Hope
Ich lehnte meinen Kopf gegen die Lehne des Autositzes und starrte geradewegs auf die Straße, über die der große Kombi hinweg rauschte. Bei jedem Huckel hüpften die Kartons auf der Rückbank hinter uns und im Kofferraum jedes Mal ein Stück in die Höhe und machten Krach. Doch dies war mein kleinstes Problem. Rechts und links von mir hatten sich nämlich Josie und Lizzie positioniert. Die Zwillinge stritten sich zwar nicht, doch mir wäre das um einiges lieber gewesen, denn die Situation in dem Gefährt war mehr als unangenehm. Josie hatte sich Kopfhörer in die Ohren gesteckt und sah aus dem Fenster, während Lizzie ihr Nackenkissen aus der Reisetasche gezehrt hatte und Däumchen drehte. Dabei starrte sie an die Decke des Autos. Nach außen hin wirkte die Blondine nicht gerade angespannt, doch ich hatte sie mit der Zeit gut genug kennengelernt, um zu wissen, dass sie innerlich kurz vor dem Explodieren stand.
Beiden war anzumerken, dass sie dem Verlust ihrer Heimatstadt nach trauerten. Zwar stand es nicht fest, dass wir alle nicht wieder nach Mystic Falls zurückkehren könnten, doch momentan sah die Zukunft diesbezüglich nicht gerade rosig aus.
Alaric hatte alle Schüler mitten in der Nacht stürmisch geweckt und dazu gebracht ihre Sachen so schnell ging zu packen. Er hatte uns kurz erklärt, dass er von Damon Salvatore vor einigen Tagen erfahren hatte, dass irgendjemand dabei war einen tödlichen Fluch auf die Stadt zu legen, der jegliche Magie vernichten würde. Wirklich ausgiebig erklärt, hatte sie es uns jedoch nicht. Er hatte es aber scheinbar nicht für nötig gehalten irgendwen, außer seiner Ehefrau Caroline Forbes davon zu erzählen.
Stattdessen hatte er die vergangenen Tage damit verbracht nach sicheren Plätzen zu suchen, an die er die übrigen Schüler guten Gewissens schicken konnte. Auch für uns hatte er einen Platz gefunden, an dem wir bleiben konnten. Doch es würde Mystic Falls niemals gleichkommen können. Die Stadt hatte einfach etwas Einzigartiges, etwas Magisches, an sich.
Zwar war meine Sehnsucht nicht so groß wie die der Saltzmans, da ich mein halbes Leben mit meiner Familie in New Orleans verbracht hatte, doch auch ich würde die Salvatore Boarding School, die für mich so lange ein Zuhause gewesen war, sicher allzu bald zu vermissen beginnen.
Das einzig Gute an dieser Veränderung – wenn es überhaupt etwas Guts an dem ganzen Dilemma gab – war, dass ich so ein wenig Abstand zu Landon gewinnen konnte. Nach unserer Trennung war nämlich eine unangenehme Atmosphäre zwischen uns entstanden, der ich nur allzu gerne aus dem Weg gehen wollte.
Das Verhalten der Zwillinge war aber nicht das Schlimmste an der ganzen Situation. Caroline schien uns den „Umzug" gut reden zu wollen, denn nach der Abfahrt hatte sie begonnen davon zu berichten, wie großartig die neue Stadt war und wie gut sie uns gefallen würde. Nein, sie berichtete nicht. Sie schwärmte regelrecht.
Wirklich übelnehmen konnte man es der Blondine aber auch nicht. Scheinbar hatte sie unsere missmutigen Gesichter gesehen und versuchte uns mit allen Mitteln aufzumuntern. Dies gelang ihr jedoch weniger gut, was auch der Fahrer, Alaric Saltzman, Vater, Schuldirektor und Ehemann, bemerkt zu haben schien. Jedenfalls erweckte sein Gesichtsausdruck diesen Anschein.
Ava Parker, die sich die Rückbank mit weiteren Kartons teilte, schien die Einzige von uns Teenagern zu sein, der diese Veränderung nicht wirklich etwas auszumachen schien. Allerdings konnte man ihr dies nicht verdenken, da sie am wenigsten Zeit von uns allen im Mystic Falls verbracht und somit keine wirklich enge Bindung zu dem Ort hatte.
Plötzlich meldete Doktor Saltzman sich zu Wort und zog meine Aufmerksamkeit damit auf sich: "Mädchen, nicht mehr lange und dann sind wir da." Ich hob den Kopf und sah geradeaus durch die Scheibe und auf die Straße vor uns. Anstelle von den Bäumen, die nun schon länger die Fahrbahn säumten, waren auf einmal Häuser am Horizont zu erkennen.
„Wo genau fahren wir denn überhaupt hin?", fragte ich, da die anderen keine Anstalten machten Fragen in die Richtung zu stellen. „Riverdale", meldete sich Caroline nun wieder zu Wort und deutet auf etwas zu ihrer Rechten, an dem wir in diesem Moment vorbeiführen. Ich folgte ihrem Blick und erblickte ein Schild mit der Aufschrift „Riverdale: Die Stadt mit Pep!"