Die Vorgaben:
"Schreibe eine Kurzgeschichte, mit vielen Dialogen, sodass es stark an ein dialogbasiertes Drama erinnert, vergesse aber nicht die Umgebung, etc. gerne als Symbolik/Metapher einzubauen.
Arbeite dabei Elemente aus der griechischen Antike und dem Genre Sci-Fi ein.
Sei dabei gerne wild, denn es sollen humoristische Züge entstehen, allerdings, soll im Drama mindestens ein lebendiger Charakter eine philosophische Debatte führt. Versteckt hinter einer nahezu lächerlichen Aufmache, steckt ein ernstes Thema.
Kein Wortlimit, kein Zeitlimit - ich hoffe, die Challenge ist angemessen."
~ Luan T. Nexi
Das Ergebnis:
In der Kneipe zur Blauen Vorstellung …
„Hey, Leute. Was geht?“
„Yoh, Witzgensteen! Na endlich!“
„Wieso das lange Gesicht, Kumpel?“
„Komm und setz dich. Und ihr beide, lasst den Mann doch erstmal ankommen.“
„Kellner? Yoh, noch ein Bier – nein, machense vier draus!“
„Jetzt erzähl schon, Mann!“
„Danke, Pi’thathagoras, ich gebs dir gleich wieder.“
„Alter, lass stecken. Die Runde geht auf mich. … Yoh, und jetzt sag schon, was haste? Lass dir doch nicht jedes Wort ausser Nase ziehen.“
„Hört mal, Freunde, wenn Witzgensteen es nicht sagen will …“
„Schon gut, So/<rates. Is aber keine schöne Geschichte. Wenn ihr lieber saufen wollt …“
„Allteeer? Wozu sind Kumpel denn da, hm? Genau, zum Aufmuntern. Also erzähl, was brennt dir auf der Seele?“
„Wie gesagt, nur, wenn du möchtest, aber wir sind immer für dich da.“
„Yoh, Senn_hÄcker, das klingt voll gay!“
„Fresse, Mann! Unser Kumpel braucht Hilfe, kapiert? Und So/<rates ist der, der gay klingt, kapiert?“
„Schwulsein ist übrigens längst keine Beleidigung mehr …“
„Okay, Leute, also … Meine Frau hat mich gerad vor die Tür gesetzt.“
„Alter, was? Nicht dein Ernst.“
„Was haste getan, einmal zu spät nach Hause gekommen?“
„Und jetzt sitzt du auf der Straße, muss man das so verstehen?“
„Leute, Leute, lasst mich bitte ausreden! Es ist sogar noch schlimmer. Sie droht mit Klage und allem, und die Kleinen darf ich wohl auch nie mehr sehen.“
„Alteeer!“
„Heftig, Kumpel. Aber … wieso?“
„Naja, das ist irgendwie peinlich, Leute, aber … ich verstehs. Ihr wisst ja, dass ich gerne mal im Casino und so … und letztens hatte ich sehr viel da verloren. Einfach so, hab’s kaum mitbekommen.“
„Und das Frauchen hats gemerkt, wie?“
„Noch nicht. Leute, ich … ich hab ihr Geld gestohlen. Nur eins fünf, um die Verluste wieder reinzukriegen.“
„Haste nicht!“
„Das war … nicht so geil, Kumpel.“
„Ihr solltet doch wissen, dass Stehlen und Lügen niemals ein Weg ist …“
(3x) „Klappe, So/<rates!“
„Leute – ich weiß das alles ja! Ich wollte es auch nicht! Außerdem hab ich‘s zurückgebracht, nachdem ich ein paar Mal gewonnen hatte, aber da wars dann auch schon zu spät. Sie hats gemerkt und war fuchsteufelswild.“
„Heftig, Kumpel … Ah, da ist das Bier.“
„Hier.“
„So/<rates, was zur Hölle machst du da?!“
„Ich gebe Trinkgeld, Senn_hÄcker. Das nennt sich Höflichkeit.“
„Yoh, So/<rates, das is ‘n Roboter. Die brauchen kein Trinkgeld.“
„Pi’thathagoras, die Höflichkeit gebietet -“
„Kumpel, lasst ma stecken jetzt ihr beide. Witzgensteen … hast du dich entschuldigt?“
„Ja, so mehr oder weniger.“
„Was soll das denn jetzt heißen?“
„Ich … es war alles so seltsam. Ich hab mich gefühlt wie fremdgesteuert. Wie einer von den Roboter. Sowohl als ich das Geld genommen habe als auch später. Und im Casino sowieso. Als hätte ich nichts dagegen tun können, dass ich jetzt alles verloren habe. Wisst ihr, was ich meine?“
„Ich denke, ich verstehe … *lacht* Pi, Senn, ihr schaut wie zwei Autos. Lasst es mich erklären … Unser guter Freund Witzgensteen fühlte sich genau wie … wie die freundliche Roboterdame, die uns eben unser Bier brachte. Und wenn man es genau betrachtet – woher wissen wir, dass zwischen uns und den Robotern überhaupt ein Unterschied besteht?“
„A-Alter?! Guck doch hin! Fleisch und Blut – Metall und Drähte! Wie kann man das verwechseln?!“
„Da muss ich dir rechtgeben, Kumpel - Was zur Hölle, So/<rates?“
„Woher wollen wir denn wissen, dass wir nicht genau wie die Roboter sind, statt von Nullen und Einsen befehligt von Naturgesetzen und der Wahrscheinlichkeit? Könnt ihr mir beweisen, dass – Ihh. HEY! Sagt mal, spinnt ihr? Das Hemd war neu!“
„Yoh, Alter … das Bier war auch nicht eben billig, Senn_hÄcker.“
An einem anderen Tisch, wo eine Pokerrunde zusammensitzt …
„Huch!“
„Was haste, Freier Wille? Schlechte Karten?“
„Oder wieder Rücken?“
„Nein, nein, weder noch. Nur so ein Gefühl … ich glaube, mich hat gerade wieder jemand angezweifelt.“
„Jepp. Hähäh.“
„Verdammt, Determinismus, dir wisch ich dein hämisches Grinsen noch aus dem Gesicht!“
„Bleib sitzen man, ihr könnt euch doch nicht schon wieder prügeln. Aber wirklich mal, Determinismus: Erst so scheinheilig fragen, und dann das. Dabei könnt ihr beide froh sein, dass man sich noch mit euch befasst. Beide, sagte ich, Freier Wille!“
„Och, du bist ein echter Spielverderber, Höhlengleichnis!“
„Lasst uns weitermachen. Wer ist dran?“