinsen verschwunden. Stattdessen starrte er sie wütend an. „Was hast du denn Mathew?“ Fragte ihr Bruder. Connor hatte alles mitbekommen. Callie musste sich richtig anstrengen um nicht laut zu lachen. Nun sah jeder Mathew an. „Ich… ich bin nur etwas mitgenommen, weil ihr geht.“ „Aber warum denn? Du hast uns doch sowieso selten gesehen.“ Erwiderte ihr Bruder. „Ihr geht immerhin in ein anderes Land. Dort ist doch alles sicherlich anders wie hier.“ „Ja ist es auch aber wir haben schon einmal in Deutschland gelebt.“ „Ich dachte eher an Caledonia. Sie kann sich doch nicht so schnell anpassen.“ Zischte er. Und als er Namen sagte, ihren war soviel Hass darin. Callie konnte ja nichts dafür, dass sie einen seltenen Namen hatte, der auch eine Bedeutung besaß. Und dass ihre Großeltern stolzer auf sie waren als wie auf ihn. Sollte er sich eben anstrengen. Was sollte sie denn dagegen machen? Sie strengte sich an, er schleimte sich ein. Und sie wusste, dass das ihren Großeltern ebenfalls bewusst war. Das war eben sein Pech. Trotzdem wurde Callie wütend. „Was soll das heißen, ich kann mich schwer anpassen?“ Fragte sie und versuchte dabei nicht über zu reagieren. „Naja, du bist eben nicht gut in Freunde finden.“ Gab er zurück. „Ach ja? Und woher willst du das wissen?“ „Ich…“ „Kinder es reicht jetzt!“ Beide sahen ihren Großvater an. „Wenn ihr euch auseinandersetzten wollt, dann tut das bitte NACH dem Essen. Nach unserem letzten gemeinsamen Essen für eine Weile.“ „Natürlich Großvater.“ „Ja Opa.“ Wieso musste Mathew so förmlich sein? Callie hatte noch nie so mit ihrem Großvater geredet. Wieso auch? Er war immerhin nur ihr Opa. Ein Laird war er nicht. Er war nur der Herr von seinem Anwesen oder war das dasselbe wie ein Laird? Die Geschichte, die ihr ihre Mutter erzählt hatte, hatte sie verwirrt. Jetzt dachte sie wieder an die Geschichte. Sie piekte in ihrem Essen nach einer Tomate. Und schob es nachdenklich in ihr Mund. Wenn diese Geschichte wirklich wahr war, war sie dann ein Nachfahrer eines Zeitreisenden? Zeitreisen? Wie bescheuert klang das denn? So etwas gab es nur in Büchern. Sowie in denen von ihrer Mutter. In einem Buch, war das arme Mädchen in einen Aufzug gestiegen und dann im dreizehnten Jahrhundert wieder ausgestiegen. Sie wusste nicht was mit ihr geschah. Sie war in dem Buch ihrer Mutter eine Historikerin gewesen und hatte deshalb die Lage schnell begriffen. Später hatte sie sich in einen Laird verliebt und in der Vergangenheit geblieben. Oder in einem anderen Buch hatte die junge Designerin ein Kleid für eine Adelige entworfen und dann durch eine Falltür in das vierzehnte Jahrhundert gefallen, mitten auf den Schoß von einem Laird. Woher ihre Mutter diese ganzen Einfälle hatte wusste sie nicht. Eins war aber sicher, ihre Mutter hatte viel Fantasie. Callie nahm ein Schluck von ihrem Apfelsaft. „Callie Liebes?“ Sie sah auf. „Hm?“ Brachte sie nur hervor, weil ihr Mund voll war. „Was möchtest du denn später studieren? Connor studiert ja Jura und Mathew hat uns gerade berichtet, dass er Medizin studieren wird. Da haben wir uns gefragt, was du studieren möchtest.“ Mathew und Medizin? Das war doch wohl nicht sein ernst? Sie spülte den Rest ihres Essens mit Apfelsaft runter. „Ich werde wahrscheinlich Historikerin.“ „Und was macht man da genau?“ Ihre Oma klang richtig interessiert. „Da kann man viel machen. Aber ich möchte eher Sachen aus dem dreizehnten oder vierzehnten Jahrhundert restaurieren. Für ein Museum.“ Fügte sie hinzu. „Muss man dafür wirklich studieren?“ Fragte Mathew und zog dabei eine Augenbraue hoch. „Stell dir vor.“ Gab sie zurück. „Lass mich raten, dieser Beruf wird sich in Schottland befinden?“ „Ich dachte zumindest daran.“ „Du kannst wohl nicht ohne deine Heimat?“ Fragte ihre Oma lächelnd. „So ist es.“ Sie lächelte ebenfalls. Wann sie sich entschieden hatte Historikern zu werden wusste sie genau nicht. Wahrscheinlich nachdem sie das Buch ihrer Mutter gelesen hatte. Sie wollte mehr über diesen Beruf erfahren also hatte sie sich vor ihren Laptop gesetzt und gründlich recherchiert. Daraufhin war sie so begeistert gewesen. „Dein Beruf hört sich auch interessant an.“ „Danke Opa.“ „Trotzdem kann man mit diesem Beruf nichts bewirken.“ Mischte sich Mathew ein. Es hätte sie gewundert, wenn er es nicht getan hätte. „Da täuscht du dich Mathew. Mit diesem Beruf bewahrt man die Vergangenheit.“ „Mit Medizin rettet man Leben.“ „Und Jura hilft Menschen. War´s das dann?“ Callie sah ihren Bruder dankend an. „Caledonia hat Recht Mathew. Es ist sehr wichtig, die Vergangenheit aufzubewahren. Vor allem die Vergangenheit von Schottland.“ Mathew sah seinen Großvater an. Er hatte wohl gedacht, dass er auch seiner Meinung gewesen wäre. Da hatte er sich wohl oder übel geirrt. „Stimmt.“ Gab Mathew ungern zu. „Vielleicht können deine Großmutter und ich dir später helfen, wenn du dein Beruf erlernst?“ „Es wäre mir eine ehre.“ Hatte sie das gerade wirklich gesagt? Callie war sich sicher, sie war zu müde um einen klaren Gedanken zu fassen. Sie sah auf ihre Armbanduhr, natürlich unbemerkt. Zwanzig Uhr neunundvierzig. „Mom?“ Flüsterte sie. „Ja?“ „Wäre es schlimm, wenn ich jetzt aufstehe und mich noch ein wenig hinlege?“ „Ja mein Engel. Es wäre respektlos gegenüber deiner Großeltern. Du kannst im Flugzeug schlafen. Und jetzt iss dein Essen auf.“ Callie nickte und sah ihren Teller an. Ihr Teller war noch halb voll! Sie schob sich Reis in den Mund und hörte den Erwachsenen zu, die über Jura redeten. Sie spürte einen kurzen Schmerz an ihre Kniescheibe und sah auf. Mathew, der gegenüber von ihr saß, hatte sie getreten. „Was?“ Formte sie mit den Lippen. Er sagte nichts. Aber sie wusste auch schon was er dachte. „Mal wieder hast du dich in den Mittelpunkt gestellt.“ Sie sah ihn bloß wütend an. Ab und zu fragten sie auch Callie etwas aber sonst schwieg sie während Mathew sich anstrengte um mitzureden. Callie fand das erbärmlich aber das war Mathews Sache. Sie aß weiter.
Es war nun einundzwanzig Uhr neununddreißig. Ihre ganze Familie stand vor dem Flughafen. Ihre Großeltern hatten darauf bestanden mitzukommen. Umringt mit fünf großen Koffern und zwei Paar Handgepäck standen sie in der Kälte um sich zu verabschieden. Mathew hatte vor etwa einer halben Stunde Callie auf Seite gezogen und gesagt: „Mal wieder stehen du und deine Familie im Mittelpunkt aber da ihr jetzt verschwindet…“ Er hatte seinen Satz in der Luft hängen lassen. Sie hatte bloß erwidert: „Keine Sorge Mathew Liebes, ich bleibe nicht lange. Eher du dich versiehst bin ich wieder da. Und dann…“ Sie hatte ebenfalls ihren Satz in der Luft hängen lassen. Daraufhin war er wütend davon gelaufen. Sie hatte bloß mit den Schultern gezuckt und wieder zu ihren Eltern gegangen. Sie sah sich um und sah Mathew abseits stehen. Aber das war ihr auch egal. Seitdem er geschwiegen hatte, hatte seine Mutter daraufhin doppelt soviel geredet wie normal. Also für zwei Personen. „Caledonia?“ Sie sah ihren Großvater vor sich. Sie musste ihren Kopf in den Nacken legen um ihn anzusehen. Obwohl es dunkel war konnte sie seine Gesichtszüge erkennen. Ihr Opa sah aus wie ihr Vater. Auch er war stabil gebaut. „Ja Opa?“ „Ich möchte dir etwas geben.“ Er nahm aus seiner Jackentasche ein kleines Buch heraus. „Was ist das?“ „Das ist ein Stammbuch. Hier drin stehen all deine Vorfahren. Wie sie hießen, wer sie waren, wann sie gelebt haben und sogar was sie getan haben.“ „Alles in einem kleinen Buch?“ Fragte sie verblüfft. „Die Schrift ist etwas Klein und es ist auf Gälisch aber das ist ja kein Problem für dich.“ „Danke Opa.“ Sie umarmte ihren Großvater. „Pass auf dich auf Liebes. Und zeig den Deutschen, was in dir steckt.“ „Mach ich Opa.“ Sagte sie lachend. Ihr Großvater konnte sie immer zum Lachen bringen. Das hatte er immer geschafft. Er umarmte sie noch einmal ganz fest. „Opa ich bekomme keine Luft…“ Brachte sie leise raus. „Oh tut mir Leid Liebes. Manchmal vergesse ich wie zerbrechlich du bist.“ Sie hörte ein Schnauben, das wahrscheinlich von Mathew kam. Nein da war sie sich ganz sicher. Anscheinend hatte ihr Großvater das nicht mitbekommen. Als nächstes umarmte ihre Großmutter sie. „Pass gut auf dich auf Liebes.“ Sagte sie leise und umarmte sie. Callie spürte wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Ihre Großmutter hielt Callie eine Armlänge von sich entfernt. Callie konnte auch die Tränen von ihrer Großmutter sehen. „Oma nicht weinen.“ Sagte Callie leise, weil sie Angst hatte, dass ihre Stimme abbrechen würde. „Komm her.“ Sagte ihre Oma und zog sie wieder in die Arme. „Helen, komm lass sie los.“ Ihr Mann zog sie weg. „Passt gut auf euch auf.“ Rief ihre Oma. „Machs gut Callie.“ Sie umarmte auch ihren Onkel. Danach liefen sie zum Check-in. Sie ließ ihr geliebtes Schottland hinter sich. Das einzige was Deutschland und Schottland gemein hatten, war das Wetter. Sie gaben ihr Gepäck ab und liefen durch das Sicherheitssystem. So nannte es Callie zumindest, da sie nicht wusste wie es sonst hieß. Als sie durchlief piepste es. Ein Beamter kam mit einem Stab und *scannte* sie durch. Als dann nichts war lief sie mit ihren Eltern weiter. Dieser Beruf musste doch öde sein. Immer dasselbe tun. Das erinnerte sie irgendwie an Warm Bodies. Sie hatte den Film mit ihrer Mutter angeschaut. Ein Zombie mit Herz. Wenn es Zeitreisende gab, gab es dann auch Zombies? Und schon wieder dachte sie an diesen Unsinn. Ihre Mutter hatte ihr eine Laus in den Kopf gesetzt! Sie konnte einfach nicht mehr aufhören an diese Geschichte zu denken! Und jetzt hatte ihr Großvater ihr auch noch ein Buch gegeben über ihre Vorfahren! Sobald sie in Deutschland war, würde sie sicher nicht mehr an solchen Unsinn denken. Callie war sich sicher, dass das an ihrer Heimat lag. Schottland war einfach *magisch*. Nun mussten sie ihre Pässe zeigen. Als Callie ihren Pass zeigte, sah der Beamte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Auf dem Passbild hatte sie kurze Haare und das war der schlimmste Fehler gewesen, den Callie jemals getan hatte. „Ja das bin ich.“ Sagte sie genervt. Jedes Mal wenn sie verreisten, sahen die Beamten Callie seltsam an. Der Mann der Callie’s Pass in der Hand hielt, sah nun auch nicht besser aus. Er hatte eine Halbglatze und eine Brille. Außerdem trug er einen grauen Schnurrbart, was darauf hinwies das er schon alt war. Vielleicht fünfzig. Einen Bierbauch hatte er auch. Der Mann erinnerte sie an den Onkel von Harry Potter. Dabei musste sie leicht grinsen. Wahrscheinlich hatte er auch dieselben Eigenschaften. „Sind Sie fertig? Wir wollen unseren Flug nicht verpassen.“ Hörte sie ihren Vater sagen. Der Beamte gab ihren Pass zurück und sie lief hinter ihren Eltern weiter. „Du hast es bestimmt satt dauernd von solchen Beamten angeglotzt zu werden.“ Sie sah ihren Bruder an. „Ja. Ist es zu schwer einfach nachzuschauen und mich dann weiter zu schicken?“ Connor musste lachen. „Du brauchst ein neues Passbild.“ „Ja aber ich komme ja nie dazu.“ „In Deutschland kannst du ja ein Neues machen.“ „Das werde ich ganz sicher machen.“ Sie schwiegen eine Weile. „Was hat Mathew zu dir gesagt?“ „Was?“ Fragte sie verblüfft. „Er hat dich vorhin auf Seite gezogen. Was hat er dir da gesagt?“ Callie dachte nach ob sie ihm die Wahrheit sagen sollte. „Nur dummes Zeug.“ Sagte sie schließlich. Ihr Bruder musste sich ja nicht unnötig aufregen. „Hm.“ Er runzelte die Stirn. „Über was denkst du nach?“ „Nichts.“ Callie sah ihren Bruder an. Er seufzte. „Na gut. Um ehrlich zu sein habe ich angst um Mathew.“ „Angst?“ „Ja, er tut alles um von unseren Großeltern wahrgenommen zu werden. Vielleicht tut er eines Tages etwas, was ihn in große Schwierigkeiten bringt.“ „An was für Schwierigkeiten denkst du?“ „Keine Ahnung. Wer weiß was in Mathews Kopf vor sich geht?“ „Er kann uns nicht leiden.“ Sagte sie. „Kannst du ihn denn leiden?“ „Nein.“ Antwortete sie ohne zu zögern. Und das meinte sie auch so. Es war so, als würde Mathew sich bemühen um gehasst zu werden. Als sie noch jung war, wollte sie immer dafür sorgen, dass er nicht alleine war. Aber er hatte sie nur von sich gestoßen. Callie erinnerte sich daran, wo er sie fast den steilen Hügel runter geschubst hätte, der hinter dem Anwesen ihrer Großeltern in den Wald führte. Wäre ihr Bruder nicht rechtzeitig gekommen, hätte sie sich höchst wahrscheinlich das Genick gebrochen. Daraufhin hatte Mathew gewaltigen Ärger bekommen. Aber ihre Tante hatte ihren Sohn beschützt. Sie hatte gesagt: „Mathew wollte sicher nur spielen. Caledonia übertreibt nur. Hab ich nicht recht Schatz?“ Callie hatte an dem Tag vor Angst geweint und ihr Bruder hatte sie nicht aus den Augen gelassen. „Keine Angst Callie. Solange ich da bin, kann sich Mathew dir nicht nähern. Hör jetzt bitte auf zu weinen und schlaf ein wenig“, hatte Connor gesagt. Callie hatte bloß genickt. Zu dem Zeitpunkt hatten sie noch in Seattle gewohnt. Sie waren nur über die Weihnachtsferien zu besuch gekommen. Auch als sie Geschenke bekommen hatten, war das von Callie größer als das von Mathew gewesen. Das war auch nicht ihre Schuld gewesen. An ihrem Geburtstag hatte sie ein Pferd bekommen, was Mathew sich sehnlichste gewünscht hatte. Es war ein schwarzes Pferd gewesen, dessen Fell geschimmert hatte. Sie hatte ihn Aisling Scáth getauft. Die Bedeutung fand sie passend. Traumschatten. Mathew hatte zum Geburtstag ein neues Schwert bekommen aber begeistert war er nicht gewesen. „So jetzt müssen wir nur noch unsere Tickets zeigen und dann können wir auch schon an Bord gehen.“ Ihr Vater holte sie aus ihren Gedanken. Ihr Vater reichte die Tickets und die Frau öffnete die Tür.
Wie Mathew seine Cousine hasste! Jedes Mal stand sie im Mittelpunkt! Egal was er tat Caledonia war besser. Und als ob sie allein nicht reichte, kamen noch ihre Eltern und ihr Bruder dazu! Aber nun waren sie weg. Und er würde jetzt die ganze Aufmerksamkeit bekommen, nach dem er sich so sehr gesehnt hatte. Er grinste und ging auf sein Zimmer. An seiner Wand hing eine Darrt Scheibe mit einem Bild von Callie. Er nahm einen Pfeil und schleuderte es auf sie drauf. Er traf sie mitten im Gesicht.
Das Flugzeug war schon seit zehn Minuten in der Luft. Ihr Vater schlief bereits. Neben ihm saß Connor und hörte Musik. Und neben Callie saß ihre Mutter auf der anderen Seite von dem Gang. Ihre Mutter arbeitete an einem neuen Buch. Wie es heißen sollte wusste sie selbst noch nicht. Aber Callie wusste jetzt schon, das es ein Bestseller werden würde. Apropos Bücher, sie holte das kleine Buch aus ihrer Tasche, welches ihr Großvater ihr gegeben hatte. Sie schlug die erste Seite auf. Robin MacAdams, geboren am 24.08.1242. Callie riss die Augen auf. 1242?! Sie las weiter. Laird seines Clans hat drei Kriege geführt. Hatte fünf Kinder. Vier Jungs ein Mädchen. In seinem dritten Kampf war er gefallen. Sein Sohn Nicholas MacAdams wurde Laird des MacAdams’ Clans. Auch über ihn standen viele Fakten, wie viele Kriege er geführt hatte, wie viele Kinder er hatte und so weiter. Sie ging die Liste durch und bei einem Namen hielt sie inne. Da passte ein Name nicht dazu. Leonard MacLeord. Woher kannte sie noch mal diesen Namen? Und plötzlich fiel es ihr wieder ein. Die Geschichte ihrer Mutter. Von Caledonia MacAdams und dem Fluch der über die MacAdams lag. Sie hatte einen MacLeord geheiratet. Zwar stand über ihn nicht viel drin aber trotzdem tauchte er darin auf. Caledonia hatte ihn ja geheiratet. Callie suchte einen Neumodischen Namen. So könnte sie immerhin herausfinden wer der angebliche Zeitreisender war. Aber da stand einfach nichts! Callie runzelte die Stirn. Wenn es wirklich so einen gab, wieso stand dann nichts über ihn? Sie sah noch einen vertrauten Namen. Caledonia MacAdams. Merkwürdigerweise stand über sie gar nichts. Nur ihr Name. Callie wollte ihre Mutter fragen, was das bedeutete aber dann sah Callie, dass sie beschäftigt war. Sie schrieb konzentriert an ihrem neuen Buch. Ab und zu löschte sie einige Zeilen und tippte erneut etwas ein. Callie wandte sich wieder an ihr Buch. Sie nahm sich fest vor, mehr über ihre Familie zu erfahren. In Deutschland angekommen würde sie damit anfangen. Auch wenn das schwierig sein würde. Sie klappte das Buch zu und steckte es in ihre Tasche. Natürlich vorsichtig damit es nicht kaputt ging. Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sie hoffte, dass ihr Leben in Deutschland genauso schön sein würde wie in Schottland.