"Im Gegensatz zu Beziehungen halten Seile nahezu ewig", meinte sie toternst, bevor sie in Lachen ausbrach. "Oh, das klingt seltsam. Das meinte ich nicht." Grinsend streckte sie mir ihre Handgelenke hin. "Los, fang an", lächelte sie und senkte ihren Kopf dabei, was ihr einen wundervoll devoten Ausdruck verlieh.
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Einmal lag sie in meinem Arm. Inzwischen ging ihr Atem wieder gleichmäßig, doch aus jeder Faser ihrer nassen Haut floss eine zufriedene Erschöpfung. "Spürst du auch dieses Band zwischen uns?", wisperte sie, während sie mit dem Zeigefinger kleine Striche auf meiner Brust zeichnete. "Das ist stärker als jedes Seil." Lächelnd küsste sie meine Schulter. "Ich liebe dich", flüsterte sie und rollte sich zusammen.
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Aus schmalen Augen sah sie mich an. "Du solltest dir mehr Seile zulegen, wenn du etwas langfristiges willst", zischte sie wütend. "Die halten nämlich ganz sicher, egal wie scheiße du sie behandelst und egal, ob die Person in ihnen das Safeword schreit oder nicht." Ihr seidiges Haar glänzte golden, als sie aus der Wohnung stürmte.
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Sie hatte Recht. Seile sind fest, stark, unbezwingbar, wenn man mit ihnen umzugehen weiß. Jetzt sagt sie gar nichts mehr; Der Knebel in ihrem Mund verbietet es. Inzwischen sind auch ihre Protestlaute leiser geworden, nur ein unwilliges Stöhnen entfleucht ihrer Kehle, wenn sie Schritte hört. Es ist schön, sie so zu sehen: Umschlungen von Seilen, die sie nicht bei mir halten konnten, niedergezwungen auf einem Stuhl, den sie nie wieder verlassen wird, unfähig, irgendetwas von ihrer Umgebung wahrzunehmen. Sie kann nicht sehen, nicht sprechen, sich nicht bewegen und Stück für Stück werde ich ihr auch alle anderen Sinne nehmen, bis sie vollständig mir gehört.
Seile halten länger als Beziehungen. Die Bedeutung ihrer unbedachten Worte bekommt sie erst jetzt zu spüren.