„So muss sich Harry die ersten Jahre seines Lebens gefühlt haben", sagte Hermine leise zu sich. Eine Woche war sie bereits bei den Malfoys in der Villa, eine Woche, die sie in einem winzigen Raum unter der Treppe im zweiten Stock verbracht hatte. Kaum mehr als eine Matratze und eine winzige Lampe passten in das kleine Kabuff, aber immerhin konnte sie bequem aufrecht darin stehen.
„Harry …"
Der Gedanke an ihren besten Freund ließ Hermine in sich zusammen sinken. Harry war tot. Sie konnte es noch immer nicht begreifen. Obwohl es bereits eine Woche her war und sie der harte Alltag in der Familie Malfoy jede Sekunde an ihre Situation erinnerte, weigerte ihr Verstand sich, den Tod ihres Freundes zu akzeptieren.
Ein leises Klingeln ließ sie aufhorchen – die Hauselfen aus der Küche gaben ihr ein Signal. Sie hatte noch etwa fünf Minuten Zeit, um in der Küche zu erscheinen und bei der Zubereitung des Frühstücks zu helfen. Schnell zog sie sich an. Sie konnte froh sein, dass sie Kleidung tragen durfte, das war ihr bewusst. Das Kleid, das sie trug, war pechschwarz und lag eng an ihrem Körper. Da es aus einem dehnbaren Material bestand, konnte sie sich dennoch bequem darin bewegen. Unter anderen Umständen hätte ihr das Kleidungsstück gefallen, doch zusammen mit der Tatsache, dass sie keine Unterhose tragen durfte und stets einen formenden BH tragen musste, war sie sich nur zu bewusst, dass das Kleid vor allem einem Zweck dienen sollte: Lustgefühle erzeugen.
Sie hatte die Blicke bemerkt, die ihr Draco zugeworfen hatte. Das Kleid erfüllte ganz offensichtlich seinen Zweck, zumindest bei dem jüngeren Malfoy. Und trotzdem hatte er sie bisher nie angerührt. Hermine war froh darüber, doch verstehen konnte sie es nicht. War sein Ekel vor Schlammblütern so groß, dass er seinen eigenen körperlichen Begierden nicht nachgeben würde? Sie seufzte.
Rasch band sie noch die kleine, blütenweiße Schürze um, dann betrat sie durch eine versteckte Tür die schmalen Korridore, die innerhalb der Mauern der Villa zur Küche führten. Wie in alten Schlössern und herrschaftlichen Anwesen der Muggle so war auch dieses Haus mit speziellen Gängen ausgestattet, die es der Dienerschaft erlaubten, unbemerkt von Raum zu Raum zu gelangen. Die Notwendigkeit dafür erschloss sich Hermine nicht – außer ihr arbeiteten hier nur Hauselfen, die auf viel bequemere Art von Ort zu Ort gelangen konnten. Aber wer weiß, was die Erbauer sich damals gedacht hatten.
„Guten Morgen, Miss!", wurde sie in der Küche von den Hauselfen begrüßt. Auch wenn sie faktisch unter diesen Wesen standen, so war es doch für einen Hauself unmöglich, einen Menschen nicht als Herren anzuerkennen. Und so bedachten zumindest die fleißigen Helferlein in der Küche Hermine noch mit Respekt. Sie wiederum brachte ihnen so viel Zuneigung und Wärme entgegen, wie sie unter den Umständen in der Lage war.
„Heute ist Sonntag! Heute isst die ganze Familie zusammen! Wir müssen viel vorbereiten!", erklärte der Hauself, der in der Küche für die Organisation zuständig war, „wasch du bitte das Obst dort ab!"
„Gerne, Twinkle!", erwiderte Hermine. Sie schob die engen Ärmel ihres Kleides hoch, band ihre Haare zusammen und stürzte sich in die Arbeit. Solange sie hier in der Küche etwas zu tun hatte, konnte sie die Realität vergessen. Obst abzuwaschen und mit Hauselfen zusammenzuarbeiten war wesentlich weniger schlimm als all die anderen Horrorszenarien, die sie sich in ihrer ersten Nacht in der Malfoy-Villa ausgemalt hatte.
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„Wünscht Ihr noch etwas Kaffee, Herr?"
Aufmerksam und konzentriert stand Hermine neben dem Frühstückstisch der Familie und versuchte, jederzeit die Wünsche ihrer Herren im Voraus zu erkennen. Sie hatte schnell gelernt, dass Ungehorsam und Unaufmerksamkeit mit Schlägen und Nahrungsentzug bestraft wurden. So sehr sie auch gegen ihren Sklavenstatus rebellieren wollte – ihr Überlebensinstinkt hatte am Ende die Oberhand gewonnen und sie hatte sich gefügt.
„Ja, schenk ein!", war die knappe Antwort des alten Malfoys. Vorsichtig schenkte Hermine den Kaffee nach und zog sich dann sofort wieder zurück. Lucius Malfoy schenkte ihr keinerlei Aufmerksamkeit und sie war froh darüber. Solange ihm nicht in den Sinn kam, sie zu terrorisieren, war sie sicher.
„Lucius …", meldete sich da seine Frau zu Wort, „warum trägt sie dieses furchtbare Kleid?"
Seufzend ließ der Herr im Haus seine Zeitung sinken und blickte seine Frau an: „Wir haben alle zusammen beraten und die Mehrheit der Todesser hat befunden, dass Frauen genau so ein Kleid tragen sollen. Mir ist es ja gleich, aber ich werde mich bestimmt nicht dem Willen des Dunklen Lords widersetzen."
„Hmm", machte Narzissa nur. Ihre Augen verengten sich, als sie ihren Blick über Hermines Körper gleiten ließ. Plötzlich wurde der jungen Hexe eiskalt: Offensichtlich sah Narzissa Malfoy in ihr eine Bedrohung. Das Kleid betonte die Weiblichkeit der Trägerin und ließ sie im besten Lichte erscheinen, es war darauf bedacht, die Aufmerksamkeit der Männer zu erregen. Natürlich gefiel das einer Ehefrau nicht. Hermine hoffte, dass Narzissa das Thema nicht weiter verfolgen würde. Immerhin hatte Lucius Malfoy in der ganzen Woche noch kein Mal gezeigt, dass er Interesse an ihrem Körper hatte. Es gab also keinen Grund für Eifersucht.
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Eiskaltes Wasser ergoss sich über Hermine. Auf dem gefliesten Boden der Küche gab es keine Möglichkeit, Halt zu finden, und so rutschte sie aus und stieß mit Gewalt gegen die Tischkante.
„Pass doch auch, tollpatschiges Ding!", fuhr Narzissa Malfoy sie an. Hasserfüllt blickte sie auf die jüngere Frau hinab, die benommen in einer großen Wasserlache lag und sich den Kopf hielt: „Wag es ja nicht nochmal, mich derart anzurempeln. Und jetzt mach das hier sofort weg, oder muss ich dir nachhelfen?"
Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte die ältere Frau sich um und marschierte aus der Küche. Zittrig richtete Hermine sich auf. Narzissa Malfoy hatte sie mit voller Absicht gerammt, als sie gerade mit einem großen Kübel kalten Wassers aus dem Hinterhof zurück in die Küche kam. Ihr Kopf schmerzte und sie konnte fühlen, wie sich eine große Beule knapp über ihrem rechten Ohr bildete.
Ihr Kleid war durchtränkt und der kalte Wind, der durch die offene Küchentür aus dem Hof hereinwehte, ließen Hermine erneut zittern. Sie musste sich abtrocknen, sonst würde sie sich den Tod holen – aber sie hatte keine Wechselkleidung. Vorsichtig blickte sie sich um. Die Hauselfen waren um diese Zeit mit Hausputz beschäftigt, sie war alleine in der Küche für den Abwasch zuständig. Narzissa Malfoy würde so schnell nicht wieder herunter kommen und die beiden Männer im Haus hatten sich noch nie in der Küche blicken lassen.
Stöhnend zog Hermine ihr Kleid und den BH aus und hängte beides über das Feuer zum Trocknen. Schwankend und mit aufsteigender Übelkeit trocknete sie erst ihren nassen Körper ab und machte sich dann daran, den Boden zu wischen. Der kühle Wind, der immer wieder hereinpfiff, ließ sie ihre Nacktheit deutlich spüren, doch im nassen Kleid wäre es noch schlimmer gewesen. Sie betete, dass nicht ausgerechnet jetzt irgendjemand in die Küche kommen würde.
„Du bettelst ja gerade drum, Schlammblut!", erklang plötzlich hinter ihr eine Stimme. Erschrocken drehte Hermine ihren Kopf zur Tür, die von der Küche hoch zu den Wohnräumen der Malfoys führte. Mit einem schmutzigen Grinsen lehnte dort Draco Malfoy und starrte sie ungeniert an. Ihre Gebete waren offensichtlich nicht erhört worden. Warum auch, in dieser Welt gab es kein Glück mehr für sie.
Schnell wollte Hermine sich aufrichten, ihre Position auf allen Vieren auf dem Boden, mit dem Rücken – und vor allem ihrem entblößten Hintern – zu Malfoy gewandt, behagte ihr nicht.
„Rühr dich nicht von der Stelle!", befahl dieser sofort. Hermines Atmung beschleunigte sich, doch sie wagte nicht, ihre Stellung zu verändern. Sie war sich nur zu bewusst, dass er einen freien Ausblick auf alles hatte, was ein Mann an einem weiblichen Körper interessant finden konnte. Sie schloss die Augen und hoffte gegen besseres Wissen, dass Malfoy einfach wieder gehen würde.
„Mir scheint", kam die Stimme von Draco von direkt hinter ihr, „meine Mutter ist nicht glücklich, dass du hier bist."
Er ging in die Hocke, beugte sich vor und griff nach ihrem Haar.
„Wie kommt es, dass meine Mutter plötzlich etwas gegen Sklaven hat? Sie liebt doch jeden anderen Hauself, den sie herumkommandieren kann!"
Ruckartig riss er an ihrer dichten Lockenmähne, ein Schmerzensschrei entfuhr ihr, als sie gewaltsam nach hinten gegen seine Brust geschleudert wurde.
„Kann es sein, dass du versuchst, meinen Vater zu verführen?", raunte Draco gefährlich leise in ihr Ohr. Die Hand, die vormals in ihren Haaren war, fasste nach ihrer Kehle und drückte zu. Seine andere Hand griff nach ihrer Brust: „Antworte mir!"
Verzweifelt rang Hermine nach Luft, doch der Griff des jungen Malfoy war zu fest, er schnürte ihr jede Atemzufuhr ab. Röchelnd wand sie sich in seinem Griff und schlug nach der Hand, die ihr Leben bedrohte.
„Oh, du kannst ja gar nicht reden. Wie dumm von mir!", meinte Malfoy leise lachend und lockerte den Griff. Für einen kurzen Augenblick massierte seine andere Hand Hermines rechte Brust, dann stieß er die wehrlose Hexe von sich und stand auf.
Verächtlich schnaubend blickte er auf Hermine herab, die keuchend nach Luft rang und am ganzen Körper zitterte: „Erbärmlich. Glaub bloß nicht, dass du meinen Vater auch nur im Mindesten interessierst!"
Kaum war Draco verschwunden, ließ Hermine ihren Tränen freien Lauf. Sie spürte noch immer seine kalte Hand auf ihrem Busen und seinen festen Griff an ihrem Hals. Bilder von dem, was er hätte mir ihr anstellen können, überschwemmten ihren Geist und ließen sie in Angst und Scham ertrinken.