Finn starrte an Delina vorbei: "Dieser Brief war alles, was ich tun konnte, um Badria zu schützen, trotzdem blieb sie und hat sich Church gestellt!"
Delina nickte: "Badria wurde bewusst, dass du ihn geschrieben hast, sie weinte und brach zusammen. Ich habe das lange nicht verstanden, jetzt weiß ich es sicher!"
Finn schien trotzdem an dem, was er gesagt hatte festhalten zu wollen: "An meinen Händen klebt so viel Blut... Wenn du kannst, musst du mich vernichten!"
Delina schüttelte sofort den Kopf: "Das werde ich nicht tun! Niemals werde ich zulassen das irgendjemand das tut..."
In dem Moment schien das zu passieren, was Finn ihr prophezeit hatte, er verlor die Kontrolle, seine Augen glühten rot auf, als er sie an den Schultern packte: "Das ist deine letzte Chance! Wende dich ab oder du wirst es bereuen!"
Delina schüttelte erneut den Kopf: "Das werde ich nicht tun!"
Finn seufzte, das Glühen in seinen Augen verschwand: "Dann bin ich jetzt gezwungen das zu tun! Ich habe solange jedes dieser Gefühle unterdrückt..."
Delina riss überrascht die Augen auf, als er sie küsste.
Dann legte sie die Hände in seinen Nacken, damit er sich nicht von ihr lösen konnte. Seine Lippen waren eiskalt, die Wärme eines lebenden Geschöpfs hatte ihn schon lange verlassen.
Er ließ von ihr ab, starrte ihr tief in die Augen: "Wenn du mich jetzt nicht dazu bringst aufzuhören weiß ich nicht, ob ich das noch kann!"
Delina hielt seinem Blick stand: "Ich will nicht, das du aufhörst!"
In dem Moment als ihre Lippen beinahe wieder aufeinander trafen, wurde es plötzlich laut auf der Straße, was Finn dazu veranlasste zurück in die Küche zu laufen, um durch das Fenster einen Blick auf die Straße zu erhaschen.
Delina folgte ihm, man konnte deutlich Korgrims Stimme vernehmen.
"Ihr Wiesel! Lasst mich los oder ich schwöre euch ich spalte euren hübschen Schädel! Elendes Vilapack, ihr ehrenlosen Grützköpfe!"
Soldaten der Vila bugsierten ihn aus dem Gasthaus, gefolgt von Arya, Claude, Greta, Amelie und Ation.
"Auf Befehl des Königs seid ihr festgenommen und werdet in die Hauptstadt gebracht!", bellte einer der Soldaten, sie trugen schwarze Rüstungen, einen Wappenrock auf dem eine Mondsichel abgebildet war.
"Hör auf dich zu wehren!", rief Greta Korgrim zu, "Der König wird uns freilassen, wenn wir ihm alles erklärt haben!"
Delina wollte zur Türe laufen, um einzugreifen, aber Finn hielt sie zurück: "Wir folgen ihnen unbemerkt! So können wir sie befreien, falls der König der Vila Probleme macht. Außerdem müssen wir sowieso mit ihm reden!"
Delina nickte und nach einigen weiteren wüsten Beschimpfungen gab Korgrim kleinbei und ließ sich abführen.
Einige Soldaten blieben, schienen sich umsehen zu wollen.
"Schnell, wir müssen uns verstecken!", Finn zog Delina mit sich, "Sie werden die Häuser bestimmt nach weiteren Fremden durchsuchen! Wenn sie fertig sind folgen wir ihnen!"
Delina folgte ihm durch die Hintertüre auf die Felder, bis sie in einem günstigen Moment die Straße überqueren konnten, um in den Wald zu entkommen. Nahe des Gasthauses gingen sie in Stellung, um abzuwarten.
"Sie werden sicher noch einige Zeit brauchen!", flüsterte Finn Delina ins Ohr, sein kalter Atem streifte ihren Hals, "Und ich habe dich gewarnt!"
Delina spürte, wie ihr das Herz bis zum Hals schlug: "Du hast aufgehört!"
Finn grinste und zog sie näher an sich: "Ich habe keine Ahnung welche Farbe dein Haar jetzt hat, es wirkt heller als früher!"
Delina lehnte sich an seine Brust: "Du kannst es nicht erkennen?"
Finn klang beinahe wehmütig: "Ich sehe keine Farben mehr, alles ist in einen Grauschleier gehüllt. Ich schmecke nichts mehr, Nahrung brennt in meinem Mund und scheint zu Asche zu werden... Ich spüre keine Wärme auf meiner Haut, keinen Wind, keine Kälte..."
Delina schauderte, die Konsequenzen des Untods schienen weiter zu reichen, als sie es sich vorgestellt hatte.
"Das du der Typ bist, der kuschelt und redet, hätte ich nicht gedacht!", zog sie ihn auf um die Stimmung zu heben.
Es schien zu funktionieren, Finn küsste sie auf die Stirn und grinste sie dann verschlagen an: "Für dich mache ich eine Ausnahme! Ich will dich schließlich nicht überfordern!"
Delina wurde rot und warf ihm einen beleidigten Blick zu: "Ich würde dich dafür ja schlagen, aber ich fürchte das du in deinem Zustand nichts davon spüren würdest!"
Finn grinste nur weiter: "Wer weiß, vielleicht gefällt mir das ja sogar!"
Delina grinste, eine klassische Aussage des berüchtigten Frauenhelds.
Arya starrte die Soldaten wütend an, die seit ihrer Verhaftung einfach jede Frage ignoriert hatten.
Sie waren vor Mondfall auf einen Karren geladen worden wie Vieh und die Sonne würde bald aufgehen, das erste Morgenrot war bereits zu sehen. "Tritt mich ein Pferd dass ich das noch einmal sehe!", entfuhr es Korgrim plötzlich. Vor ihnen war eine riesige Mauer aus Stein zu sehen, die Straße führte zu dem großen bewachten Thor, welches in die Stadt führte.
Arya bewunderte ihre Umgebung, die große Stadt der Vila schien in Ringen aufgebaut zu sein, im Äußeren befanden sich Felder im Vieh, der danach schien eine Art Handelsdistrikt zu sein und der dritte Ring führte sie direkt in eine Festung aus Stein.
Viel Stuck, Steine, Kristalle und tanzende Lichter erleuchteten die Gänge.
Endlich sprachen die Wachen wieder, wenn auch nur knapp: "Der König wünscht euch zu sehen, den Zwerg und die Menschen bringen wir in der Zwischenzeit an einen sicheren Ort, um nicht gestört zu werden!"
Sie wurden gepackt und vom Karren gezerrt, Amelie, Greta und Korgrim in die entgegengesetzte Richtung wie Arya, Ation, Claude und James.
"Wo bringt ihr sie hin?", verlangte James zu wissen, als sie weiter durch den steinernen Gang geschubst wurden, die Hände auf den Rücken gefesselt.
Arya bemerkte einen roten Teppich, der den Gang bis hin zu einer hohen und sehr verzierten Türe schmückte.
"Ich rede mit euch!", James schrie die Wachen mittlerweile an während Claude eher ruhig und gefasst zu sein schien.
Arya hoffte nur das man den Druiden nicht erkennen würde, schließlich hatten er und der König eine eigene Geschichte.
Die beiden Wachen an der Türe öffneten diese und lösten zu Aryas Überraschung ihre und Ations Fesseln, sie wurden losgelassen und konnten sich frei in den Thronsaal der Vila bewegen.
Dort stand der sagenumwobene Thron aus weißem Mondstein, allerdings saß niemand auf ihm. Neben ihm stand ein hochgewachsener Vila, blasse Haut und blondes Haar, welches über seine Schultern fiel.
Seine Augen waren beinahe so hell wie die Mondsteine, aber er trug keine Krone, keine königlichen Gewänder.
Kameon, der Kriegerkönig der Vila, war in Elensar einst sein Beiname gewesen, bis er dem weißen Thron seine Dienste verweigert und damit den Tod der Königsfamilie in Kauf genommen hatte.
"Es ist nicht gerade üblich das Fremde einfach unsere Grenzen überschreiten!", begann er zu sprechen, "Verzeiht also unser Misstrauen und die Vorsichtsmaßnahmen die zu treffen wir gezwungen waren. Auch das ich nur Gäste elfischen Blutes empfange, es ist nicht üblich Zwerge und ähnliches Gesindel in unsere Hallen einzuladen!"
Arya stieß diese Arroganz übel auf: "Ihr nennt einen Zwerg Gesindel und besitzt selbst keine Ehre, Kameon! Jeder kennt die Geschichte, als euer Volk feige floh und das Schiff des weißen Throns sank!"
"Arya!", zischte Claude ihr zu, "Schluss damit!"
Kameon ging die Treppen, die zu seinem Thron führten, langsam hinunter, schien Aryas Bemerkung einfach zu ignorieren: "James David, der einzige Halbblütige unseres Volkes! Spät aber doch besucht ihr unsere Hauptstadt! Und das müssen Arya und Ation Ronalien sein! Euer Vater war einst einer meiner engsten Freunde! Die Frage ist nur, wer ist der Blinde?"
Claude trat nun einen Schritt auf ihn zu: "Du hast mich erkannt, als ich den Raum betreten habe, Kameon, König!"
Arya sah, wie die Augen des Königs wütend aufblitzten: "Oh ja, Claude, widerlicher Abkömmling von Volksverrätern! Euer Gesicht werde ich nie vergessen!"
Arya wusste, dass die meisten Elfen die Druiden so sahen, schließlich hatten sie sich ganz der Macht der Natur verschworen und sich über die Jahre verändert, sodass sie kaum noch Ähnlichkeit mit ihren elfischen Vorfahren hatten. Allerdings rührte der Hass auf Claude wahrscheinlich von der Tatsache das dieser vor vielen Jahren mit der Verlobten des Königs abgehauen war.
"Bringt Ation zu unseren Heilern, ich möchte sehen, ob wir voneinander lernen können!", befahl der König dann.
Ation warf Arya einen kurzen verzweifelten Blick zu, folgte dann der Wache aber um nicht noch mehr Ärger für sie alle in kauf zu nehmen.
Der König deutete nun auf James: "In den zweiten Ring mit ihm! Seine Mutter wird sich sicherlich freuen ihn zu sehen!"
Auch das verwunderte Arya, das alle Jäger in Wahrheit halb Mensch und halb einer übernatürlichen Rasse angehörten wusste sie, so war Newra die Tochter von Merlin und einem Menschen, Kyra von einer Magierin und einem Dschinn. Aber, das einer von ihnen ein halber Vila war erstaunte sie, hielt sich dieses Volk an seine uralten Traditionen und ließ solche Verbindungen nicht zu.
"Was kann ich für die Erbin des Lichts tun?", fragte der König sie dann, "Wünscht ihr ein Bad? Speisen und Getränke?"
Arya schüttelte stumm den Kopf und ging in Richtung der Türe: "Ich warte draußen!"
Kameon schüttelte den Kopf: "Es gibt für euch keinen Grund mir zu misstrauen! Die Wachen werden euch zu eurem Bruder geleiten!"
Arya nickte und verließ den Thronsaal, kaum schlossen die Wachen die Türe entriss sie dem einen seinen Speer und schlug den anderen damit bewusstlos.
Den zweiten rammte sie ihren Ellbogen in den Magen und schlug dann seinen Kopf gegen die Steinmauer, sodass auch er sie nicht wegbringen konnte.
Kameon wendete sich in der Zwischenzeit Claude zu: "Blind ist er jetzt, der silberne Wolf! Einst wart ihr hier um zu verhandeln! Aber dann habt ihr mich verraten!"
Claude seufzte tief: "Ich habe lediglich dem Wunsch einer Dame entsprochen, wo ich herkomme, gilt das als höflich!"
Der König wanderte aufgebracht vor dem Druiden hin und her: "Wo du herkommst sulhen sich eure Kinder mit den Schweinen im Dreck! Verrat wird hier mit dem Tod betraft! Ich würde euch da hängen lassen, aber ich erledige das lieber gleich bevor eure Freunde mir noch Probleme machen!"
Der Kriegerkönig zog sein Langschwert und betrachtete es kurz: "Schade es mit deinem Blut zu besudeln!"
"Haltet ein!", Arya trat die Türe auf und stürmte zurück in den Thronsaal, "Das dürft ihr nicht tun!"
Einige Soldaten folgten ihr: "Sie hat die Wachen angegriffen und außer Gefecht gesetzt!"
Kameon warf Arya einen angewiderten Blick zu: "Für dieses Tier greifst du die deinen an? Haltet sie fest!"
Arya versuchte sich zu wehren, aber ohne ihre Kräfte hatte sie keine Chance, die Wachen hielten ihre Arme, sodass sie nicht mehr vorankam.
"Die Tradition besagt, dass ein Verräter hingerichtet wird, in diesem Fall bin ich ganz aufseiten der Tradition, heute wird jemand seinen Kopf lassen, bei meinem Leben!"
Arya versuchte weiter sich loszureißen: "Nein, hört auf damit! Ihr seid ein widerlicher Mistkerl, Kameon, kein Fluch wird euch gerecht!"
"Arya hör auf!", rief Claude plötzlich, "Er wird mich so oder so töten! Mach es nicht noch schlimmer!"
Kameons Mundwinkel zuckten kurz nach oben: "Wenigstens weiß der Köter, wenn es Zeit ist zu sterben!"
Er hob sein Schwert und legte es an Claudes Hals, genoss es ein wenig in seine Haut zu ritzen.
"Nein!", Arya schaffte es doch noch sich loszureißen, blitzschnell schlug sie das Schwert von Claudes Hals weg und schnitt sich damit tief in die Hand.
"Ihr sagtet jemand muss heute hier sterben!", Arya und der König standen sich nun gegenüber, "Dann tötet mich! Tötet mich an seiner Stelle!"
Plötzlich schien etwas in Kameons Gesicht sich zu verändern, entgeistert starrte er sie an: "Ihr würdet sterben damit ich sein Leben verschone?"
Claude versuchte sich in der Zwischenzeit irgendwie von seinen Fesseln zu befreien: "Arya nicht! Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich als Gesetzloser auf irgendeinem Galgen hänge! Bitte hör auf!"
Kameon wendete sich an die Wachen: "Macht das dieses Tier schweigt!"
Arya schrie auf, als sie Claude niederschlugen: "Hört auf! Bitte! Tut ihm nicht weh!"
Kameon verpasste ihr eine Ohrfeige die sie zu Boden gehen ließ: "Ihr seit von so reinem Blut und würdet euer Leben für dieses Ding geben?"
Arya hielt sich die Wange und spuckte dem König vor die Füße: "Ja, ich würde sterben für ihn. Das ist Liebe, aber jemand wie ihr wird das nie verstehen, nicht wahr?"
Kameon schrie wütend auf und erhob sein Schwert, bereit Arya ihren Todeswunsch zu erfüllen.