Du sitzt am Küchentisch und schlürfst deine Suppe. Es musste heute unbedingt Suppe sein, obwohl es draußen schwül und feucht ist und die meisten Menschen in der Sonne sitzen und Eis essen. Die Rollläden hast du fast ganz herunter gelassen.
Immer wieder tauchst du deinen Löffel in die Fettaugen, die an ihrer Oberfläche schwimmen. Ab und zu fischst du ein Stück weißlichen Fisch heraus und kaust emotionslos darauf herum. Du merkst gar nicht, dass ich dich dabei beobachte, wie du die Gräten ausspuckst und sie an den Tellerrand legst. Eine neben die andere. "Warum isst du nicht?" Eigentlich ist das keine Frage sondern vielmehr eine Aufforderung. "Gleich," sage ich und hole mir einen Teller. Ich weiss jetzt schon, dass ich die Suppe nicht herunterkriegen werde. "Ich glaube ich mache mir lieber ein Brot." Du zuckst unbeteiligt mit den Achseln. Solange ich hier bin, wo du mich sehen kannst, ist es dir egal was ich mache. Ich hole mir einen Teller und ein Messer und setze mich zurück an den Tisch. Dir rinnt ein wenig von der Suppe das Kinn herunter, aber du wischst sie nicht weg. Dein Gesicht ist rot und fleckig, deine Augen dunkel und leblos und ich denke nur, wie hässlich du gerade aussiehst. "Iss jetzt," sagst du. Ich bedecke die Scheibe Brot mit einer Schicht Butter, so dünn, wie der Schweißfilm auf deiner Stirn. Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie du dir deine fettigen Haare aus dem Gesicht streichst und danach mit der gleichen Hand nach dem Brot greifst. Ich muss mich zusammenreissen, nicht zu würgen. Alles an dir ekelt mich an. Die Art wie du dein Essen anschaust, so gierig und trotzdem lieblos. Genau so, wie du mich ansiehst. Dein verlebtes Gesicht, gezeichnet von vielen Nächten ohne Schlaf und Freude. Und deine Art, die ganze Welt zu verabscheuen und auszuschließen, indem du nichts und niemanden an dich heranlässt und mich dazu zwingst es dir gleich zu tun.
Auf einmal schaust du mich an, mit großen Augen und dem Suppenfleck auf deinem T-Shirt. Ich bin mir sicher, dass du den ganzen Hass auf meinem Gesicht sehen kannst, aber anstatt auf meinen Teller zu schauen, wie ich es sonst immer tue, sehe ich dir direkt in die Augen. Deine Augenbrauen zucken leicht nach oben und dein Mund verzieht sich zu einem skeptischen Lächeln. Du glaubst zu wissen, was jetzt kommt. Eine Entschuldigung, dass ich deine Suppe verschmäht habe. Und den Tag draußen verbringen wollte. Und dafür, dass ich dir ständig so viel Ärger mache. Aber du hast keine Ahnung.
Ich nehme das Messer in die Hand und wische die schmierigen Butterreste sorgfältig mit dem Küchentuch ab. Warum du mir immer die Steak Messer übrig lassen muss, mit denen man so schlecht Brote schmieren kann ist mir ein Rätsel. Ich sehe mein Spiegelbild in der glänzenden Klinge und dann dein süffisantes Grinsen. Du grinst immer noch, als ich dir das Messer mit voller Wucht ins Herz stoße.