Mein Herz ist ein Schwarzes Loch.
Laut Wikipedia "ein astronomisches Objekt, dessen Gravitation so extrem stark ist, dass aus diesem Raumbereich keine Materie und kein Lichtsignal nach außen gelangen kann ".
Mein Herz, es saugt Gefühle auf, positive Gefühle, endlos, gierig, wie ein Schlund der sich auf der Hauptverkehrsstraße meiner Emotionsautobahn häuslich eingerichtet hat, und die positiven Emotionen abzweigt, wie ein Geheimdienst meine persönlichen Mails auf Ihrem Weg über den großen Teich.
Der Rest wandert unbehelligt weiter ins Gehirn, wo fleißig verarbeitet, interpretiert, archiviert und meist unbewusst auch geschreddert wird (womit wir wieder beim Geheimdienst wären...).
"Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen", das wussten die Grimm Brothers anno dazumal schon. Logisch, dass sich diese konservativ-zuverlässige Selektionsroutine auch in meiner Schaltzentrale manifestiert hat.
Wie viel Liebe passt eigentlich in so ein Herz rein? Meist drängt sich diese Frage beim Kochen in mein Bewusstsein, uneingeladen, ohne Anzuklopfen, wie ein ungebetener Gast. Ein Gast der ungern wieder geht, da kann man noch so provokativ gähnen.
"Ziemlich viel" war meine erste Antwort, "Alles" die zweite. Woraus die Erkenntnis folgt, dass mein Herz ein Schwarzes Loch sein müsse. Wie sonst ließe sich erklären, dass es mitunter wie ein Stein in meiner Brust hängt, meinen Körper zu Boden zieht, gerade so, als wäre es schon so vieler Liebesträume Herr, dass die schiere Masse der vermeintlich leichtfüßigen Gedanken es zu unbegreiflicher Schwere führt. Und es trotzdem noch Hunger hat.
Mein Herz ist mittlerweile so schwer, dass aus diesem quasi eine eigene Gravitation hervorgeht, eine Gravitation die nur Gedanken erfasst, ein nicht zu durchbrechender Teufelskreis, sozusagen das Perpetuum Mobile der Gefühlsstaubsauger. Irgendwann kommt der Tag, an dem auf seiner Oberfläche Wetterphänomene entstehen, fürchte ich.
Nur einen Unterschied zu einem Schwarzen Loch gibt es: Sollte bei mir eine Sternenforscherin mit einem passenden Schraubendreher anrücken und den Mut besitzen, die Serviceklappe zu öffnen, wäre es ratsam für Sie, ein Surfbrett und eine Kette mit sich zu führen. Das Surfbrett, um auf der Gefühlswelle verbleiben zu können, die Kette um sich im Vorfeld zu sichern, damit die Strömung sie nicht ans andere Ende des Universums spült.
Schließen wir diesen Gedankengang. Nicht weil sein Umfang unangemessen wäre, nein, das sicher nicht. Bandbreite hat meine Emotionsautobahn mehr als genug.
Jedoch wäre alles Folgende allenfalls noch Kitsch, denn die nicht ganz so schmalzigen Gedankenfragmente wurden soeben von einem schwarzen Loch absorbiert...