Die Sonne war aufgegangen und die erste Mauer gefallen, unzählige Soldaten des Königs mussten ihr Leben lassen, verbissen kämpften die letzten am Fuße der zweiten Mauer um Frauen, Kinder und Zivilisten zu schützen.
Unter ihnen ein Zwerg, der mit seinem Streitkolben unzählige Dämonen aus Schwarzwasser zu Fall gebracht hatte.
"Das ist für Madum, ihr widerlichen Viecher!", brüllte Korgrim und schwang seinen Streitkolben erneut, was einige der Schwarzwassersoldaten zurückschleuderte und schwer verwundete.
Arya und Claude kämpften an der Seite des Königs, der erstaunlich gut mit seinem Langschwert umgehen konnte.
Er hatte sich, wie Arya fand, den Titel Kriegerkönig wieder zurückverdient nach seinen Jahren als Feigling.
"Es sind zu viele!", rief Arya ihm zu, "Wir werden ihnen nicht standhalten können!"
Claude stimmte ihr zu: "Der Zwerg hatte recht, wir werden diesen Tag nicht überstehen!"
Arya blockte einen weiteren Angriff mit ihrem Schild ab während Kameon dem Dämon den Kopf abschlug.
"Gib Amelie Zeit, wir werden nicht aufgeben!", rief Arya ihm zu, auch wenn sie langsam die Hoffnung verlor.
Plötzlich entdeckte sie etwas am Horizont, eine Silhouette in den strahlen der Sonne.
"Seht doch!", rief sie aus und Korgrim folgte, nachdem er sich mit einem weiteren gewaltigen Schlag Platz verschafft hatte, ihrem Blick.
"Ist das...", begann er verwirrt, Greta vollendete seinen Satz, "Eine kleine Katze?"
Arya schüttelte den Kopf: "Nein, viel mehr als das!"
Ein Horn ertönte, es erschallte laut und deutlich, ein unverkennbarer heller Klang, der dem König nur zu bekannt war.
"Das ist das Kriegshorn der weißen Königin, aber wie ist das möglich?", fragte er.
Die Dämonen hielten inne, sahen zu ihren Anführern, die ebenfalls verwirrt über den Klang des Horns schienen.
Die Katze veränderte ihre Form, wuchs heran bis schließlich Shanora auf den Trümmern der ersten Mauer stand.
"Ist sie es wirklich?", fragte Claude ungläubig, "Oder täuschen meine Sinne mich?"
"Krieger aus Schwarzwasser!", erschallte Shanoras Stimme laut über das Schlachtfeld, "Ihr denkt Elensar sieht zu wie ihr hier einfallt, mordet und Frauen, Kinder, Unschuldige abschlachtet? Das werde ich niemals zulassen, haltet ein oder ich werde euch angreifen!"
Einer der Generäle nahm seinen Helm ab: "Ich bin Randos und unterstehe dem direkten Befehl von Church! Wendet euch ab oder ich werde mir euren Kopf holen!"
Arya, die dieses Wortgefecht gebannt verfolgt hatte, erschrak fürchterlich, als plötzlich Allister neben ihr erschien. Von der Mauer wurde eine Strickleiter geworfen und eine brünette Frau mit roten Augen winkte Allister zu.
"Verschwindet so lange sie abgelenkt sind, wir müssen auf die Mauer!", zischte Allister ihr zu und Arya folgte seinen Anweisungen.
"Was ist mit der weißen Königin?", fragte Kameon den Elfen.
Allister sah zu Shanora: "Macht euch um sie keine Sorgen. Sie ist stärker als dieses Pack, auch wenn ihre Kräfte gedrosselt werden. Sie kämpft mit der Kraft ihres Herzens und ich bin sicher, dass ihr Hilfe zukommt, wenn es darauf ankommt!"
"Ihr wollt euch also mit mir duellieren, Dämon?", rief Shanora Randos zu, "Oder euch nur feige hinter euren Soldaten verstecken? Tretet vor und kämpft mit mir! Ich denke wir wissen beide das meine Kräfte nur zum Teil funktionieren!"
Randos deutete seinen Männern beiseite zu gehen: "Also gebührt mir die Ehre den Kopf der weißen Königin meinen Meistern zu übergeben!"
Amelie rannte weiter durch die Festung, sie war sich sicher das dies der Ort war, an dem sie nach der Quelle suchen musste.
"Amelie, bleib stehen!", James hatte sie endlich eingeholt und hielt sie an der Schulter fest, "Hör auf davonzulaufen, ich kann dir helfen!"
Amelie sah ihn nicht einmal an: "Du solltest Arya und Claude unterstützen! Ich komme zurecht und ich denke nicht das du bei mir sein solltest!"
James legte seine Hand unter ihr Kinn und zwang sie ihn anzusehen: "Zwischen uns war seit unserer ersten Begegnung in der Bar etwas, das weißt du genauso gut wie ich! Scheiß auf den Krieg und den ganzen Mist, denkst du nicht das das von Bedeutung sein könnte? Ich will nicht, das wir einfach so tun als wäre nichts zwischen uns! Besonders oft geht es mir nicht so das eine Frau länger, als ein paar Stunden interessant für mich ist!"
Amelie starrte ihn wütend an: "Du und ich, das wird nicht funktionieren! Also hör auf mich Kleines zu nennen, mit mir zu flirten oder mich zuzudecken!"
James sah sie verwundert an: "Warum nicht?"
Amelie schloss für einen Moment die Augen, dann öffnete sie diese wieder, sie waren pechschwarz: "Darum!"
James wich erschrocken zurück und Amelie ballte ihre Hände zu einer Faust, die Farbe ihrer Haut veränderte sich , die gesamte Faust wurde ebenso schwarz wie die Augen, damit schlug sie dann auf den Boden, der sofort durchbrach, sodass beide in einen geheimen Raum im Keller stürzten.
Dieser war eindeutig durch schwarze Magie verschlossen worden, sodass er über die Kerker nur mit dem Wissen über seine Existenz überhaupt gefunden worden konnte.
James rappelte sich auf und klopfte sich den Staub von seinen Gewändern, ungläubig betrachtete er wie sich Amelies Erscheinung wieder normalisierte.
"Aber deine Verletzung, du warst...", begann er und folgte er aus dem Raum einen Gang entlang.
"Ich habe nur so getan, meine Wunde hat sich quasi selbst verschlossen!", Amelie blieb stehen und ihre Augen wurden wieder schwarz, "Sie sind ganz nah, ein Ritual. Wir müssen es unterbrechen! Also verschiebe bitte alle Versuche mich zu töten auf einen Zeitpunkt, nachdem wir das getan haben!"
James konnte immer noch nicht glauben das Amelie Roux, die Tochter von Juliana Roux, Schwarzblütig sein sollte.
"Wie ist das möglich? Deine Mutter war auf keinen Fall von dämonischem Blut!", fragte er Amelie, die die nächste Wand durchschlug.
Amelie warf ihm einen genervten Blick mit ihren schwarzen Augen zu: "Zu einem Kind gehören zwei Leute, Mutter und ein Erzeuger! Meinen hat meine Mutter nicht besonders gut gewählt!"
James konnte nicht fassen, dass die als Julopatra bekannte Jägerin ein Verhältnis mit einem Dämon gehabt haben sollte.
"Haltet ein, warum verwüstet ihr diese heiligen Hallen?", ein Vila, in einer schwarzen Robe stellte sich ihnen in den Weg.
"Heilig?", fragte Amelie, "Wer seid ihr und was wisst ihr über das war hier passiert?"
Der Vila musterte James und schien ihn zu erkennen: "Ihr seid Lumeris Sohn! Wer hat euch erlaubt diese Stadt zu betreten? Hat sie es euch etwa verraten? Wollt ihr Rache, weil ich daran beteiligt war es zu verschweigen?"
James begann zu verstehen: "Ihr müsst demnach Magister Isac sein!"
Amelie sah ihn verwirrt an, was er sofort grinsend beantwortete: "Du bist nicht die einzige mit einer komplizierten Familiengeschichte!"
Magister Isac schien mehr Angst vor James als vor Amelie zu haben: "Seid ihr schon einer von ihnen? Oh bitte verschont mich! Ich habe nur versucht eurer Mutter zu helfen?"
James sah ihn nun völlig verwirrt an: "Wovon sprechen sie?"
"Erbärmlich!", im selben Moment bohrte sich eine Klinge von hinten durch James Brust, eine schwarz glänzende Klinge.
Amelie schrie auf, Church, der hinter James erschienen war, zog seine Klinge zurück und stieß James Leiche einfach beiseite.
Amelie sah James weit aufgerissene Augen, sie waren bereits ohne jegliches Leben und hatten ihren Glanz verloren.
"Er ist tot...", murmelte sie und konnte sich nicht von James Augen abwenden, "Du hast ihn umgebracht... Einfach getötet!"
Church warf ihr einen abfälligen Blick zu: "Keine Ahnung wie ihr es hier hineingeschafft habt, aber es hat jetzt ein Ende! Dieses Ritual kostet mich eine Menge Kraft die ich sicher nicht aufbringen kann, wenn ihr beide hier rumlauft und die Wände meines Verstecks einreißt. Wie habt ihr das gemacht? Sprengstoff?"
Amelie reagierte nicht auf seine Frage und Magister Isac trat zitternd den Rückzug an: "Sag mir Belial, Sohn von Baal, ist dir ein Leben wirklich so wenig wert, das du es einfach nehmen kannst?"
Church seufzte genervt: "Willst du an meine Moral appellieren, damit ich dich nicht genauso töte? Wie niedlich!"
Amelie schloss die Augen: "Nein ich will einfach nur wissen ob irgendwas an dir nicht schlecht ist!"
Dann öffnete sie die Augen, pechschwarz war Church extrem überraschte: "Aber ich sehe, das ich dich einfach angreifen kann, ohne darüber nachdenken zu müssen, ob man dir Gnade gewähren sollte!"
Church stürmte mit seinem Schwert auf sie zu und verfehlte sie, während sie ihm unter ihrem Ausweichmanöver ihr Kurzschwert in die Seite rammte.
"Wer bist du?", wollte Church wütend wissen während seine Fäden die Wunder verschlossen.
Shanora und Randos kämpften verbissen, während dadurch die Schlacht zum stillstand gekommen war.
"Ihr seid zäh, kleine Königin!", Randos wich ihr aus und wollte sie an der Seite treffen, allerdings ließ Shanora sich nach hinten fallen und stach ihm eines ihrer beiden Schwerter in den Oberschenkel. Dies war der erste ernsthafte Treffer.
"Worauf wartet ihr?", Randos brüllte seine Soldaten an, "Holt euch ihren Kopf!"
Shanora zog ihre Klinge aus seinem Bein und sprang auf: "Zuerst hole ich mir deinen!"
Sie kreuzte ihre Schwerter vor einem Hals und zog durch, sodass sein Kopf seinen Soldaten vor die Füße rollte.
Diese zögerten einen Moment, dann aber griffen sie Shanora erbarmungslos an.
"Wollt ihr das zulassen?", Arya, welche alles von der sicheren Mauer aus beobachtete, wendete sich an Kameon, "Schickt eure Leute um ihr zu helfen!"
Noch bevor Kameon sprechen konnte bekam sie von jemand anderem eine Antwort: "Das wird nicht nötig sein!"
Finn war neben ihr erschienen, gemeinsam mit Delina.
"Schön das sich die Herrschaften auch einmal blicken lassen!", spottete Korgrim.
Delina zeigte ihm die Zunge, dann wendete sie sich Arya zu: "Wenn Finn da runtergeht ist es besser wenn, naja, niemand im Weg steht!"
Arya sah sie schockiert an: "Was ist mit Shanora? Was wenn er sie verletzt?"
Aber ihre bedenken kamen zu spät, Finn hatte sich bereits von der Mauer gestürzt, was jeden anderen getötet hätte.
Die Schreie der Schwarzwassersoldaten waren schrecklich, als er eine Schneise der Verwüstung bis zu Shanora hinterließ.
Diese wehrte gerade einen Soldaten ab, während sich ein anderer ihr von hinten näherte um ihr seinen Speer in den Rücken zu jagen.
Finn war schneller, er packte den Soldaten, der stattdessen ihm das Schwert in den Bauch rammte, am Hals: "Keiner von euch wird meine Schwester anfassen!"
Der Soldat schrie vor Angst, als er die rot glühenden Augen des Untoten sah und wie dieser mit seiner freien Hand den Speer aus seinem Bauch riss, völlig unverwundet nach einem Augenblick.
Delina beobachtete zufrieden wie die Soldaten sich nicht mehr an Finn herantrauten, der die völlig erschöpfte Shanora behutsam aufhob.
"Er hat sie nicht verletzt!", stellte Arya überrascht fest, "Woher wusstest du das?"
Delina lächelte leicht: "Der Untot verändert einiges, mir ist aufgefallen das es Finn extrem schwerfällt seine Gefühle zu kontrollieren! Er empfindet für jeden von uns immer noch dasselbe wie früher, aber stärker. Wenn er hasst, dann will er töten. Im Fall von Shanora bedeutet das aber das er alles tun würde, um sie zu beschützen, so wie früher!"
Arya atmete erleichtert auf: "Aber es sollte ihm doch keiner im Weg sein?"
Delina lachte: "Naja die Vila wollten dich und Claude töten, es wird dauern bis er ihnen das verzeiht!"
Amelies Schwert begann sich zu verfärben, es wurde ebenso schwarz wie das von Church: "Vor 30 Jahren musst du charmant gewesen sein, Belial, Herr der Lügen!"
Church schien nicht zu wissen, wovon sie sprach, also half Amelie ihm auf die Sprünge: "Du hattest damals ein Verhältnis mit Juliana Roux, die danach erkannte, was du bist. Sie hat heimlich ein Kind geboren, nur wenige wussten davon!"
Church sah sie verächtlich an: "Was sollte mich das interessieren, ich bin sicher nicht der einzige mit dem sie..."
Amelie unterbrach ihn: "DNA lügt nicht! Vor dreißig Jahren gebar die Jägerin, bekannt als Julopatra, dein Kind! Und hier bin ich, Vater!"
Church starrte sie nun wütend und ungläubig an: "Das ist nicht möglich!"
Amelie sprintete auf ihn zu, schwarze Fäden schossen aus ihrem Arm und durchbohrten seinen Körper, pinnten ihn an die Wand: "Und doch bin ich hier! Glaub es oder nicht, du wirst jetzt für das, was du James angetan hast bezahlen!"
Church versuchte sich zu befreien, aber Amelie war wieder schneller, sie schlug zu, sodass er durch die Wand brach und an die dahinter liegende geschleudert wurde.
Church, nun immerhin befreit von den giftigen Fäden, schrie auf vor Wut, da konnte Amelie es spüren.
Das Ritual war unterbrochen, er hatte genug Schaden genommen den Zauber nicht weiter aufrecht halten zu können.
"Das ist kein Sieg für euch!", brüllte Church, "Du bist nichts und wirst mir auch nie ebenbürtig sein!"
Mit diesen Worten löste er sich in Schatten auf und ließ Amelie schwer atmend zurück.
"Wollt ihr ihn nicht verfolgen?", Magister Isac kam durch das Loch in der Wand zu ihr.
Amelie sah ihn mit Tränen in den Augen an: "Geht zu eurem König, sagt ihm ich habe getan, was ich Arya versprochen habe!"
Der Magister nickte und verschwand in den Gängen die irgendwie aus diesem System an geheimen Räumen führen mussten.
Amelie ging zurück in den Raum in welchem James gestorben war und kniete sich vor ihm nieder, schloss seine Augen.
"Es tut mir so leid...", Amelie brach weinend auf seinem Brustkorb zusammen, "Ich wollte nicht, das es so endet! Ich wollte nicht das wir im Streit auseinander gehen!"