Für meine beste Freunde A‘, die sich immer eine Fortsetzung dieser Geschichte gewünscht hatte.
Seit dem Unfall kamen mir die Zeit wie Jahre vor. Die Sekunden wie Minuten, die Minuten wie Stunden und Stunden wie Tage.
Nach dem Unfall war er schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert worden und lag seither im Koma. Und das allerschlimmste an der Sache war, dass er mir mit letzter Kraft gesagt hatte, dass er mich liebt, bevor er bewusstlos wurde. Was, wenn er nie wieder mehr aus dem Koma aufwachen würde??
Ich besuchte ihn jeden Tag im Krankenhaus und heute kauerte ich auf einem Stuhl und starrte Löcher in die Wand. Die Krankenschwester kam, musterte mich mit einem bemitleidendem Blick und sagte: „Sie können für 5 Minuten zu ihm hineingehen.“ „Danke“, murmelte ich, taumelte zur Tür und trat ins Zimmer ein. Und da lag er in seinem Bettchen. Sterbekäsebleich im Gesicht, an Schläuche angeschlossen, mit geschlossenen Augen, doch auch in seinem Zustand sah er immer noch wunderschön aus. Die Tränen kamen mir bei seinem Anblick hoch und ich musste einen Schrei unterdrücken. Ich stürzte zu seiner Bettkante und umklammerte seine kalte Hand. „Du darfst nicht sterben. Ich liebe dich, mehr auf alles andere auf der Welt. Ohne dich würde die Welt nur noch grau sein und was soll ich nur ohne dich tun. Du bist eine der wichtigsten Personen in meinem Leben!“ Doch keine Antwort folgte. „Du darfst mich nicht verlassen“, ich wuschelte durch seinen vollen Haarschopf und umarmte ihm so gut es ging. „Nicht jetzt, du bist zu jung für zum Sterben…“
Die Tränen liefen mir über dich Wange, als ich mich zu ihm beugte, und sie tropften ihm auf seine Haut. „Erinnerst du dich, was für eine tolle Zeit wir zusammen hatten?“, flüsterte ich in sein Ohr. „Wir haben uns stundenlang über irgendeinen Schwachsinn unterhalten, der dann doch irgendwie Sinn ergab. Wir haben uns sogar unterhalten was wir nachts träumen und wie tolle es wäre, wenn die Sterne vom Himmel regnen würden.“ Ich machte eine Pause und holte tief Luft. „Und als du mich mit deinem Getue verletzt hattest, war es, als wäre in meine Herz ein Loch entstanden. Ich habe jede Nacht geheult und als ich dich dann am nächsten Morgen sah, hätte ich dich immer gerne umarmt und einfach die ganze Wahrheit ins Gesicht gesagt, dass ich dich liebe. Aber ich traute mich nicht. Ich konnte nicht über meinen Schatten springen“ Wieder kam keine Reaktion und daraufhin drückte ich mich noch einmal ganz fest gegen seinen Körper.
Die Tür wurde geöffnet und die Krankenschwester teilte mir mit einem Kofnicken, dass meine Besuchszeit um war. Ich nickte ihr zu, stand auf, warf ihm noch einen traurigen Blick zu und ging, oder besser gesagt, ich stürzte weinend aus dem Krankhaus.
Draussen regnete es in Strömen. Aber ich bemerkte ihn nicht einmal. Ich rannte, wollte irgendwie weg von ihm. Sein Anblick hatte mich nur noch mehr gekränkt. Ich sprang über Pfützen und überquerte einen Friedhof. Bei dem Gedanken, dass vielleicht bald hier jemand anderes unter der Erde liegen würde, brach mir das Herz. Ich fixierte den Ausgang des Friedhofes und schloss die Augen, damit ich die Grabsteine länger sehen musste.
Mein Handy vibrierte in der Hosentasche und ich mir stockte der Atem. Mit zitternden Händen nahm ich das Handy aus der Hosentasche und starrte auf dem Display. Es war ein SMS.
Dreh dich mal um!
Ich wirbelte um die eigene Achse und traute meinen Augen nicht.
Am anderen Ende des Friedhofes stand er!
Er setzte sein schönstes Lächeln auf und kam mir mit seinem typischen coolen Gang entgegen. Ich konnte mich nicht länger zurückhalten und stürmte los. Er öffnete seine Arme und schloss mich mit seinen Armen ein und drückte mich fest gegen seinen Körper. „Alles wahr, was du mir vorher gesagt hast?“ „Alles“, murmelte ich und wollte ihn nie wieder los lassen.