"Delina, lass mich los!", Finns Augen glühten rot, er konnte sich nicht aus Delinas Griff befreien und spüren, dass sie irgendetwas tat.
Delina blieb stumm, sie konnte die Energie der Erde spüren, voller Kraft und Nährstoffe, voller Leben und der direkten Verbindung zu allen Lebewesen. Genau so eine Verbindung schuf sie nun, einen Kreislauf, bestehend aus zwei Wesen deren Schicksale nun für immer verbunden wäre.
Sie spürte, wie ihr Herz schlug, regelmäßig und ruhig, Finns Herz hämmerte dagegen unregelmäßig und schnell.
Sie musste es schaffen sie in Einklang zu bringen, dafür bediente sie sich der Kraft, die aus dem Boden unter ihr strömte.
"Was passiert hier?", Finn sah sie entsetzt an, "Was tust du?"
Delina atmete tief ein, Finns und ihr Herz schlugen nun im selben Takt, dann ließ sie ihn los.
"Ich habe getan was Claude dir vorgeschlagen hat!", sie erhob sich, "Mein Leben ist nun an deines gebunden, wenn du stirbst, sterbe ich auch!"
Finn riss entsetzt die Augen auf: "Wie konntest du so etwas Dummes tun! Wie macht man das rückgängig?"
Claude hatte die beiden erreicht: "Nur Delina kann diesen Zauber brechen und ich schätze nicht das sie vorhat das zu tun! Du wirst also nicht mehr den Märtyrer spielen können, Finn!"
Finn sah zwischen den beiden hin und her: "Das kann nicht euer ernst sein!"
Delina gab Claude recht: "Ich stimme dem Druiden zu, also solltest du in Zukunft gut auf dich aufpassen, dasselbe werde ich auch tun! Und jetzt müssen wir James finden!"
Finn sah sie nun völlig verwirrt an: "Meinen toten Schüler? Sein Leichnam liegt vor der Festung!"
Delina schüttelte den Kopf: "Er war es der Amelie verletzt hat und ich werde sie nicht sterben lassen!"
Claude schien zu überlegen: "Wenn jemand in seiner Ahnenlinie ein Vampir war, könnte sein Tod dazu geführt haben das er sich verwandelt! Das ist eine grausame Angelegenheit! Aber eines muss euch bewusst sein, selbst wenn wir ihn finden bedeutet das nichts Gutes für Amelie!"
Delina sah ihn fragend an: "Was meinst du damit?"
Claude seufzte tief: "Amelie muss dann dasselbe durchstehen wie damals Deseis, sie wäre ein Mischwesen. Und trotzdem würde sie sterben, wenn sie, naja wenn sie..."
Finn begann zu verstehen: "Wenn sie kein Blut trinkt! Gott dem Mädchen bleibt auch nichts erspart!"
Delina sah die beiden ernst an: "Aber zumindest hat sie eine Wahl, sie kann die Verwandlung abschließen und wie Sassy lernen ihren Durst zu kontrollieren oder sie stirbt und hat noch Zeit sich zu verabschieden! Ich wünschte auch es wäre anders, aber sollten wir nicht Amelie entscheiden lassen?"
Finn nickte: "Sie hat recht, Claude! Bitte versuch mit Allister alles damit sie durchhält, ich suche in der Zwischenzeit nach James!"
Delina warf ihm einen strengen Blick zu: "Du meinst wir suchen nach ihm!"
Finn seufzte: "Von mir aus! Wir suchen nach ihm!"
"Das wird nicht nötig sein!", eine ernste Frauenstimme ließ Delina herumfahren. Sie kannte die Vila, Lumeris war ihr Name und wenn Amelie richtig lag war sie James Mutter.
"Was wollen SIE den hier?", fragte Delina wütend, "Sie und ihr Magister haben genug angerichtet!"
Lumeris nickte: "Isac hat auch mit seinem Leben dafür bezahlt. Ich wollte nie das all das passiert, aber wenn ich die Wahrheit erzählt hätte..."
Delina ballte die Hände zu Fäusten: "Wären Sie ehrlich gewesen hätte Amelie ihnen nicht das Leben retten müssen! Dann würde sie jetzt nicht im Sterben liegen unter unendlichen Qualen und Schmerzen!"
Lumeris seufzte bedrückt: "Das Mädchen... Ich dachte, sie ist ein Monster aber dann hat sie mich vor dem Monster, das ich erschaffen habe gerettet... Es tut mir leid, was ihr widerfahren ist, das müsst Ihr mir glauben, Delina!"
Delina verschränkte die Arme: "Das kann ihr auch nicht mehr helfen! Sie war meine Freundin! Und sie hat es gehasst von einem Dämon abzustammen, das können sie mir glauben! Sie selbst hat sich ihnen da draußen entgegengestellt... Warum erzähle ich Ihnen das überhaupt!"
Lumeris sah sie traurig an: "Ich weiß wo mein Sohn jetzt ist und ich bin bereit Euch alles zu erzählen, Delina. Nur bitte kommt mit mir, alleine!"
Finn mischte sich ein: "Das können sie total vergessen, Delina wird sicher nicht ohne mich gehen!"
Lumeris betrachtete Finn abfällig: "Meinetwegen... Ich hoffe sie schaffen es diesmal nicht alle Wachen zu fressen!"
Finns Augen wurden rot und er sah sie provokant an: "Wer weiß, vielleicht reichen Sie mir ja als Snack, verehrte Dame!"
Delina warf ihm einen strengen Blick zu: "Wenn sie die Wahrheit sagt, dann ist sie unsere beste Chance Amelie zu retten!"
Claude nickte: "Ich denke ihr solltet euch anhören, was sie zu sagen hat, ich gehe so lange zu Amelie zurück... Beeilt euch, Allister sagte ihr bleibt nicht mehr viel Zeit!"
Delina und Finn folgten Lumeris die Straße zur Festung hinauf: "Als ich jung wahr glaubte ich an einen Frieden zwischen allen Rassen. Ich hatte keine Vorurteile und war wohl die einzige Vila die jemals eine verhängnisvolle Affäre mit einem Vampir hatte. Er stellte sich uns als Suma vor und verhandelte mit unserem König, als ich ihn traf!"
Finn erstarrte für einen Moment: "Suma? Zu dieser Zeit dürfte es diesen Namen noch gar nicht gegeben haben!"
Delina war ebenfalls sehr verwirrt darüber, bat Lumeris aber weiterzusprechen.
"Es stellte sich allerdings heraus das er mehr war als man glaubte, dieser Mann wurde zu einem der gefürchtetsten Monster die je in einem Krieg gekämpft haben. Er benutzte scheußliche Magie, um eine Armee zu erschaffen die nie enden würde. Keine Schwäche, keine Müdigkeit, angetrieben von der Gier auf frisches Fleisch!", Lumeris sah wirklich angewidert aus und warf Finn wieder einen Blick zu.
Delina begann zu verstehen: "Sie wollen mir gerade erzählen, dass der erste Totenbeschwörer ein einfacher Vampir war?"
Lumeris nickte: "Ein Vampirlord, der ältere Bruder von Vlad dem Schrecklichen! Allerdings war er schon in jungen Jahren für all seinen Frevel verbannt worden... Er wurde selbst immer mehr wie die Kreaturen die er erschaffen hatte! Darum mussten wir verhindern das mein Sohn wieder aufwacht, es hätte sein können das er auch so etwas wie er wird!"
Ihre letzten Worte waren ganz klar an Finn gerichtet.
"Dann können wir ja froh sein das er nur ein blutrünstiger Vampir ist!", witzelte dieser, "Aber jetzt könnten sie aufhören uns Geschichten zu erzählen, von denen niemand weiß, ob sie wahr sind und uns sagen, wo James ist und warum sie das wissen und noch leben!"
Lumeris stöhnte genervt an: "Er stellte sich den Wachen und verlangte das man ihn in einem Verlies ankettet!"
Finn verdrehte die Augen: "Typisch James, so melodramatisch!"
Delina sah Lumeris fragend an: "Aber wie kann das sein? Er war völlig kalt als er uns angegriffen hat!"
Lumeris drückte ihr einen kleinen Gegenstand in die Hand: "Das hatte er bei sich, es muss ihn irgendwie an sein altes selbst erinnert haben!"
Delina betrachtete den Gegenstand.
Eine kleine geschnitzte Holzkatze, welche Amelie bei sich getragen hatte. Das hatte er in Lumeris Haus also auf dem Bett entdeckt.
"Machen Sie sich keine Sorgen!", sagte Delina dann zu der Vila, "Ich kenne zufällig eine Vampirdame, die ihren Hunger immer gut im Griff hatte und sie wird James helfen können sich an sein neues Leben zu gewöhnen!"
Lumeris lachte verächtlich: "Das soll mir ein Trost sein?"
Dann wendete sie sich an eine der Festungswachen: "Bringt sie zu meinem Sohn, ich werde mich nun wieder anderen Dingen widmen und sehe meine Schuld Amelie gegenüber als beglichen an!"
Claude erschien sofort, nachdem Arya ihn gerufen hatte, die Sonne würde bald untergehen, bis dahin musste Shanora entscheiden, ob sie ein Bündnis zwischen Dämonen und Elensar für möglich hielt.
Nach allem, was dieser Nachmittag gebracht hatte, war er wirklich froh darüber alleine mit ihr in einem Zelt zu sein.
Claude ließ die letzten Stunden noch einmal Revue passieren.
Irgendwie war es Delina gelungen ihr Leben an das von Finn zu binden und eine Phiole von dem Vampir zu beschaffen, der Amelie verletzt hatte.
Allister hatte Amelie das Blut verabreicht und ihr Zustand hatte angefangen sich zu bessern, allerdings war sie noch nicht aufgewacht.
Er hatte darum gebeten Deseis möge ihn aufsuchen, sobald er wieder auf den Beinen war, schließlich wusste er was es bedeutete ein Mischwesen zu sein und Claude wollte das er mit Amelie sprach, wenn sie aufwachte.
"Bist du gerade hier bei mir oder gehen deine Gedanken auf eine Reise?", fragte Arya ihn grinsend.
Claude kehrte zurück in das hier und jetzt und lachte verlegen.
"Schön, dass du da bist!", er sah, wie Arya beinahe spitzbübisch grinste und ihn am Arm zu einem Kissen am Boden führte, "Setz dich doch, ich dachte das wir die kurze Zeit noch nutzen können, um ein bisschen zu reden!"
Claude setzte sich und beobachtete jeder ihrer Bewegungen. Auf dem Tisch vor ihr lag ihre Rüstung und die knöpfte langsam die Ledernen Wams auf die sie trug.
Claude überlegte einen Moment lang sie zu stoppen, allerdings beschloss er dann damit noch kurz zu warten.
"Ich bin froh, dass es Amelie besser geht, aber was sagst du zu dem, was Delina getan hat?", fragte sie ihn dann und legte die Wams auf den Tisch neben die Rüstung.
Arya trug nun nur noch enge lederne Hosen und ein dünnes weißes Leinenhemdchen, was es für Claude unglaublich schwer machte, sich auf das, was sie sagte zu konzentrieren.
"Amelie, ja was sie getan hat, war klasse!", sagte er dann und betrachtete Aryas Figur weiter. Schlank aber nicht zu dünn, wunderbare Proportionen und eine makellose Haut von der er noch nie zuvor so viel gesehen hatte.
Arya lächelte weiter und begann die Schnürung des Leinenhemdes zu lösen: "Ja natürlich! Du hast absolut recht mit deiner Antwort! Tut mir leid, dass ich mich nicht zu dir setze, aber ich muss mich noch ankleiden! Da du nichts sehen kannst, kann ich das ja ohne bedenken tun!"
Claude wusste, dass er ihr nun eigentlich sagen sollte das er sehr wohl alles sehen konnte, was sie tat, aber als sie schließlich das Leinenhemd abstreifte und daraufhin nur noch in einem Korsett vor ihm stand konnte er nicht anders als einfach den Anblick zu genießen.
"Ja Amelina ist ein toller Kerl und Finn genau die richtige Frau für ihn!", stammelte er vor sich hin und rang mit seiner Selbstbeherrschung.
Arya nickte wieder zustimmend: "Da hast du absolut recht! Wie scharfsinnig du doch immer bist, wirklich beeindruckend, Claude!"
Dieser nickte ebenfalls zustimmend und starrte weiter auf Aryas Körper: "Ja Finn ist eine schwachsinnige Frau, du hast absolut recht... Aber ich will dich nicht von dem abhalten, was du gerade tust!"
Arya sah ihn mit einem Schmollmund an und kam dann auf ihn zu und setzte sich neben ihn: "Ich habe Zeit, keine Sorge! Geht es dir gut? Du wirkst ein wenig angespannt und siehst generell verspannt aus!"
Claude war sich sicher einen Hauch Lavendel zu riechen, irgendetwas stimmte nicht an dieser Situation. Sie hatte sich bereits geduscht, das konnte er riechen und warum hatte sie danach dasselbe angezogen das sie den ganzen Tag getragen hatte und nicht gleich ihre Rüstung?
Konnte es sein das Allister ihn verpetzt hatte?
Als Arya dann noch ganz zufällig zu einem Wasserglas griff und sich dabei versehentlich das halbe Glas über ihren Oberkörper goss, sodass sich alles unter ihrem Korsett noch besser abzeichnete, riss Claude sich blitzschnell an den Armen zu sich und drückte sie in den weichen Polster: "Allister! Diese Petze!"
Arya musterte ihn überrascht: "Aber woher wusstest du da..."
Claude grinste: "Du trägst doch kein Korsett an einem normalen Tag unter Lederwams. Eigentlich hättest du nur dieses süße Kleine Hemdchen getragen und wenn du es ausgezogen hättest, ja dann hätte ich alles gesehen. Das war dir aber, da du bereits wusstest, das ich sehen kann, zu peinlich! Schade eigentlich!"
Arya versuchte sich leicht sauer aus seinem Griff zu winden: "Du bist wirklich ein Schwein! Wie konntest du das nur verheimlichen? Stell dir vor Allister hätte nichts gesagt und ich hätte mich, im Vertrauen darauf das du nichts sehen kannst, wirklich ausgezogen!"
Claude grinste und musterte Arya weiter wie sie da so unter ihm lag: "Du hast recht, das wäre verheerend gewesen. Schließlich ist das etwas das ich selbst tun möchte!"
Arya spürte, wie eine seltsame Hitze durch ihren gesamten Körper schoss, jeder Blick von Claude schien das noch zu steigern. Still musterte er sie weiter, dann kam er ihrem Gesicht so nahe das sich ihre Nasenspitzen berührten: "Du hast mit der falschen Person gespielt, dieses Spiel kann ich deutlich besser als du!"
Arya spürte, wie sich seine Lippen sanft auf ihre legten und stellte sofort jede Gegenwehr ein, ließ sich von diesem Gefühl mitreißen.