Delina starrte gebannt auf den Bildschirm vor ihr, es war ihr möglich auf die Aufzeichnungen der Überwachungskamera zuzugreifen. Der Mauszeiger befand sich schon über dem Ordner und doch verharrte sie in dieser Position.
"Jetzt klick schon darauf!", begann Treplew sie zu stressen, "Vielleicht sehen wir etwas Hilfreiches!"
Plötzlich wurden sie unterbrochen, jemand schlug Treplew ein großes Buch über den Kopf und schubste sogleich Delina von dem Drehstuhl, auf dem sie die letzten Stunden verbracht hatte.
"Geh weg du Vieh!", Dr. T war erwacht und schien nicht besonders begeistert von den Eindringlingen in ihrem Labor zu sein.
"Darf ich sie umbringen?", wollte Treplew genervt wissen und rieb sich seinen Kopf.
"NEIN!", Newra ging dazwischen, "T hör auf, glaub mir einen Treplew zu provozieren ist keine Gute Idee! Er ist schon schwierig, wenn er nicht gerade wütend ist!"
T starrte Newra verwirrt an: "Aber du bist doch unter der Liste der Gefallenen!"
Newra sah sie verwirrt an: "Sag mal auf welchem Informationsstand bist du den?"
Delina richtete sich auf: "Hallo, ich bin Delina! Schön das wir uns so stürmisch kennengelernt haben, ich hoffe wir müssen das nicht weiter vertiefen!"
T musterte Delina wütend: "Na wie würdest du den regieren, wenn es ein Erdbeben gibt und dir die Decke fast auf den Kopf fällt und dann erwachst du auf dem Boden, während eine Unbefugte Person in den Computer eingeloggt ist und dieses Ding da daneben steht?"
Delina zuckte mit den Schultern, T hatte ja recht auf sie musste das einen wirklich seltsamen Eindruck gemacht haben.
T wendete sich nun an Newra: "Meinem Informationsstand unterliegt das Labor hier der höchsten Geheimhaltungsstufe wie du sicher weißt... Gott mein Schädel brummt, kann mir jemand sagen was passiert ist?"
Delina seufzte: "Finns Villa wurde angegriffen, das kam dir wie ein Erdbeben vor. Aber eine Frau hat dich ins Freie gebracht, bewusstlos. Treplew hat dich dann wieder hier hergetragen, vielleicht solltest du danke sagen er ist kein großer Menschenfreund!"
T seufzte tief: "Die Frau, ist sie verschwunden?"
Delina nickte und sah T dann fragend an: "Wer ist sie? Ich weiß, dass ich sie als Kind einmal hier gesehen habe!"
T betrachtete Delina genauer und schmunzelte dann, sie setzte sich auf den Drehsessel, von dem sie Delina geschubst hatte und öffnete gezielt einen Ordner mit Bildern: "Sieh mal, das bist doch du, oder?"
Delina schluckte, auf dem Bild saßen sie und Caja auf der Terrasse und Finn stand hinter ihnen, hatte jedem von ihnen eine Hand auf den Kopf gelegt und grinste stolz.
Sie bemerkte wie jung er damals selbst noch gewesen war und wie unbeschwert sie und Caja aussahen.
Nun waren zwei der drei Personen auf dem Bild tot und nur sie war übrig geblieben.
T musterte Delinas glasige Augen: "Es tut mir leid, das Bild wirkte so als hättest du hier eine schöne Zeit verbracht!"
Delina wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel, Newras Frage wurde immer berechtigter. Was wusste die Doktorin?
"T hör mal, es ist einiges geschehen, ich weiß gar nicht wie ich es sagen soll...", begann Newra, wurde aber sofort unterbrochen.
Treplew warf ein Buch nach der Doktorin: "Kurzfassung: Finn ist tot und Delinas Blick nach die Rothaarige auf dem Foto ebenso! Church will uns alle umbringen, der Dunkle oder irgendetwas ähnlich Bösartiges ist auferstanden, der schwarze Thron hat sich erhoben und unsere einzigen Verbündeten hier sind ein Blindgänger und eine deprimierte Lichtelfe, vielleicht nennt man es jetzt Schattenelfe keine Ahnung. Beide sind mir lästig, wie auch Delina weil sie es gewagt hat mich zu töten aber durch das Fegefeuer konnten Newra und ich zurück in die Welt der Lebenden. Die Jäger sind zerstreut, Elensar abgeschottet und wir sind am Arsch wenn ihr meine bescheidene Meinung hören wollt!"
Delina und Newra starrten Treplew schockiert an, während T einfach umkippte.
Treplew entfuhr ein Laut des Unmuts: "Die kann auch nur rumliegen!"
Delina sog harsch Luft ein: "Treplew... Das war nicht notwendig!"
Treplew sah sie provokant an: "Was darf keiner sagen das Finn abgekratzt ist? Ihr müsst aufhören zu flennen und euch wie Soldaten benehmen! Wir haben Krieg falls ihr das in euren flauschigen rosa Träumen verpasst haben solltet! Und aktuell stehen wir nicht gerade auf der Gewinnerseite!"
Delina ballte die Hände zu Fäusten zusammen: "Du solltest den Mund halten und nicht so respektlos über das Ableben eines Freundes reden!"
Treplew sah sie gelangweilt an: "Ach ja? Und wer will mich dazu zwingen? Das kleine süße Mädchen das alleine nur am Verlieren ist? Ohne Silas wärst du schon lange tot. Und ohne Finn bist du nichts! Auch wenn du das erst jetzt weißt, du bist ja damit beschäftigt gewesen wie eine absolute Niete einem Dämon hinterherzuschmachten. Der dich benutzt und weggeworfen hat wie Abfall!"
Das hatte gesessen, Treplew traf Delinas wunden Punkt.
"Es wird Zeit unsere Macht aufzugeben und sie an dich weiterzugeben!"
"Ja, du hast es geschafft eine Zeit mit mir in einem Zimmer zu leben! Du kannst also alles schaffen!"
"Allister und Finn haben so viel auf dich gesetzt... Du hast auch Silas verändert... Es wird Zeit dich zu einem Wirbelwind zu machen, wie ich einer war!"
"Du hast mein Leben gerettet und mich bis zuletzt beschützt! Du kannst unserer Kräfte einsetzen... Es wird Zeit unsere Kraft an die nächste Generation weiterzugeben. Als unser Vater, der Dunkle, Krieg über die Welten brachte haben wir ihn aufgehalten. Nun ist ein neuer Dunkler auf demselben Pfad wie Vater vor ihm. Es ist nun deine Aufgabe ihn aufzuhalten. Du, Arya und die anderen jungen werden unsere Generation noch übertreffen!"
Die Worte von Mari, Celles, Vanessa und Saphira tauchten in Delinas Gedächtnis auf.
Die Vier hatten ihr eine wichtige Aufgabe übertragen und sie würde sich jetzt ganz bestimmt nicht von Treplew entmutigen oder gar zum Aufgeben überreden lassen.
"Ja Treplew!", Delina bewegte sich so schnell, dass diesmal er es nicht kommen sah, "Ich werde dich dazu bringen wenn es sein muss!"
Ihr eisiger Schlag katapultierte Treplew gegen sie steinerne Wand und ließ diese rissig werden.
Er fiel zu Boden und hievte sich zittrig wieder hoch, wischte sich das Blut aus dem Mundwinkel und grinste breit.
"Das ist genau, was ich sehen wollte!", keuchte er und rieb sich den Bauch, "Und es stimmt wahrscheinlich das die junge Generation, wenn man ihr einmal die Flausen ausgetrieben hat, die Alte übertreffen wird!"
Newra schüttelte den Kopf und machte sich daran T zu versorgen während Delina Treplew fragend ansah.
Sie verstand nicht, warum er sie erst provozierte und dann zufrieden über einen Schlag ins Gesicht war.
Außer er wollte sie wütend machen, um sie dazu anzuspornen Höchstleistungen zu erbringen. Aber warum er? Treplew war schließlich eher das Gegenteil eines Freundes gewesen.
"Danke...", sagte Delina trotzdem zu ihm, "Auch wenn ich mir nicht sicher bin, warum genau du dich so verhältst!"
Arya und Claude standen immer noch in dem Überwachungsraum in dem Aryas Streit mit Amelie stattgefunden hatte.
Keiner der beiden sagte etwas, beide schienen zu grübeln und Arya starrte weiterhin auf die Kontaktlinse die Amelie verloren hatte.
Sie hatte bei dem Streit einfach nicht auf die Augen ihrer Verbündeten geachtet, das ärgerte sie jetzt.
"Amelie... Oh, Besuch?", die Türe wurde aufgerissen und ein hochgewachsenes Mädchen stand darin und warf Arya und Claude verdutzte Blicke zu.
"Ja der grummelige Zwerg hat uns hereingelassen!", erklärte Claude, "Dann hatten die Mädels eine kleine Auseinandersetzung und Amelie ist trampelnd herausgestürmt!"
Arya musterte die junge Frau, sie schien gerade mal erwachsen zu sein, war dafür aber beinahe so groß wie Claude und schlank aber von muskulöser Statur. Ihre Haare waren rotbraun und reichten ihr bis zur Hüfte, wobei die linke Seite komplett abrasiert war. Ihre Augen glänzten in einem hübschen grasgrün und sie hatte ein paar niedliche Sommersprossen.
"Grummelig sagt der Samurai!", sie lachte laut, betrat den Raum und schlug Claude beim Lachen auf die Schulter sodass er beinahe hinflog.
"Ich bin Greta!", stellte sie sich vor und streckte Arya die Hand hin, welche diese schüttelte und dabei fürchtete das Greta ihre zarte Hand zerquetschen würde.
Gott sei Dank ließ Greta rechtzeitig los und drehte sich dann wieder zu Claude um der sich die Schulter rieb, um diesen wieder einen Klopfer auf die Schulter zu geben, der ihn fast umwarf: "Ihr müsst Arya und Claude sein! Der Zwerg heißt übrigens Korgrim, aber wenn man nichts über seine Größe sagt ist er ein netter Kerl!"
Arya versuchte aus ihrem schmerzverzerrten Gesicht ein lächelndes zu machen, diese junge Frau hatte unglaublich viel Kraft.
"Ja das sind wir! Greta was ist da auf der linken Seite deines Kopfes?", Arya kniff die Augen zusammen, in Gretas Schädel schien irgendetwas metallisches implantiert zu sein, darum waren wahrscheinlich auch die Haare auf dieser Seite abrasiert.
Greta sah sie verdutzt an: "Was Amelie hat euch ihres nie gezeigt? Diese Implantate verstärken unsere Kräfte und verleihen uns auch neue! Ich habe sie selbst mit Korgrims Präzision und Amelies ambitionierter Informationsbeschaffung bauen können!"
Arya war mehr als verwirrt, nein so etwas hatte sie sicher weder gesehen noch davon gehört aber es erklärte warum Amelie imstande war Gedanken über eine so weite Entfernung wahrzunehmen und ihre Gedanken zu teilen.
"Wer hat das finanziert?", fragte Arya schockiert, "Solche Experimente sind verboten worden seit der Dunkle..."
Greta hob abwehrend die Hände und unterbrach sie: "Jetzt mach mal halblang! Wir haben ausschließlich an uns experimentiert, keine Fördermittel aus keiner Regierung bekommen, verkaufen unsere Waffen nicht und schaden niemandem, okay?"
Arya schluckte schwer: "Waffen?"
Greta grinste stolz: "Natürlich! Warum denkt du ist sie so scharf darauf die Dokumente der Druiden zu bekommen! Stellt euch einmal eine Waffe wie du von Amelie vor! In der Lage einen Dämonen zu töten! Das wäre doch wunderbar! Die Jäger würden neu auferstehen!"
Arya versuchte ihren Unmut über diese Einstellung für sich zu behalten: "Kennst du die Jäger den?"
Greta grinste weiter: "Nein aber Amelie hat mir Geschichten erzählt! Julopatra die mit einem Pfeil die Köpfe von zwei Dämonen durchbohren konnte! Newra die so schnell war das vor allem große Dämonen unter ihren Stiefeln zerquetscht wurden! Kyra die beste Schützin, die es je gab, ihre Kugeln waren vor allem bei Blutsaugern gefürchtet!"
Arya verschränkte die Arme: "Und jetzt sind sie beinahe alle tot oder waren es zumindest!"
Greta zuckte mit den Schultern: "Weil ein Bogen nun mal keine 200 Schuss in einer Minute hergibt!"
Arya wollte sich nicht vorstellen was solche Waffen für Schaden anrichten konnten, beschloss aber ihre Empörung weiter zu verbergen, um an mehr Informationen zu kommen.
Greta lächelte nun wieder: "Und soll ich euch ein Zimmer für zwei herrichten?"
Arya verlor sofort wieder die Kontrolle über ihre Mimik und ihre Gesichtszüge veranstalteten ein Kasperletheater.
Claude verspannte sich neben ihr bevor er höflich antwortete: "Wenn es geht wären uns getrennte Zimmer lieber!"
Greta sah beide eindringlich an: "Ich hätte schwören können, das ihr ein Liebespaar seid!"
Amelie lehnte an der Wand vor dem Überwachungsraum und ärgerte sich wie Greta einfach vor sich hin plauderte. Natürlich brauchten sie weitere Unterstützung aber damit bei Arya anzufangen war nicht ihr Plan gewesen. Delina schien ihr was den Krieg betraf viel abgeklärter und vernünftiger. Aber geschehen war geschehen, es war ohnehin zu spät sie noch aufzuhalten. Eine kleine Information fehlte ihr noch um die ultimative Waffe gegen Church und Deseis zu haben. Eine Waffe mit der sie die beiden töten konnte. Mit der sie vor allem Church töten konnte für das, was er getan hatte. Sie biss sich auf die Lippe, es durfte ihr jetzt kein Fehler unterlaufen. Sie gab das Lauschen auf und packte das nötigste in ihre Tasche. Ihre Waffe lud sie nach und sorgte dafür das sie für den Notfall genug dabei hatte.
Dann machte sie noch einen kurzen Abstecher in das Badezimmer, welches im selben Gang wie der Überwachungsraum lag. Es war für jeden ein Spind vorhanden, Amelie öffnete ihren und warf den Kopf nach unten um ihre Perücke abzunehmen und auf der dafür angebrachten Halterung zu montieren. Das Netz, mit dem sie ihr Haar darunter hielt, folgte, dann drehte sie sich um und starrte in den Spiegel. Eine ihrer Kontaktlinsen war verloren gegangen, nun sah es aus als hätte sie verschiedene Augenfarben. Schnell entfernte sie die Zweite und frisierte dann ihr langes Haar zur Seite, um nach ihrem Implantat zu sehen. Sie hatte es an derselben Stelle wie Greta, darum trugen beide die Haare rundherum abrasiert, um es immer im Blick zu haben und reparieren zu können. Es schien alles in Ordnung also scheitelte sie ihr Haar auf der anderen Seite und Band einen lockeren Zopf um es zu verdecken.
Zufrieden sah sie in den Spiegel, niemand würde sie so erkennen. Ihre beste Verkleidung war keine Verkleidung.