"Deseis!", Arya folgte dem Schatten weiter in die Dunkelheit, alles um sie schien verzogen, von einem Schleier vernebelt. Deseis antwortete nicht, er drehte sich auch nicht zu ihr um, er lief weiter, weiter in die Finsternis.
"Verstehst du, was passiert ist?", eine Stimme hinter ihr ließ sie aufhorchen.
Sie drehte sich um und starrte in die türkisen Augen von Finn.
Arya verstand nun das es nur ein Traum war, fernab jeder Realität.
"Ich sehe, das du versuchst stark zu sein, Arya!", Finn legte ihr lächelnd eine Hand auf die Schulter, "Das musst du auch, den in diese Finsternis kannst du Deseis nicht folgen. Er tut alles, um das, was ihm an Familie geblieben ist zu schützen. Niemand versteht das besser als ich. Aber du solltest mit jemand anderem darüber sprechen!"
Arya sah ihn verwirrt an, bis jemand hinter Finn trat, der er sehr wohl bekannt war.
Sie starrte auf den hochgewachsenen Mann mit dem dunkelbraunen Haar und goldbraunen Augen, in denen sie sich bei seinen Geschichten als Kind immer verloren hatte.
Rylarion Ronalien, ihr Vater, stand vor ihr. Ihr viel auf wie ähnlich er ihrem Bruder, Ation, sah jetzt, wo dieser erwachsen geworden war.
"Vater...", flüsterte sie, ein Damm schien zu brechen und Tränen überfluteten ihre Augen, "Ich habe dich so vermisst!"
Finn lächelte und nahm seine Hand von Aryas Schulter: "Ich werde dich und Ryalion alleine lassen... Pass auf Delina auf!"
Der Blonde löste sich in Rauch auf und Arya stand damit direkt vor ihrem verstorbenen Vater. Einen Moment brauchte sie um das zu realisieren, dann fiel sie dem Elf in die Arme und weinte bitterlich.
"Meine Tochter...", flüsterte Ryalion sanft, "Du bist so erwachsen geworden... Ation bestimmt auch und Mutter, wie geht es eurer Mutter?"
Arya fing sich, ließ ihren Vater aber nicht los: "Ation ist ein guter Heiler und Mutter, naja wir verstehen uns nicht mehr, weil ich ein Verbrechen... Vater es tut mir so leid, dass ich dich enttäuscht habe!"
Ryalion nahm seine Tochter noch fester in die Arme: "Mein Kind, du kannst nichts tun, um mich zu enttäuschen... Finnarfyn hat mir erzählt was geschah und ich hätte an deiner Stelle wahrscheinlich genauso gehandelt!"
Arya löste sich von ihm und starrte ihn überrascht an: "Finn hat mit dir gesprochen?"
Ryalion lächelte: "Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich noch einmal meine Tochter sehen darf! Er tat alles, um euch zu beschützen und nun kann ich dich noch einmal sehen und dir einen Rat geben!"
Arya sah ihn erwartungsvoll und zugleich verwirrt an: "Finn war vor seinem Tod unser Feind!"
Ryalion sah sie traurig an: "Wie auch Deseis lange ein Feind war, Arya. Viele sind nicht was sie vorgeben zu sein. Delina sollte dir mehr darüber sagen können, sie kennt Finns Geheimnis und ihr werdet noch viele weitere erfahren. Wichtiger aber, meine kleine Arya... Du musst Deseis loslassen und einsehen das du ihm da, wo er jetzt ist, nicht helfen kannst. Es liegt nun in seiner Hand, er muss entscheiden, was er tut!"
Arya seufzte tief: "Ich weiß... Aber als er mir im Kampf gegenüberstand... Ich konnte ihm nichts tun ich war wie paralysiert!"
Ryalion warf ihr einen verständnisvollen Blick zu: "Das weiß ich doch mein Kind, du hast ihn sehr geliebt. Es zeigt was du für ein Mensch bist!"
Arya begann wieder zu weinen, erst hatte sie Deseis verloren und gleich würde sie ihren Vater ein zweites Mal verlieren, sie konnte spüren, wie sie etwas in die Realität zurückzuziehen schien.
"Wir haben nicht mehr viel Zeit!", Ryalion nahm sie in den Arm und drückte sie fest an sich, "Also hör mir genau zu! Du musst dir selbst vergeben, Arya! Es war nicht deine Schuld! Was geschah passierte, weil Baal zu gierig wurde und den Krieg als gewonnen ansah. Nicht weil er nicht über das Relikt verfügte, welches du gestohlen hattest. Ation war nicht wegen dir verbannt, sondern weil er sich entschied zu Schweigen bevor er den Verdacht auf seine Schwester lenken würde. Und die Leute, die du verloren hast werden immer bei dir sein... In deinem Herzen!"
Arya spürte, wie ihr Körper leichter zu werden schien, sie fühlte sich plötzlich von so vielem befreit, was sie all die Jahre verfolgt hatte.
Ryalion sprach weiter: "Wenn du erwachst, wird Delina nicht mehr bei dir sein. Sie ist aufgebrochen, um etwas zu finden was euch Antworten verschafft. Du darfst ihr nicht folgen... Finde Badria und rette ihr Leben, nur so werdet ihr auch wirklich eine Antwort finden..."
Arya war verwirrt über seine Worte: "Ich verstehe nicht... Aber ich verspreche es, Vater!"
Ryalion nahm seine Tochter ein letztes Mal in die Arme: "Versprich mir vor allem glücklich zu werden, wenn der Krieg vorbei ist... Das ist alles, was ich mir wünsche..."
Arya nickte heftig und schloss ihre tränenden Augen. Es war vorbei, sie konnte den kühlen Nachtwind spüren, der ihr Haar zurückbließ. Sie war erwacht, auf der Terrasse auf welcher sie eingeschlafen war.
Neben ihr schlief Amelie und schnarchte dabei, eigentlich hätte sie das aufgeregt, aber sie weckte sie sanft. Die Worte ihres Vaters hatten ihr so viel Trost gespendet.
"Was... Ich muss eingeschlafen sein, wie seltsam...", murmelte Amelie und rieb sich die Augen.
"Amelie du musst jemanden für mich finden!", Arya sah sie ernst an, "Und ihn in den Limbus schicken, ich werde vorgehen!"
Amelie nickte: "Ich werde bald mit wem auch immer nachkommen!"
Delina hievte sich hoch und verließ damit den Gang, Zero folgte ihr mit einem Satz und sah sich um: "Nebel... Aber ich rieche sie... Es war zu langsam, er ist bereits hier! Es muss aufpassen, da kommt es!"
Delina riss die Augen auf, als gewaltige Klauen auf sie zuschossen, eine Bestie wie Zero, nur wollte diese sie garantiert fressen. Sie konnte den Schlag gerade noch mit ewigem Eis abwehren, aber von der Seite trafen sie die Klauen eines weiteren Verstoßenen.
Delina schrie auf und hielt sich die Seite, der Nebel verschwand, sie konnte den Zauber nicht länger aufrechterhalten. Und dann sah sie es, sie saß in der Falle. Umgeben von Verstoßenen die gierig ihre Zähne fletschten und zum Sprung ansetzten und doch schienen sie abzuwarten.
"Fresst euch satt, meine Tierchen!", die Stimme des Dunklen, er gab das Zeichen zum Angriff. Noch bevor die Verstoßenen sich in Bewegung setzen konnten sprang Zero den ersten an und biss ihm in den dürren Hals, riss ihm die Kehle heraus.
Die anderen stürzten sich auf ihn, schlugen ihre Klauen und Zähne in Zeros ausgezehrten Körper.
"Nein!", Delina hörte die verzweifelten Schreie von Zero und versuchte es mit den Kreaturen aufzunehmen die ihn in Fetzen rissen, aber ihre Angriffe zeigten kaum Wirkung. Pfeil für Pfeil traf sie, aber es waren zu viele.
Plötzlich war es still, die Verstoßenen zogen sich zurück und ließen Delina einen Blick auf das, was von Zero über war, werfen.
"Zero...", sie rannte zu dem verstümmelten Wesen, das sich so mutig für sie geopfert hatte.
"Noch nie...", krächzte Zero mit letzter Kraft, "Hat jemand sich um Zero gesorgt... Es hat Zero gern... Das ist schön... Zero wollte immer... immer einen Freund haben!"
Delina begann zu weinen und bettete Zeros Kopf auf ihrem Schoß: "Ich bin dein Freund, Zero, es ist dein Freund..."
Sie spürte wie das Leben aus dem Verstoßenen wich, trotzdem sprach Zero weiter: "Es ist schön... in den Armen eines Freundes zu gehen..."
Dann wurde Zeros Kopf schwerer und sein Körper hörte auf zu zucken.
Delina bettete seinen Kopf sanft auf dem staubigen Boden und erhob sich, dann drehte sie sich in Richtung der Verstoßenen: "Das wirst du büßen, du und deine Monster, ihr werdet dafür büßen!"
Ein Lachen erschallte, voller Wahnsinn und Freude über ihre Trauer, Fäden schossen aus der Erde unter ihr, bohrten sich Schmerzhaft in ihre Arme und Beine, dann in ihren Bauch.
Delina spuckte einen Schwall Blut, spürte das Brennen in ihren Venen.
"Church...", entfuhr es ihr bevor sie auf die Knie sank und noch mehr Blut aus ihrem Mund schoss.
Delina begann zu zittern und eine Hand packte ihre Haare am Ansatz, riss ihren Kopf zurück, sodass sie direkt in Churchs Augen, der über ihr stand, sah.
"Deine Güte ist dein Ende!", versicherte er ihr und Delina stiegen die Tränen in die Augen, ihre Wangen brannten schon vom Weinen.
"Ich...", Blut rann ihr aus dem Mund und machte das Sprechen schwer, "Ich... vergebe dir!"
Sie sah wie Church seine Augen aufriss, Wut war alles, was sie sehen konnte, er riss an ihren Haaren, was im vergleich zu den Schmerzen die das Gift verursachte, nichts war.
Einen Moment noch sahen sie sich in die Augen, dann ließ Church von ihr ab als er das Heulen eines Wolfs vernahm.
"Du... komm raus wilde Bestie... nochmal kommst du mir nicht in die Quere!", Church drehte sich, fragte sich von, wo aus sein Feind ihn angreifen konnte. Delina fiel zurück auf den Rücken, da sah sie ihn, rote Augen, ein gewaltiger Wolf, der von den Dachresten der Firma auf Church sprang und ihn zu Boden drückte.
Der Wolf verbiss sich in seiner Schulter und Church rief herrisch: "Ihr Mistviecher, macht doch etwas!"
Die Verstoßenen setzen sich in Bewegung und gingen auf den Wolf los, der von Church ablassen musste und sich nun einen verbissenen Kampf widmete.
"Delina...", eine sanfte Stimme, Delina hörte sie, eine Frau... Nein ein Mädchen. Ihr Sichtfeld verschwamm immer mehr, sie würde sterben und in die Dunkelheit gehen, in der auch Finn verschwunden war. Ob sie ihn wiedersehen würde, auf der anderen Seite? Ob ihre Seele zu seiner konnte, sie hatte nicht so viele Opfer gebracht wie er. War sie gut genug gewesen um am Ende bei ihm zu sein.
"Finn...", flüsterte sie, "Ich liebe dich..."
Delina öffnete die Augen, ein Garten, ein grüner Garten, sie lag gebettet auf weichem warmen Gras.
"Was liegst du hier so rum?", rote Haare und rotbraune Augen...
"Genau, es wird Zeit aufzustehen!", ein Mädchen mit grünen Augen und wallendem grünen Haar.
"Faulpelz!", violette Augen und hellblonde Haare...
"Ich helfe dir auf!", strahlende eisblaue Augen und schneeweißes Haar, eine Hand wurde ihr gereicht sie griff sie mit letzter Kraft, plötzlich schien das Gift aus ihrem Körper zu verschwinden und ihre Lebensenergie zurückzukehren.
"Saphira... Celles... Vanessa... Mari...", Delina sah die berühmten vier Aspekte der Elemente verwundert an.
"Es wird Zeit unsere Macht aufzugeben und sie an dich weiterzugeben!", Mari berührte sie an der Stirn.
"Ja, du hast es geschafft eine Zeit mit mir in einem Zimmer zu leben!", Celles legte ihre Hand auf Maris, "Du kannst also alles schaffen!"
"Allister und Finn haben so viel auf dich gesetzt... Du hast auch Silas verändert...", Vanessa legte ihre Hand auf die Hände ihrer Schwestern, "Es wird Zeit dich zu einem Wirbelwind zu machen, wie ich einer war!"
"Du hast mein Leben gerettet und mich bis zuletzt beschützt!", Sapira tat es ihren Schwestern gleich, "Du kannst unserer Kräfte einsetzen... Es wird Zeit unsere Kraft an die nächste Generation weiterzugeben. Als unser Vater, der Dunkle, Krieg über die Welten brachte haben wir ihn aufgehalten. Nun ist ein neuer Dunkler auf demselben Pfad wie Vater vor ihm. Es ist nun deine Aufgabe ihn aufzuhalten. Du, Arya und die anderen jungen werden unsere Generation noch übertreffen!"
Delina wollte etwas sagen, aber eine gewaltige Welle Energie schoss in ihren Kopf und sie verlor das Bewusstsein.
Church hielt sich seine Schulter und versuchte die klaffende Wunde mit seinen Fäden zu nähen. Kein Wesen konnte ihn beißen, außer jemand der der Alchemie auf höchstem Level mächtig war. Vollgepumpt mit einem Gegengift und damit brandgefährlich für ihn. Lächelnd sah er zu Delinas leblosem Körper, ihre Augen waren weit geöffnet und der Schleier des Todes hatte sich bereits über sie gelegt. Der Wolf, der ihn angefallen hatte, wurde gerade am Kopf von den Klauen eines Verstoßenen getroffen und winselte, als das Biest liefe Wunden hinterließ.
"Das war bis auf diese kleine Störung ja einfach!", stellte er fest, "Zeit zu..."
Er erstarrte, als Delinas Körper plötzlich weiß zu glühen begann und ein Strahl purer Energie daraus hoch in den Himmel schoss. Die Verstoßenen wimmerten und begannen sich zurückzuziehen, Church konnte gerade noch ausweichen, als Bäume aus dem staubigen Boden schossen, sie wurden in Sekunden von einem Setzling zu einem gewaltigen Stamm.
In einem einzigen Moment verschlang ein Wald das Gebiet um die Firma.
Church rannte, er musste diesen Wald verlassen, den er bat ihm kaum Vorteile im Kampf.
"Verdammt!", brüllte er, als vor ihm die Erde aufbrach und Wasser hervorschoß, welches ihn mit einer gewaltigen Welle gegen einen Baum schleuderte. Im selben Moment wurde es zu Eis, sodass er sich nicht mehr bewegen konnte.
"Was ist hier los?", schrie er in den Wald hinein, es blieb still und er konnte nur raten wer ihn angegriffen hatte, "Diese vier Biester haben es aus Elensar geschafft! Oder waren sie schon die ganze Zeit hier?"