Delina konnte sehen das Finn über Yalhans Worte nachzudenken schien, während Yalhan hinter der Theke des Gasthauses alle Laden durchwühlte bis er zufrieden eine leere Glasflasche hervorzog und diese in seinem Rucksack verstaute.
"Er sagte er wäre der Dunkle, wir sollten ihn mit König Alectos ansprechen!", beantwortete er Finns unausgesprochene Frage dann und suchte weiter nach nützlichen Gegenständen.
Finn sah immer noch nachdenklich aus: "Das ist ein Synonym für den Erzteufel! Warum sollte Treplew diesen Namen verwenden und sich als den Dunklen ausgeben?"
Yalhan lachte auf: "Was dieser Irre tut oder nicht ist seine Sache, ich empfand großes Mitgefühl für die Mädchen an seiner Seite!"
Delina sah wie Finn diese Worte zu ärgern schienen, er schien sich wegen irgendetwas schuldig zu fühlen.
"Die Mädchen", Finn schnellte zu Yalhan, "wie waren ihr Name? Badria? Cecilia?"
Yalhan überlegte: "Badria, ja ihr Name war Badria! Sie war in Ketten gelegt mit einer anderen Frau, sie schienen das mit ansehen zu müssen! Dann noch diese Beraterin mit den unheimlichen roten Augen. Sie hatte so ein eigenartiges Zeichen auf der Stirn und schien nur auf Befehl des Blonden zu sprechen. Als hätte er die völlige Kontrolle..."
Delina wusste das damit wahrscheinlich Lillet gemeint war, mit deren Hilfe Shanora viel über Churchs Vergangenheit erfahren hatte und auch über die von Deseis.
Im selben Moment klopfte es an die Türe des Gasthauses, Delina lachte als sie sah wie sowohl Finn als auch Yalhan einen Schreck bekamen.
Yalhan rannte und duckte sich hinter der Theke und Finn nahm die Gestalt des weißen Tigers an und machte sich bereit zum Kampf.
Delina war gespannt er nun durch diese Türe treten würde, umso überraschter war sie als sie Mari erkannte.
"Kein Grund zur Sorge, Bruder, ich komme um dich um etwas zu bitten!", Mari fixierte den weißen Tiger, der daraufhin wieder zu seiner eigentlichen Gestalt zurückkehrte.
"Du nennst mich Bruder?", fragte Finn sichtlich überrascht.
Mari lachte Delinas Meinung ein wenig zu verächtlich: "Dachtest du etwa ich hätte es nicht gewusst? Du kannst vielleicht Celles und Saphira, wie auch Vanessa täuschen, aber wir beide sind uns in vielen Bereichen ähnlich, Bruder!"
Delina begann zu verstehen, Mari und Finn teilten ein ähnliches Schicksal, so etwas hatte sie sich schon gedacht.
"Wir sollten nicht darüber sprechen!", Finn deutete in Richtung der Theke, was Mari sofort zum Schweigen brachte.
Yalhan kam hervor und stellte sich neben Finn um sich total freundlich vorzustellen.
"Es ist mir egal wer er ist!", Mari schien keine Zeit für den Dunkelelf zu haben, "Versprich mir etwas Bruder! Ich werde dich nur einmal in unserem Leben um etwas bitten!"
Delina war überrascht, Mari war sonst immer so sanft und nett gewesen.
Mari atmete tief ein, dann begann sie: "Ich weiß, dass Badria in Sicherheit ist und nichts zu befürchten hat. Aber du wirst sie retten und da rausholen! Meine Tochter wird keine Dienerin sein!"
Finn nickte sofort, was Delina kein bisschen überraschte: "Das war sowieso mein Plan! Ich werde niemanden hier im Stich lassen! Sie ist schließlich meine Nichte!"
Mari schien sich bereitzumachen wieder zu verschwinden, doch dann sagte sie noch: "Jemand verfolgt euch! Ihr müsst gehen!"
Finn nickte ihr dankbar zu, ein wenig Sorge war in seinem blick zu erkennen: "Sag mir noch eines, wo ist Shanora? Ist sie zu Hause?"
Mari seufzte tief: "Auch wenn ihr nicht wirklich verwandt seid, sie benimmt sich dir ähnlich, ist aufgebrochen, um nach dir zu suchen. Allister ist ihr Begleiter, du kennst ihn ja!"
Finn schien zwar beunruhigt, aber Delina wusste, dass er vollstes Vertrauen in Allister hatte und damit leben konnte.
"Er wird sie nach Illutia bringen!", stellte Finn fest, "Dort wird er sie in Sicherheit vermuten!"
Mari zwinkerte ihm zu: "Du warst immer ihr Vorbild, denkst du wirklich sie wird dort bleiben?"
Finn streckte sich und winkte Mari zum Abschied, Delina wusste das Shanora damals natürlich nicht in Illutia geblieben war, sondern nach Osilia gesucht hatte.
Yalhan meldete sich nun wieder zu Wort: "Ich bin bereit zum Aufbruch! Lass uns noch Wasser holen, ich habe als wir abgestürzt sind einen Fluss gesehen, nicht weit von hier!"
Finn schüttelte den Kopf: "Dafür wird es keine Zeit mehr geben! Wir müssen sofort los! Ich kann die Gestalt des Drachen noch nicht wieder annehmen, aber die des Tigers! Du musst dich gut auf meinem Rücken fest halten!"
Yalhan war einverstanden und verließ das Gasthaus, während Finn noch einmal in die Richtung starrte, in welcher Delina die letzten Stunden gesessen hatte.
"Nirgendwo...", sagte er dann leise, "Reicht tiefer als man denkt. Dort würde man wahrscheinlich finden wonach man sucht. Wenn man etwas sucht!"
Dann ging auch er durch die Türe nach draußen.
Arya seufzte und starrte auf die am Boden liegende Delina, es dauerte schon eine gefühlte Ewigkeit.
"Weißt du ob sie von alleine aufwacht oder muss man irgendetwas machen?", Claude schien zu überlegen ob es gesund war so lange in der Vergangenheit eines anderen zu stecken.
Arya erschrak fürchterlich, ihr wurde bewusst, dass sie keine Ahnung hatte ob und wie man Delina wecken konnte.
"Ich dachte du kennst dich damit aus!", sie drehte sich zu Claude um, "Du hättest sagen müssen das du keine Ahnung hast!"
Claude lachte: "Ach ja, ich habe nicht einmal gesehen was genau sie gemacht hat, um in Finns Vergangenheit zu kommen! Falls du es vergessen hast, ich bin blind!"
Zwischen den beiden entflammte eine hitzige Diskussion, sie bemerkten nicht das die Türe aufging, ein lauter Knall auf den Boden riss die beiden aus ihrem Streit.
"Verdammter Mist warum liegt Delina mitten im Eingang?", fluchte Amelie und rappelte sich auf, "Egal, da draußen steuern gefühlte hundert Verstoßene auf unseren Standort zu, Zeit zu verschwinden!"
Claude war plötzlich unglaublich besorgt: "Ich weiß nicht ob wir Delinas Körper bewegen dürfen bevor sie aufgewacht ist! Nicht das sie in einer Schleife dieser Erinnerung stecken bleibt oder in ein Koma fällt!"
Arya seufzte, auch sie hatte keine Ahnung wie es sich mit diesem Zustand verhielt.
"Verdammt!", fluchte Amelie wieder, "Ich versuche Dornröschen zu wecken, ihr müsst diese Dinger aufhalten bis ich es geschafft habe!"
Arya ließ einen genervten laut los und sprintete durch die Türe des Gasthauses, Claude folgte ihr und verwandelte sich in einen riesigen Wolf.
"Sollen wir uns aufteilen?", fragte Arya und sah sich, suchend nach den riesigen Bestien um.
Claude knurrte bestätigend und stürmte nach vorne während Arya ihr Schwert zog und ihm mit einem gewissen Abstand folgte. Es dauerte nicht lange, nicht einmal bis hinter den ersten Hügel bis sie auf die ersten Verstoßenen tragen.
"Dienst dem Meister! Tötet!", murmelten und fauchten die Bestien, Amelie hatte nicht übertrieben, Arya zählte 14 und weitere schienen aus dem nahe gelegenen Wald zu folgen.
Der Wolf vor ihr stürzte sich auf seine Beute und zerriss einen nach den anderen, Arya hatte da mit Schwert und Schild schon mehr Probleme.
Sie wich aus, rollte sich zu Seite ab um nicht gebissen zu werden und sprang wieder auf um mit ihrem Schild den nächsten Verstoßenen abzuwähren, der sie von der Seite angriff.
Sie wurde immer mehr in die Defensive getrieben und kam kaum mehr zu einem Angriff.
Der Wolf landete kurz darauf neben ihr und verwandelte sich zurück, schwer atmend und mit einigen böse aussehenden Wunden von Krallen und Zähnen.
"Das sind wirklich einige!", Claudes blinde Augen taten seinen Sinnen keinen Abbruch, er roch sie, er hörte sie und konnte sich so ein Bild über die Anzahl machen.
Arya verkrampfte sich, sie fühlte sich so hilflos, beinahe schon nutzlos. Während der Druide diese Verstoßenen nach der Reihe vernichtete hatte sie keinen einzigen töten können.
Zu allem Überfluss fragte Claude: "Hast du keine besonderen Fähigkeiten? Nichts was uns helfen könnte?"
Das konfrontierte Arya mit der bitteren Wahrheit.
Tränen schossen in ihre Augen und sie ließ ihr Schwert fallen. Alles hatte er ihr genommen, ihr Vertrauen, ihre Liebe, ihre Freude und gerade am schlimmsten: Ihre Fähigkeiten.
Sie schaffte es weder eines der versteckten Relikte herbeizurufen noch das Licht der Sonne zu nutzen. Als hätte sie eine innere Blockade seit dem Verrat ihres ehemaligen Verlobten.
"Was ziehst du den für ein Gesicht Ronalien?", eine tiefe Männerstimme unterbrach Aryas Zusammenbruch, erschrocken fuhr sie herum.
"Du?", sie betrachtete den hochgewachsenen gehörnten Mann, der seine Arme ausstreckte und dabei seine langen Krallen aus den Fingern schießen ließ.
"Dachtest du wir sitzen weiter in der Welt der Menschen und warten ob ihr vorhabt und Bescheid zu geben wo die Party steigt?", Treplew grinste siegessicher und deutete auf das Portal hinter sich, "Newra und ich dachten wir schauen auch einmal vorbei, gerade rechtzeitig wie es aussieht!"
Durch das Portal kam die Braunhaarige mit der großen Narbe am Hals: "Ezra hat beschlossen das Elensar aktuell einen Treplew braucht und er mit seinem alten Leben abschließt. Er ist und bleibt sie stärkste Waffe, die der Dunkle je geschaffen hat. Niemand ist schneller oder tödlicher als er!"
Arya war erleichtert, sie hatte einen entspannten Treplew gesehen als sie und Katzus gegen die Dämonen gekämpft hatten. Und sie hatte gehört was ein wütender Treplew anrichten konnte.
Newra seufzte tief: "Ihr solltet einen Schritt zurücktreten, um nicht verletzt zu werden!"
Arya zog Claude am Arm mit sich zu Newra, dann starrte Treplew einen Moment in den Himmel, als würde er auf etwas warten.
Die Verstoßenen kamen näher, lauernd und mit gefletschten Zähnen, aber Treplew schien das nicht zu kümmern.
Newra stellte sich zwischen Arya und Claude und hakte sich bei beiden ein: "Es ist wichtig, dass ihr jetzt keinen Mucks von euch geht, wenn er das Flüstern hört ist er kaum zu stoppen!"
Arya sah fasziniert zu wie eine der Bestien auf Treplew zusprang und plötzlich schien dieser wieder zum Leben zu erwachen, für das freie Auge waren seine Bewegungen kaum mehr verfolgbar, es flogen geradezu Fetzen von den Verstoßenen um ihn, dazu hörte man ein irres Lachen von ihm.
Claude schien das erste Mal genervt zu sein nicht sehen zu können: "Was passiert da?"
Er flüsterte zwar nur, trotzdem zischte Newra: "Sei still, zwei sind übrig dann muss ich ihn zurückholen..."
Arya verstand, Ezra hatte das Flüstern des Dunklen genutzt um vollends wieder zu Treplew zu werden, dem Killer.
Staub und Erde war aufgewirbelt worden, es roch nach Blut und als der Schleier sich legte, saß Treplew in Mitten von Leichenteilen der Verstoßenen, über und über mit Blut besudelt.
Er lachte leise, Arya machte das Bild Angst und für einen kurzen Moment beneidete sie Claude das er diesen Anblick nicht ertragen musste.
"Bleibt stehen, keinen Mucks, keine Bewegung!", herrschte Newra sie an und ließ die beiden los. Langsam schritt sie auf Treplew zu und dieser hörte ihre Schritte sofort.
"Töten, für den Meister... Blut... Mehr...", Treplew erhob sich und leckte sich über die Lippen.
Arya schauderte, ihre Hände zitterten und sie begann zu verstehen was Treplew für ein Monster gewesen sein musste.
Er ließ sie pure Angst spüren, sie hatte noch nie ein Wesen so sehr gefürchtet wie ihn. Und da ging Newra, das zierliche Mädchen mit der Narbe am Hals die Treplew ihr verpasst hatte auf ihn zu. Treplew hatte Newra getötet, das Mädchen das nicht sterben konnte und auch ihre Mitstreiterin, Julopatra.
Was wenn er es wieder tun würde? Arya konnte diese Bestie auf keinen Fall aufhalten, nicht in ihrem Zustand und selbst im Vollbesitz ihrer Kräfte wäre es möglich, dass sie in ihm ihren Meister finden würde.
Ihr Gedanken rasten, sie hatte Angst Delina vom Tod ihrer letzten Schwester berichten zu müssen, bei dem sie ohne helfen zu können zusehen hatte müssen.
Plötzlich spürte sie etwas an ihrer Hand, etwas Warmes.
Claude nahm ihre Hand und drückte sie kurz, eine Geste um sie zu beruhigen und das ohne etwas zu sagen und Treplew vielleicht zu provozieren.
Arya atmete tief durch und drückte seine Hand fest, als würde sie darauf warten das man ein Pflaster abriss.
In letzter Zeit war nichts Gutes passiert und ihre Verbündeten starben wie die Fliegen, ein Fehler und Newra wäre vielleicht die nächste.
Newra sah Treplew in der Zwischenzeit weiter mit festem Blick an: "Du wirst mir nicht wehtun!"
Treplew fuhr seine Klauen aus: "Ich werde dich aufschlitzen!"
Newra ging einen weiteren Schritt auf ihn zu, war schon fast in Reichweite, Arya war kurz davor Claudes Hand zu zerquetschen.
Treplew schrie wütend auf und hielt sich die Hände vor sein Gesicht. Newra schnellte auf ihn zu, schlug seine Hände zur Seite, schien keine Angst vor den Krallen zu haben. Arya klammerte sich nun mit beiden Händen an Claudes Arm und bohrte ihre Nägel schmerzhaft in seine Haut.
Newra schlang ihre Arme um Treplews Hals und lehnte ihren Kopf an seine Brust, was ihn zu Eis erstarren ließ. Arya riss die Augen auf als sie sah wie die Bestie, die vor einigen Minuten noch durch die Verstoßenen gewütet hatte wie der Leibhaftig, langsam seine Arme um die zierliche kleine Person vor sich schloss, sein Blick sich veränderte und er zu zittern begann.
"Das tat weh!", Claude rieb sich den Arm als Arya ihn endlich losließ, "Was ist eigentlich so aufregendes passiert?"
Arya lächelte und klopfte ihrem neu gewonnenen Freund auf die Schulter: "Ich habe gerade gesehen das Liebe und Freundschaft jeden finsteren Bann brechen können, Claude! Das hat mir Hoffnung gegeben das auch ich wieder einen Weg ins Licht finde!"
Claude lächelte und seufzte zufrieden: "Es wird Zeit das wir aufhören uns selbst zu zerstören, nicht wahr?"