John aber sah sofort zu Delina: "Ich komme wegen deiner Bitte von heute Nachmittag. Der Rat hat entschieden und ich darf dir verkünden, dass man dich anhören wird!"
Delina lächelte, das war mehr als sie erwartet hatte, immerhin gehörte sie zur Familie Guren, und eine Hexerin als Schülerin der hohen Himmel anzunehmen gehörte wohl nicht zum üblichen Ablauf der Stadt hinter den goldenen Toren.
Arya lächelte: "Du willst also wirklich in Allisters Fußstapfen treten, Delina?"
Diese nickte eifrig: "Ja, das ist mein Wunsch!"
Amelie sah beide leicht verwirrt an: "Ich dachte die hohen Himmel hätten aufgehört einem Wesen aus anderen Welten ihre Kräfte zu verleihen!"
John gab der Grünhaarigen recht: "Ja, so war es auch und doch will Catherine, der Engel des Schicksals, sie sehen!"
Amelie erhob sich und verbeugte sich vor Delina: "Solch eine Ehre wird den wenigsten zuteil, Eva, Catherines Vorgängerin, kam ja ums Leben, weil sie sich in die Geschehnisse von Elensar eingemischt hat!"
Delina schluckte, die Tatsache das Eva schließlich durch Church ermordet worden war, hatte sie bei ihrer Bitte ganz vergessen.
Arya schien ihre Sorge zu bemerkten: "Keine Sorge, man weiß dort sehr wohl das Eva dem Wahnsinn verfallen ist. Wenn ihr sie damals nicht erledigt hätte, dann wäre Anna geschickt worden, um sie auszuschalten!"
Das beruhigte Delina zumindest ein wenig und sie sah John fragend an, welcher auf die Terrassentüre deutete: "Sie erwartet dich in deinem Gemach!"
Delina fand es seltsam das Deseis Schlafzimmer als solches bezeichnet wurde, doch beeilte sie sich, um den Engel des Schicksals nicht warten zu lassen.
Sie öffnete die Türe zum Schlafzimmer und goldenes Licht schoss ihr entgegen, es umschloss sie, durchflutete ihren Körper und trieb ihr die Tränen in die Augen.
"Delina Guren, aufgewachsen in der Stadt im Nebel!", die glockenhelle Stimme des Engels ließ ihren ganzen Körper entspannen, auch wenn sich ein Gefühl der Wehmut in ihr ausbreitete.
"Danke das ihr mich anhört, Catherine!", Delina bemerkte wie ihr eine Träne über die Wange kullerte, diese Wärme hatte sie zuletzt gespürt, als sie sich von Finn verabschiedet hatte.
"So viel Kummer!", das Licht erlosch und vor ihr stand, in einem langen weißen Kleid, eine Frau mit weißem Haar und einem wunderschönen jungen Gesicht. Ihre Augen strahlten Gold wie die von Allister und Eva.
"So viele Verluste...", bei diesen Worten brachen weitere Tränen aus Delinas Augen hervor und ein Rinnsal erstreckte sich über ihre Wangen.
"So viel Schmerz in deinem Herzen!", Catherine, fuhr ihr sanft mit den Händen über die Wangen und wischte ihre Tränen weg, "Und doch bist du das Kind der Prophezeiung, welches in der Lage sein wird den Krieg zu beenden!"
Delina verstand nicht was die von ihr erwartete und warum sie in der Lage sein sollte diesen Krieg zu beenden.
Catherine lächelte wie herzlich an: "Der letzte dem die Ehre zuteil wurde die Kraft des ewigen Lichts zu erhalten war ähnlich wie du, ein Kind mit dunklem Haar und einem großen Schicksal! Aber sein Herz war von jeher finster, immer wieder brachte er es zustande Licht und Schatten in sich zu vereinen und doch dem guten zu dienen!"
Delina nickte, es war bekannt das Allister mit finsteren Mächten umgehen konnte als wären sie ihm in die Wiege gelegt worden.
"Wie der Bruder so die Schwester!", sagte Catherine dann, "Aber dein Schicksal ist nicht an die hohen Himmel gebunden. Es wird dir eine große Macht zuteil, mit der du die Welten verändern kannst!"
Delina riss die Augen auf, war das ein nein? Vor allem aber von wem, wenn nicht Allister hatte Catherine gesprochen? Allister war nicht ihr Bruder gewesen. Gab es etwa einen Guren mit solchen Kräften, aber wenn ja, wo war er zu finden?
"Ist dieser Bruder meinerseits noch am Leben?", fragte Delina schnell.
Catherine nickte: "Das ist er und sei dir gewiss das eure Wege sich bald kreuzen werden. Erst aber musst du verstehen, dass ich dir keine Kräfte verleihen kann, du wirst eine Macht bekommen, die niemand außer dir bändigen kann. Nur eine Guren ist imstande sie zu kontrollieren, ohne mit ihr geboren zu werden!"
Delina dachte sofort an das Relikt, welches sie besessen und aufgegeben hatte, weil sie die Seelen ihrer Vorfahren und die Stimmen aus dem Schatten nicht ertragen hatte.
"Dieses Geschenk musste ich ablehnen, es war zu viel Finsternis und sie hat mein Herz zu Stein werden lassen!", erklärte sie Catherine dann kleinlaut.
Catherine schüttelte den Kopf: "Was du bekommen hast, war deinem Bruder bestimmt. Was du bekommen wirst, ist für dich bestimmt. Du wirst heilen können. Leben erhalten und die Kraft haben die Dunkelheit aufzuhalten!"
Delina verstand, sie sollte also in nächster Zeit ominöse Superkräfte bekommen, die Frage war nur wann und wo.
Catherine lächelte: "Ich werde deine Freunde in den Schlaf schicken, Arya braucht einen friedlichen Traum um ihren Schmerz zu überwinden. Du aber solltest das holen wonach Church gesucht hat bevor er zurückkehrt. Sei dir gewiss das diese Mission für dich bestimmt ist, für dich alleine. Wecke also die anderen nicht und brich auf!"
Delina seufzte, als Catherine sie alleine zurückließ voller Fragen und ohne die erwünschten Kräfte, die sie so gerne besessen hätte.
"Also zurück zur Firma...", murmelte sie, "Wieder keine Zeit zu Träumen..."
Nebel hatte sich über Zöne gelegt, Nebel, der alles verhüllte und niemanden hindurchsehen ließ. Delina schlich lautlos auf den halb verschütteten Eingang zu, welchen Amelie entdeckt hatte, noch hatte niemand sie bemerkt und sie war durch den Nebel unsichtbar geblieben. Sie sprang hinunter und fand sich in einem schmutzigen Gang wieder, der schon vor der Zerstörung des Gebäudes unter der Erde gelegen hatte.
Delina fragte sich, was hier unten hilfreiches sein sollte, aber Church hatte mit allen Mitteln verhindert, dass sie hineingelangen konnten. Also gab es etwas, was sie nicht finden sollte.
"Zerstört, verwüstet, vergessen und verflucht!", eine unheimliche krächzende Stimme war zu hören, tapsende Schritte, Krallen die bei jedem aufkommen auf dem Boden ein klickendes Geräusch verursachten, "Verstoßen, vom König zurückgelassen. Wartend."
Delina bewegte sich nicht, sie wusste genau, was da auf sie zukam. Mit den verfluchten Tempelkatzen war nicht zu spaßen, diese riesigen Biester konnten jedem gefährlich werden, vor allem jetzt wo die Ankunft des dunklen Königs sie aufgeschreckt und in seinen Bann gezogen hatte.
"Zero riecht etwas, saftig frisch und lebendig!", krächzte das Biest weiter und ein lautes Schnüffeln war zu hören, "Ist es was Zero braucht? Ist es was er aufgetragen hat?"
Delina hob langsam ihre Hand und ließ ihren Nebelbogen erscheinen, möglichst ohne dabei zu viel Bewegungen zu machen formte sie einen Pfeil und spannte den Bogen.
"Es will angreifen, was tut Zero jetzt?", das Biest schien hektisch zu werden, "Zero muss sich erinnern, was der Blonde gesagt hat, was muss es finden?"
Das ließ Delina aufhorchen: "Sprichst du von Finn?"
Zero sprang nun auf sie zu und hüpfte aufgeregt um sie herum: "Es kennt seinen Namen! Es riecht nicht nur lecker, es ist auch worauf Zero hier warten sollte hat der Blonde gesagt. Es kennt seinen Namen... Es kennt seinen Namen!"
Delina unterbrach den seltsamen Tanz der verwesten Tempelkatze, der bei dem Gehüpfe das verbliebene Auge aus der Höhle gesprungen war.
"Zero, was hat Finn dir gesagt das ich finden muss?", sie nahm angewidert den Augapfel und stopfte ihn wieder zurück, damit Zero sie ansehen konnte.
Zero sah sie mit triefendem Maul an, der Geruch von Fäulnis schlug Delina entgegen: "Danke, es hat Zeros Auge zurückgegeben!"
Dann schmiegte sich das riesige Ungetüm an sie: "Zero wird ihm dienen, dem leckeren Wesen und es führen zu dem Ort, an dem sie es verloren hat!"
Delina hielt die Luft an um den Gestank nicht weiter ertragen zu müssen, zu ihrem Blick setzte sich Zero dann in Bewegung.
"Du warst bei Silas, oder? Da habe ich dich gesehen!", stellte sie dann fest, "Damals auf der alten Burg, weißt du noch?"
Zero blieb stehen und schleckte Delina über die Hand: "Verborgen war es damals hinter dem Nebel, jetzt ist es größer und leckerer geworden. Wenn Zero nicht dienen müsste würde er kosten. Aber Zero hält, was er verspricht!"
Delina wischte sich den zähen Schleim aus dem Maul der Bestie in ihre Hose und folgte Zero dann weiter durch die Gänge, bis zu einer zerstörten Schleuse, weiter den Gang entlang an unzähligen Türen vorbei, bis zu einer letzten Türe, die offen stand.
"Zero kann nicht hinein, Zero darf nicht hinein, es muss es selbst holen!", das Biest schreckte vor dem Raum zurück, als wäre er der Teufel, dem man mit Weihwasser drohte.
Delina seufzte tief und trat durch die Türe, ein beklemmendes Gefühl kam über sie, als sie das getrocknete Blut an den Wänden sah.
"Am Boden, es soll nicht die Wand anstarren, es muss am Boden suchen!", krächzte Zero der an der Türschwelle verweilte.
Delina verdrehte die Augen, das Biest schien sie ja für einen einfältigen Trottel zu halten. Ihr Blick glitt über den steinernen Boden und da entdeckte sie es. Eine kleine schwarze Perle, welche aus Finsternis zu bestehen schien. Sie kannte diese Perlen, diese gehörten zum Oculus des Nachtschattens, einem mächtigen Relikt in Shanoras Besitz mit der man, wenn man sie trug und organisches Material berührte, in die Vergangenheit sehen konnte.
Schnell hob sie die Perle auf und verstaute sie sicher in ihrer Manteltasche.
"Sein Blut befindet sich da, wo es vergossen wurde als er gefangen war. In der dunklen Kathedrale, es muss die Treppen hinabsteigen und die Zelle finden. Die Decke war eingestürzt, aber die keine Badira hat alles gerichtet, hat wieder für Ordnung gesorgt hat er gesagt!", Zero schien hektisch zu werden, "Es eilt sich jetzt besser, müssen gehen, bevor er kommt, er weiß das es hier ist, er weiß was es gefunden hat. Zero kann ihn hören, seine Rufe, düstere Worte, Flüstern aus der Finsternis!"
Delina verließ schnellen Schrittes den Raum, eine Konfrontation mit dem Dunklen würde sie nicht überleben und die Perle zu verlieren die ein solch mächtiges Werkzeug sein könnte wäre keine Option für sie.
Zero rannte vor: "Es eilt sich besser noch mehr, er kommt, er ist fast da! Die anderen böse Wesen. Nicht wie Zero, Zero ist ein guter Junge!"
Delina rannte schneller, folgte der Tempelkatze und hoffte das Zero nicht andere seiner Art gemeint hatte. Der Dunkle und eine Armee Verstoßener? Keine rosigen Aussichten für sie und ihre Sicherheit.
"Es muss rennen!", Zero brüllte seine Worte förmlich, "Warum hat es auch so kurze Beine, kann nicht schnell laufen, ist zu langsam!"
Delina verzog das Gesicht: "Meine Beine sind lang genug, ich habe nur zwei und nicht vier wie du, Zero! Warum apperieren wir nicht?"
Zero schien ihre Idee nicht gut zu finden: "Weiß es den gar nichts? Er kann uns folgen, weiß dann, wohin wir gehen! Einen sicheren Weg müssen wir nehmen, einen Weg, der uns dahin führt, wo sein Blut ist! Unten, die geheime Treppe hinunter und dann kann es in den Limbus apperieren. Unter dem Tempel kann er nicht sehen, mächtiger Zauber schützt den Ort Nirgendwo!"
Delina verstand kein Wort von dem, was Zero da sagte, also beschloss sie ihm einfach zu folgen. Immerhin hatte Finn ihn beauftragt hier auf sie zu warten und sie zu der Perle des Nachtschattens zu führen. Das bedeutete, so ekelhaft sie ihn auch fand, sie konnte Zero vertrauen. Das hoffte sie zumindest, immerhin hatte das Wesen oft genug betont, wie lecker sie roch und das er sie gerne verspeisen würde. Und im Magen so einer Bestie zu enden gehörte nicht zu ihren höheren Zielen.
Saphira starrte auf den Garten ihrer Mutter, all das grün und die spielenden Kinder. Wie damals als sie hier gespielt hatte, war das scheinbare Glück von einem Krieg überschattet.
Finn... Er hatte ihnen immer geholfen, wenn sie in Schwierigkeiten geraten waren. Nun war er fort, sie hoffte an einem besseren Ort.
"Du hast das meiste deiner Kräfte an Delina weitergegeben. Wieso?", direkt wie immer, Celles nahm neben ihr auf der Hausbank Platz...
"Weil es sich richtig angefühlt hat!", Saphira hoffte das ihre Schwester sich damit zufrieden geben würde, ihr verstörter Blick bewies das Gegenteil.
"Warum hast du Silas damals geholfen?", fragte sie Celles dann.
Celles überlegte kurz: "Weil es sich richtig angefühlt hat!"
Nun schien sie Saphiras tat zu verstehen und lehnte sich zurück um einen Moment zu entspannen.
Gerade als auch Saphira ein wenig weg döste weckte Vanessa beide unsanft: "Hört auf zu schlafen, Zeit einen Plan zu machen!"
Celles wedelte mit der Hand, als wollte sie eine lästige Fliege verscheuchen: "Elensar ist sicher also wofür die Anstrengung?"
Mari erschien und mischte sich ein: "Weil Badria mit einigen Relikten des Dunklen im Limbus jetzt auf dem Präsentierteller sitzt!"
Celles und Saphira waren nun sofort bei der Sache und sahen Mari entschuldigend an.
"Aber was sollen wir tun?", fragte Vanessa Mari, "Falls du es noch nicht gemerkt hast, wir sitzen hier fest!"
Mari nickte: "Ihr vielleicht aber ich nicht! Hört mir genau zu. Und Celles, bitte bekomme deinen Wutausbruch erst, wenn ich zu Ende gesprochen habe! Ich denke mein Plan ist unsere Verpflichtung!"