Vanessa starrte ihren Beobachter an, seine bleiche Haut, das dunkle Haar, Augen in tiefen Olivgrün.
Sein Blick war voller Hass, Hass auf sie, bedrohlich und zugleich verzweifelt. Vanessa ging auf ihn zu, ihr Kopf fühlte sich leer an, ihr ganzer Körper schien gegen jeden einzelnen Schritt zu rebellieren. Und er schien sich andererseits zu ihm hingezogen zu fühlen.
"Luis, was machst du hier?", fragte sie mit dünner Stimme, als sie schließlich vor ihm stand.
"Es steht dir nicht zu mich das zu fragen, es geht dich nichts mehr an! Ich habe hier zu tun, im Auftrag meines Meisters, es hat nichts mit dir zu tun!", erwiderte er genervt.
Vanessa wollte noch etwas sagen, wurde aber zu Seite geschubst. Celles stand plötzlich vor Luis und schlug ihm mit geballter Faust ins Gesicht: "Du Dreckskerl, du Mistschwein, du Paramecium! Wie bist du wieder zu deinen Kräften gekommen? Ich dachte Finn und Church hätten dich platt gemacht!"
Saphira stellte sich neben Vanessa und blickte sie fragend an. Vanessa fühlte sich unglaublich erleichtert, mit ihren Schwestern hatte sie jetzt bei Gott nicht gerechnet, aber sie gaben ihr gerade ein wenig Halt in dieser Situation.
Luis rieb sich die Wange: "Das teuflische Trio ist wieder vereint, wie schön, da möchte man sich glatt übergeben bei so viel Zusammenhalt und Liebe!"
"Was willst du hier, und sag nicht das du zufällig her gekommen bist, als Mensch!", fragte Saphira streng.
Luis lachte: "Ich wollte nach etwas Verlorenem suchen, keine Sorge Vanessa, nicht nach dir! Du bist mir egal, für dich empfinde ich nichts als Hass! Und trotzdem ist meine Aufgabe immer wieder mit dir verbunden, ein Jammer!"
Vanessas Atem stockte, sie konnte nicht fassen, dass die Person, die sie bis vor einem Jahr noch geliebt hatte, solche Dinge zu ihr sagte. Grinsend, als er sah wie sehr Vanessa seine Worte schmerzten, holte er zum nächsten Schlag aus: "Du bist das Schlimmste, was mir in meinem Leben passiert ist. Vanessa, du hast mir alles genommen, mein Leben zerstört und mir mein Herz heraus gerissen! Aber der Meister sagt mein Hass darf mich nicht leiten, ich habe noch eine Aufgabe zu erfüllen bevor ich in die hohen Himmel zurückkehre!"
Celles verpasste ihm einen weiteren Schlag ins Gesicht: "Denkst du wirklich das wir uns diesen Mist weiter anhören? Du hast ihr Leben zerstört, und sie baut es gerade wieder auf! Hol dir deine Dosis Mitleid wo anders, falsche Adresse! Dein Gerede von einem Meister, du willst uns doch nur verwirren!"
Luis starrte sie hasserfüllt an, dann wandte er sich wieder Vanessa zu.
Vanessa konnte dieses flaue Gefühl in ihrem Magen nicht fassen als Luis sie anstarrte.
Sie hatte gehofft, über ihn hinweg zu sein, nach ihrer letzten Begegnung im Limbus.
Jetzt wusste sie, dass dies funktioniert hatte.
Bis zu dem Moment wo er vor ihr stand.
"Luis, wie kannst du hier sein? Church hat dir deine Kräfte und Erinnerungen genommen! Wieso? Wer ist dieser Meister?", fragte sie, schockiert wie erbärmlich liebevoll ihr diese Worte entglitten. Luis Augen verloren den Hass, Vanessa glaubte eine tiefe Verzweiflung in ihnen zu erkennen.
Er wandte sich von ihnen ab und verschwand in der Masse, blieb ihr eine Antwort schuldig.
"Was für sein Spinner!", Celles drehte sich zu den beiden um, "Ich hasse diesen Freak!"
Vanessa zitterte am ganzen Körper und nickte zustimmend.
"Alles in Ordnung?", fragte Saphira mit ihrer besorgtesten Tonlage. Vanessa versuchte sich zusammen zu reißen und ihr eine positive Antwort zu geben, wurde aber von einer hellen, freundlichen Stimme unterbrochen.
"Hat der Elf euch gefunden?", Yuca stand vor ihnen.
"Und du bist?", fragte Celles genervt, Saphira deutete ihr sofort still zu sein.
"Ihr müsst Saphira sein, die das Wasser beherrscht. Meine Mutter erzählte mir einst, dass ihr der Grund seid warum man sagt stille Wasser seien tief!", Yuca ließ sich nicht beirren, "Und ihr Celles, die Hüterin der Glut, man sagt ihr könnt selbst unter Wasser noch Flammen beschwören! Ich bin Yuca, ich bin dem gefallenen Engel gefolgt!"
Celles starrte das blinde Mädchen verdutzt an: "Woher weißt du all diese Dinge?"
Yuca kicherte: "Ich sehe anders als ihr, manchmal mehr, manchmal weniger!"
Vanessa schubste ihre Schwestern zur Seite: "Gefallener Engel? Was meinst du damit?"
Yuca hob die Hand und strich ihr über die Wange: "Weißt du was du willst? Sein Meister gab ihm eine neue Chance, wie auch er einst eine bekam. Der Erzengel der Schicksals!"
Vanessa fühlte einen Stich in der Brust. Ihr Herz fühlte sich schwer und kalt an. Sie fühlte einen unglaublichen Schmerz in sich, als würde es ihre Seele in Stücke reißen, nachdem sie ihre Tränen erfolgreich unterdrückt hatte antwortete sie: "Finn finden, den Prinzen vom weißen Thron!"
"Es geschehen seltsame Dinge!", stellte Yuca fest "Der Prinz vom weißen Thron... Den gibt es nicht, oder zumindest noch nicht. Aber der, den ihr sucht, sitzt im Finsternis!"
Saphira drängte sich zwischen Celles und Vanessa: "Also müssen wir zum schwarzen Thron!"
Allister war begeistert von seiner Leistung, er hatte zwei Pferde ohne Geld bekommen.
Shan war genervt von seinem Vortrag über den Vorteil seines guten Aussehens.
"Schön zu sehen wie leicht sich die Teufel blenden lassen!", Allister fuhr herum und starrte in olivgrüne Augen.
Der junge Mann wirkte irgendwo unsicher, unberechenbar, gefährlich.
"Wer bist du?", fragte Allister und fuhr sich arrogant durch die Haare. Er hatte einen Verdacht.
"Wer ich bin ist nicht von belangen, du bist der Kerl der an meiner Exfreundin herumbaggert!", fauchte sein Gegenüber.
Allister stellte fest, dass er Recht hatte: "Luis, schön das wir uns einmal persönlich begegnen, ich baggere nicht an deiner Ex herum, wir hatten da was Lockeres!"
Shan verdrehte die Augen, dieses männliche Balzverhalten war ihr zu viel.
"Wenn du meinst! Ich merke es ist zu früh um meinen Auftrag zu erfüllen! Viel Glück Prinzessin!", Luis drehte sich um und verschwand.
"Was war das den bitte?", fragte Shan und haute Allister mit der Pfote auf den Kopf "so etwas bescheuertes habe ich noch nie gesehen!"
Allister stupste das Kätzchen an: "Ich auch nicht, aber es kann nichts Gutes bedeuten! Vor allem weil er weiß wer du bist!"
Die beiden machten sich wie vereinbart auf den Weg zu den Toren der Stadt, wo sie auf Vanessa, Celles und Saphira trafen, die , wie immer, in einem Streit steckten.
Allister ging dazwischen: "Wow, Ladies, schön euch zu sehen, könnt ihr mir erklären was ihr schon wieder für ein Problem habt?"
Ehe er sich versah bekam er einen Schlag ins Gesicht von Celles. "Man, du musst aufhören ständig Leute zu schlagen!", brüllte Vanessa sie an.
"Nein!", schrie Celles zurück, "Du musst aufhören diesen Idioten zu verteidigen!"
Allister warf genervt ein das er sicher nicht verteidigt worden war. "Wer redet den mit oder von dir?", diesmal fuhr Saphira ihn an, "halt dich da..."
Plötzlich ertönten Schreie aus der Stadt, die Erde schien zu beben. Neben Vanessa schoss etwas durch die Steinmauer, Saphira, Celles und Allister warfen sich auf den Boden um den Trümmern auszuweichen.
Allister rollte sich auf den Bauch um Shan besseren Schutz zu bieten, Saphira hielt sich den Mund zu um den Staub nicht einzuatmen, Celles Augen tränten und die Pferde stürmten davon.
Vanessa stand in mitten der Trümmer, sie war unverletzt, verwirrt und nicht alleine.
"Das wollte ich nicht!", Luis ließ ihre Hand los "das war ein versehen! Vielleicht auch Schicksal!"
Vanessas Augen füllten sich mit Tränen als sie zu ihm sah, aber er verschwand einfach.
Ein tiefes Brummen erregte ihre Aufmerksamkeit, vor ihr stand der Grund für das Bersten und Brechen der Mauer.