Seltsamerweise verspüre ich keine Angst, als die kalte Hand aus der tiefen schwarzen Masse die meine packt.
Oder interpretiere ich mein Herz etwa falsch?
Zwar hämmert es wie verrückt, doch ich könnte schwören, dass das Gefühl, das durch meine Adern vibriert, pure erregende Neugier ist.
Einen Moment lang ist alles wie eingefroren, und meine Gedanken überschlagen sich so sehr, dass nicht mal ich sie mehr klar vernehmen kann.
Dann höre ich sanftes Plätschern. Etwas rührt sich im Wasser. Die fremde Hand streicht über meinen Arm hinauf.
Obwohl ich mir sicher bin, dass es sich um eine Hand handeln muss, so fühlt diese sich doch seltsam unmenschlich an. Sie ist hart und knochig, und doch ist ihre Berührung samtig, feucht und sonderbar angenehm. Ich fühle scharfe Fingernägel, fast wie Klauen, die über meine Haut streifen und mich erregt erschaudern lassen.
Voll hungriger Neugier erkundet die Hand die Wärme meines Körpers. Dabei hinterlässt sie Spuren voll befremdlicher, nicht vollständig Wasser gleichender Feuchtigkeit.
Trotz meiner brennenden Neugier verbleibe ich in meiner Position. Blicke weiter hinauf in das endlose Sternenmeer.
Als wäre ich in Trance, lasse ich die rätselhaften Berührungen einfach mit mir geschehen, während mein inneres Auge mir mein eigenes kleines Kino auf die große, schwarze, sternenbesetzte Leinwand projeziert. Ich fantasiere von leuchtenden Funkenspiralen, Lichtgestalten, sternenbesetzter Haut...
Ganz verdurstet nach meiner Wärme wandert die Hand begierig über meinen Arm herauf und hinterlässt weiter überall diese seltsame, wohlige Feuchtigkeit. Leises Plätschern verrät mir, dass die fremde Gestalt sich bewegt, aufrichtet.
Mein Herz schlägt unglaublich fest - als wolle es sich aus meiner Brust entreißen und der mysteriösen Gestalt entgegenhüpfen.
Kalte Tropfen fallen auf mich und hinterlassen eine Gänsehaut auf mir. Mein Körper erzittert und vergeht in Wohlgefallen. Wie ferngesteuert bilde ich ein Hohlkreuz und räkle mich in die Richtung, aus der die erfrischenden Tropfen kommen.
Dann spüre ich eine zweite, kalte, unmenschliche Hand auf meinem Bauch landen.
Die mysteriösen Finger beginnen, zu wandern. Sie liebkosen meine Haut, doch mir ist, als würden sie durch meine leibliche Hülle hindurch auch meinen Geist erfassen.
Sie gleiten über meine Seiten, meine Brüste, meinen Bauch. Der Wind streicht wieder über meinen Körper, und die Feuchtigkeit auf meiner Haut heißt ihn willkommen.
Fiebrig winde ich mich. Ich möchte nichts lieber, als diese schöne Gestalt zu betrachten, die Liebkosungen zu erwidern. Doch es ist, als würde sie es mir nicht erlauben - wie unter einem starken Bann ist mein Blick an den Himmel geheftet.
Zwischen meinen Beinen bahnt sich ein wohliges Pochen an - ich möchte mehr. Die mysteriösen Hände streichen gekonnt über meinen Bauch, meine Hüften, die Innenseiten meiner inzwischen weit auseinanderbewegten Schenkel...
Mein Körper windet sich unter den verlangenden Liebkosungen, ganz meiner Kontrolle entzogen. Mein Rücken bäumt sich auf, mein Becken verlangt nach mehr.
Aber so nahe die Hände auch kommen, Erlösung bieten sie mir nicht. So sehr meine Hüften auch betteln und mein Rücken sich wölbt, es bleibt bei den intensiven Erkundungen meiner Haut.
Und trotz alledem ist die Empfindung so intensiv, dass ich meine, einen Moment lang das Bewusstsein zu verlieren.
Als ich wieder zu mir komme, ist mein Atem noch immer schwer, mein Kopf liegt in meinem Nacken, meine Augen sind genießerisch geschlossen.
Ich meine, etwas über meine Lippen streichen zu spüren und kurz darauf stelle ich fest, dass ich mich wieder bewegen kann.
Dann höre ich ein Plätschern.
Ich reiße die Augen auf, sehe mich schnell um - doch alles liegt in der Schwärze der Nacht verborgen.
Als ich an mir herunterblicke, entflieht mir ein erstauntes Keuchen: Die Spuren, die die Hand auf meinem Körper hinterlassen hat, leuchten, funkeln und glitzern auf meiner Haut wie flüssiger Sternenstaub.
Ich richte mich auf, umfasse meinen Oberkörper mit meinen Armen und versuche, in der Dunkelheit um mich herum etwas zu erkennen.
Ich fühle mich, als hätte ich in den Sternen gebadet.