Er hasste sie. Alles an ihr. Und doch war sie sein Lebensinhalt. Niemand schenkte ihm so viel Aufmerksamkeit wie sie. Sie kümmerte sich um all seine Bedürfnisse. Jene Momente, in denen sie ihn an sich heran ließ, in denen sie hemmungslosen, animalischen Sex hatten, waren für ihn die Höhepunkte seines Tages. Es war die einzige Freude, die er hatte. Sie schlug ihn, sie beleidigte ihn, sie demütigte ihn. Und dafür hasste er sie.
So wie jetzt gerade. Sie war den ganzen Morgen über barfuß durch die Räume gelaufen, ihre Füße waren richtig schwarz geworden von all dem Dreck, den sie nie zu entfernen gedachte. Und natürlich war es nun seine Aufgabe, ihre Füße zu reinigen. Vorsichtig blickte er von seiner Position auf dem Boden auf, ihren großen Zeh noch zwischen seinen Lippen. Seine Herrin hatte empfindliche Füße, es war höchst gefährlich, sie zu kitzeln. Er wollte sich Mühe geben, alles richtig zu machen.
Merlin, wie er sie hasste.
„Das machst du sehr gut, mein Lieber", säuselte sie, als sie seinen Blick bemerkte: „Wenn du fertig bist, will ich dich ordentlich belohnen. Braver Junge."
Eine Belohnung. Er wusste, womit sie ihn belohnen würde. Eifrig machte er sich daran, auch den letzten Rest von Staub und Schmutz wegzulecken. Als er schließlich fertig war und erneut zu ihr aufschaute, begegnete sie ihm mit einem Lächeln: „Oh, ich sehe, die Vorfreude hat ganze Arbeit bei dir geleistet. Sieh nur, wie hart du schon bist."
Verwundert blickte er an sich herab. Er hatte gar nicht bemerkt, wie sein Schwanz sich aufgerichtet hatte, doch nun, als sie ihn darauf ansprach, verspürte er ein beinahe schmerzhaftes Pochen. Sie hatte ihm Belohnung versprochen. Mit großen, flehenden Augen schaute er sie an.
Lachend schob sie ihre Röcke hoch. Sie trug wie immer keine Unterwäsche. Schon wollte er sich aufrichten, um sie ihr auf das Sofa zu kommen, doch sie hob herrisch die Hand: „Sitz! Du schaust erstmal zu!"
Winselnd ließ er sich zurück auf den Boden fallen. Alles in ihm schrie danach, sich in ihr zu versenken. Die Erinnerung an die unzähligen Male, die sie es schon miteinander getrieben haben, überschwemmte seinen Geist und ließ ihn erschaudern vor Erregung. Stöhnend sah er zu, wie sie sich mit ihren Fingern selbst befriedigte. Keine Sekunde ließ sie ihn dabei aus den Augen, ein wissenden Grinsen im Gesicht. Gerade, als er meinte, es nicht länger aushalten zu können, erlöste sie ihn: „Komm."
Es dauerte nur einen Wimpernschlag, da war er über ihr, spreizte ihre Beine und stieß tief in sie. Obwohl sie schon unzählige Male Sex miteinander gehabt hatten, war er doch jedes Mal aufs Neue überwältigt von dem Gefühl ihrer nassen Enge. Es fühlte sich großartig an. Er würde alle Qualen der Welt durchstehen, nur um noch einmal und immer noch ein weiteres Mal diese Lust verspüren zu können.
Bei Merlin, er liebte Bellatrix Lestrange.
oOoOoOo
Hermine blieb stehen und zwang Snape damit, es ihr gleich zu tun. Mit vor der Brust verschränkten Armen wandte sie sich ihm zu: "Man muss schon ein sehr narzisstischer Mann sein, um einer Frau, die man vergewaltigt hat, unterstellen zu können, sie sei in ihn verliebt."
Innerlich zuckte Snape zusammen - sie musste ihm nicht ins Gesicht sagen, dass er narzisstisch war, das wusste er auch ohne ihre Hilfe. Sein Gesicht hingegen wurde nur noch kälter: "Wo ist Ihre überragende Fähigkeit des Zuhörens geblieben, Miss Granger? Ich sagte nicht, dass Sie in mich verliebt sind, sondern dass sie typische Verhaltensmuster aufweisen. Und ich fragte explizit nach den Gründen, warum sie mir diese vorspielen."
Aufgebracht schnappte sie nach Luft: "Ich spiele Ihnen nichts vor! Sie sollten doch am besten wissen, dass ich Ihnen gegenüber nicht lügen kann. Sie sind es doch, der mir genau das immer vorwirft! Warum also halten Sie mich plötzlich für fähig, Ihnen etwas vorzuspielen?"
Das ließ ihn stutzen. Sie hatte Recht, bisher hatte er vielleicht nicht all ihre Handlungen durchschaut, aber eine Lüge hatte er noch immer erkannt. Er hatte in den Jahren in Hogwarts gelernt, die Mimik von Hermine Granger zu interpretieren, und das hatte sich bis zum heutigen Tag nicht verändert. Wenn sie ihm also nichts vorspielte, hatte er dann einfach ihr Verhalten missverstanden? Er war sich sehr sicher gewesen. Er räusperte sich: "Wie Sie meinen. Ich hoffe für Sie, dass Sie sich bewusst sind, welche Konsequenzen Ihr Handeln haben kann."
Hermine nickte. Schweigend setzten sie den Weg fort, bis schließlich Snape die Stille durchbrach: "Ich komme mit schlechten Neuigkeiten. Ich habe keine Lösung für unser Zauberstabproblem gefunden."
"Oh."
"Es ist mir unmöglich, einen Zauberstab für Sie zu organisieren, egal, welchen Weg ich versucht habe. Aber ohne einen Stab für Sie wird es unmöglich, den Plan in die Realität umzusetzen. Uns läuft die Zeit davon, ich habe keinen Plan B."
Überrascht schaute Hermine zu Snape auf. Sein Tonfall transportierte den winzigsten Hauch von Besorgnis, doch dass sie dies überhaupt wahrnehmen konnte, zeigte ihr deutlich, wie verzweifelt er sein musste. Die von Voldemort angesetzte Weihnachtsfeier war in weniger als zwei Wochen, das war ein enges Zeitfenster. Und leider hatte er Recht: Wenn nicht beide von ihnen einen Stab hatten, war ihr Plan zum Scheitern verurteilt. Unwillkürlich wanderten ihre Gedanken zu Lucius.
"Sir", setzte sie an, doch sofort brach sie wieder ab. Sie hatte ihm ihr Versprechen gegeben, nichts zu sagen, selbst wenn seine Sorge im Bezug auf Snape unbegründet war. Oder war sie? Konnte sie wirklich vollkommen sicher sein, dass dies alles nicht als Falle gedacht war, um über Hermine herauszufinden, auf welcher Seite Malfoy stand? Nein, ich darf gar nicht in diese Richtung denken. Ich muss Snape vertrauen, ich muss alles auf diese Karte setzen, es ist die beste, die einzige Chance, die ich habe!
"Ja, Miss Granger?", hakte Snape nach, als er bemerkte, dass sie nicht weiter sprach.
"Falls ... nur mal angenommen", begann sie vorsichtig: "Falls ich eine Möglichkeit hätte, selbst an einen Stab zu kommen. Würde das helfen?"
"Wie wollen Sie das anstellen?"
Fieberhaft dachte Hermine nach. Sie wollte Lucius nicht verraten, doch wenn sie sagte, dass sie einen möglichen Verbündeten hätte, würde Snape schnell zwei und zwei zusammen zählen können. Was sollte sie sagen?
"Ich habe versprochen, nicht zu reden", sagte sie leise: "Doch ich sehe mich nun gezwungen, dieses Versprechen zumindest teilweise zu brechen. Es hat sich mir jemand als offenbart. Eventuell ... würde er oder sie auf unserer Seite kämpfen."
Sie konnte sehen, wie Snapes Fingerknöchel weiß wurden vor Anspannung: "Was haben Sie getan, Miss Granger?"
"Ich habe nichts von Ihnen erzählt, Sir, das müssen Sie mir glauben. Er hat von ganz alleine damit angefangen. Dass er an meiner Seite sein will. Und damit auch auf meiner Seite meint."
"Hat Ihnen Lucius den Verstand aus Ihrem Hirn gevögelt?"
Entsetzt trat Hermine einen Schritt zurück: "Was?"
"Habe ich mich letzte Woche nicht deutlich ausgedrückt? Habe ich nicht unmissverständlich klar gemacht, dass Sie niemandem Glauben schenken sollten, der sich Ihnen als Verbündeter präsentiert? Wie können Sie es auch nur in Betracht ziehen ...?"
Es war das erste Mal, dass Hermine Snape so wütend erlebt hatte. Gewiss, er hatte sich schon zu Schulzeiten insbesondere Harry gegenüber aufgebracht oder genervt gezeigt, doch es war immer kontrolliert gewesen, er hatte stets nur so viel Emotionen gezeigt, wie nötig waren, um seinen Gegenüber einzuschüchtern. Das hier war etwas anderes. Vor ihr stand ein Snape, der kaum noch in der Lage war, seiner Wut Herr zu werden. Ein Snape, der nicht kalkuliert Ärger präsentierte, sondern ernsthaft aufgebracht war. Instinktiv trat sie noch einen Schritt zurück.
"Haben Sie eine Liebesbeziehung zu Lucius?"
Hermine konnte nur mit offenem Mund starren. Hart packte Snape sie an den Oberarmen und wiederholte: "Haben Sie eine Liebesbeziehung?"
"Nein!", schrie sie ihn an: "Was bilden Sie sich ein? Und was hat das hiermit zu tun?"
"Alles!", zischte er wütend: "Sehen Sie das denn nicht? Er will Sie gefügig machen, damit Sie ihm vertrauen. Sind Sie so blind?"
"Warum haben Sie sich überhaupt auf ihn eingeschossen?", gab Hermine verteidigend zurück: "Ich könnte auch von Draco reden. Oder Mrs. Malfoy!"
"Als ob Narzissa, die ihren eigenen Ehemann des Blutsverrats bezichtigt hat, sich plötzlich auf Ihre Seite stellen würde. Und Draco?", meinte Snape verächtlich: "Draco ist ein Feigling."
Entschlossen befreite sich Hermine sich aus dem festen Griff und richtete sich zu voller Größe auf: "Schön. Meinetwegen. Ja, ich sprach von Lucius Malfoy. Ich habe ihm versprochen, Ihnen nichts zu erzählen, aber hier geht es um mehr. Also. Ich glaube Mr. Malfoy wenn er sagt, dass er nicht mehr unter Sie-wissen-schon-wem leben will. Ob ich ihm vertraue, das ist eine andere Sache. Aber ich schenke ihm Glauben."
Wie erschlagen trat Snape einen Schritt zurück: "Sie ... wirklich? Wie hat er Sie dazu bekommen?"
"Lange Geschichte", erwiderte sie stur: "Fakt ist, er ist ein emotionales Wrack und das spielt er mir sicher nicht vor. Zum jetzigen Zeitpunkt würde er alles tun, um seiner Misere zu entgehen. Sehen Sie es mal aus seiner Perspektive: Seit der Sache im Ministerium ist er unten durch, am untersten Ende der Nahrungskette unter den Todessern. Seine Frau ist eine Psychopatin, sein Sohn ist ... ein Feigling!", erklärte Hermine. Sie musste schlucken, als sie so über Draco sprach, doch sie brachte es nicht über ihr Herz, auch noch ihn zu verraten: "Sie-wissen-schon-wer hat versucht, sich über Draco an ihm zu rächen. Und man mag ja über Lucius Malfoy sagen, was man will, aber er liebt seinen Sohn. Glauben Sie wirklich, er kann mit ganzem Herzen einem Mann folgen, der seinen Sohn bedroht hat?"
Sie wusste, dass all dies die Argumente waren, die auch Lucius selbst verwendet hatte, um sie von seiner Aufrichtigkeit zu überzeugen. Sie hatten gewirkt. Sie glaubte ihm, doch sie wusste nicht, ob sie darauf vertrauen konnte, dass er genug Mut aufbringen würde, sich im Falle des Falls einem Kampf auf Leben und Tod auszuliefern. Das war der Haken.
"Miss Granger", flüsterte Snape: "Ich ... ich bin am Ende."
Vor ihren Augen sackte ihr ehemaliger Tränkelehrer, Severus Snape, seines Zeichens jahrelang erfolgreicher Doppelspion, auf seine Knie und vergrub sein Gesicht in den Händen. Überfordert stand sie da und schaute auf ihn herab, ohne den einsetzenden, eiskalten Schneeregen zu bemerken.
"Sir ..."
"Das Fest ... es war unsere einzige Chance. Wer weiß, wann er sich wieder gleichzeitig mit mir in diesem Anwesen aufhalten wird? Außer Ihnen gibt es niemanden, der mir helfen kann. Niemanden. Wie können Sie ... warum? Sie haben es einfach so weggeschmissen."
Hermine wusste nicht, was sie tun sollte. Vor ihr kniete jener Mann im Dreck, der für die letzten Wochen ihr Fels in der Brandung, ihr Leuchtturm der Hoffnung gewesen war. Ein Mann, den nichts erschüttern konnte, der seit seiner Jugend die Last des Doppelspions getragen hatte, sich verstellt hatte, jene doch so schwere Aufgabe von Dumbledore ohne zu klagen übernommen hatte. Er kniete da, vollkommen regungslos, das Gesicht verborgen, und wirkte, als habe alles Leben seinen Körper verlassen.
"Ich habe es nicht weggeschmissen", flüsterte sie, doch ihre Worte schienen nicht zu ihm durchzudringen. Wie hätte sie ahnen können, dass er so auf ihre Worte reagieren würde? Oder hätte sie? Vor kurzem erst hatte sie unendliche Tränen vergossen, als ihr aufging, wie groß die Last auf seinen Schultern war und wie groß das Leid sein musste, das er in sich trug. Und sie hatte ihn bewundert dafür, dass er immer noch nicht aufgegeben hatte, dass er mit stoischer Ruhe seinen Weg ging, tat, was getan werden musste, und sich selbst für alle anderen Menschen aufopferte. Hatte sie sich nicht da schon gefragt, wie man so eine Last tragen konnte, ohne daran zu zerbrechen? Hätte ihr nicht klar sein müssen, dass ein einziger Tropfen ausreichen konnte, um das Fass zum Überlaufen zu bringen? Was sollte sie nun tun?
Zögernd ging sie in die Hocke, ohne darauf zu achten, dass dabei ihr Mantel ebenfalls dreckig wurde, stellte den Korb zur Seite und griff langsam nach seiner Hand. Erschrocken stellte sie fest, dass er eiskalt war. Langsam und vorsichtig zog sie die Hand von seinem Gesicht weg, schloss ihre beiden Hände darum und führte sie dann an ihre eigene Wange.
"Sie sind nicht alleine", flüsterte sie leise, aber entschlossen: "Sie müssen das nicht alleine tragen. Ich bin hier, an Ihrer Seite. Sehen Sie mich an."
Zu ihrer Erleichterung erwachte Snape tatsächlich aus seiner Starre und blickte ihr direkt in die Augen. So fest wie möglich sagte sie: "Vertrauen Sie mir. Ich weiß, das mag für Sie ungewohnt sein, weil Sie vermutlich seit Jahren niemandem mehr vertraut haben. Aber um Ihrer selbst Willen: Vertrauen Sie mir. Lassen Sie mich helfen."