Die Hochgeschwindigkeitsbahn wollte grade abfahren, da bemerkte die Gestalt mit der Kapuze tief im Gesicht, dass jemand verzweifelt rennend auf das Gefährt zuhielt.
Normalerweise hätte die Gestalt nicht reagiert, doch die Rennende, ein noch sehr junges Mädchen, wurde verfolgt.
Und weil es Polizisten in schwersten Uniformen und voll ausgerüstet mit Waffen und Neo-Rollern waren, sprang die Gestalt von ihrem Sitz auf und drückte den großen, roten Knopf. Die Bahn fuhr bereits an, aber wer den Kniff raus hatte, konnte die Türen trotzdem öffnen. Kalter Fahrtwind schlug der Gestalt ins Gesicht und die Kapuze von ihrem Kopf. Orangene Haare leuchteten auf.
„Komm, schnell!“ rief sie dem Mädchen zu, dass in Anbetracht der davon-fahrenden Bahn schon stehen bleiben und aufgeben wollte. Das Kind wurde schneller.
Die orange-haarige streckte eine Hand aus und lehnte sich so weit auf der Tür, wie es ihr möglich war. Mit viel Glück erwischte das junge Mädchen ihre Hand, und die ältere warf sich rückwärts zurück in die Bahn.
Beide landeten hart auf dem vibrierendem Boden. Sofort sprangen sie auf.
Die Polizisten hatten ihre Waffen gezogen und feuerten jetzt tatsächlich Schüsse auf den rasenden Zug ab. Die junge Frau mit den orangen Haaren duckte sich und zog das Mädchen mit sich. Hinter ihnen zersprangen Fensterscheiben mit einem hellen Klirren.
„So einfach kriegen sie uns nicht!“ sagte die Frau und zwinkerte dem Mädchen zu. Dann zog sie ihrerseits eine Waffe – ein relativ ungefährliche Schockpistole – und zerschoss zwei Fenster der Bahn mit geübten Schüssen. Ohne zu zögern sprang sie hindurch und zog ihren neuen Schützling mit sich.
Sie waren von einer Brücke aus gesprungen und landeten auf einem weichen Haufen Erde etwas zehn Meter tiefer. Es war eine Baustelle, und sie sprangen beide auf, hechteten über den Bauzaun und von dort aus weiter auf die Dächer einer Ansammlung von angrenzenden Häusern. Die Baustelle lag sehr weit oben, auf dem Dach eines weiteren Wolkenkratzers, und so setzte sich ihre Flucht über einem Labyrinth aus sehr schmalen, sehr tief unten liegenden Straßen fort.
Die Polizisten folgten ihnen auf ihren Motorrädern, die sich durch modernste Luftdrucktechnik auch in der Schwebe und sogar im Flug steuern ließen. Sie brüllten Befehl auf die flüchtenden Mädchen herab, doch die sprangen unbeirrt über eine weitere tiefe Schlucht und rollten unter einem Werbeplakat hindurch.
Doch vor ihnen endete das Dach. Das Mädchen wollte langsamer werden, doch die junge Frau fasste kurzerhand ihren Arm und zog sie mit sich.
Sie sprangen, von dem Dach herab, in die Tiefe.
Ein oranger Schemen schoss aus einem der Bürofenster hinaus und direkt auf die zwei Fallenden zu. Geschickt landete die junge Frau mit beiden Füßen auf dem Brett – ein verbotenes Luft-Skateboard voller illegaler Technologien – und zog das Mädchen hinter sich herauf.
Ihr Sturz wurde abgefangen, und dicht über den Solarzellen auf den Hausdächern kurvte die junge Frau durch ein Gewirr aus Kaminen, Satellitenschüsseln und einem Haufen anderen Krams. Das Mädchen klammerte sich an ihr fest.
Doch die Polizisten waren schneller als die zwei Flüchtenden. Sie trieben sie zum Hafen hin, raus auf dem Labyrinth der Gassen, in denen sie untertauchen könnten. Die Frau mit den orangen Haaren sah nach hinten und fluchte leise. Das Mädchen zitterte, nicht nur vor Höhenangst. Plötzlich waren sie im freien Luftraum über dem Hafen, schutzlos und von den Verfolgern umkreist.
„Halt dich fest.“ warnte die Frau das Mädchen. Es gehorchte sofort und klammerte sich noch mehr als zuvor an die kräftige Hand, die es hielt.
Dann stellte die Frau die Füße leicht um, und das Airboard sauste in die Höhe, dass der Wind pfeifend an ihnen vorüber glitt.
Sie steigen hoch über die Polizisten und neigten sich langsam in einen Salto-Rückwärts. Das Mädchen verlor den Kontakt zu dem Brett, doch die Frau schien daran festzukleben. Sie salutierte spöttisch zu den Polizisten, deren klobige Motorräder dem schnellen Manöver nicht folgen konnten.
Kaum, dass die Patrouille unter ihnen hinweg war, begannen die beiden, zu fallen. Das Mädchen stieß einen spitzen Angstschrei aus und für einen Moment fielen sie unkontrolliert, sich wild überschlagend, auf die gnadenlose Wasseroberfläche zu. Dann bekam die Frau ihr Gerät wieder unter Kontrolle und lehnte sich vor, um den Sturzflug noch zu verstärken. Unglaublich schnell kam das Wasser näher.
Kurz vor dem Aufprall ging das Brett in eine scharfe Kurve und parallel zur Oberfläche. Mit dem Schwung aus dem Sturzflug rasten sie in atemberaubender Geschwindigkeit dahin, mussten die Augen vor dem Wind zusammenkneifen. Eine hohe Wasserfontaine stieß hinter ihnen in die Höhe, traf die verfolgenden Polizisten, nahm ihnen die Sicht und riss sogar ein paar von ihren Rollern. Schnell gerieten die Verfolger und der Hafen außer Sicht.
Das junge Mädchen klammerte sich zitternd und durchnässt an ihre lachende Retterin.