Die meisten Menschen, mit denen ich über den Text gesprochen habe, hatten Assoziationen zu den Themen Krieg, Weltuntergang und Apocalypse. Neben diesen Ansätzen ist aber auch die Geschichte zweier Menschen zu finden, die irgendwie zwischen all den Geschehnissen um sie herum das Schöne finden wollen.
Kleine Anmerkung am Rande: Zugegebenermaßen kann man das englische "you" auch mit "euch" übersetzen, allerdings ist das in Liedern und Gedichten eher unüblich. Zudem wird in der ersten Strophe explizit erwähnt, dass es sich um zwei Personen handelt, bei denen das lyrische Ich möglicherweise bereits inbegriffen ist [vgl. V.6]. Mehr dazu später.
Die erste Strophe gleicht einer Exposition, da sie sowohl die Szenerie als auch die Protagonisten vorstellt. So erfahren wir, dass diese Welt von Angst und Panik regiert wird (vgl. V.2, 5), und dass das lyrische Ich auf der Suche nach jemandem ist: Es "musste dich" [V.1] finden. Das klingt drängend, wie eine unabdingbare Tatsache, eine Pflicht, die unverzichtbar ist. Durch das schnelle Tempo des Gesangs und das eingängige Metrum wirken die Silben fast wie dicht aufeinander folgende Schritte, vielleicht, als würde jemand rennen. Dadurch wirft bereits der erste Vers den Hörer in einen Thriller, der bis zum Schluss ein gewisses Maß an Spannung behält.
Die Szenerie wird gleich weiter beschrieben: "Überall [spielt sich] Horror" [V.2] ab. Irritierend ist an dieser Stelle, dass dieser Horror offenbar in "slow motion" [V.2] geschieht, was sowohl gegen das Tempo als auch gegen die Realität spricht, da Panik allgemein in unkontrollierbaren, zu schnellen Situationen entsteht und auch durch die Wortwahl ein hastiges Bild gezeichnet wird [vgl. V.5]. Allerdings wird Zeit als langsamer wahrgenommen, wenn mehr Denkprozesse stattfinden. Das kann in unbekannten oder kniffligen Umständen geschehen. (Übrigens ist das auch der Grund, weshalb entspannte Momente gefühlt schneller vergehen als unangenehme.) Man könnte also davon ausgehen, dass so viele grausame Bilder auf das lyrische Ich einprasseln, dass es alles langsamer wahrnimmt, da es nicht alles auf einmal verarbeiten kann. Das Hirn des lyrischen Ichs läuft auf Hochtouren und steht unter Stress.
Doch das Ich kümmert sich nicht großartig darum. Es fokussiert sich auf eine einzige Sache: Die "Sicherheit" [V.3] des lyrischen Du's. Sich in solch einer Situation ausschließlich darum zu "sorge[n]" [V.3] lässt darauf schließen, dass das lyrische Du dem Ich sehr wichtig ist.
Allerdings ist es fraglich, ob das auf Gegenseitigkeit beruht. Jemanden zu "fange[n]" (V.4) erinnert zwar einerseits an das gleichnamige Kinderspiel, doch auch dieses ist geprägt von einem Jäger und mehreren anderen, die fliehen. Auch sonst bedeutet ein Fang meistens, ein lebendiges Wesen einzusperren; Für Zoos werden wilde Tiere gefangen und eingesperrt, in der Fischerei sind es Netze, die verschiedenen Fischen und Meeressäugern das Leben nehmen. Das lyrische Du könnte also auch vor dem lyrischen Ich geflohen sein.
Die gesamte Szenerie wird in den nächsten Versen noch einmal konkreter zusammengefasst: "Verängstigte[] Menschen rennen" (V.5) -Was die Interpretation der ersten Verse noch einmal bestätigt-, während "zwei Silhouetten zu einer" (V.6) werden. Es wird differenziert zwischen den Rennenden und den Silhouetten, zudem wirkt die Handlung der Menschen hektisch, während die der Silhouetten eher eine langsame Assoziation hervorruft. Es ist naheliegend, diese Vereinigung als Liebesakt zu interpretieren, was für die Verbindung der Protagonisten spräche. Weitere Interpretationen wäre die Mutation zu beispielsweise einem Cyborg oder ganz einfach die schlichte Menge an Körpern, die so dicht gedrängt sind, dass keine einzelnen Schatten mehr auszumachen sind. In jedem Fall werden die Protagonisten durch das Schattenthema entmenschlicht; sie sind sprichwörtlich nur noch ein Schatten ihrer selbst. Unterstrichen wird diese Distanz dadurch, dass dieser Vers aus der dritten Person Singular geschrieben ist.
Die erste Bridge folgt. Da diese zur Hälfte immer aus denselben Versen besteht, werde ich diese nur einmal erläutern, obwohl sie von immenser Wichtigkeit zu sein scheinen; Immerhin werden sie mehrfach eindringlich wiederholt. Zunächst einmal kann "der Himmel [bereits ganz natürlich] im tiefsten Rot" (V.7, 17, 33) erscheinen. Meistens geschieht das am Abend, von Zeit zu Zeit aber auch am Morgen. Das liegt einerseits daran, dass das Licht der Sonne sich zu diesen Tageszeiten anders bricht, hängt aber auch mit der Luftfeuchtigkeit zusammen. Bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit kann der Himmel sogar eine violette bis rosafarbene Tönung annehmen. Man kann also annehmen, dass die Geschichte am Abend spielt. Allerdings erinnert der tiefrote Farbton auch an Blut. Zudem trifft der Abend kurz vor der Nacht ein, die wiederum für Unsicherheit, wenn nicht gar den Tod steht. Der Abend ist gemeinhin eine Metapher für die Momente kurz vor dem Ende; Wie der Herbst, in dem alles in seiner ganzen Farbgewalt aufblüht, bevor der dunkle kalte Winter kommt. Einerseits könnte dieser Vers folglich die Beschreibung eines physikalischen Phänomens sein, andererseits aber auch eine Metapher für das Verderben, welches sich unaufhaltsam durch den Himmel überall hin verbreitet.
Direkt daneben steht "die Sonne [im] düstersten Schwarz" (V.8, 18, 34), womit das Thema des Firmamentes beibehalten wird. Allein durch die Farbkomination aus Rot und Schwarz wird ein dystopisches Gefühl geweckt, zumal rote Flächen eine höchst beunruhigende Wirkung haben und aggressiv machen können, während Schwarz allgemein für das Dunkle, die Finsternis und die Angst vor sich selbst steht. Gerade die Kombination mit der Sonne ist an dieser Stelle interessant, da diese für das Licht, das Leben und alles Gute steht, während Schwarz das genaue Gegenteil davon beschreibt. Dass hier eine schwarze Sonne (vgl. V. 8, 18, 34) auftaucht bedeutet im Prinzip, dass eben jene Gegensätze verschmolzen werden, beziehungsweise, dass eine Nacht am Tag stattfindet.
Kurz gefasst charakterisieren diese zwei Verse also eine Welt, die in ihrem "Abend" kurz vor ihrem Untergang steht, in der sich alle Werte vermischt haben, in der das Abnormale zur Normalität geworden ist.
In all dieser Ungewissheit geben sich die Protagonisten einander Halt (vgl. V.9). "Den letzten Akt" (V.10) "bejubeln" (V.9) sie, was eigentlich gegen den Überlebenstrieb des Menschen spricht. Sie wollen, dass ihre aktuelle Situation ein Ende findet, und spenden sich in allem Grauen gegenseitig Halt. Gerade letzteres zeugt ein weiteres Mal von der Bindung zwischen dem lyrischen Ich und dem lyrischen Du. Dabei unterstellt das Wörtchen "Akt" (V.10) dar, dass die Protagonisten das Geschehen wie ein Theaterstück betrachten, was der Erzählung wieder eine gewisse Distanz gibt.
Die Geschichte wird weitererzählt, als "ein alter Mann [das lyrische Ich] packt[]" (V.11). Er ist in wertvolle Kleidung gehüllt (vgl. V.12), wirkt dafür aber recht erbärmlich (vlg. V.13). Einerseits könnte der alte Mann eine Metapher für Weisheit und Wissen sein, welches sich aus den Erfahrungen seines bisherigen Lebens ergibt. Diesem Ansatz zufolge schützen weder Wissen, noch Alter, noch Reichtum oder Gesellschaftsstand vor dem Grauen, welches in dieser Welt geschieht. Jeder Mensch ist hier gleich gestellt. Andererseits könnte hier auch ein Perspektivwechsel geschehen sein. Das lyrische Ich aus der ersten Strophe wäre demnach hier der alte Mann, während das lyrische Du von zuvor zu dem lyrischen Ich geworden ist. Dafür sprächen die Worte "fange[n]" (V.4) und "pack[]e[n]" (V.11), die beide nicht gerade sanft klingen. Die Bedeutung des ersten Wortes wurde bereits geklärt. Das zweite passt dahingehend dazu, dass es allgemein mit Gewalt assoziiert wird, worin eine Jagd (s.o.) meistens mündet. Oder aber die Person hat zu viel gesehen, sodass sie nach Außen hin älter wirkt, als sie ist.
Nichts desto trotz vergeht auch der alte Mann in Verzweiflung. Neben der expliziten Erwähnung seiner "Angst" (V.13) wird auch das Bild der blutigen Tränen (vgl. V.13) gezeichnet. Blut an sich ist seit jeher ein Symbol für das Leben, gemeinhin wird es auch als "Lebenssaft" bezeichnet. Es steht zudem auch für die Verbundenheit innerhalb einer Familie, wird bei Schwüren genutzt und enthält all dem zufolge im Prinzip die Essenz eines Menschen. Man sagt, das Blut beinhalte die Seele eines Menschen. Sobald Blut den Körper verlässt, verlässt ihn auch die Lebenskraft; Sowohl im metaphorischen, als auch im wörtlichen Sinne.
Im starken Kontrast zu den horror-ähnlichen Bildern des vorangegangenen Verses steht nun eine Gleichgültigkeit, die sich gleichzeitig wieder von den Geschehnissen distanziert. Frei nach dem Motto: "Gut, lass sie Panik schieben" (V.14), lass sie machen, mich als Protagonisten geht das Ganze nichts an. Das lyrische Ich erhebt sich an dieser Stelle wieder über die Masse und macht somit klar, dass es seiner Meinung nach nichts mit dem ganzen Chaos zu tun hat. Ein wenig erinnert das auch an die aktuelle Einstellung, dass alles schlechte auf der Welt einem selbst nicht passieren kann. Natürlich werden Menschen ausgeraubt, aber man selbst bleibt gewiss davon verschont. Es ist bekannt, dass immer wieder aus verschiedenen Gründen Menschen getötet und misshandelt werden, aber einem selbst wird so etwas niemals wiederfahren. Und wie selbstverständlich gibt es einen ganzen Kontinent aus Plastikmüll, aber das hat bestimmt nichts mit dem eigenen Verbrauch zu tun. Es ist inzwischen normal, dass sich jedes Individuum über die Masse erhebt, indem es denkt, von allem Bösen verschont zu bleiben. So anscheinend auch das lyrische Ich in dieser Geschichte.
Oder vielleicht auch nicht? Direkt danach spricht es nämlich wieder von einem "wir" (V.15). Vielleicht sind damit die Menschenmassen gemeint, vielleicht aber auch nur das lyrische Ich und das Du. So genau wird das hier nicht klar. Dafür wird aber eine weitere Komponente der allgemeinen Panik präsentiert: Die Menschen sind "hypnotisiert von oben" (V.15), was gleich zwei Dinge deutlich werden lässt. Erstens, es gibt keine Kontrolle mehr über einen selbst. Dem allgemeinen Verständnis zufolge wird man bei einer Hypnose zu einer nahezu willenlosen Puppe, die ohne zu hinterfragen alles tut, was der/die Hypnotiseur*in ihr aufträgt. Realistisch gesehen sieht das Ganze etwas anders aus. Tatsächlich ist man bei einer Hypnose wach und kann klar denken, befindet sich aber in einem Zustand tiefster Entspannung. Das erlaubt es einem, mit seinem Unterbewusstsein in Kontakt zu treten. Das Ganze geht so weit, dass Hypnose bei Zeugenbefragungen angewandt wird, da man in diesem Zustand viel klarer auf Erinnerungen zugreifen kann, oder dass teilweise Operationen ohne Schmerzmittel durchgeführt werden können. Die Frage ist nur, was hier gemeint ist: Entweder haben wir hier eine Horde willenloser Hüllen, oder das genaue Gegenteil, nämlich Menschen, die sich auf sehr klare Weise mit sich selbst befassen können.
Die zweite Komponente, die hier angerissen wird, ist das "oben" (V.15), das in jedem der zuvor genannten Interpretationsmöglichkeiten Macht über das lyrische Ich und seine Mitmenschen hat. In dem Vers wird nur eine Richtung beschrieben, was genau sich dort befindet, ist wieder dem Geist des Hörers überlassen. Es könnte sich um etwas kosmisches handeln, das Universum oder einen Gott, um eine Staatsgewalt, einen König, oder - Darauf komme ich später noch zurück - um Bomben (vgl. V. 25), die vom Himmel fallen. Es wird hier also beschrieben, dass ganze Menschenmengen gebannt sind von einem Ereignis, welches nicht in ihrer Hand liegt.
Gleichzeitig wird nocheinmal betont, dass sich die Menschen in Hektik befinden: Sie haben "keine Zeit" (V.15,16). Es wird wieder eine Diskrepanz deutlich, die bei genauerem Betrachten häufiger in dem gesamten Text auftritt. Einerseits gibt es eine große Panik, Schrecken, "Angst" (V.16), mit der sich allerdings scheinbar niemand beschäftigen will, dafür aber mit der "Liebe" (V.16), die allerdings wesentlich mehr Zeit und Ruhe einfordert, als vorhanden ist. Das könnte auf eine Lebensphilosophie zurückzuführen sein, die sich maßgeblich mit den positiven Aspekten des Lebens beschäftigt, gerade in schwierigen Zeiten, um bloß nicht die Hoffnung zu verlieren.
Es folgt die zweite Bridge, deren erste zwei Verse denen der ersten Bridge gleichen (vgl. 17=7, 18=8). Die zweite Hälte dieser Bridge wirkt aber wesentlich endgültiger als noch die Zeilen zuvor. Zunächst wird festgestellt, dass "Worte [...] jetzt wertlos" (V.19) sind, was ein dezenter Hinweis auf die berühmten Worte "Der Worte sind genug gewechselt / Lasst nun endlich Taten seh'n" aus Goethes Faust darstellt. Im Endeffekt bedeuten diese Worte genau das, was auch da steht: Wörter allein sind nichts wert, solange man ihnen nicht auch Taten anfügt. Und dieser Punkt scheint in der Geschichte längst überschritten worden zu sein. Kein Wort könnte noch etwas bewegen, stattdessen müssen Handlungen für sich sprechen können.
Unterstrichen wird das von der letzten Zeile der Bridge. Wenn es "keinen Weg zurück" (V.20) gibt, hilft nur noch die Flucht nach vorn. Es wird eine irreversible Handlung beschrieben, wie sie auch in unserer Realität mehrfach stattgefunden hat und auch gerade wieder stattfindet. Das aktuell wohl bekannteste Beispiel ist der Klimawandel, aber auch die Atomkatastrophen in Nagasaki und Hiroshima oder die halbbewusste Vernichtung ganzer Städte passen in dieses Schema. Von den bereits vergangenen Fällen wissen wir, dass meist ein Katastrophengebiet zurück bleibt, welches nicht mehr bewohnbar ist - Zumindest nicht so, wie es ursprünglich einmal war. Womöglich ist dieser Vers also eine Anmerkung zu dem Ursprung von all dem Schrecken: Ein irreversibles Ereignis, welches nicht mehr umzukehren ist, welches die Menschen dazu zwingt, "dem Tod gegenüber zu stehen" (V.29), Angst und Schrecken zu durchleben, oder nach vorne zu blicken. Dies ist zugleich auch der Abschluss des letzten Teils vor dem Refrain, zu welchem durch ein einzelner, dazwischen geschobener Vers übergeleitet wird.
Dieser erschafft wieder das Gefühl von Distanz, indem alles als "show" (V.21) bezeichnet wird. Einerseits könnte dies eine direkte Ansprache an den Hörer sein, für den tatsächlich alles einem Theaterstück gleicht. Oder dies hier ist wieder eine Feststellung nach dem Motto: Kann man nichts tun, so muss man sich auch keine Sorgen machen. Die Aufforderung könnte das lyrische Ich an das Du stellen und damit seine Philosophie weitergeben. Da sie nichts an allem ändern können, können sie sich genau so gut auch zurück lehnen, sich "entspann[en und] genieß[en]" (V.21), was noch übrig ist. Durch die besondere Betonung dieses Verses hat er zudem eine spezielle Stellung, die berücksichtigt werden sollte.
An diesem Punkt sollte bereits klar geworden sein, dass in dem Text positive und negative Aspekte miteinander verflochten werden. So wird ständig von "Angst" (V. 13, 16, vgl. V.5), "Panik" (V.14) und dem Ende der Welt (vgl. V.10, 22) gesprochen, gleichzeitig aber auch von "Liebe" (V.16), Freude (vgl. V. 9, 24) und Sanftheit (vgl. V.3, 12, 29, 30). Deutlich wird das auch im Refrain, der prächtige Bilder nutzt, hinter denen sich aber etwas Furchtbares verbirgt.
Die "Apokalypse" (V.22) wird freudig begrüßt, was sehr deutlich die Freude über den Untergang ausdrückt. Vielleicht ist bisher bereits so viel passiert, dass eine Art Resignation eingesetzt hat, die den Untergang der Welt als einzigen Ausweg präsentiert. Ein wenig wie ein schlechter Film, den man sich aus Prinzip angucken muss, aber am Ende froh ist, wenn er endlich vorbei ist. Dieses Bild der Euphorie wird fortgesetzt durch das Bild des "tanzen[s]" (V.23) und durch die Verwandlung des "Albtraum[s der Realität] in Vergnügen" (V.24).
Die letzten zwei Verse des Refrains wiederholen sich, was für eine Anhäufung des Beschriebenen steht und die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Es wird von "schneiende[m] Feuer und regnende[n] Sterne[n]" (v.25f) gesprochen. Beides beschreibt eine Bewegung vom Himmel auf die Erde, beides bedient sich einem natürlichen Vorgang, der mit Wasser zu tun hat. Im Kontrast dazu steht das Feuer, welches allgemein sowohl für Hitze und Gefahr als auch für Wärme und Sicherheit steht, und die Sterne, die ein Symbol der Hoffnung und der Orientierung sind. Aus der wortwörlichen Sicht sind diese Bilder also Metaphern für den Verlust von Orientierung und eine unkontrollierbare Gefahr stehen.
Gleichzeitig sind dies hübsche Umschreibungen für etwas sehr reales. Asche von großen Bränden wirkt teilweise wie grauer Schnee, was hier als "schneiendes Feuer" (V.25f) zusammengefasst wurde. Herabfallende Bomben wirken aus der Ferne wie Sternschnuppen, und wenn sie regnen bedeutet das, dass die Bomben zu hunderten auf die Erde fallen. Mit diesem Hintergedanken muss den "regnende[n] Sterne[n]" (V.25f) ausgewichen werden. Es verleiht dem zuvor erwähnten "Tanz[]" (V.23) einen bitteren Nebengeschmack, wenn man bedenkt, dass er lediglich zum Überleben dient.
Der Refrain ist also voller Euphorie und Schönheit, die lediglich dazu dient, das Grauen zu überspielen. Darauf folgt die dritte Strophe, die etwas schwieriger zu interpretieren war.
Der "Horizont" (V.27) ist allgemein ein Sinnbild für den menschlichen Verstand und das Wissen, über welches er verfügt. Erweitert man seinen Horizont, so erschließt man sich neue Themengebiete. Und doch kann man den Horizont niemals ganz erreichen, da er sich weiter entfernt, je weiter man auf ihn zukommt. Er beschreibt die Grenze zwischen dem Himmel und der Erde, oder symbolisch gesprochen, zwischen allem Himmlischen und allem Irdischen. Letzteres deutet wieder eine höhere Macht an, die über die Menschen regiert (vgl. V. 15). Durch die Formulierung ist aber anzunehmen, dass das lyrische Ich und seine Mitmenschen sich genau auf dem Horizont befinden, also zwischen Erde und Himmel, zwischen dem festen Boden unter den Füßen und einem schwebenden Zustand, zwischen Leben und Tod.
Dass die Menschen sich auf der Schwelle zum Tod befinden, wird auch in den nächsten Versen bestätigt. Die Aufschläge der Bomben werden als "Donnerschläge" (V.28) bezeichnet, was sie einer angsteinflößenden Naturgewalt gleichsetzt. Dass sie mit dem Wörtchen "blau-silber" (V.28) beschrieben werden, was allgemein mit Modernem und Metall verbunden wird, dient hier nur als weitere Bestätigung, dass es sich um Bomben handeln könnte.
Direkt daneben steht eine weitere schöne Umschreibung: Der Atem der Personen wird gestohlen (vgl. V. 28). Einerseits steht das für das überraschte Anhalten von Luft, das manchmal vor Erstaunen eintritt, wie bei fantastischen Vorstellungen. Andererseits kann das auch wortwörtlich genommen werden, was bedeuten würde, dass hier ganz viele Menschen auf einmal sterben.
Dieser Tod wird aber nicht als schlecht wahrgenommen. Im Gegenteil, ihm zu begegnen, wird als "warme Umarmung" (V. 29) beschrieben. Hier spricht eine Erleichterung aus den Zeilen, vielleicht darüber, dass alles jetzt vorbei ist, so wie es bereits früher angedeutet wurde (vgl. V. 9).
Als nächstes wird von einem "süßen Trotz" (V.30) gesprochen. Das wirkt ein wenig kontextlos, denn wogegen wird getrotzt? Gegen den Tod, indem man sich weigert zu sterben? Gegen das Leben, indem man wie zuvor beschrieben den Tod willkommen heißt? Gegen die Obrigkeit, die ebenfalls immer wieder angedeutet wird? Oder gegen die gesamte Situation, indem man sich komplett daraus zieht, was ebenfalls schon öfter gezeigt wurde? Das lässt sich aus diesem Vers nicht genau sagen. Wir wissen nur, dass irgendwo eine seichte Rebellion stattfindet. Dafür steht mit Sicherheit fest, dass dieser Trotz ein angenehmer Aspekt ist, der gerne beibehalten werden will, zumal er als "süß[]" (V.30) bezeichnet wird.
Danach wird es ein wenig chaotisch, was die Interpretationsmöglichkeiten angeht. "Augen entzünden sich" (V.31) im feuerähnlichen Sinne eigentlich nie. Denkbar wäre, dass die Tränenflüssigkeit aufgrund der enormen Hitze nach einem Bombeneinschlag zu verdampfen beginnt, obwohl das schon viel zu präzise ist. Aufgrund des ebenfalls durch den Bombeneinschlag entstehenden "Rauch" (V.31) könnten die Augen auch anfangen zu Tränen, was allerdings mit dieser Formulierung etwas weit hergeholt ist. Eine weitere erdenkliche Möglichkeit ist eine Metapher für ein auflodern der Seele, welches durch die Augen nach außen dringt. In all dem Chaos trifft das lyrische Du einen Entschluss. Oder aber die Augen verbrennen ganz, was für das Verbrennen der Seele und den sicheren Tod steht. Das wäre wieder eine schöne schöne Umschreibung für etwas Grauenvolles, was an dieser Stelle auch die Liebesgeschichte, die angedeutet wurde, jäh zu ende bringt.
Dieses Entzünden der Augen (vgl. V. 31) wird mit "Diamanten im Blutmond" (V.32) verglichen. Diamant ist wissenschaftlich gesehen das härteste bekannte Material, welches sich unter hohem Druck aus Kohlenstoff zusammensetzt. Zudem wird er von Menschen als unheimlich schön wahrgenommen und besitzt einen hohen Wert. Dasselbe kann man also auch über das lyrische Du, oder besser über die Rebellion des lyrischen Du's sagen: Unter hohem Druck entstanden, wunderschön und wertvoll. Diese Beschreibung strahlt im "Blutmond" (V.32) nur noch heller, da dieser in verschiedenen Religionen und Glaubensrichtungen als böses Omen gilt.
Damit schließt sich der massivste Teil des Textes. Es folgt im Lied wieder eine Bridge, deren ersten zwei Verse keine erneute Interpretation bedarfen. Dafür ist hier ein Bezug zur zweiten Strophe zu finden: Während es dort noch hieß, dass es "keine Zeit" (V.15f) gibt, wird hier ein Bild von Ruhe geschaffen. Um es auf den Punkt zu bringen, wird hier gesagt, dass die verbleibende Zeit wertvoll ist und genossen werden will, am Besten mit dem/der Liebsten (vgl. V. 35f).
Bei der letzten Bridge werden interessanterweise die ersten Zwei Verse ausgelassen, die bis jetzt immer wieder wiederholt worden sind, obwohl genug Platz dazu da ist. Es ist eine endgültige Aussage zu der Situation, eine endgültige Einstellung. Es besteht "kein Grund, Reue aufzulisten" (V.39). Egal was bisher geschehen ist, es ist egal. Und "es gibt keinen Weg zurück" (V.40), was eine Wiederholung aus der zweiten Bridge ist. Dies ist ein klarer Blick nach Vorne. Es ist egal, was hinter einem liegt, wichtig ist allein das jetzt und die Zukunft. Der Refrain folgt ein letztes Mal und er wirkt fast wie eine verdrossene Kampfansage, bevor das Lied kurz danach endet.